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Der verheißene Mahdi

Der verheißene Mahdi

Morteza Motahari

Verheißen hat Gott denen unter euch, die glauben und gute Werke tun, daß er sie gewiß zu Nachfolgern auf Erden machen wird. Ebenso wie

jene, die vor ihnen waren, zu Nachfolgern machte. Und daß er gewiß ihre Religion, die Er für sie als gut befand, festigen und ihnen gewißlich, nachdem sie in Angst zubrachten, Frieden Und Sicherheit geben wird.

Und nun, im Anschluß an das eben Gesagte, zu einigen geschichtlichen Angaben. Das heißt, abschließend wollen wir auf ein paar historische Tatsachen - und zwar im Zusammenhang mit Imam Mahdi (atf) -aufmerksam machen.

Einige, die nicht informiert sind - insbesondere jene, die das schiitsche Überzeugungsgut nicht kennen, aber über den verheißenen Mahdi gelesen haben - gehen in der Annahme, daß es den "Erwartungsgedanken -Mahdawiat" - erst ab Mitte des dritten Jahrhunders HQ gibt. Also ab der Zeit der Geburt Imam Mahdis (atf). Ich möchte nun nachweisen, daß es ihn jedoch schon seit viel früher gibt.

 

"Mahdawiat" in Koran und Ahādith

Erstens:

Im Koran wird dieses Thema in aller Deutlichkeit genannt. Das heißt, wer den Koran aufmerksam liest, wird erkennen, daß in etlichen seiner Verse auf dieses zukünftige Geschehen - als einer feststehenden Realität - hingewiesen wird. Unter anderem im 105. Vers der Sure 21, Anbyä. Hier sagt Gott:

ﻭَ ﻟَﻗَدْ ﮐَﭠَﺑْﻧﺍ ﻔﻲ اﻟﺯﱠﺑﻭﺭِ ﻣِﻦ ﺑَﻌْدِ ﺍﻟﺫﱠﮐْﺭِ ﺃَﻦﱠ ﺍْﻟﺃَﺭْضَ ﭕَﺭِﺜُﻫﺍ ﻋِﺑﺍدِﻱَ ﺍﻟﺻّﺍﻟِﺣﻭﻦَ

"Wir haben bereits im Psalter - nach der vorausgegangenen Ermahnung -kundgetan, daß die Mir rechtschaffen Dienenden die Erben auf Erden sein werden."

"Wir haben kundgetan", bedeutet: So wird es geschehen. Wenn es in dem koranischen Wort heißt:

ﺃَﻦﱠ ﺍْﻷَﺭْﺽَ ﭕَﺭِﺜُﻫﺍ ﻋِﺑﺍدِﻱَ ﺍﻟﺻّﺍﻟِﺣﻭﻦَ

 "Die Rechtschaffenen und Gott Dienenden und Anbetenden werden es sein, die auf Erden regieren werden..."

so ist nicht ein Gebiet auf Erden gemeint, sondern das gesamte Erdenrund. Das aber besagt:

Die Erde wird nicht immer in der Hand der Gewaltmächtigen, Tyrannen und Ruchlosen bleiben. Vorübergehend ist es zwar so, aber dann wird auf Erden die Herrschaft der Gerechten und Rechtschaffenen anbrechen. In Zukunft werden sie es sein, die auf Erden regieren und das Sagen haben.

(Und so wird es sein, werden, denn daß an der Aussage dieses Verses auch nicht im geringsten zu zweifeln ist, vesteht sich von selbst...)

Und ebenfalls, daß der Islam, diese vollständige, letzte und universale Religion, die Religion der Menschheit sein wird und alle anderen Religionen hinter ihr zurücktreten und verblassen werden, ist ebenfalls eine Tatsache, auf die im Heiligen Koran hingewiesen wird. Ein weiteres Zeichen und Resultat des Erscheinens und Wirkens des verheißenen Mahdis (a.s.)...

So heißt es im 9. Vers der Sure 61, Saff:

ﻫُﻭ اﻟﱠﺫﻱ ﺃَﺭﺴَﻞَ  ﺭﺴﻭﻟَﻪُ ﺑِﺍﻟْﮭدﻯ ﻭَدﭕﻦِ اﻟْﺣﻖّ ﻟِﭕُﻆْﮭِﺭَﻩُ ﻋَﻟَﻰ ﺍﻟدّﭕﻦِ ﻛُﻟّﻪِ ﻭَ ﻟﻭْ ﻛَﺭِﻩَ ﺍﻟْﻣُﺷْﺭِﻛﻭﻦََ

 

Das heißt: Gott schickte diesen Seinen Gesandten Propheten (Muhammad s.a.a.s.) mit der Führung und der wahren Religion (Islam). Und diese Religion wird letztendlich alle anderen Religionen in den Hintergrund rücken. Das heißt, alle werden sich dieser Religion fügen...

Und etliche Verse mehr.

Was aber hat - abgesehen vom Koran - der Gesandte Gottes zu diesem Thema gesagt?

Nebenbei - da der Prophet ebenfalls auf das Erscheinen des verheißenen Mahdis (atf) hinweist, ist es ganz selbstverständlich, daß auch übrigen islamischen Glaubensgemeinschaften mit diesem Thema vertraut sind. Daß also nicht allein die Schiah diesbezügliche Riwāyāt überliefert, sondern auch die Sunniten. Und die Zahl der Riwāyāt, die sie hierzu zitieren, ist nicht geringer als die Ahl-Taschayyuhs. Ein Blick in die Literatur Ahl-Tassannuns bestätigt dies.

In den Jahren, in denen ich in Qum studierte, wurden zwei Bücher zu diesem Thema geschrieben. Eines von Äyatullāh Sadr (a.a.m), unter dem Titel "AI Mahdi". Es ist in arabischer Sprache verfaßt worden, und so weit mir bekannt ist, befindet es sich bereits in Druck. Die Riwāyāt, die in diesem Buch zitiert werden, stammen allesamt aus sunnitischen Quellen, und wenn man genau hinschaut, stellt man fest, das Ahl-Tassannun sogar noch mehr Riwāyāt zu diesem Thema bringt als Ahl-Taschayyuh.

Das andere Buch - in persischer Sprache - wurde auf Anordnung Āyatulläh Borudjerdis geschrieben. Es trägt den Titel: "Muntachab ul Atar". Autor ist einer der Gelehrten des Theologisch-Wissenschaftlichen Bildungszentrums in Qum - Herr Aqā-Mirzā Lutfullāh Säfi. Wie gesagt, auf Anordnung Äyatullāh Borudjerdis hin, der angab, was das Buch zu beinhalten und wie es aufgebaut zu sein hat. Auch dieses Buch ist lesenswert und zeigt auf, wieviel Riwāyāt-es doch zu diesem Themenkomplex gibt, insbesondere von Ahl-Tassannun...

Bevor wir uns nun mit dem Einfluß dieses Erwartungsgedanken auf die islamische Geschichte befassen, noch ein Wort Ali Ibn Abi Tālibs (a.s.), das unter anderem in Nahgul Balāgah nachzulesen ist:

Kumayl Ibn Ziäd Nakh'i berichtet, daß Ali (a.s.) ihn eines Abends mit hinaus in die stille Weite der Steppe genommen habe (es wird in Kufeh gewesen sein). 13° Dort angekommen, habe Ali (a.s.) ihm sein Herz ausgeschüttet. Er habe, nach einem tiefen, schweren Atemzug, zunächst begonnen, über die drei Kategorien "Mensch" zu sprechen. Über jene, die

130 Nahgul Balāgah, Hikmat 147

 

hochgelehrt sind und lehren, über jene, die lernen und jene, die oberflächlich und gleichgültig sind.

Er sagte: 'O Kumayl, ich habe bisher noch niemanden gefunden, dem ich das, was ich weiß, sagen könnte. Die einen sind zwar gute Menschen, aber dümmlich, und die anderen sind intelligent, aber ohne rechten Glauben. Das heißt, sie nutzen die Religion im Sinne ihrer weltlichen Interessen.'

Und dann erwähnte Ali (a.s.) seine Einsamkeit, sprach: 'O Kumayl, ich fühle mich so allein. Niemand ist, dem ich das, was ich im Herzen habe, sagen könnte.'

Abschließend fügte er noch hinzu: 'Allerdings - die Erde wird niemals ohne Gottes "Huggat" sein. Das heißt, Gottes Huggat - offenkundig oder aber verborgen - wird es auf Erden immer geben...'

So, und nun zum Einfluß des Erwartungsgedankens - Mahdawiyat - auf die islamische Welt bzw. die islamische Geschichte. Etwa ab Mitte des ersten Jahrhunderts HQ wurde er spürbar.

Aufstand Mukhtārs und "Mahdawiyat"

Die Mahdawiyat-Überzeugung zeigte sich in der islamischen Welt bzw. Geschichte zum ersten Mal, als sich Mukhtār zum Aufstand erhob, um das Geschehen zu Kerbela zu vergelten.

Keine Frage - Mukhtärs Vorgehen hatte vor allen Dingen einen politischen Hintergrund. Das heißt, der politische Gedanke überwiegte den religiösen. Ob Mukhtär ein guter oder nicht guter Mensch war, darum geht es mir hier nicht. Das steht hier nicht zur Debatte. Sondern: Mukhtär wußte, daß sich die Bevölkerung - wenngleich es um Vergeltung ging für das, was Imam Hussayn (a.s.) angetan worden war und dies war ein hohes Motiv - nicht unter seine Führung stellen würde.

Wie aus Riwäyät hervorgeht, hatte er diesbezüglich wohl auch mit Imam Zayn ul Ābidin (a.s.) gesprochen, doch dieser hatte nicht akzeptiert. Und so hatte Mukhtär dann den vom Gesandten Gottes verheißenen Mahdi zur Sprache gebracht und gemeint, daß dieser gewißlich Muhammad Ibn Hanafiyah sei. Muhammad Ibn Hanafiyah war ein Sohn Amir al Mu'minins und Bruder Imam Hussayns (a.s.) und hieß - wie der Prophet - ebenfalls "Muhammad". Das aber war ebenfalls wichtig, denn aus den Worten des Gesandten Gottes ging hervor, daß der verheißene Mahdi seinen Namen tragen würde. Also "Muhammad".

 

Mukhtär gab also bekannt: 'Leute, hört, was ich euch sage: Ich bin der Vertreter jenes Mahdis, den der Prophet ankündigte.'131

Und so bezeichnete er sich - im Interesse seines Bestrebens - eine Zeitlang als Vertreter des verheißenen Mahdis.

Zu der Frage, ob Muhammad Ibn Hanafiyah selbst glaubte, der verheißene Mahdi zu sein oder nicht, sagen einige: Er akzeptierte es, um auf diese Weise Vergeltung zu üben für das Unrecht, das Hussayn Ibn Ali (a.s.) angetan worden war. Doch das ist nicht bewiesen. Darüber aber, daß Mukhtär ihn als den verheißenen Mahdi bekanntgab, bestehen keine Zweifel. Daraus ging dann ja auch späterhin die "Kayssäniah-Lehre" hervor.

Als Muhammad Ibn Hanafiah - der angebliche Mahdi - starb, sagte man: 'Der verheißene Mahdi stirbt nicht, jedenfalls solange nicht, bis das die Welt voller Gerechtigkeit ist. Das heißt also, Muhammad Ibn Hanafiah ist in Wirklichkeit nicht tot, sondern hält sich nun im Berge "Radwä" verborgen.'

Was berichtet Zuhari?

Ähnliches ereignete sich auch späterhin. So berichtet der Historiker Abu 1 Farag Safhäni - der, wie ich schon sagte, dem Ummayyaden-Geschlecht angehört und kein Schiit ist - in seinem "Maqätil ut Tälibiyin":

Als Zuhari132 die Nachricht vom Schahādat des Zayd Ibn Ali y Ibn 1 Hussayn133 erhielt, sagte er: 'Warum haben sie (jene aus dem Hause des

131 Über den Zeitpunkt des Erscheinens des verheißenen Mahdis (atf) war schon in der frühen
islamischen Welt nichts bekannt. EinigeAnhaltspunkte gab es wie: der Sohn des und des,
der der Sohn des und des ist etc..Aber über den Zeitpunkt seines Erscheinens geht auch
jenem bekannten Prophetenwort, in dem es heißt: 'Mahdi ist einer meiner Nachkommen
und wird ganz gewiß erscheinen,' nichts hervor.

132Zuhari ist ein Historiker Ahl-Tassannuns. Zuhari und Scha'bi gehören zu den "Täbi'in".
Dasheißt zu denen, die zwar die Gefährten des Propheten noch miterlebten, nicht aber den
Propheten selbst. Sie - Zuhari und Scha'bi -gehören zu den großen Gelehrten und
Schaykhs ihrer Zeit.

133Imam Zaynul Äbidin hatte einen Sohn namens "Zayd". Zayd erhob sich zum Aufstand und
fand das Schahädat. Über Zayd istviel gesagt worden, und was unsere Imame (a.s.)
anbelangt, so haben sie - lautentsprechender Riwäyät - Zayd gemocht. In "Käfi" wird
folgendes Wort Imam Sadiqs (a.s.)überliefert: 'Bei Gott, Zayd hat als Schahid diese Welt
verlassen.'   Zayd   ist jener,   den   die   Zaydis   -   eine   schiitische   Gemeinschaft,   die
häuptsächlich in Yenienanzutreffen ist - als Imam nach Imam Zaynul Äbidin verstehen.
Sicher ist, daß Zayd ein guter Mensch war - tugendhaft und gottesfürchtig. Laut unserer
Riwäyät erhob er sich zumAufstand, um das Gute zu gebieten und Schlechtes zu
verwehren. Nicht darum, um Anspruchauf das Imamat zu erheben. Kurz - aus unserer
Sicht war Zayd ein edler und rechtschaffener Mann.

 

Gesandten Gottes) es denn nur so eilig?! Der Tag, da der Mahdi aus ihrem Hause erscheinen wird, wird doch kommen.'

Auch aus diesen Worten geht deutlich hervor, daß das Erscheinen des Mahdis, der aus dem Hause des Gesandten Gottes ist, ein bekanntes und feststehendes Thema ist. So sehr, daß Zuhari sofort, als er von Zayds Schahädat erfährt, äußert: Warum haben es die Nachkommen des Gesandten Gottes denn nur so eilig?! Warum erheben sie sich so schnell?! Das sollten sie besser nicht tun, denn sich zu erheben ist Sache ihres verheißenen Mahdis...

Mir geht es hier nicht darum, klarzustellen, ob dieser Einwand Zuharis richtig und berechtigt ist oder nicht - und natürlich ist er das nicht. Ich möchte lediglich darauf aufmerksam machen, daß auch er sagt: Jener Tag wird kommen, da sich einer der Nachkommen des Gesandten Gottes erheben wird. Und sein Sich-Erheben, sein Aufstand, wird ein voller Erfolg sein.

Aufstand des "Nafs Zakiyah"

Imam Hassan (a.s.) hatte einen Sohn, der ebenso hieß wie er selbst -Hassan. Darum nannte man ihn "Hassan mutannä", also Hassan der Zweite. Hassan Ibn al Hassan. Er war Schwiegersohn Imam Hussayns (a.s.). Fätimah Bint 1 Hussayn war die Gattin dieses Hassan mutannä. Hassan mutannä und Fätimah Bint 1 Hussayn hatten einen Sohn namens Abdullah. Und da dieser Sohn also mütterlicherseits als auch väterlicherseits eng mit Amir al Mu'minin und Fätimah Zahrä (a.s.) verwandt war, nannte man ihn "Abdullah Mahd". Das heißt "Abdullah - reiner Alawi und reiner Fätimide". Also sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits eng und rein mit beiden -Ali und Fätimah - verwandt.

Abdullah Mahd hatte Söhne - Muhammad und Ibrahim. Sie lebten gegen Ende der Umawiden-Herrschaft. Also um 130 HQ. Muhammad Ibn Abdullah war von hoher, edler Gesinnung, weshalb man ihn als "Nafs Zakiyyah" bezeichnete. Gegen Ende der Umawiden-Dynastie kam es zu Aufständen der Nachkommen Imam Hassans (a.s.). (Eine lange Geschichte).

Auch die Abbassiden leisteten Muhammad Ibn Abdullah den Treueid. Zu dieser Treueid-Zeremonie wurde auch Imam Sädiq (a.s.) gerufen. Sie sagten ihm: Wir wollen uns zum Aufstand erheben und Muhammad Ibn Abdullah den Treueid schwören. Und auch du, der du doch aus dem Hause Hassans und Hussayns bist, solltest das gleiche tun und ihm ebenfalls den Treueid leisten.

 

Der Imam fragte: 'Was bezweckt ihr damit? Wenn Muhammad Ibn Abdullah sich erhebt, um des 'Gebieten des Guten und Verwehren des Schlechten' willen, so mach ich mit und unterstütze ihn dabei. Wenn er sich aber erhebt mit der Behauptung, der verheißene Mahdi zu sein, so irrt er sich. Er ist nicht der verheißene Mahdi. Der verheißene Mahdi ist jemand anders. Jedenfalls dann werde ich ihn nicht unterstützen und nicht bestätigen. Keinesfalls.'

Es ist nicht ausgeschlossen, daß sogar Muhammad Ibn Abdullah Mahd diesem Irrtum - nämlich der verheißene Mahdi zu sein - erlegen war, denn immerhin trug er ja den gleichen Namen wie der Prophet - "Muhammad". Abgesehen davon hatte er ein Mal auf seiner Schulter 134, und viele sagten sich: Ist dieses Mal auf Muhammad Ibn Abdullahs Schulter denn nicht auch ein Hinweis darauf, daß er der verheißene Mahdi ist?

Jedenfalls - viele, die ihm den Treueid leisteten, taten dies in dem Glauben, er sei der verheißene Mahdi.

Das alles zeigt, daß der Erwartungsgedanke, der Gedanke vom Erscheinen Mahdis, ein damals schon weitverbreiteter und akzeptierter war. Und zwar so sehr, daß man gleich, wenn sich jemand zum Aufstand erhob und dazu einigermaßen tugendhaft und guter Gesinnung war, annahm: Er ist der uns vom Gesandten Gottes verheißene Mahdi.

Sicher ist jedenfalls, daß auch der Prophet über das Erscheinen des Verheißenen Mahdis sprach, denn hätte er seine diesbezüglichen Äußerungen und Erklärungen nicht gemacht, würde das Erwartungsdenken in der Bevölkerung nicht so Fuß gefaßt haben. Wenngleich es auch da und dort im Sinne politischer Bestrebungen genutzt bzw. mißbraucht wurde.

List des Abbassiden-Kalifen "Mansur"

Auch folgendes - ein Beispiel für den Mißbrauch dieses Erwartungsdenkens. Und zwar hatte Mansur, zweiter Abbassiden-Kalif, seinem Sohn den Namen "Mahdi" gegeben. Das heißt: Erster Abbassidenkalif war Saffah, zweiter Mansur und der dritte, also der Sohn und Nachfolger Mansurs, hieß "Mahdi".

Die Historiker, u.a. Därmastar, schrieben, daß Mansur seinem Sohn den Namen "Mahdi" gegeben hatte, um daraus politischen Gewinn zu ziehen. Um den Leuten weiszumachen: Mein Sohn ist jener Mahdi, der euch verheißen ist und auf den ihr wartet...

134 Der Gesandte Gottes hatte ein Mal auf seiner Schulter, das als Kennzeichen seiner Prophetschaft betrachtet wurde.

 

In "Maqätil ut Tälibiyin" und anderen Schriften heißt es, daß er selber einigen seiner Vertrauten diese List und Lüge eingestand. Einmal fragte er Muslim Ibn Qutaybah, einen Nahestehenden: 'Was sagt eigentlich dieser Muhammad Ibn Abdullah Mahd?' Man antwortete ihm: 'Er behauptet, der verheißene Mahdi zu sein.' Mansur daraufhin: 'Er irrt sich. Nicht er ist der verheißene Mahdi und nicht mein Sohn.'

Aber er sagte auch: 'Er - also Muhammad Ibn Abdullah Mahd - ist nicht der verheißene Mahdi. Mein Sohn ist es.'

Wie ich schon sagte: Viele, die den Treueid schworen, taten es in dem Glauben, dem verheißenen Mahdi den Treueid zu leisten. Sehr viele Riwäyät über ihn - den verheißenen Mahdi - kursierten in der islamischen Gesellschaft, und da diese nicht richtig zu differenzieren wußte, was andere wiederum ausnutzten, kam es zu solchen Irrtümern, Mißverständnissen und Mißbräuchen.

Muhammad Ibn 'Iglan und Mansur

Etliche ähnlich gelagerte Beispiele gibt es noch, unter anderem dieses:

Einer der Fiqh-Gelehrten Medinas - Muhammad Ibn 'Iglän - leistete Muhammad Ibn Abdullah mahd den Treueid.

Zunächst hatten die Abbassiden es ja ebenso gehandhabt. Dann aber, als sie das Kalifat ergriffen, sahen sie die Dinge anders. Sie unterstützten jene aus dem Hause Alis und Fätimahs (a.s.) nicht mehr, sondern stellten ihnen nach, nahmen sie fest, schikanierten und töteten sie. Auch die "Sädät Hassani". l35

Kurz - als nun Mansur von dem Treueid dieses Gelehrten aus Medina hörte, beorderte er ihn zu sich, befragte ihn und erfuhr, daß er tatsächlich Muhammad Ibn Abdullah mahds den Treueid geleistet hatte. Und so befahl er nun: 'Diese Hand, die meinem Gegner den Treueid schwor, muß abgeschlagen werden!'

Die Gelehrten Medinas taten sich daher zusammen und baten für ihren geistlichen Bruder um Gnade. Sie begründeten ihr Gnadengesuch wie folgt:

"O Kalif, ihn trifft keine Schuld. Er ist ein gelehrter Mann, ein Faqih und Haditkenner. Er glaubte, daß Muhammad Ibn Abdullah mahd der verheißene Mahdi sei. Darum leistete er ihm den Treueid. Er bezweckte damit jedoch nichts Böses und handelte nicht in Feindschaft gegen dich.'

135 Nachkommen aus dem Hause Imam Hassans (a.s.)

Wir sehen, der "verheißene Mahdi" betrifft ein Thema, das offenkundig und weit verbreitet in der islamischen Welt war. Die islamische Geschichte zeigt, wie wirksam dieses Denken war und wie oft es auf das Geschehen Einfluß nahm.

Bezüglich vieler unserer Imame (a.s.) hieß es, wenn sie starben: 'Vielleicht ist er gar nicht tot. Vielleicht entschwand er nur unseren Blicken. Vielleicht ist er der verheißene Mahdi...' Wie es beispielsweise im Zusammenhang mit Imam Mussā Kāzim und auch Imam Bāqir (a.s.) gesagt wurde. Wie berichtet wird, sprach man auch anläßlich Imam Sādiqs (a.s.) Dahinscheiden so und ebenfalls im Zusammenhang mit einigen weiteren Imamen (a.s.).

Imam Sādiq (a.s.) hatte einen Sohn namens Ismail.136 Ismael starb bereits zu Lebzeiten seines Vaters, der ihn sehr gern hatte. Als nun dieser Ismail gestorben war, man die Totenwaschung an ihm vorgenommen und ihn in den Kaffan gehüllt hatte, stellte sich Imam Sädiq neben den Leichnam, rief seine Gefährten herbei, öffnete den Kaffan, ließ sie das Gesicht des verstorbenen Ismail sehen und sprach:

'Mein Sohn Ismail ist nun tot. Komme daher morgen niemand und behaupte, er sei der verheißene Mahdi und nun unseren Blicken entschwunden. Seht seinen Leichnam, seht sein Gesicht, identifiziert ihn und legt Zeugnis ab dafür, daß er tot ist.'

Das alles zeigt, daß der Erwartungsgedanke schon in den Köpfen der Muslime jener Zeit fest verankert war.

Und soweit ich mich informiert und nachgeforscht habe, ist bis in die Zeit Ibn Khalduns hinein nicht ein einziger Gelehrter der islamischen Welt zu finden, der behauptet hätte, die Ahādith im Zusammenhang mit dem verheißenen Mahdi seien an den Haaren herbeigezogen und stimmten nicht. Alle bestätigen diese Riwāyāt. Und wenn es Meinungsverschiedenheiten dazu gab, dann bezüglich der Person dieses Mahdis, das heißt, wer dieser Mahdi ist. Ist es der Sohn Imam Askaris oder aber einer der Söhne Imam Hassans oder Imam Hussayns? Aber daß die Gesellschaft einen Mahdi haben wird und dieser Mahdi ein Nachkomme des Propheten und Fātimah-Zahras (a.s.) ist und für Gerechtigkeit auf Erden sorgen wird, nachdem sie voller Unrecht und Tyrannei war - diesbezüglich bestanden keine Zweifel. Darüber waren sich alle einig.

136 Auf diesen Ismail stützen sich die Ismāiliten

 

De'bels Worte

De'bel Khozā'i ging zu Imam Ridā (a.s.) und trug ihm eines seiner Gedichte vor, in dem er auf die tragischen Ereignisse im Zusammenhang mit Fātimeh-Zahrā (s.a.) und einem jeden ihrer Kinder (a.s.) zu sprechen kommt.

Imam Ridā, tief beeindruckt, kommen die Tränen. De'bel erwähnt in seinen Zeilen die Gräber der Nachkommen Zahräs. Gräber in "Fakh", Gräber in "Kufän". Er weist auch auf das Schahädat des Muhammad Ibn Abdullah Mahd und seines Bruders hin, auf das Schahädat Zayd Ibn Ali y Ibn 1 Hussayn, und er spricht über das Schahädat Imam Hussayns, über das Schahädat Imam Mussabne Ga'fars.

Wie berichtet wird, sagt hier, an dieser Stelle, Imam Ridä (a.s.): Etwas füge hinzu, weise auch auf die Gruft in Tuss hin...

De'bel erwiderte: Die Gruft in Tuss, von der du sprichst, kenne ich nicht.

Imam Ridä (a.s.) daraufhin: Es ist meine Gruft...

Eines der Gedichte De'bels befaßt sich mit unserem Thema. Das heißt, er spricht darüber, daß sich diese Tragik fortsetzen wird bis daß jener verheißene Imam erscheinen wird. Und daß er kommen wird, steht fest...

Noch viele weitere Beispiele - geschichtlich belegt - könnten wir hierzu bringen. Doch das ist nicht notwendig, denn das, um was es mir hier ging, habe ich gesagt. Nämlich, daß man in der islamischen Welt über das Kommen des verheißenen Mahdis (atf) schon seit Beginn des Islam, seit Lebzeiten des Gesandten Gottes wußte und daß dieses Denken ab Mitte des ersten Jahrhunderts HQ Hintergrund so manchen geschichtlichen Geschehens war.

"Mahdawiyat" in der sunnitischen Welt

Um deutlich zu machen, daß das Erwartungsdenken nicht nur in der Schi'ah137, sondern auch in der sunnitischen Welt vertreten ist, ist es angebracht, einmal festzustellen, ob es jene, die von sich behaupteten, der "verheißene Mahdi" zu sein, nur in den Reihen Ahl-Taschayyuhs zu finden sind oder auch in denen Ahl-Tassannuns. Jedenfalls - wer sich darüber informiert, wird erkennen, daß es auch in sunnitischen Kreisen etliche gab, die derlei sagten.

Einer von ihnen ist Mahdi Sudäni, auch als Muttamahdi Sudäni bekannt. Es ist noch kein Jahrhundert her, daß er in Sudan von sich reden machte. Er

137 Allerdings, einige Mahdawiyyat-Dctails, von denen die Schi'ah überzeugt ist, werden nicht seitens aller Sunniten akzeptiert, sondern nur von einigen unter ihnen.

scharte einen Kreis Anhänger um sich, der noch bis vor kurzem bestand. Auch er bezeichnete sich als der "verheißene Mahdi". Das heißt also, daß der Mahdawiyat-Gedanke sogar in dem sunnitischen Sudan so stark vertreten war bzw. ist, daß solch unwahre Behauptungen selbst dort Nährboden finden. Auch in anderen islamischen Gebieten traten etliche auf, die sich als Mahdi ausgaben. Zum Beispiel machten - mit einer solchen Behauptung - in Indien und Pakistan die Qädiän von sich reden. Nebenbei - zahlreiche Riwäyät machen darauf aufmerksam, daß trügerische Mahdis auftreten und behaupten werden, der verheißene Mahdi zu sein.

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