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Unter dem besonderen Schutz Allahs“

Sumaya Mohammed sprach mit der Präsidentin des Trägervereins, Laila-Beatrice Oulouda, über den Betrieb seiner Moschee im Schweizer Ort Volketswil-Hegnau „Also die Durchmischung der Ethnien wurde wirklich erreicht. Wichtig ist für uns die Deutsche Sprache. Es gibt in der Schweiz wenige Moscheen, in denen man auf Deutsch kommunizieren kann.“
Unter dem besonderen Schutz Allahs“

Sumaya Mohammed sprach mit der Präsidentin des Trägervereins, Laila-Beatrice Oulouda, über den Betrieb seiner Moschee im Schweizer Ort Volketswil-Hegnau

„Also die Durchmischung der Ethnien wurde wirklich erreicht. Wichtig ist für uns die Deutsche Sprache. Es gibt in der Schweiz wenige Moscheen, in denen man auf Deutsch kommunizieren kann.“

Volketzswil/Zürich (iz). Am 3. Mai 2010 wurde der Grundstein für die derzeit zweitgrösste Moschee in der Schweiz gelegt, das ImanZentrum in Volketswil-Hegnau bei Zürich. Zweieinhalb Jahre später war das Bauwerk betriebsbereit, am 14. Dezember 2012 konnte das erste offizielle Freitagsgebet stattfinden. Seither haben tausende Muslime dieses Zentrum, das für Muslime aller Länder und Ethnien konzipiert wurde, besucht.

Der Bau, mit einem Kostenvoranschlag von CHF 7.5 Mio, wurde ohne Aufnahme von Bankkrediten alleine durch Spenden aus dem In- und Ausland getätigt. Das Zentrum orientiert sich am sunnitischen Islam, interne „Amtssprache“ ist Deutsch, es wird die Freitagspredigt auf Arabisch und Deutsch gehalten. Sämtliche Ankündigungen sind in Deutsch gehalten.

Das ImanZentrum ist eine von nur vier Gebetsstätten in der Schweiz, welche von Beginn an als solche geplant und gebaut wurden. Es bietet als zweitgrößte Moschee der Schweiz nach der Genfer auf vier Stockwerken eine Gesamtfläche von 11.000 Quadratmetern. Nebst dem Gebetsraum im Erdgeschoss, mit Platz für 500 Männer und auf der Galerie im 1. Stock für 300 Frauen, umfasst der Bau im Obergeschoss 5 Schulungsräume, einen Jugendraum sowie einen Vortragssaal. Das Zentrum verfügt über zwei kleine Gästezimmer, in denen auswärtige Referenten und Gäste übernachten können, und mehrere weitere Räume, die als Büro, Frauenraum und Bibliothek genutzt werden. Im Untergeschoss gibt es einen türkischen Laden sowie ein derzeit libanesich geführtes Restaurant, beides ist vermietet und wird unabhängig vom Zentrum auf eigene Rechnung der Mieter betrieben. 75 Parkplätze gehören zum Zentrum.

Die Stiftung Islamisches Zentrum Volketswil (SIZV) ist die faktische Besitzerin des Gebäudes. Sie wurde im Dezember 2008 gegründet, hat das Baugesuch eingereicht, die Bauphase eingeleitet und überwacht. Sie verwaltet heute die Räumlichkeiten, ist Hauptansprechpartner für Behörden und Ämter.

Die IGVZ (Islamische Gemeinschaft Volketswil Zürich) wurde im Juli 2012 gegründet und ist zuständig für den Betrieb innerhalb des Zentrums. Sie finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen und Spenden.Die IGVZ hat einen festangestellten Imam, der die religiösen und sozialen Aufgaben der Gemeinschaft übernimmt ebenso einen halbamtlichen Hauswart. Alle Mitglieder des Vorstandes IGVZ arbeiten ehrenamtlich. Der Verein ist Mitglied der VIOZ (Vereinigung Islamischer Organisationen im Kanton Zürich www.vioz.ch) Ihr Vorstand besteht aus sieben Mitgliedern schweizerischer und ausländischer Herkunft, die Präsidentin ist eine Frau: Laila-Beatrice Oulouda, Mutter von 6 Kindern, Grossmutter, gelernte Kauffrau und seit 25 Jahren Muslimin. Sie ist am IPD (Institut für Pädagogik und Didaktik) ausgebildete Religionslehrerin.

Islamische Zeitung: Frau Oulouda, Sie bezeichnen den Bau der Moschee in Volketswil als „einen Schritt aus dem Schatten ans Licht“. Hat sich diese Vision bewahrheitet, inwieweit manifestiert sie sich?

Laila Oulouda: Man bemerkt, dass das Interesse am Zentrum generell steigt. Die Leute werden darauf aufmerksam, wollen wissen, was das für ein Haus ist. Und wenn sie dann kommen – der „WOW-Effekt“. Man staunt darüber, dass die Muslime – hierzulande – so etwas Schönes zustandebringen können. Ich bekomme auch immer mehr Anfragen für Führungen durchs Zentrum. Man kennt den Ort langsam und so war es ein Schritt ins Licht im Sinne eines neuen Gesehen- und Wahrgenommenwerdens.

Islamische Zeitung: Was gibt es über die inhaltliche Struktur des Zentrums zu sagen?

Laila Oulouda: Das Wichtigste natürlich sind die täglichen 5 Gebete sowie das Freitagsgebet. Wir haben zusätzlich einmal im Monat Frauentreffen. Weiter gibt es Unterricht für Erwachsene und Kinder. Am Mittwochnachmittag und Samstagmorgen ist Schule für Kinder (Islamunterricht in Deutsch, Arabaisch und Qur’an). Es sind nun über 100 Kinder, die diesen Unterricht besuchen, einige stehen auf der Warteliste.

Unser neuer Imam, Sheikh Youssef Ibram, gibt ebenfalls regelmäßig Unterricht. Am Dienstagabend Dars nur für Frauen, am Mittwochnachmittag Qur’an für Frauen, am Samstagabend Dars für alle. Donnerstagabend bieten wir einen Arabischkurs für Personen, die von Haus aus kein Arabisch sprechen.. Freitagabend ist Jugendabend, die Jugendlichen treffen sich in zwei Gruppen (vor 20.00 die unter 16-jährigen, danach die über 16-jährigen).

Sind genügend Leute vor Ort, gibt es einen kurzen Dars nach dem Morgengebet. Manchmal wird ganz spontan ein Dars gehalten, und am Sonntagmorgen gibt es ab und zu einen Brunch für die Besucher des Morgengebets.

Es kommt auch regelmäßig ein Referent aus Deutschland, Mohammed Johari. Leider gibt es aber manchmal Terminkollisionen und man muss eine Pause einlegen wie jetzt: Er kommt erst im Juni wieder. Seit Oktober des letzten Jahres haben wir einmal monatlich das islamologische Institut Wien zu Gast mit dem Islamologiekurs.


Wir bieten 2 Mal jährlich einen Tag der offenen Moschee. Bis jetzt hatten wir im Schnitt immer 50 bis 80 Besucher. Man kann sagen, dass das ein großer Erfolg ist. Und was natürlich unter der Woche läuft, sind die Führungen für Schulklassen und andere Gruppen wie Studentenorganisationen, die Pädagogische Hochschule Zürich kommt regelmässig, ebenso hatten wir verschiedene Gruppen der Kantonspolizei und der Feuerwehr zu Besuch, sowie den Gewerbe- und Quartierverein von Volketswil-Hegnau, weiter diverse Kirchengruppen, letzthin war auch eine Gruppe Mormonen hier.

Islamische Zeitung: Ergibt sich hieraus auch ein fruchtbarer Austausch?

Laila Oulouda: Im Moment steht das Interesse am Zentrum im Vordergrund. Es kann noch nicht als ein Austausch im Sinne einer näheren Zusammenarbeit mit diesen Gruppen bezeichnet werden. Wir sind immer noch im Aufbau und müssen uns erst selbst ein wenig etablieren, bevor wir uns groß austauschen können. Die Erfahrung zeigt auch, dass die Muslime weniger bereit sind, sich mit Christen zu treffen als umgekehrt. Einige Kontakte wurden vor allem unter Frauen schon geknüpft. Es wird sich zeigen, was daraus wird.

Islamische Zeitung: Wie sind die Kontakte mit den Behörden?

Laila Oulouda: Wir stehen in gutem Kontakt mit den Behörden, vor allem mit der Gewerbepolizei, Gemeinde- und Feuerpolizei, auch mit der Gemeindeverwaltung. Wir sind in Volketswil nun als offizieller Verein registriert, was uns gewisse Vorteile bietet, sind auch mit der Schulpräsidentin in Kontakt und planen, im Ramadan einen Iftar spezifisch für Behördenmitglieder zu machen.

Islamische Zeitung: Welche Nationalitäten kommen hier zusammen?

Laila Oulouda: Das ist etwas schwierig einzuschätzen, ich kann es am besten aus Sicht der Schule sagen. Wir haben Kinder aus Nordafrika (Marokko, Tunesien, Algerien, Aegypten), Vorderasien (Libanon, Syrien, Palästina, Saudiarabien), Asien (Indien, Pakistanisch, Indonesien), Afrika (Somalia, Eritrea) und natürlich Europa (Schweiz, Türkei, Mazedonien, Kosovo, Bosnien). Also die Durchmischung der Ethnien wurde wirklich erreicht. Wichtig ist für uns die Deutsche Sprache. Es gibt in der Schweiz wenige Moscheen, in denen man auf Deutsch kommunizieren kann. Dass die Khutba zuerst auf Arabisch, dann auf Deutsch gehalten wird, ist uns ganz wichtig. Der Vorstand besteht auch darauf, dass alles übersetzt wird. Wenn es einen Vortrag auf Arabisch gibt, muss es mindestens eine Simultanübersetzung dazu geben. Leider haben wir noch keine Übersetzungsgeräte – das ist einer unserer Wünsche. Aber es findet sich immer jemand, der die beiden Sprachen beherrscht und dann simultan übersetzen kann.

Manchmal gibt es schon Zusammenstösse aber man weiß ja, dass auf die verschiedenen Rechtsschulen Rücksicht genommen werden muss, wenn jemand halt eine andere Gebetshaltung einnimmt, dass man da tolerant ist – er macht’s so, ich mach’s anders. Da wird von uns her auch geschaut, dass hier nicht „eingegriffen“ wird, wenn einer kommt, der findet „das ist haram“. Dass man da versucht zu schlichten. Klarzumachen, dass es verschiedene Richtungen gibt und dass hier in der Moschee nicht nur eine praktiziert werden darf. Bis jetzt geht das, alhamdulillah, recht gut.

Islamische Zeitung: Wie ist der Vorstand zusammengesetzt?

Laila Oulouda: Gerade gestern hatten wir Neuwahlen. Es ist leider zur Zeit nicht der ganze Vorstand besetzt. Wir haben Schweizer dabei, einen Schweiz-Marokkaner und einen Mazedonier, Männer und Frauen sind durchmischt, eine Zeitlang waren die Frauen in der Überzahl, derzeit sind es nur noch zwei Frauen. Wie gesagt, wir sind noch nicht vollständig und mein Wunsch wäre, dass noch eine Frau dazukommt.

Islamische Zeitung: Im Vergleich zu früheren oder anderen Projekten: Funktioniert die Kommunikation zwischen Frauen und Männern fließend?

Laila Oulouda: Ja, durchaus. Es gibt manchmal vielleicht gewisse Schwierigkeiten bei Gästen, die manchmal etwas irritiert sind, wenn sie der „Präsidentin“ vorgestellt werden aber im Großen und Ganzen sind unsere Erfahrungen positiv. Intern funktioniert die Zusammenarbeit bestens, ich fühle mich akzeptiert und respektiert.

Islamische Zeitung: Auf welchen Feldern agieren Sie als Präsidentin des Moscheevereins?

Laila Oulouda: Das ist recht vielfältig. Mein Hauptanliegen und der eigentliche Grund, warum ich hier dazugestoßen bin, ist die Schule. Ich wollte diese hier aufbauen. Ich bin dann in dieses Präsidium gewählt worden. Habe allerdings schon breite Unterstützung, es gibt auch das Vizepräsidium…

Es geht ums Organisieren von Versammlungen, Einladen zu Veranstaltungen, Personalführung, es gibt Mitarbeitergespräche. Man muss dem Imam und dem Hauswart ihre Aufgaben klarlegen, der Imam ist natürlich weitgehend selbständig, seine Funktion ist das religiöse Gebiet aber es sind Zeitpläne abzusprechen, Ferien zu regeln. Den Überblick über alle Aktivitäten zu behalten. Die Sauberkeit des Zentrums liegt im Verantwortungsbereich der Stiftung. Wir haben da eigentlich nichts damit zu tun. Aber auch da muss man vielleicht mal sagen, es ist nicht sauber und sich mit der Stiftung darüber austauschen. Es ist auch immer jemand von der Stiftung an den Sitzungen dabei. Die Zusammenarbeit ist da, man muss im Gespräch bleiben.

Islamische Zeitung: Wie steht es mit dem Einbinden der vorhandenen Ressourcen?

Laila Oulouda: Das klappt eigentlich schon, aber man muss halt immer wieder aufrufen. Wir sind halt auch noch am Lernen. Ich habe zwar schon in Moscheen mitgearbeitet, aber noch nie so intensiv wie hier. Man muss zusehen, dass man an Tagen wie Freitag oder am Tag der offenen Moschee genug Leute hat, es braucht Aufsichtspersonen bei den Männern wie bei den Frauen, die die Kinder zur Ruhe mahnen, damit haben wir recht großen Erfolg, obwohl es zu Anfang einige Kämpfe gab, es wurde uns zu große Strenge vorgeworfen. Mittlerweile aber ist das akzeptiert. Wir tragen als Aufsichtpersonen gelbe Westen mit unserem Logo drauf und die Kinder wissen jetzt schon, wenn die mit der Westen uns ansieht, muss man ruhig sein…

Auch für die Parkplatzeinweisung jeden Freitag braucht es einen enormen Aufwand, nicht jeder ist da einsichtig und das führt zuweilen auch zu heftigsten Diskussionen. Die Anzahl Parkplätze ist halt beschränkt, wir haben aber auch Absprachen mit den Nachbarn, die die Woche durch unsere Parkplätze benutzen dürfen und im Gegenzug können wir die ihren am Freitag und an Festtagen nutzen.

Die Organisation der Festgebete ist auch eine der grössten Herausforderungen. Die Frage, wie man damit umgeht, wenn an einem Tag bis zu 800 Leute hier das Gebet machen wollen. Es müssen Absprachen mit der Gemeinde gemacht werden, die Feuerpolizei muss vor Ort sein, das braucht schon einige Planung. Wir haben eine Gruppe Leute, von denen wir wissen, dass wir sie ansprechen können, Frauen wie Männer. Es soll auch ein Sicherheitskonzept entwickelt werden, man muss wissen, wie man in einem Notfall vorgeht.

Wir planen Schulungen darüber, wie man die Moschee evakuieren würde; es gibt einem doch zu denken, wenn man hört, dass Anschläge auf Moscheen zunehmen und wir sind nun mal ein Zentrum, das im Fokus steht, auch alleine (im Gelände) steht. Gerade gestern ist jemand von der Polizei da gewesen, der uns beriet, wie und wo Kameras installiert werden sollen. Wir wollen eine Gruppe zusammenstellen, die dafür geschult ist, in Konfliktfällen einzugreifen. Wir haben bemerkt, dass es nicht ausreicht, erst im akuten Fall aufzubieten, sondern man muss die Leute schulen.

Dasselbe für Moscheeführungen, wo die Anfragen und das Interesse auch rasant steigen.

Islamische Zeitung: Das sind, wohlbemerkt, alles freiwillige Dienstleistungen?

Laila Oulouda: Ja. Vielleicht lädt man einmal zum Essen ein um ein bisschen etwas abzugelten – was allerdings dann teilweise wieder auf Kritik stößt. Wir wissen allerdings, dass auch die Eintreiber der Zakat ihren Lohn von jenem Geld bekommen. Also halten wir es für vertretbar, die Gelder der Vereinseinnahmen zuweilen für ein Essen mit dermaßen engagierten Helfern zu verwenden...Viele sehen einfach nicht, wie viel Arbeit im Hintergrund da geleistet wird ...

Islamische Zeitung: Wie wird das alles finanziert?

Laila Oulouda: Alles durch Spenden.Islamische Zeitung: Inwieweit spielt die Orientierung nach Rechtsschulen eine Rolle und nach welcher richtet man sich mehrheitlich?

Laila Oulouda: Wir sind sunnitisch ausgerichtet – alle Rechtsschulen werden toleriert. Auch im Schulunterricht wird das thematisiert. Wir hatten das gerade am Thema „Wudu’“ durchgesprochen. Die einen waschen den Nacken, die anderen nicht. Jeder soll es so machen, wie er es zuhause lernt und den anderen das ihre lassen. Diese Akzeptanz muss da sein – der andere macht’s anders und liegt trotzdem richtig.

Islamische Zeitung: Wie geht man mit der Herausforderung um, als quasi „Teilzeit“- oder „Freizeitgemeinschaft“ in religiösen Belangen und in der Organisation der Abläufe in der Moschee einen gemeinsamen Nenner zu finden?

Laila Oulouda: Ja, das ist nicht immer einfach. Verbundenheit entsteht einmal dadurch, dass alle hier sich mit derselben Umständen befassen. Es sind ja auch immer ein wenig die gleichen Leute, die man trifft und es kommen auch neue dazu. Ich finde, es ist im Laufe der Zeit schon eine gewisse Verbundenheit entstanden.

Islamische Zeitung: Welchen Stellenwert haben Herzensbindungen?

Laila Oulouda: Ich denke schon, einen wichtigen. Auf jeden Fall. Durch sie entsteht so etwas wie ein Heimatgefühl. Ich fühle mich in der Moschee wohl und daheim und das finde ich etwas vom Wichtigsten.

Islamische Zeitung (Inwieweit) Wird seitens der Imame und Vortragenden im Zentrum auf die spezielle Situation von uns Muslimen als Minderheit innerhalb eines säkularen, pluralistischen Europa eingegangen?

Islamische Zeitung: Ich denke, sporadisch schon. Wenn jemand mit spezifischen Problemen und Fragen zum Imam kommt, muss darauf eingegangen werden. Wir hatten auch schon Vortragsthemen wie „Sozialarbeit in der Moschee“ o.ä. … Was man aber nicht will, ist, auf politische Themen eingehen. Denn das führt zu Konflikten. Wir hatten das einmal beim Konflikt in Ägypten, wo der Imam für die eine „Partei“ Stellung genommen hat. Das hat nach der Khutba fast zu einer Schlägerei geführt. Da muss man sehr aufpassen, weil wir viele verschiedene Menschen aus vielen verschiedenen (politischen) „Lagern“ hier haben.

Und was man natürlich nicht duldet und wo man eingreift, ist Radikalismus. Auch wenn Dinge propagiert werden wie, man müsse als Muslim in der Schweiz keine Steuern zahlen, denn das sei ein nichtmuslimisches Land: Hier hat der Imam an der drauf folgenden Khutba sofort Stellung bezogen und geklärt, dass wir als Muslime, die hier leben, in erster Linie dem Schweizer Gesetz unterstellt sind und dazu gehört das Zahlen von Steuern. Solche Dinge versucht man schon laut und offiziell klarzustellen.

Islamische Zeitung: Es wird ja von den Moscheen gefordert, dass sie „radikale“ beziehungsweise gefährliche Strömungen im Keim beseitigt...

Laila Oulouda: Ja und das ist natürlich nicht so ganz einfach. Es kommen ja hier viele Leute und man kann ja nicht jeden am Eingang nach dem Pass fragen und nach seiner Gesinnung. So kann es natürlich schon passieren, dass gewisse Gruppen und Einstellungen ihren Weg in die Moschee finden. Aber wenn man so etwas hört, versucht man gleich, einzugreifen. Wenn man merken würde, dass jemand einschlägige Propaganda macht, würde man ihm gewiss nahelegen, der Moschee fernzubleiben.

Wir haben auch die Moscheebesucher darum gebeten, Augen und Ohren offenzuhalten. Haben das auch mit der Polizei angesprochen, die letzthin hier waren, um den neuen Iman kennenzulernen, der ja ihre Ansprechsperson ist. Wir haben dann auch gefragt, wann es sinnvoll ist, die Polizei zu kontaktieren. (lieber einmal zu viel war die Antwort, man würde nicht gleich eingreifen, sondern eher beobachten)

Mit der Gemeinde haben wir ein gutes Verhältnis. Es wurde uns auch angeboten, ob man mehr in der Umgebung der Moschee patroullieren soll. Wir sollten uns melden, wenn wir glaubten, das zu brauchen. Sie würden dann ihre Präsenz beim Umrunden der Moschee verstärken. Wenn wir das verlangen würden, würden sie sofort eingreifen. Man will ja in der eigenen Gemeinde keine Probleme, alle Anwohner sind ja auch an einem harmonischen Zusammenleben interessiert.

Islamische Zeitung: Was sind die Highlights und was fehlt?

Laila Oulouda Die grosse Sira-Ausstellung war sicher ein Höhepunkt. Wir planen da auch Wiederholungen, es gab auch Ausbildungen dazu, ich fand das ein tolles Projekt. Highlights sind aber auch Moscheeführungen oder der Tag der offenen Moschee, wenn Leute kommen und über die schöne Moschee staunen... So viel Platz, so groß, so hell – solche Begegnungen geben einem wieder den Auftrieb, der einen zum Weitermachen anspornt.Auch innerhalb der Gemeinschaft gibt es sehr viele positive Reaktionen; manchmal hat man das Gefühl, jetzt geht’s gar nicht mehr und dann kommt von irgendwoher wieder ganz unerwartet Hilfe – manchmal auch finanzielle Unterstützung. Dadurch merkt man immer wieder, dass die ganze Sache von Allah geschützt und gestützt ist – das sind sehr schöne Erfahrungen.

Auch der Imam, den wir jetzt gefunden haben, stellt eine Kapazität dar. Er ist eine Bereicherung. Die Art, wie wir ihn gefunden haben, war auch eindrücklich: Wir haben den vorigen Imam gekündigt, weil es einfach nicht mehr gestimmt hat, sind ohne Imam dagestanden und wussten erst mal nicht weiter. Durch „Zufall“ (ich nenne es eine Fügung) sind wir an Youssef Ibram geraten, der gerade frei war... jemand von hier hat ihn in einer Moschee in Frankreich getroffen, wo er sonst um diese Zeit nie war… Solche Vorfälle zeigen einfach, dass es Qadr ist, dass es so sein musste und dass das Zentrum unter dem besonderen Schutz von Allah steht.

Islamische Zeitung: Was fehlt?

Laila Oulouda: Geld. In’scha Allah wird auch das kommen. Der Bau ist jetzt außen fertig. Ausständig ist noch der Innenausbau; es fehlt an Mobiliar, es ein Kinderspielplatz, der Inneneinrichtung des Gebetsraums, einige Verputzarbeiten müssen noch gemacht werden, der Architekt hat alles schon geplant... Alles Sachen, die man nicht zwingend braucht, die zu haben aber schön wäre. Sonst aber ist alles da, was man braucht. Das Zentrum läuft, es gibt Infrastruktur, Platz, keine Probleme mit den Nachbarn, keine negative Schlagzeilen...

Islamische Zeitung: Frau Oulouda wir danken sehr für das Gespräch und wünschen Ihnen und dem ImanZentrum alles Gute!


source : irib
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