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Welche Aufgaben hat er?

4.2 Welche Aufgaben hat er?

Seine Aufgaben zu kennen und zu erfüllen ist ungemein wichtig und von hoher Bedeutung für die

gesamte menschliche Gesellschaft. Ein jeder ist daher verpflichtet, sich über sie zu informieren

und ihnen gerecht zu werden..., eine Tatsache, die niemand leugnen wird und kann.

Dass die menschlichen Aufgaben und Pflichten in engem Bezug zu des Menschen Glück und

Leben stehen, ist nicht anzuzweifeln. Ebenfalls steht außer Frage, dass die Religion mit nichtreligiösen

Lebensweisen nicht einverstanden ist und es auch nicht sein kann. Deswegen, weil sich

die Aufgaben, die die Religion nennt, von denen, die seitens nicht-religiöser Ideologien und

Weltanschauungen proklamiert werden, unterscheiden.

Die Religion lehrt, dass das menschliche Leben unbegrenzt ist. Dass es mit dem Tod nicht

beendet wird und das „Kapital“ des Menschen, das ihm in jener Welt, in seinen Leben nach dem

Tod, zugute kommt – oder aber ihm abträglich ist..., je nachdem – in seinem Tun und Lassen auf

Erden beruht. In dem, wie er denkt und handelt und woran er sich orientiert, in seiner

Gesinnung...

Dieses weitere Leben nach dem Tod, in dem dieses „Kapital“, das der Mensch in seinem

Erdendasein erwirbt, zur Geltung kommt, hat die Religion bei der Festsetzung der menschlichen

– der individuellen als auch sozialen – Aufgaben und Verpflichtungen berücksichtigt. Die

Weisungen und Richtlinien, die sie an die Hand gibt, sind unter dem Aspekt des Gotterkennens, -

dienens und -anbetens erlassen worden. Etwas, dessen Auswirkung besonders nach dem Tode

bzw. der Auferstehung in Erscheinung tritt.

Die nicht-religiösen „Lebensprogramme“ – welche auch immer – sind lediglich auf die paar

Erdentage, die dem Menschen zur Verfügung stehen, „abgezielt“. Das heißt, die Aufgaben und

Pflichten die sie für ihn festsetzen, betreffen dessen materielles Dasein. Sie sagen ihm, was er zu

tun hat, um aus seinem irdischen Leben höchstmöglich „profitieren“ zu können. Mehr oder

weniger im Sinne seiner materiellen Bedürfnisse, deren Befriedigung auch dem Tier das „A und

O“ ist.

Mit anderen Worten:

- 134 -

Nicht-religiöse Lehren unterstützen die materielle Dimension des menschlichen Lebens bzw.

Menschen. Halten diesen auf einem „tierischen“ Niveau, dem ein Verständnis zugrunde liegt, das

dem wilder Tiere oder des Weideviehs ähnlich ist. Anderes bewirken sie nicht, da sie das innere,

objektive Erkennen des Menschen, seine „menschliche“ Dimension, das ewige Leben und

geistig-geistliche Werte nicht berücksichtigen. Dieses aber hat zur Folge, dass – wie die Realität

beweist – in nicht-religiösen Gesellschaften edles ethisches Denken und Verhalten immer mehr

schwinden und moralische Dekadenz und Verelendung von Tag zu Tag deutlicher in Erscheinung

treten.

Einige sagen, die Religion erwarte, dass man ihrem Gebot ohne wenn und aber Folge leiste, ob

man dieses nun befürworte bzw. verstehe oder nicht. Dahingegen entsprachen weltliche Lehren

und Gesetze der zeitgemäßen Denkweise.

Jene, die so sprechen, vergessen eines, nämlich: Auch die westlichen Gesetze und Regelungen

eines Landes müssen ohne wenn und aber befolgt werden. Ob sie von dem Einzelnen verstanden

und gutgeheißen werden oder nicht. Niemals war es bisher so, dass sie nur dann eingehalten zu

werden brauchten, wenn der Bürger sie verstand und befürwortete. Das heißt also, dass es

diesbezüglich keinerlei Unterschied gibt zwischen dem Gesetz, das ein Parlament verabschiedet

oder dem, welches die Religion an die Hand gibt.

Allerdings ist bei genauerem Studium der Gegebenheiten eines Landes bzw. eines Volkes und

dessen Sitten und Bräuchen das wesentliche Anliegen des betreffenden Landesgesetzes als auch

einiger dessen Details (nicht aller) zu erkennen. Jedoch dieses trifft eben falls für das

Religionsgesetz zu. Wenn wir die Schöpfung und Schöpfungsordnung als auch die Natur und

wahren Bedürfnisse des Menschen etwas eingehender betrachten, ist global gesehen recht wohl

der Sinn der göttlichen Gebote, d.h. des Religionsgesetzes – und sogar einiger seiner Details –

festzustellen. Zu genauem Hinsehen, Nachdenken und Überlegen aber laden der Heilige Koran

und viele Ahadit ein. Zudem sind Anliegen und Nutzen etlicher Gebote von vornherein, d.h. ohne

dass man erst lange forschen und nachdenken müsste, offenkundig. Auch sollten wir nicht

vergessen, dass sowohl der Prophet (s.a.a.s.) als auch sein Ahl-Bayt (a.s.) über die Hintergründe

und Vorteile der göttlichen Gebote in ihren diesbezüglichen Erklärungen Auskunft geben.

4.3 Pflichtbewusstsein

Wie bereits gesagt, stellt der Islam ein allgemein- und allzeitgültiges „Lebensprogramm“ dar. Ein

Programm, das der Allmächtige Gott dem Menschen gab und das diesem seinem dies- wie auch

jenseitigen Leben dienlich ist. Dieses gottgegebene Programm überbrachte der letzte der

göttlichen Gesandten – Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) – der Menschheit, damit sie sich an ihm

orientiere. Auf dass sie ihr Lebensschiff vor in tiefe Abgrunde ziehende Strudel bewahren, aus

Torheit, Unwissenheit und Unheil herauslotsen und ans rettende Ufer bringen könne.

Da also die Religion – „Din“ – nichts anderes ist als ein „Programm“ oder „Weg“ zu rechtem

Leben, ist es völlig natürlich, dass sie dem Menschen – da es ihr an dessen Glück und

Wohlergehen in heilen Welten gelegen ist – eine Reihe von Pflichten und Aufgaben aufträgt, die

er zu erfüllen hat. Darum, damit er zu seinem Glück finden kann.

- 135 -

Diese Aufgaben betreffen drei wesentliche „Bereiche“:

a) Gott dessen Geschöpfe wir sind und dem wir – allein schon wegen der zahllosen guten

Gaben die Er uns zuteil werden lässt – zu danken und zu dienen haben. Darin beruht –

abgesehen vom Gott-Erkennen – die höchste unserer Zielsetzungen bzw. Verpflichtungen.

b) uns selbst.

c) unsere Mitmenschen, mit denen wir – in der großen menschlichen Gemeinschaft –

zusammenleben und aufgrund deren Zusammenarbeit und Mithilfe es uns möglich wird,

unseren Bedürfnissen gerecht werden zu können.

Mit anderen Worten: Wir haben drei Generalzielsetzungen zu entsprechen, die Gott, uns selbst

und unsere Mitmenschen betreffen.

4.4 Wozu sind wir Gott gegenüber verpflichtet?

Unsere Aufgabe Gott gegenüber ist die wichtigste. Mit reinem Herzen und in lauterer Absicht

haben wir sie wahrzunehmen. Das vordringlichste ist, das wir zunächst einmal Gott, unseren

Schöpfer, „erkennen“.

Das Gegebensein des Erhabenen Gottes, des Ausgangspunktes und Quells allen Seins, ist eine

Realität. Diese zu erkennen und über sie Gewissheit zu erlangen ist ungemein wichtig, ist die

Voraussetzung zu einem objektiven Blick, zu Licht und Klarheit. Das heißt zu jener Helligkeit,

die zum Erkennen der Wahrheiten notwendig ist.

Gottes Existenz nicht wahrzunehmen und sie zu verneinen – obwohl das menschliche Wesen, das

„innere Erkennen“ des Menschen sie bejaht und bestätigt – ist zweifellos der Ausgangspunkt

jeglicher „Blindäugigkeit“, und damit des Nicht-Erkennens der Aufgaben. Kurz, wer sich dieser

Realität verschließt und dadurch das Licht seines Gewissens auslöscht. wird den Weg zu wahrem

menschlichen Glück nicht finden.

Wir sehen immer wieder, dass jene, die sich von Gott abwenden und ebengenannter Wahrheit

keine Bedeutung beimessen. von den geistig-geistlichen Werten eines „ menschlichen „ Lebens

weit entfernt sind. Ganz zu schweigen davon, dass folglich auch ihre Logik über die des wilden

Tieres oder Weideviehs nicht hinausgeht.

Der Erhabene Gott spricht im 29. Vers der Sure 53, Nagm:

نۡيَا... Kv لا ٱلۡحَيَوٰةَ ٱ _ رِدۡ إِ J وَلَمۡ ُ F لٰى عَن ذِكۡرِ َ _ من توََ _ فَأَعۡرِضۡ عَن

Wende dich ab von denen, die sich von Gott abgewandt haben und nichts wollen als das

Diesseits, als Essen und Schlafen. Dies ist das Resümee ihres Wissens.

- 136 -

Es ist daran zu erinnern, dass der Mensch, der ein objektiv-betrachtendes Geschöpf ist und zu

begreifen, zu ergründen und zu begründen vermag, nicht umhin kann, als Gott zu erkennen. Denn

wo er auch hinschaut. sieht er aufgrund seiner gottgegebenen Vernunft die Zeichen Gottes, Seine

Allmacht und Allwissenheit.

So ist es also nicht, dass der Mensch hingehen und sich die „Kunde über Gott“ erst selbst hart

erarbeiten müsse.

Es ist vielmehr so, dass er diese offenkundige Wahrheit, die durch nichts zu verschleiern, zu

verbergen und zu leugnen ist, in sich trägt. Dass sie von seinem Gewissen, seinem „inneren

Erkennen“ – welches ihn Augenblick für Augenblick zu Gott einlädt – bejaht und bestätigt wird.

Und so er auf die Stimme seines Gewissens, seines inneren Erkennens achtet, wird er sich dieser

Wahrheit nicht versperren, sondern sie aufgeschlossen akzeptieren. Angesichts dieses inneren

Erkennens, besonders aber dann, wenn er dieses sein Wissen erweitert und vertieft, finden

diesbezügliche Zweifel keinen Nährboden mehr und schrumpfen dahin.

4.5 Allein Gott ist anzubeten!

Unsere zweite wichtige Aufgabe Gott gegenüber beruht darin. dass wir Ihn anbeten und Ihm

dienen. Wenn uns die Existenz und Allmacht des Einen, Einzigen Gottes bewusst ist, wird uns

klar, dass unser Glück, dem unser Streben gilt, darin liegt, dass wir nach dem „Programm“, das er

uns mit Seiner Religion gegeben hat, leben. Das aber bedeutet. dass unsere große Verpflichtung

darin besteht, Gottes Wort und Gebot zu befolgen, das heißt Ihm zu gehorchen und zu dienen.

Dieser Gehorsam Gott gegenüber, diese „Gottesdienerschaft“, ist so wichtig, dass sie alle

weiteren Aufgaben in den Schatten stellt. Im 22. Vers der Sure 17, Bani Israel, spricht der

Erhabene Gott:

ذُولاً ¾ م ۡ _ َقۡعُدَ مَذۡمُومًا T إِلَٰهًا ءَاخَرَ فَ Iِ _ لا تَجۡعَلۡ مَعَ ٱ _

Gott gebietet euch, anderes als Ihn nicht anzubeten und nur Ihm zu dienen!

und im 60. Vers der Sure 36, Ya-Sin, heißt es:

ينٌ i م ِ v و z َدُ ۬ { ه لَكُمۡ _ يۡطَٰنَ إِن o ش_ لا تعَۡبُدُواْ ٱل _ أَلَمۡ أَعۡهَدۡ إِلَيۡكُمۡ يَٰبَنِىٓ ءَادَمَ أَن

Haben wir euch nicht geboten, eurem offenkundigen Feind, nنmlich Satan, nicht zu folgen,

sondern nur Mir zu gehorchen und zu dienen?! Das ist der rechte Weg!

Mit anderen Worten: Unsere Aufgabe ist, unsere Zugehörigkeit zu Gott bzw. Abhängigkeit von

ihm als auch unsere Verpflichtung zu Gottesdienerschaft zu erkennen und uns Seiner Allmacht,

grenzenlosen Majestät und Herrlichkeit bewusst zu sein Das heißt, dass wir Sein Wort in der

Gewissheit, dass wir und jede Kreatur voll und ganz in Seiner Hand sind und ohne Ihn nicht sein

können, getreulich befolgen. Wir sind also verpflichtet, nichts und niemanden als nur Ihn, den

- 137 -

Erhabenen Gott anzubeten und niemandem zu gehorchen und zu folgen als Ihm, dann dem

verehrten Propheten und den Rechtleitenden Imamen (a.s.). Wie Gott es uns geboten hat...

Im 59. Vers der Sure 4, Nissa, lesen wir:

كُمۡ g رسُولَ وَأُوْلِى ٱلۡأَمۡرِ مِ _ وَأَطِيعُواْ ٱل Iَ _ ...أَطِيعُواْ ٱ

Gehorchet Gott, dem Propheten und den Awlia’“!67

Es versteht sich von selbst, das dieser Gehorsam ebenfalls erfordert, alles, was mit Gott in

Zusammenhang steht, in Ehren zu halten..., der Heilige Name Gottes, der Name des Propheten

und ebenfalls die Namen der Awlia’.68 Auch das Buch Gottes (der Heilige Koran), die Ka’ba,

Moscheen und Grabmäler der „Awlia’“ (das heißt der Propheten und Unfehlbaren Imame) sind

zu ehren.

Im 32. Vers der Sure 22, Hag, lesen wir:

نهَا مِن تقَۡوَى ٱلۡقُلُوبِ _ فَإِ Iِ _ ٱ

.

_ ظمۡ شَعَ ٰٓ + وَمَن يُعَ £ ذَٲ َِ

Wer die Zeichen Gottes ehrt und würdigt, نuكert damit die Ehrfurcht seines Herzens vor

Gott.

4.6 Verpflichtung sich selbst gegenüber

Mit allem, was der Mensch tut, welchen Weg er auch immer gehen mag, verfolgt er nichts

anderes als sein Wohl und Glück, das heißt das, was er darunter versteht. Um jedoch zu

erkennen, worim sein wirkliches, tatsächliches Glück beruht, muss er zunächst einmal sich selbst

kennenlernen. Denn solange er über sich selbst nicht Bescheid weiß, kann er auch nicht sagen,

was sein Glück ist und was er benötigt und beachten muss, um es erreichen zu können. Es gilt

also, sich selbst zu erkennen..., Das ist des Menschen wichtigste Pflicht sich selbst gegenüber.

Dann erst, wenn er sich kennengelernt und ergründet, kann er das, was sein wahres Glück und

Wohl ist, in Erfahrung bringen. Mit den Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen, wird er

sich daraufhin bemühen, das, was er zu seinem Glück braucht, zu erwerben. Und zwar

zielstrebig, um sein kostbares Leben, das wertvolle Kapital, das er besitzt, nicht zu vergeuden.

Prophet Muhammad (s.a.a.s.) sprach:

Wer sich selbst erkennt, erkennt Gott.

Und Amir al Mu’minan Ali (a.s.) sagte:

67 Awlia: Religiöse Führer, die Unfehlbaren Imame (a.s.)

68 Und natürlich sie selbst

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Wer sich selbst erkannt hat, hat zu hِchstem Erkennen gefunden.

Wenn der Mensch über sich selbst Bescheid weiß, begreift er, dass es seine Aufgabe ist, sein

wertvolles Juwel „Menschlichkeit“ zu bewahren und zu achten. Damit es nicht zertreten wird.

Dass er folglich für seine geistig-seelische und auch leibliche Gesunderhaltung Sorge zu tragen

hat, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können..., bis in alle Ewigkeit hinein.

Imam Ali (a.s.) sprach:

Dem, der sich selbst achtet, sind niedrige Verlangen schnِde und wertlos.

Das Sein des Menschen besteht aus zwei Dimensionen, aus Leib und Seele. Es ist daher

vonnöten, sich um die Gesunderhaltung beider zu bemühen und dazu die Weisungen zu

beherzigen, die der Islam im Zusammenhang mit Leib und Seele nennt.

4.7 Leibliche Hygiene

Mittels einer Reihe Hygienebestimmungen hat uns die islamische Lehre die Möglichkeit an die

Hand gegeben, uns gegen so mancherlei, das unserem leiblichen Wohl abträglich ist, zu schützen.

Unter anderem untersagt sie uns, Blut oder Bluthaltiges auf oralem Wege einzunehmen. Das

Fleisch einiger Tierarten ist ebenfalls nicht erlaubt und auch nicht das von Tierkadavern. Giftiges

bzw. Verseuchtes nicht zu essen, versteht sich von selbst. Zudem verbietet der Islam konsequent

den Genuss jedweden Alkohols und ganz allgemein unreiner, verdorbener oder schmutziger

Getränke bzw. Nahrungsmittel. „Völlerei“ und alles, was der Gesundheit schadet, ist zu

vermeiden. Kurz, es gibt viele Regelungen, die der Islam zur leiblichen Gesunderhaltung

anbietet. Sie alle zu erwähnen bzw. ausführlich zu besprechen, würde jedoch den Rahmen dieses

Buches sprengen, weshalb wir Interessenten vorschlagen, in geeigneter Literatur nachzulesen

oder aber kompetente Personen zu befragen. Dennoch, auf einige wesentliche Punkte wollen wir

nicht verzichten.

Hygiene: Eine der wichtigsten Voraussetzungen zur leiblichen Gesundheit betrifft die Hygiene.

Darum misst der Islam, der auch als „Religion der Reinlichkeit“ bezeichnet wird, diesem

Moment ganz besondere Bedeutung bei. Keine andere Religion legt auf Hygiene, Reinlichkeit

und Reinheit so großen Wert wie diese letzte der göttlichen Lehren.

Prophet Muhammad (s.a.a.s.) sagte:

يمان D النّظافة من

Reinlichkeit ist Teil des Glaubens.

Dieses aber ist Hinweis darauf, welch hohen Stellenwert Sauberkeit und Hygiene im Islam

einnehmen. Das Duschen beispielsweise ist uns seitens der Großen unserer Religion sehr

empfohlen worden. Imam Mussa Ihn Ga’far (a.s.) mahnte:

- 139 -

لحم ! كثر ا . D الحمام يوم يوم

Sich jeden zweiten Tag zu duschen verhilft zu kِrperlicher Frische und Kraft.

Imam Ali (a.s) meinte:

Das Bad ist eine wunderbare Einrichtung. In ihm spülen wir Staub und Schmutz, die an

uns haften, fort.

Ganz abgesehen davon, dass der Islam ganz allgemein zu Reinlichkeit aufruft, weist er auch auf

die einzelnen Hygienedetails hin. Unter anderem auf das Finger- und Fußnagelschneiden, auf

Haarpflege, Entfernung überflüssige Körperhaare, das Händewaschen vor und nach dem Essen

sowie nach der Toilettenbenutzung, auf das Zähneputzen, Ausspülen und Reinhalten von Mund

und Nase und etliches mehr.

Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass der Islam ebenfalls die Hygiene in Haus und

Küche, auf der Straße, in Garten und Hof betont.

Den Wert, der diese göttliche Gottes die Reinlichkeit beimisst, wird u.a. daraus ersichtlich, dass

sie auch zum Gottesdienst – zu Gebet, Fasten, Moscheenbesuch etc. – Reinlichkeit und Reinheit

voraussetzt. Körper und Kleidung haben sauber und „rein“ zu sein. Nichts Unreines darf an ihnen

haften, sonst wird die betreffende gottesdienstliche Handlung ungültig. Vor jedem Gebet hat die

„Wudu“, die Gebetsreinigung, zu erfolgen. Abgesehen davon wird zu bzw. nach den

verschiedensten Anlässen eine „Gusl“ – Ganzwaschung – erforderlich.

Es ist zudem daran zu erinnern, das „Wudu“ bzw.“ Gusl“ selbstverständlich die Reinlichkeit des

Körpers voraussetzen. Er muss von Beschmutzung und fettigen Rückständen absolut sauber sein,

damit das Wasser, das zur Wudu bzw. Gusl gebraucht wird, mit der Haut selbst in Berührung

kommt, nicht mit dem, was auf ihr haftet.

Aus all diesem geht hervor, das der Gottesdienst, u.a. das Gebet, welches fünfmal täglich zu

verrichten ist, ganz „automatisch“ zur regelmäßigen Körperpflege verpflichtet.

Zur Reinlichkeit der Kleidung soviel: Zu den Suren, die zu Beginn der Prophetenschaft des

Gesandten Gottes (s.a.a.s) herniederkamen, zählt die Sure „Muddatir“. In ihrem vierten Vers

gebietet Gott, auch auf die Reinlichkeit der Kleidung zu achten (74:4).

رۡ + وَثِيَابَكَ فَطَه

Die Reinlichkeit der Kleidung – und zwei im Fiqh-Sinne gemeint – ist zum Gebet unbedingt

erforderlich. Abgesehen davon aber ist es ganz allgemein empfohlen, immer auf reinliche

Kleidung, die frei ist von jeglichem Schmutz und jedweder Unreinheit, zu achten. Von unserem

Propheten (s.a.a.s.) und den Imamen (a.s.) sind uns diesbezüglich zahlreiche Ahadit überliefert

worden. Der Gesandte Gottes (s.a.a.s.) mahnte beispielsweise:

Ein jeder hat für die Reinlichkeit seiner Kleidung zu sorgen...

- 140 -

Und Amir al Mu’minan Ali (a.s.) ließ wissen:

Das Waschen und Pflegen der Kleidung vertreibt Trübsal und Missmut und ermِglicht die

Anerkennung des Gebets.

Von Imam Sadiq und Imam Kazim (a.s.) wird dieses Wort überliefert:

Hemden zum Wechseln zu haben ist keine Verschwendung.

Abgesehen von der Reinlichkeit der Kleidung hat sie auch hell und gepflegt zu sein.

In der bestmöglichen Weise haben wir unseren Mitmenschen zu begegnen.

Imam Ali (a.s.) sprach:

Halte dich gepflegt und kleide dich gut, denn Gott ist gut und liebt das Gute. Aber es muss

in jeder Hinsicht halal69 sein.

Daraufhin rezitierte er folgenden Koranvers, in dem Gott spricht (7:32):

رزۡقِ ... + َٰتِ مِنَ ٱل i+ طي _ تِىٓ أَخۡرَجَ لِعِبَادِهِۦ وَٱل _ ٱل Iِ _ رمَ زِينَةَ ٱ _ قُلۡ مَنۡ حَ

Wer hat Meinen Geschِpfen das Gute und Schِne, das Ich Allah für sie bereitstellte,

untersagt?

Zähne putzen, Mundspülung: Der Mund, in dem die Speise zerkleinert und durch den sie in die

Speiseröhre befördert wird, wird durch zurückbleibende kleinste Speisereste und deren

Zersetzung und Fäulnis, unter anderen zwischen den Zähnen, „besudelt“ und infolgedessen

übelriechend. Bisweilen gelangen durch chemische Umsetzungen dieser Essreste sogar

„krankmachende“ Rückstände, die hinuntergeschluckt werden, in den Magen. Doch nicht nur

das. Der üble Mundgeruch wirkt sich äußerst störend und belästigend aus, besonders auf die

Mitmenschen.

Der Islam beugt diesem allem durch entsprechende Weisungen vor. Er sagt: Tagtäglich und

möglichst vor jeder „Wudu“ putzt euch die Zahne und spült euren Mund aus, damit er immer rein

und frisch sei.

Prophet Muhammad (s.a.a.s.) äußerte:

Wenn ich nicht befürchtete, dass dieses Schwierigkeiten verursachen kِnnte, hنtte ich den

Muslimen das Zنhneputzen zu einer unbedingten Pflicht gesetzt.

Auch sagte er:

69 Halal: religionsrechtlich erlaubt

- 141 -

Gabriel hat immer und immer wieder an das Zنhneputzen erinnert, so dass ich glaubte,

dass es wagib70 werden würde.

Nasenspülung: Die Atemwege von Verschmutzung freizuhalten, zählt ebenfalls zu den wichtigen

Gesundheitsmaßnahmen. In der Regel ist die Atemluft in bevölkerten Gebieten nicht sauber. Sie

ist verstaubt, verschmutzt, geschwängert mit Abgasen und sonstigen umweltverunreinigenden

Schadstoffen. Das aber ist unserem Atemsystem abträglich und schädigt unsere Lunge und damit

unsere Gesundheit.

Um diesem entgegenzuwirken hat der gütige Gott in unsrer Nase feine Härchen wachsen lassen,

die verhindern, dass Staub und Schmutzpartikel in unsere Lunge hineingelangen. Hin und wieder

aber ist die Luftverschmutzung so groß, das die feinen Flimmerhärchen in den Nasenwegen derer

nicht vollkommen Herr zu werden vermögen und verkleben. Darum hat uns die islamische

Religion empfohlen, mehrere Male täglich, und zwar vor jeder Wudu, die Nasenspülung

vorzunehmen.

4.8 Seelenhygiene

Mittels seines gottgegebenen Gewissens – bzw. seiner inneren Vernunft, seinem inneren

Erkennen – vermag der Mensch recht. gut den Werte einer guten Moral zu erkennen. Und auch,

wie wichtig sie für das persönliche als auch gesellschaftliche Leben ist. Wohl niemand ist

anzutreffen, der eine ethische Gesinnung nicht zu schätzen wüsste und jenen, der sich durch sie

auszeichnet, nicht achtete.

Auf die Bedeutung einer guten Gesinnung bzw. Moral brauchen wir daher nicht näher

einzugehen. Die zahlreichen Weisungen, die der Islam diesbezüglich erteilt, sind ebenfalls einem

jeden Muslim mehr oder weniger bekannt. Der Erhabene Gott spricht unter anderem in den

Versen 7 bis 10 der Sure 91, Schams:

َا_ و ٰ _ وَنَفۡسٍ۬ وَمَا سَ

َا_ فَأَلۡهَمَهَا فُجُورَهَا وَتقَۡوَ ٰ

ٰهَ _ قَدۡ أَفۡلَحَ مَن زَك

َاµٰ o س_ ابَ مَن دَ % وَقَدۡ َ

Bei der Seele und der, der sie schuf und der ihr das Gute und Schlechte begreiflich machte.

Errettet ist der, der sich bereinigt und von Hنsslichkeiten und Ungutem befreit. Wer jedoch

die Erziehung seinerselbst vernachlنssigt, wird nicht zu den Erretteten gehِren.

70 wagib: Pflicht

- 142 -

Imam Sadiq (a.s.) sagt in Erläuterung dieses Koranverses:

Gott hat den Menschen offenkundig gemacht, was gut und zu tun und was schlecht und

folglich zu meiden ist.

4.9 Nach Wissen streben

Das Wissen besser ist als Unwissen steht außer Frage. Das, was den Menschen über das Tier

hinaushebt, sind seine Verstandeskraft und sein Wissen. Das Tier dagegen verfügt – seiner

Schöpfung entsprechend – über konstante Instinkte, die dafür sorgen, dass es seinen Bedürfnissen

gerecht wird. Es kennt keine „Hoffnung auf Fortschritt“ in dem Sinne und kann sich und anderen

nicht neue Tore zu einer „höheren Entwicklung“ eröffnen. Es lebt sozusagen in seinem

„althergebrachten, gleichen Trott“...

Allein dem Menschen ist es aufgrund seiner Geisteskraft gegeben, täglich zu neuem und

erweitertem Wissen zu kommen. Durch die Erforschung der Gesetze der Natur als auch

metaphysischer Erkenntnisse ist er in der Lage, seinem materiellen als auch geistigen Leben

ständig neue, wertvolle Impulse zu geben und zu intensiverem Erblühen zu verhelfen. Mit dem,

was er aus der Vergangenheit gelernt und dem Wissen, das er erworben hat, vermag er den

Grundstein zu seiner und seiner Gesellschaft Zukunft zu legen.

Der Islam ruft – eindringlicher als sämtliche alten und neuen Gesellschaftsordnungen und mehr

als alle anderen Religionen – dazu auf, Wissen zu erwerben. Um eine gesunde und blühende

Kultur begründen und erreichen zu können, ist es einem jeden Menschen – ob Frau oder Manneine

Pflicht, zu lernen und sich um Wissen zu bemühen. Viele Riwayat sind uns hierzu von dem

Gesandten Gottes als auch unseren Imamen überliefert worden.

Prophet Muhammad (s.a.a.s.) mahnte:

Nach Wissen zu streben ist einen jeden Mann und jeder Frau zur Pflicht gesetzt.

In diesem Ahadit ist von Wissen ganz allgemein die Rede. Von einem Wissen, das sämtliche

Wissensgebiete mit einschließt. Beide, Mann und Frau, gleich welchen Alters, haben sich um

Kenntnisse zu bemühen. Der Islam appelliert an alle – ausnahmslos – hinzuzulernen, zu studieren

und bis ins hohe Alter hinein sein Wissen zu erweitern. Keinesfalls sagt er, dass Lernen,

Studieren und Wissenserwerb einem bestimmten Geschlecht oder einer besonderen Altersstufe

vorbehalten seien.

Der Gesandte Gottes (s.a.a.s.) mahnte:

Von der Wiege bis zum Grabe bemüht euch, Wissen zu erwerben.

Für sämtliche gottesdienstlichen Handlungen – wie Gebet, Fasten, Hag u.a. – gibt es zeitliche

Bedingungen. Das heißt, Voraussetzung dazu ist die notwendige Reife des Betreffenden. Nur wer

religionsrechtlich als „gereift“ verstanden wird, ist zu diesen gottesdienstlichen Aufgaben

- 143 -

verpflichtet. Für den, der diese „Volljährigkeit“ noch nicht erreicht hat, besteht auch keine

diesbezügliche Pflicht.

Etliche religiöse Aufgaben fallen beispielsweise in der Kinderzeit und einige auch im Alter fort.

Lernen und Wissen zu erwerben jedoch betrifft eine Angelegenheit bzw. Aufgabe, von der der

Mensch schon ab jenem Tag, da er geboren wird bis zu seinem Tod – das heißt in allen

Lebensphasen – betroffen ist.

Mit anderen Worten: Sein ganzes Leben lang hat der Muslim zu lernen und zu studieren. Dazu

verpflichtet ihn seine Religion. Tag für Tag hat er sein Wissen zu vertiefen und zu erweitern.

In diesem Zusammenhang folgende Worte Prophet Muhammad (s.a.a.s.):

Strebt nach Wissen, und wenn ihr dazu nach China müsstet...

Und mit einem anderen seiner Worte gibt er uns zu verstehen:

Wissen und Erkennen sind ein Wert, nachdem der Glنubige zu streben hat..., und wenn er

dazu nach China (bzw. dem entferntliegendsten Ort) müsste.

Demgemäß ist also der Muslim verpflichtet, ständig hinzuzulernen und sein Wissen zu erweitern.

Selbst wenn er dazu weite Reisen unternehmen müsste. Kurz er hat sich, auch wenn es noch so

mühselig ist, anzustrengen, um diese Kostbarkeit – nämlich immer tieferes, umfangreicheres

Wissen – zu erreichen.

Auch dieses Zitat ist von dem Gesandten Gottes:

دها R ن و J ذها من ا % المؤمن ا _ الحكمة ضا ّ

Ein Muslim hat nach Wissen und Erkenntnis zu streben. Dorthin, wo er es finden kann, hat

er zu gehen und es zu erwerben. Die einzige Bedingung, die an dieses Gebot geknüpft ist,

lautet:

Das Wissen, das man erwerben mِchte, hat gut und recht und dem Gesellschaftswohl

dienlich zu sein.

Der Islam betont mit Nachdruck, dass sich der Mensch zu bemühen hat, die Geheimnisse der

Welt der Schöpfung zu erkennen. Dass er über die Himmel, die Erde, die Natur, den Menschen,

die Geschichte der Völker, die segensreichen und menschheitsfordernden Wissensgebiete (u.a.

Natur- und Geisteswissenschaften, Mathematik, Philosophie etc.) nachdenkt.

Doch nicht nur das, auch über eine rechte Moral und theologische bzw. religiöse Themen hat er

Bescheid zu wissen, einschließlich der göttlichen Weisungen.71

71 Ethik und Fiqh

- 144 -

Zudem..., gewerbliches, handwerkliches, technisches oder kaufmännisches Können etc. muss er

sich aneignen, um seinem Erdenleben eine wirtschaftliche Basis zu ermöglichen.

Kurz..., Wissen und Kenntnis wird im Islam hohe Bedeutung beigemessen. Der Prophet legte

großen Wert darauf, dass die Menschen aus Torheit und Ahnungslosigkeit herausfanden. In

diesem Zusammenhang folgende Begebenheit:

Als seinerzeit, im Kriege Badr, etliche aus den Reihen der Götzendiener in die Hände der

Muslime fielen, ordnete der Prophet an, dass sie auf freien Fuß gesetzt wurden, falls sie ein hohes

Lösegeld zahlten. Lediglich jene unter den Gefangenen, die des Lesens und Schreibens mächtig

waren, waren von der Zahlung des Lösegeldes befreit, so sie – ein jeder – zehn Muslimen Lesen

und Schreiben beibrachten.

Die erste „Schule für Erwachsene“, in der diese Lesen und Schreiben lernten..., eine Ehre, die die

Muslime für sich verbuchen können. Ganz abgesehen davon, dass dieses Vorgehen des Propheten

beispiellos in der gesamten Menschheitsgeschichte ist. Statt des üblichen Lösegeldes bzw.

materiellen Kriegsgewinns wollte der Prophet die Unterrichtung der Muslime – der Kinder als

auch Erwachsenen – in Lesen und Schreiben. Nie zuvor und nie danach hat ein Herrscher, der

einen Sieg für sich und sein Land verbuchen konnte, einen solchen „Tausch“ – nämlich die

Unterweisung seiner Leute in Lesen und Schreiben statt Lösegeld und Kriegsgewinn –

vorgeschlagen. Jedenfalls wurde niemals über derartiges berichtet...

Der Prophet suchte persönlich – in Begleitung versierter Lehrer – die Schulen auf und ließ die

Schüler testen, um ihren Bildungsstand festzustellen. Wer Fortschritte vorweisen konnte, wurde

von ihm besonders gelobt.

Ein Historiker schrieb:

Eine Frau namens „Al Schafa“, die in der vorislamischen Zeit schon des Lesens und Schreibens

mächtig war, lehrte die Frauen des Gesandten Gottes das Lesen und Schreiben, weshalb sie von

Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) gelobt und gewürdigt wurde.

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