Die Daseinswelt ist eine Summe von Verbindungen und diese werden in einer Zentrale miteinander verknüpft:
der Zentrale der göttlichen Macht. Jeder kann jederorts , zu jeder Zeit, in jeder Sprache und soviel er will mit diesen Zentrale Verbindung aufnehmen und kommunizieren, ohne dass die Gespräche sich überschneiden würden. Weder wird das Netz überfordert noch muss jemand auf die Verbindung warten. Die Zentrale ist immer erreichbar. Welch ein kostbarer Segen!
Wer fünfmal am Tag mit seinem mächtigen Freund und Beschützer spricht, der braucht sich nicht mehr einsam zu fühlen. Er fühlt sich nicht überflüssig und wird nicht depressiv. Er fühlt sich nicht schutzlos, oder ohne einen Vertrauten. Diese Gespräche geben ihm Hoffnung und sind zugleich auch ein Zeichen für seine Gott-Erkenntnis und Liebe.
Trotz Seiner unermesslichen Größe und Herrlichkeit hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, mit Ihm in Verbindung zu treten – Der Mensch kann diesen Kontakt durch den Gebetsdienst herstellen und auf diese Weise verhindern, dass das irdische Leben ihn von seiner Verbundenheit mit dem Himmel entfernt. Die Engel haben Gott bereits gepriesen als der Mensch noch nicht erschaffen worden war. Aber mit der Erschaffung des Menschen begann eine neue Stufe der Anbetung. Die anderen Geschöpfe waren von Natur aus Gottesanbeter. Der Mensch aber verehrte Gott aufgrund freier Entscheidung.
Der tägliche Gebetsdienst ist wichtig und notwendig, aber die bloße Verrichtung dieser gottesdienstlichen Handlung genügt nicht, um in den Genuss ihrer erstaunlichen Wirkungen zu gelangen. Diese treten erst auf, wenn wir wirklich bei der Sache sind . Daher ist die Andacht beim Gebet wichtig. Ohne innere Sammlung ist ein wahrer Gebetsdienst gar nicht möglich. Ohne die Beteiligung des Herzens ist das Ritualgebet eine seelenlose Handlung und trägt wenig Früchte. Man kann es auch so ausdrücken: Mit der Verrichtung des Ritualgebetes soll eine Stufe erreicht werden, auf der der Mensch Gott näher kommt. Wenn er das Gebet verinnerlicht hat wird es ihm zu einer lieben und wertvollen Gewohnheit.
Das Gebetsritual ist das schönste Mittel, eine Verbindung zu Gott herzustellen. Am einen Ende dieser Verbindung steht der Mensch mitsamt seinen wesensbedingten Einschränkungen und am anderen Ende erstrahlt der Schöpfer der Welt mit Seiner Unbegrenzheit und Seiner Herrlichkeit und Größe. Wer sich dies bewusst macht, der wird das Ritualgebet nicht nur beten, um seiner religiösen Pflicht nachzukommen, sondern das Beten als Ehre empfinden und es mit Liebe verrichten. Auf dieser Stufe gelangt er zu großer innerer Freude.
In den Überlieferungen steht, dass für den Gläubigen die beste Freude in dem Moment eintritt, wo er Gott dient und auf ihn hört und sich darüber freut, dass er die Gelegenheit hat, für Gott eine Pflicht zu erfüllen. Imam Ali a.s. sagt: „Der Gläubige freut sich, wenn er seinem Herrn gehorcht und er ist traurig, wenn er eine Sünde und Gottungehorsam begangen hat.“
Als eine bedeutende positive Wirkung des Ritualgebetes ist die Läuterung von Sünden zu nennen. Der Gebetsdienst ist wie ein Fluß, an dem der Belag über Herz und Seele weggewaschen wird und die göttliche Vergebung zu fließen beginnt. Denn das Gebet lädt den Menschen zur reuevollen Umkehr ein und spornt ihn dazu an, sich zum Guten hin zu ändern und sein Verhalten zu kontrollieren und zu revidieren.
Einmal fragte der Prohet (s) seine Gefährten: Wenn jemand von euch vor der Haustür einen Bach mit klarem sauberen Wasser hat und er sich jeden Tag fünfmal in diesem Bach wäscht, wird dann noch etwas von dem Schmutz an seinem Körper übrigbleiben?“ Sie antworteten mit einem überzeugten Nein. Da sprach der Prophet (s) : „Das Ritualgebet ist wie ein solches fließendes Gewässer. Jedesmal wenn der Mensch den Gebetsdienst verrichtet , werden die Sünden, die er zwischen zwei Ritualgebeten begangen hat, beseitigt.“
Auf diese Weise werden auch die Wunden, die der Seele und dem Geist des Menschen durch Sünden zugefügt werden, mit dem Gebetritual geheilt und der Rost und schmutzige Belag, der sich auf dem Herzen absetzen, entfernt.
Die größte Gefahr für die Gläubigen besteht darin, dass sie das Ziel ihrer Erschaffung vergessen und sich ganz in dem materiellen Leben mit seinen flüchtigen Freuden verlieren.
Das Ritualgebet wird in bestimmten Abständen fünfmal am Tag verrichtet und auf diese Weise wird der Mensch unentwegt daran erinnert, welchen Platz er in dieser Welt einnimmt und so bleibt er vor Oberflächlichkeit und Achtlosigkeit bewahrt. Es ist doch ein großer Segen , dass der Mensch etwas zur Verfügung hat, was ihn im Laufe von 24 Stunden mehrmals alarmiert, wachsam zu bleiben!
Der Gebetsdienst vertreibt den Eigendünkel und Stolz, denn der Mensch vollzieht innerhalb von 24 Stunden 17 Rakat (Gebetsabschnitt), und in jeder Rakat verbeugt er sich zweimal so tief vor Gott, dass er mit der Stirn den Boden berührt. Bei dieser Niederwerfung wird ihm bewusst, wie groß Gott und wie klein er selber ist. Dieses Ritual lässt die dunklen Schleier des Stolzes und der Selbstbezogenheit weichen. Darum sagt Imam Ali aleihe salam über den Zweck des Glaubens und des Gebetes: „Gott hat den Glauben zur Pflicht gemacht, um die Menschen vom Götzentum zu reinigen, und er machte das Gebetsritual zur Pflicht, um sie vom Stolz rein werden zu lassen.“
Der Gebetsdienst ist ein Schlüssel zur Barmherzigkeit Gottes und besitzt zahllose spirituelle Vorteile.
Gedankenstress und seelische Konflikte sind Leiden von denen die Menschheit in unserem heutigen Zeitalter geplagt werden . Psychotherapeuten und Gelehrten versuchen Wege zu finden, um die geistige Unruhe der Menschen zu reduzieren und Geist und Seele zu beruhigen.
Der Psychologe William Mortensen schreibt im reader`s digest: „Viele können sich im Zusammenhang mit Fragen, bei denen sie selber eine Entscheidung treffen müssen, nicht konzentrieren und diese Unkonzentriertheit führt dazu, dass sie Fehler machen oder verwirrt werden. Unterdessen kann der Verstand des Menschen, wenn er sich auf eine Sache konzentriert, einen solchen Mangel beseitigen.“
Ein Nutzen des Vertrautseins mit dem Gebet besteht darin, dass Geist und Herz des Menschen, wenn äußere und innere Bedingungen erfüllt sind, sich konzentrieren und das Innere des Menschen erleuchtet wird. Der Betende übt beim Beten die Konzentration und er versucht jedesmal geistig und seelisch die Verbindung mit seinem geliebten Herrn herzustellen. Dies stärkt auch für andere Angelegenheiten des Lebens seine Fähigkeit zur Konzentration.
Die Großen der Ethik sind der Überzeugung, dass gute Werke dann eine positive Wirkung auf den Menschen hat, wenn sie gepflegt werden. Der Prophet des Islams sagt darüber: „ Gott liebt von den Taten die am meisten, die gepflegt werden, auch wenn es nur eine kleine Tat sein sollte.“
Das Ritualgebet ist anhaltende Zuwendung zu Gott, und durch diese wird der Mensch von Stolz rein und er widmet sich nicht mehr egoistischen Wünschen und Gelüsten. Sein Herz bleibt durch die Erinnerung an Gott lebendig. Wenn wir also das Gebet richtig und regelmäßig verrichten, werden wir seine konstruktiven Wirkungen kennenlernen.
Zur Zeit des Propheten (s) gab es einen jungen Mann, der viele Sünden beging, aber dennoch jeden Tag in der Moschee erschien, um mit den anderen das Gemeinschaftsgebet zu verrichten. Eines Tages regten sich die Gefährten des Propheten darüber auf, dass er in die Moschee kommt, und sie baten den Propheten Gottes, dass er ihn daran hindern soll. Aber der Prophet war sehr traurig über ihre Bitte und sagte: „Das Gebet wird diesen jungen Mann einmal retten!“
Mit der Verrichtung des Gebetes tritt der Mensch mit der Quelle alles Guten und Schönen in enge Verbindung . Damit sein Gebet gültig ist, muss er einige wertvolle Regeln und moralische Grundsätze einhalten. Er muss auf Sauberkeit und Pünktlichkeit achten und ,darf nicht die Rechte anderer verletzen. Dadurch wird sein Streben nach Menschlichkeit und nach der inneren beruhigenden Reinheit gefördert.
In der Geschichte der Menschheit heißt es:
Nachdem Adam und Hawa (Eva) aus dem Paradies vertrieben worden waren und die Erde betraten, haben sie besorgt und beschämt lange Zeit geweint und Gott um Vergebung gebeten. Eines Tages erschien ihnen Dschabril (Engel Gabriel ) und sagte, er habe ein Geschenk von Gott für sie dabei. Dieses Geschenk war das fünfmalige Gebetsritual für jeden Tag. In aller Früh des nächsten Tag standen Adam und Hawa, noch bevor die Sonne aufgegangen war, zum Gebet bereit und sprachen aus tiefster Seele zu Gott. Danach erfüllte sie eine große innere Ruhe. Dieses Gebet war das beste Geschenk für sie und das kostbarste Erbe für ihre Nachkommen.
source : irib