Frage 20: Wie kann ich meinem Vater helfen, weniger materialistisch zu sein?
Frage: Ich bin ein junger Mann und befinde mich am Anfang meines Studiums. Mein Vater sagt, mein Glück liege darin, dass ich studiere und anschließend meine Promotion ablege, damit ich viel Geld verdiene. Er kümmert sich überhaupt nicht um meine religiösen Belange. Ihn interessiert weder mein Gebet noch mein Fasten noch mein Glauben. Ich weiß, dass er eine falsche Einstellung hat, aber ich kann ihm dies auch nicht ins Gesicht sagen. Was soll ich machen?
Antwort: Du solltest dem Wunsch deines Vaters nachgehen und studieren und lernen, damit du eine hohe Position in deinem Leben erreichst. Wenn er sieht, dass du das machst, wird er deinem Erfüllen der religiösen Pflichten nichts mehr anhaben können. Im Heiligen Koran steht:
Und strebe mithilfe dessen, was dir Allah gegeben hat nach deiner künftigen Bleibe und versäume nicht deinen Anteil in diesem Leben[7]
Wenn du beiden Verpflichtungen gewissenhaft nachgehst, wird dein Vater kein Vorwand mehr haben, dich in deiner Religion einzuschränken. Versuche deinem Vater bei passender Gelegenheit die Bedeutung der Überlieferung Imam Alis (ع) über Tugend zu erklären. Als er einmal danach gefragt wurde, antwortete er: „Tugendhaftigkeit bedeutet nicht viel Geld und viele Kinder zu haben, sondern viel Wissen und Großmütigkeit zu besitzen und unter den Menschen über die eigene Gottesverehrung stolz zu sein.“[8]
Auch wenn dein Vater deine Religionsausübung verweigert, solltest du tun, was er von dir will, aber füge dich ihm nicht, denn „keine Gehorsamkeit gegenüber einer Kreatur, wenn es Ungehorsam gegenüber dem Schöpfer bedeutet.“[9]
Du sollst in jedem Fall einen sehr freundlichen Umgang mit deinem Vater pflegen, denn Allah hat in Seinem Buch verlangt, erstens Ihn anzubeten, und zweitens den Eltern gegenüber pflichtbewusst und gütig zu sein. Du könntest mithilfe islamischer Moral die Einstellung deines Vater verbessern und so seine moralische Armut beheben, und dementsprechend ist gute Moral das beste Mittel, um einen Erfolg nach dem anderen zu ernten.
Ansonsten habe ich nichts mehr zu sagen über deinen Vater und seinesgleichen, außer diese Überlieferung des Propheten (ص) als einmal sein Blick auf ein paar Kinder fiel, sagte er: „Wehe den Kindern der letzten Zeit (auf Erden) vor ihren Vätern!“ Man fragte ihn, „Oh Gesandter Gottes, vor ihren polytheistischen Vätern?“. Der Prophet sagte: „Nein, vor ihren gläubigen Vätern. Sie lehren ihnen gar keine Pflichten und wenn ihre Kinder lernen, hindern sie sie daran und sind zufrieden mit ihren Kindern, solange sie ihnen bedeutungslose materielle Dinge des weltlichen Lebens bereitstellen. Ich entsage mich derer und sie entsagen sich mir.“[10]
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[1] Hawza ist eine Fachhochschule für Theologie, an der sich Studenten im islamischen Recht, Philosophie, Theologie und Logik spezialisieren können
[2] Wassa’il ash-Shia: Jihad an-Nafs, Kapitel 19, Überlieferung 3
[3] Biharul Anwar, Bd. 2, S. 204
[4] Al-Kafi, Bd. 2, S. 63
[5] Heiliger Koran 8:24
[6] Zitiert aus einem Artikel von Sayyed Ibrahim al-Musawi, der in der al-Shahied Zeitung publiziert wurde, Nr. 654 Teheran
[7] Heiliger Koran 28:77
[8] Nahj ul-Balagha, Satz Nr. 84
[9] (Gehorche keinem, der dir anordnet, dem Schöpfer nicht zu gehorchen), eine prophetische Überlieferung
[10] Jami’ul Akhbar, S. 285