Ein Mann kam zu Imam Hussein (a.), dem Enkelsohn des Propheten (s.), und sprach: “Ich habe ein großes Problem! Ich habe mir 1000 Dinar geliehen, und nun kann ich sie zum festgesetzten Zeitpunkt nicht zurückzahlen. Ich fürchte um meinen guten Ruf. Ich habe schon hin und her überlegt, an wen ich mich wenden könnte, aber diese Summe ist keine Kleinigkeit, und alle meine Verwandten und Freunde sind finanziell nicht auf Rosen gebettet. Ich glaube, dass ich Hilfe nur von jemandem bekommen kann, der edler und großzügiger als alle anderen ist. Und niemand in der ganzen Stadt ist mir als so großmütig bekannt wie Du!”
“Wenn ich helfen kann, so bin ich gerne bereit, das zu tun”, antwortete der Imam (a.). Weil er aber feststellen wollte, ob die Absicht des Mannes wirklich aufrichtig war, sprach er: “Ich werde Dir drei Fragen stellen. Beantwortest Du mir die erste Frage richtig, so werde ich ein Drittel Deiner Schulden begleichen. Weißt Du auch die Antwort auf die zweite Frage, so werde ich für zwei Drittel Deiner Schulden aufkommen. Und wenn Du auch die dritte Frage zu meiner Zufriedenheit beantwortest, dann werde ich die gesamten eintausend Dinar für Dich bezahlen!”
“Aber wie könnt ich diese Fragen beantworten?”, zweifelte der Mann. “Ich bin kein gelehrter Mensch, und habe mir meinen Lebensunterhalt immer mit meiner Hände Arbeit verdient. Ich kann keine schweren Probleme lösen!”
“Hab’ Vertrauen! Niemand erwartet etwas von Dir, was Du nicht weißt!”
“Einverstanden!”, erklärte der Mann. “Ich werde versuchen, die Fragen so gut zu beantworten wie ich kann.”
“Nun, die erste Frage lautet: Was ist das beste, was der Mensch tun kann?”
“Ich würde sagen, an Gott zu glauben.”, antwortete der Mann ein wenig zaghaft.
“Und wie wird man am ehesten mit Schwierigkeiten und Problemen fertig?”, lautete die zweite Frage des Imam (a.).
Ohne lange zu überlegen, entgegnete der Mann: “Also ich würde sagen, mit Vertrauen auf Gott.”
“Und was ist Deiner Meinung nach eine Zierde für den Menschen?”, fragte der Imam (a.).
“Wissen und Geduld sind meines Erachtens eine wahre Zierde für den Menschen”, antwortete der Mann.
“Und was ist, wenn jemand kein Wissen hat?”, fragte der Imam (a.) weiter.
“Dann würde ich sagen Reichtum, der mit Freigiebigkeit einhergeht.”
“Und wenn jemand kein Vermögen hat, was kann ihm dann eine Zierde sein?”, fragte der Imam (a.) nochmals nach.
“Auch Armut kann eine Zierde sein, wenn sie mit Geduld und Gottvertrauen verbunden ist.”, sagte der Mann nun ein wenig ratlos.
“Und wenn einem Menschen auch das nicht gegeben wurde, was dann?”, wollte Imam Hussein (a.) wissen.
“Dann ist dieser Mensch wie ein trockener Zweig, der vom Baum fällt und verbrannt wird. Denn zu was wäre er sonst nützlich?”
Der Imam (a.) freute sich über die Antworten des Mannes und gab ihm 1000 Dinar. Dann schenkte er ihm auch noch seinen Ring und sprach: “Bezahle mit dem Geld Deine Schulden. Den Ring sollst Du verkaufen, und mit dem, was Du dafür bekommst, ernährst Du Dich und Deine Familie.”