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Warum er (a.) das Kalifat akzeptierte

131. Predigt – Warum er (a.) das Kalifat akzeptierte

 

In dieser (Predigt) erläutert er (a.) die Gründe, warum er das Kalifat akzeptierte und die Eigenschaften eines gerechten Imams.

 

Oh ihr, die ihr unterschiedlichen Sinnes und geteilten Herzens seid, deren Körper anwesend, jedoch deren Verstand abwesend ist. Ich versuche euch der Wahrheit zugeneigt zu machen, doch ihr flieht davor wie die Ziegen vor dem Brüllen des Löwen! Wie schwer ist es, euch die Geheimnisse der Gerechtigkeit bekannt zu machen, oder die Krummheit der Wahrheit geradezubiegen.

 

Oh Allah, Du weißt, dass das, was wir taten, nicht aus Konkurrenz um Macht geschah, noch verlangten wir nach den vergänglichen Gütern dieser Welt, doch wollten wir die Wahrzeichen Deiner Religion wieder aufrichten und uns um den Wohlstand Deiner Städte kümmern, damit die Unterdrückten unter Deinen Dienern in Sicherheit sind und Deine fallengelassenen Grenzen wieder in Kraft treten. Oh Allah, ich bin der Erste, der sich zu Dir kehrt, der hört und dem stattgibt, und keiner außer Allahs Gesandten (s.) übertrifft mich im Gebet.

 

Ihr wisst sicherlich bereits, dass es dem über Ehre, Leben, Gewinn, Rechtsurteile und Führungsgewalt über die Muslime Bevollmächtigten nicht ansteht, geizig zu sein, so dass er gierig auf ihr Eigentum wäre, noch dass er unwissend ist, da er sie (sonst) mit seiner Unwissenheit irreführen würde. Er darf auch nicht grob sein, da er sie sonst mit seiner Grobheit abstoßen würde, noch darf er ungerecht handeln mit Reichtum, so dass er die einen Leute vor den anderen Leuten bevorzugt, noch darf er in seinem Urteil bestechlich sein, denn dann würde er die Rechte anderer nehmen und darauf grenzenlos bestehen. Noch darf er die Verfahrensweise [sunna] (des Propheten, s.) außer Kraft setzen und damit die Ummah[1] zum Untergang führen.

Erläuterung

 

Jene Predigt weist u.a. auf die Eigenschaften derjenigen hin, die in Zukunft die Macht der Muslime in ihre Hand reißen würden. Keine der genannten Voraussetzung zum Kalifat konnte von ihnen erfüllt werden. Hätten die Muslime diesen eloquenten Predigten Imam Alis (a.) mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wäre das nicht möglich gewesen.

 

[1] Islamische Gemeinschaft

132. Predigt – Warnung vor dem Tod

 

(Diese Predigt wurde gehalten als) Warnung vor dem Tod und (als Aufruf zur) Enthaltsamkeit vom Diesseits.

 

Wir lobpreisen Allah für das, was Er genommen oder gegeben hat, und für das, was Er uns geschenkt und womit Er uns geprüft hat. Er kennt all das Verborgene, und Er sieht alles Geheime. Er weiß, was die Herzen verdecken und was die Augen verräterisch verbergen. Wir bezeugen, dass es keinen Gott außer Ihm gibt, und dass Muhammad der von Ihm Ausgezeichnete und Auserwählte ist, in geheimer und offener Bezeugung durch Herz und Zunge.

 

Teil der gleichen Predigt

 

Bei Allah, es ist ernst und kein Spiel, es ist die Wahrheit und keine Lüge. Es ist nichts als der Tod, und sein Rufer ist vernehmbar, sein Antreiber mahnt zur Eile (Vorkehrungen zu treffen). Lass dich von der Mehrheit der Menschen nicht über dich selbst betrügen. Du hast doch gesehen, wer vor dir kam, der Reichtümer angehäuft hat, Minderung fürchtete und sich vor den (üblen) Konsequenzen sicher fühlte durch seine weitschweifigen Hoffnungen und der (vermeintlichen) Ferne des Todes. Dann entriss ihn der Tod seiner Heimat und nahm ihn fort von dem Ort seiner (trügerischen) Sicherheit. Sie werden über der vollen Härte des Schicksals getragen. Ein Mann nach dem anderen ist mit ihm beschäftigt, sie tragen ihn auf seinen Schultern und halten ihn mit den Fingern. Habt ihr denn nicht diejenigen gesehen, die weitschweifige Hoffnungen hegen, befestigte Häuser bauen und viel anhäufen, wie ihre Häuser zu Gräbern und das, was sie angehäuft hatten, zu Ruinen wurde? Ihre Reichtümer gingen auf ihre Erben und ihre Gattinnen über (und) auf ein anderes Volk. Sie können ihren guten Taten nichts hinzufügen, noch Allahs Barmherzigkeit für ihre schlechten Taten erflehen. Deswegen, wer immer sein Herz Gottesehrfurcht fühlen lässt, tritt mit guten Taten hervor und seine Taten sind erfolgreich. So eilt zu guten Taten und arbeitet für das Paradies, so gut ihr könnt: Denn das Diesseits ist nicht als dauerhafter Aufenthalt für euch erschaffen worden, sondern es wurde vielmehr als ein Übergangsweg erschaffen, damit ihr euch bis zum Reich der Ewigkeit mit (guten) Taten ausstattet. So beeilt euch damit und seid nahe bei euren Reittieren für die Abreise.

Erläuterung

 

Der Hinweis „Ein Mann nach dem anderen ist mit ihm beschäftigt, sie tragen ihn auf seinen Schultern und halten ihn mit den Fingern“ ist auf die Sitte unter Muslimen zurückzuführen, dass die Anwesenden bei einem Leichenzug sich darum reißen, auch einmal den Sarg bzw. den Leichnam tragen zu dürfen, was dazu führt, dass „ein Mann nach dem anderen mit ihm beschäftigt ist“, ihn zu tragen.

 

 

 

 

133. Predigt – Verherrlichung Allahs

 

In dieser (Predigt) verherrlicht er (a.) Allah, Den Erhabenen, erinnert an den Qur´an und den Propheten und ermahnt die Menschen.

 

Das Diesseits und das Jenseits haben Ihm ihre Zügel überlassen, und die Himmel und Erden haben Ihm ihre Schlüssel zugeworfen. Die blühenden Bäume werfen sich Ihm nieder am Morgen und am Abend und entzünden für Ihn das leuchtende Feuer von ihren Zweigen, und sie machen auf Sein Wort hin ihre Nahrung zu reifen Früchten.

Über den Qur´an

 

Aus der gleichen Predigt über den Qur´an

 

Das Buch Allahs ist unter euch, es spricht und seine Zunge stammelt nicht, und es ist ein Haus, dessen Säulen nicht niedergerissen werden und eine Macht, deren Unterstützer nicht in die Flucht geschlagen werden.

Über den Heiligen Propheten (s.)

 

Aus der gleichen Predigt über den Heiligen Propheten (s.)

 

Er[1] entsandte ihn[2] nach einer Zeitspanne nach den (vorherigen) Gesandten und während des Streits der Zungen. Er ließ ihn in die Fußstapfen der (anderen) Gesandten treten und besiegelte mit ihm die (göttliche) Offenbarung. Er[3] unternahm Anstrengungen für Allah gegenüber denen, die Ihm den Rücken zuwandten und Ihm (andere) gleichsetzten.

Über das Diesseits

 

In der gleichen Predigt über das Diesseits

 

Das Diesseits ist der Endpunkt der Sicht des Blinden, der nichts sieht, was jenseits dessen[4] liegt. Der Einsichtige aber durchdringt es mit seinem Einblick und weiß, dass das (wahre) Heim jenseits dessen liegt. Der Weitsichtige möchte sich von diesem (Diesseits) entfernen, während der Blinde dorthin will. Der Weitsichtige nimmt von ihm Wegzehrung, während der Blinde dafür Wegzehrung nimmt.

Eine Ermahnung an die Menschen

 

Aus der gleichen Predigt – eine Ermahnung an die Menschen

 

Wisset, dass es so gut wie nichts gibt, dessen der Mensch nicht überdrüssig und müde wird, außer dem Leben, denn er findet im Tod keine Erleichterung, und dies ist nichts als Leben für das tote Herz, Einsicht für das blinde Auge, Gehör für das taube Ohr, Tränkung für den Dürstenden, und darin liegen die gesamte Genüge und das Heil.

 

Das Buch Allahs ist das, wodurch ihr Einsicht bekommt, wodurch ihr sprecht, durch das ihr hört. Ein Teil davon spricht durch den anderen, und ein Teil von ihm zeugt für den anderen. Es widerspricht Allah nicht, und es macht den, der es befolgt, nicht von Allah abwendig. Ihr seid durch Hass untereinander verbunden und das Gras wächst über euren Dung (um ihn zu überdecken). Ihr seid ehrlich untereinander in der Liebe zu den Hoffnungen und seid feindselig gegeneinander im Erwerben von Reichtümern. Das Übel (Satans) hat euch betört, und Trug hat euch in Verwirrung gestürzt. Allah sei mein Helfer gegen mein Selbst und gegen euch.

Erläuterung

 

Einmal mehr werden die Gläubigen aufgefordert Lehren aus dem Heiligen Qur´an zu ziehen, der den Gläubigen lehrt. Und er lehrt stets in dem Maß und in der Art, in dem der Gläubige es ertragen kann, um die Unterscheidung zwischen Diesseits und Jenseits zu vergegenwärtigen.

 

[1] Allah, Der Erhabene

 

[2] Prophet Muhammad (s.)

 

[3] Prophet Muhammad (s.)

 

[4] Des Diesseits

 

 

 

134. Predigt – Als Umar ibn al-Chattab um Rat fragt

 

(Diese Predigt wurde gehalten) als Umar ibn al-Chattab ihn hinsichtlich der Schlacht gegen die Römer[1] um Rat fragte.

 

Allah hat für die Anhänger dieser Religion die Hochhaltung des Besitzes[2] auf Sich genommen und die Bedeckung der Blöße. Er ist es, Der ihnen geholfen hat, während sie wenige waren und keinen Helfer hatten, und Er hielt sie (von Gefahren) ab, während sie wenig waren und keinen Beschützer hatten. Er ist lebendig und stirbt nicht.

 

Wahrlich, wann auch immer du eigenständig gegen diesen Gegner (zur Verteidigung gegen ihre Angriffe) ziehst, auf ihn triffst und in eine Katastrophe gestürzt wirst, dann wird es für die Muslime keinen Zufluchtsort geben, abgesehen von ihren entferntesten Städten, und sie hätten nach dir auch keinen Ort, an den sie zurückkehren könnten. So schicke einen kriegserfahrenen Mann zu ihnen und entsende mit ihm kriegsbewährte und aufrichtige Männer. Wenn Allah (einen) Sieg verleiht, dann ist es das, was du begehrst, doch wenn das andere (also eine Niederlage) eintrifft, dann wärst du ein Fluchtpunkt für die Menschen sowie ein Punkt der Rückkehr für die Muslime.

Erläuterung

 

Einerseits trifft man oft auf die Behauptung, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) in praktischer Politik und Staatsverwaltung schwach und unerfahren gewesen sein soll und dass die Aufstände, die durch die Machtgier der Umayyaden hervorgerufen wurden, aufgrund seiner schwachen Regierung erfolgt seien. Andererseits aber werden zahlreiche Gelegenheiten angeführt, bei denen die Kalifen den Befehlshaber der Gläubigen (a.) in wichtigen Fragen der Staatsführung sowie hinsichtlich der Kriege gegen Angreifer um Rat fragten. Das Ziel solcher Überlieferungen war in bestimmten Quellen nicht, Imam Alis (a.) korrekte Denkweise, Rechtssprechung oder seine tiefe Weisheit aufzuzeigen, sondern um zu zeigen, dass es zwischen ihm und den Kalifen eine Einheit und Übereinstimmung gegeben haben soll, damit der Tatsache, dass sie öfters von der Ansicht des Befehlshabers der Gläubigen (a.) abwichen, keine Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Geschichte zeigt, dass Imam Ali (a.) mit den Grundsätzen der Kalifen differierte und nicht jeden Schritt von ihnen guthieß. Bei der Gelegenheit zur Schlacht von Palästina gegen die byzantinischen Angriffe fragte Kalif Umar Imam Ali (a.) um den Rat, ob er selber teilnehmen solle. Imam Ali (a.) behielt dabei Ansehen und Fortbestehen des Islams im Blick, ungeachtet dessen, ob seine Antwort mit Umars Gefühlen übereinstimmen würde. Er riet ihm, an seinem Platz zu bleiben und jemanden an die Front zu schicken, der sehr kriegserfahren ist, weil ein unerfahrener Kämpfer das etablierte Ansehen des Islams zerstören würde, und der Respekt vor der Verteidigungskunst der Muslime, die seit den Tagen des Propheten (s.) bei allen Angreifern bestanden hatte, verschwinden würde. In der Tat sah der Befehlshaber der Gläubigen (a.) Anzeichen für eine Niederlage gegenüber dem mächtigen Angreifer, falls Kalif Umar dorthin als Anführer der Truppe gegangen wäre, zumal Letzterer nicht erfahren war in der Kriegsführung und in kritischen Situationen und wie bei der Schlacht von Uhud und Chaibar Misserfolge hatte und Imam Ali (a.) es war, der im ersten Fall das Leben des Propheten (s.) rettete und im zweiten Fall den Sieg. Und daher sah Imam Ali (a.) die Interessen des Islams am besten gewahrt, indem er Umar zurückhielt und auf seine Ansicht folgendermaßen sinngemäß hinwies: „Wenn du dich vom Schlachtfeld zurückziehen musst, dann wäre es nicht nur deine persönliche Niederlage, sondern die Muslime würden ihren Mut verlieren, das Schlachtfeld verlassen und sich hierhin und dorthin zerstreuen. Denn mit dem Rückzug des Kommandeurs würde die Armee auch an Boden verlieren. Außerdem, wenn das Zentrum ohne den Kalifen wäre, dann gäbe es keine Hoffnung für irgendeine weitere Hilfe von hinten, die den Mut der Kämpfer erhalten könnte.“ Umar hielt sich an diesen Ratschlag.

 

[1] Gemeint sind die Byzantiner (Ost-Rom)

 

[2] Gemeint ist der Schutz des Islams

 

 

135. Predigt – Zu al-Mughira ibn Achnas

 

Es fand zwischen ihm[1] und Uthman ein Wortwechsel statt, und al-Mughira ibn Achnas sagte zu Uthman, dass er an seiner Stelle mit ihm[2] verhandeln würde. Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) sagte zu al-Mughira:

 

Oh du Sohn des Verfluchten und Gestutzten und von einem Baum, der weder Wurzeln noch Zweige besitzt. Du willst mit mir verhandeln? Bei Allah, Allah wird niemandem den Sieg schenken, den du unterstützt, noch wird der, den du erhebst, aufstehen können. Gehe von uns, möge Allah das, was du beabsichtigst, fernhalten. Dann tue, was du willst. Möge Allah dich nicht übriglassen, wenn du (mich) am Leben lässt.

Erläuterung

 

Al-Mughira ibn Achnas al-Thaqafi war einer der Unterstützer von Uthman ibn Affan und sein Cousin väterlicherseits. Sein Bruder Abu´l Hakam ibn Achnas wurde in der Schlacht von Uhud durch Imam Ali (a.) getötet, weshalb al-Mughira große Feindschaft gegen den Befehlshaber der Gläubigen (a.) hegte. Sein Vater gehörte zu denjenigen, die bei der Befreiung Mekkas den Islam zwar formell angenommen hatten aber stets dagegen agierten. Deshalb nennt Imam Ali (a.) seinen Vater „Gestutzten“, was so viel bedeutet wie „jemand ohne Nachkommen“. Hierbei wird deutlich, dass Imam Ali (a.) jenen Begriff in sinnbildlicher Art verwendet, denn obwohl al-Mughiras Vater Nachkommen hatte, war es so, als wenn er keine Nachkommen gehabt hätte, denn seine Nachkommen bedeuteten nur Unheil. Al-Mughira schloss sich später u.a. Muawiya an.

 

[1] Al-Mughira ibn Achnas

 

[2] Imam Ali (a.)

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