Wenn man die Gebete der Muslime zu beschreiben, zu übersetzen und zu erläutern versucht, glaubt man zu Beginn, dass man sich eine leichte Aufgabe gestellt hat. Es zeigt sich aber recht bald, dass es sehr schwer ist, Begriffe zu erklären, die einem Muslim selbstverständlich sind.
Das liegt allein schon darin begründet, dass der Islam nicht nur eine Religion, sondern darüber hinaus eine Lebensform ist, der Leser erwartet jedoch mehr oder weniger nur eine Religion. So sind auch Sinn und Inhalt der Gebete im Islam anders zu verstehen als etwa christliche Gebete.
Der Islam wird nicht nur in der Moschee praktiziert, sondern er begleitet und führt den Gläubigen auch im täglichen Leben, in der Familie, in der Umwelt, ja sogar im Berufsleben. Das führt zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Muslimen, das in Europa relativ unbekannt ist.
So wird auch nicht nur die Familie, die nähere Verwandtschaft in die Gebete eingeschlossen, sondern alle Muslime und darüber hinaus die ganze Menschheit. Wer einmal für längere Zeit in einem islamischen Land gelebt hat, wird auch festgestellt haben, dass dort mehr Brüderlichkeit herrscht als in Europa.
Die Gebete werden von den Muslimen auf der ganzen Welt in arabischer Sprache gesprochen. Darüber sollte ein Neumuslim aber nicht erschreckt sein, er wird recht schnell erkennen, dass auch die der deutschen Zunge unüblichen Laute recht leicht zu erlernen sind.
Ebenso, wie er durch das Studium des Heiligen Quran und das wirkliche Verstehen und Begreifen der Gebetstexte bald erkennen wird, dass man auch in Europa die islamische Lebensart nicht nur erlernen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auch "erleben" kann. Wir empfehlen den Neumuslimen, sich erst nur mit dem Inhalt, dem Sinn der Gebete vertraut zu machen, dann erst den deutschen und darauf den arabischen Text zu lernen.
So wird er dann beim Gebet sicher sein, dass er nicht nur leere und von ihm selbst unverstandene Worte spricht. Wir hoffen, dass Allah unsere Gebete erhört und uns in seiner Güte befähigt, uns so verständlich auszudrücken, dass wir den Islam dem interessierten deutschen einen Stück näher bringen.
Im Namen Allahs, dem unser Gebet, unsere Verehrung, unser Leben und unser Tod gehören
Das Gebet ist eine Zwiesprache mit Gott, dem Herrn der Welten. Im Gebet findet der Mensch den Weg zu Gott und wenn das Gebet wirklich aus tiefstem Herzen kommt, wird er die Nähe Gottes spüren, wird er empfinden, dass Gott ihn anhört.
Das Gebet wird ihn nicht nur stärken, nicht nur aufrichten und neuen Mut geben, das Gebet wird ihm auch einen Schutz geben gegen das Böse, das seine Gedanken und sein Handeln beeinflussen will. Und so wird sein nächstes Gebet Dank ausdrücken, Dank für alles, was Gott ihm gab: Leben, Kleidung, Nahrung, sachliche und auch geisitge Werte.
Und der Mensch wird die unendliche Güte des Allmächtigen empfinden und bewundern. Der Mensch braucht das Gebet, diese stille Zwiesprache mit Gott, gerade heute, da die Tage voll Anstrengung, Hast und Unruhe sind. Ein Gebet -und dauert es nur Minuten, bringt nicht nur Entspannung, sondern auch neue Kraft.
So wie der Körper Nahrung und Schlaf braucht, benötigt der Geist, die Seele Entspannung. Im Islam kennt man jede Form der Zwiesprache mit Gott. Ein Muslim kann im Stehen, im Sitzen, im Liegen Worte des Dankes finden und Gott bitten, dass Er ihm gnädig bleibe.
Alle Gebete werden vom Erhabenen erhört werden, auch wenn der Beter sie in seiner Mutterprache formuliert. Der Betende muss nur bedacht sein, dass seine Gebete nur an Ihn, den Einzigen, dem keiner und nichts gleicht, gerichtet werden und frei von jeglicher Heuchelei sind.
Außer diesen Gebeten, die frei von jeder Form sind und die "Du’a" genannt werden, unterwirft sich der Muslim den rituellen Pflichtgebeten, "Salah", denn er weiß, dass er durch diese Gebete mit allen Gläubigen auf der ganzen Welt verbunden ist.
Hat ein Muslim die Möglichkeit, die Pflichtgebete zusammen mit Glaubensbrüdern zu verrichten, so wird er es tun. Das trifft vor allen Dingen für die Gebete am Freitag zu, an denen er , wenn irgend möglich, die Mosche besucht. Dort betet man zusammen, ohne Rücksicht auf Rang und soziale Herkunft.
Vor Gott fühlt sich der eine, dem anderem gleich und jeder empfindet, dass er in einer wirklichen Gemeinde ist.
Ein Ausspruch unseres Propheten Mohammed -Allahumma salli ala Muhammedin wa ala alihi wa salam (O Gott, segne Mohammed und seine Familie und nimm sie in Deinen Schutz) -ist uns überliefert worden.
Er zeigt uns in einem Gleichnis die reinigende Kraft des Gebetes.
Der Gesandte Gottes sagte zu seinen Gefährten, sie sollten sich vorstellen, dass vor ihrem Haus ein Bach vorbeifließe, in dem sie regelmäßig 5-mal am Tage badeten.
"Kann dann noch irgendwelche Unreinheit an Euch zurückbleiben?", fragte er sie. "Das ist unmöglich", bekam er zu Antwort. Darauf der Prophet: "Genauso ist es mit den Gebeten. Wer 5-mal am Tage das Gebet verrichtet, an dessen Herzen kann keine Verunreinigung bleiben."
Die 5 Gebete, die jedem Muslim eine Pflicht sind:
FADSCHR (Morgengebet)
Es wird in der Morgendämmerung nach dem Aufstehen und der selbstverständlichen Reinigung gebetet.
ZHUHR (Mittagsgebet)
Es wird am Mittag verrichtet. Es ist gestattet, das dieses Gebet auch zusammen mit dem
’ASR (Nachmittagsgebet)
bis zurzeit vor Sonnenuntergang gehalten wird.
MAGHRIB (Abendgebet)
Wird kurz nach Sonnenuntergang verrichtet und kann evtl. zusammen mit dem
’ISCHA (Nachtgebet)
abgehalten werden. Der Tag beginnt und endet also mit einem Gebet.
Der Aufbau der Pflichtgebete
Die fünf rituellen Gebete haben einen festegelegten Aufbau. Außer den Pflichtgebeten (arabisch: Fardh) werden vielfach noch freiwillige Vor bzw. Nachgebete von den Gläubigen verrichtet, diese werden einzeln gebetet und ohne Vorbeter.
Sie werden Nafila genannt und bestehen aus je 2 Rek’at. Das Rek’a (Plural Rek’at) ist die Grundeinheit des Gebetes. Es besteht aus den drei Stellungen im Gebet: dem Stehen, dem Sich-Beugen und dem Sich-Niederwerfen.
Das kürzeste Gebet hat zwei Rek’at. Bei den verschiedenen Gebeten sind verschieden viele Rek’at vorgeschrieben:
FADSCHR (Morgengebet) 2 Rek’at
ZHUHR (Mittagsgebet) 4 Rek’at
’ASR (Nachmittagsgebet) 4 Rek’at
MAGHRIB (Abendgebet) 3 Rek’at
’ISCHA (Nachtgebet) 4 Rek’at
QIBLA (Gebetsrichtung)
Der arabische Begriff "Qibla" beschreibt zunächst neutral eine "Richtung der Orientierung", die nicht an eine besondere Handlung gebunden ist. Im speziellen islamischen Kontext steht er für die Richtung, in die das Ritualgebet verrichtet werden soll, also die Luftlinie zur Kaaba in Mekka.
Dies führt dazu, dass alle Muslime in immer größer werdenden Kreisen um die Kaaba herum nebeneinander in die gleiche Richtung das Ritualgebet verrichten.
Die Notwendigkeit zur Bestimmung der Gebetsrichtung trug maßgeblich dazu bei, dass sich die Araber früh und intensiv mit Astronomie und Himmelsmechanik beschäftigten.
Während man heutzutage mit einem Kompass die Gebetsrichtung bestimmen kann ist in muslimisch geprägten Ländern oftmals, z.B. in Hotels, an der Zimmerdecke, am Boden oder auf einem Möbelstück ein Qibla-Pfeil eingezeichnet.
In Flugzeugen muslimischer Luftlinien wird mittels Bildschirm jeweils die aktuelle Position zur Gebetsrichtung angegeben. Zwei mal im Jahr, an den Qibla Tagen kann jeder allein mittels Sonne die exakte Gebetsrichtung bestimmen.
In einer Moschee wird die Gebetsrichtung durch die Gebetsnische (mihrab) markiert. In einem muslimischen Friedhof sind die Gräber derart angeordnet, so dass die Begrabenen auf der rechten Seite liegend in Richtung der Gebetsrichtung blicken.
Die heutige Gebetsrichtung zur Kaaba war aber nicht von Anfang an gegeben. In der Anfangszeit des Islam beteten die Muslime zusammen mit dem Propheten Mohammed (saw) in Richtung Jerusalem, weshalb der Ort heute noch "erste Gebetsrichtung" genannt wird.
Bei einem Gebet in der Nähe von Medina erhielt Prophet Mohammed (saw) die Offenbarung des Verses 2:144. Da er sich mitten im Gemeinschaftsritualgebet befand, stand er auf und ging ans andere Ende der Gemeinschaft, worauf sich alle um ca.
180 Grad umdrehen mussten. Die Moschee bei Medina, in der die Änderung der Gebetsrichtung stattfand, wird als "Moschee der beiden Gebetsrichtungen" bezeichnet. Ursprünglich hatte die Moschee in Gedanken an das besondere Ereignis als einzige Moschee der Welt zwei Gebetsnischen.
Eine davon, wurde aber von den Wahhabiten entfernt. Andere Muslime werfen ihnen vor, damit von den besonderen Bedeutung Jerusalems im Islam ablenken zu wollen.
Die Gebetsrichtung hat auch in anderen Lebensbereichen im Islam eine Bedeutung: So wird beispielsweise die Schächtung in die Gebetsrichtung durchgeführt.
Beim Bau von Toiletten wird darauf geachtet, dass sie nicht in Gebetsrichtung erfolgen. Während ein Muslim alle seine Ritualgebete in Richtung Kaaba verrichtet, versucht er ein Mal im Leben bei der Pilgerfahrt (Hajj) das Ziel seiner Gebetsrichtung zu erreichen.
Dort angekommen, tritt er aber nicht in das Haus ein, sondern umkreist es. Das symbolisiert, dass er das Ziel des Daseins im Diesseits anstreben mag, aber nie erreichen wird, da das Ziel die Ewigkeit ist. So ist auch die Gebetsrichtung eine Erinnerung daran, dass das Ziel des Strebens erst im Jenseits erreicht werden kann.
ADHAN und IQAMA (die Gebetsrufe)
Die Aufrufe zum Gebet sind ein Teil der feststehenden Riten. Der erste Gebetsruf (Adhan) bedeutet wörtlich übersetzt in etwa "Ankündigung" und ist die öffentliche Bekanntgabe des Eintretens der Gebetszeit. Sie wurde eingeführt im ersten Jahr n.d.H. in Medina.
Die Ursache seiner Einführung war, das der Engel Gabriel (a.s) mit dem Gebetsruf im Auftrage Allahs zu Prophet Mohammed (saw) kam. Daraufhin bestimmte Prophet Mohammed (saw) seinen Gefährten Bilal zum ersten Gebetsrufer (Muadhin).
Nach dem Gebetsruf (Adhan), erfolgt der zweite Aufruf zum Gebet (Iqama). Im Gegensatz zum Gebetsaufruf (Iqama), wird der Gebetsruf (Adhan) mit besonderer Betonung und Klang verlesen.
Der Gläubige, der allein betet, spricht die Texte von Adhan und Iqama nach der Teilwaschung (Wudhu) für sich alleine und unmittelbar hintereinander. Die Gebetsrufe werden wie folgt auf arabisch rezetiert:
ADHAN
4X Allahu akbar
Gott ist der Größte
2X Ashhadu an la ilaha il-lallah
Ich bezeuge, dass es keinen
Gott gibt außer Allah
2X Ash hadu anna Muhammadan
Rasullullah
Ich bezeuge, dass Mohammed der
Gesandte Allahs ist
1X Ash hadu anna Aliyyan waliyullah
Ich bezeuge, dass Ali der Statthalter
Allahs ist
1X Ash hadu anna Aliyyan Amiral Mu’minina
hujjatullah
Ich bezeuge, dass der Fürst der
Gläubigen (Imam Ali), Befehlshaber der
Treuen und ausschlaggebendes
Argument Allahs ist
2X Hayya’alal-salah
Eilt zum Gebet
2X Hayya’alal-falah
Eilt zur Erlösung
2X Hayya’ala chayril-’amal
Eilt zur besten Handlung
2X Allahu akbar
Gott ist der Größte
2X La ilaha il-lallah
Es gibt keinen Gott außer Allah
IQAMA
2X Allahu akbar
Gott ist der Größte
2X Ashhadu an la ilaha il-lallah
Ich bezeuge, dass es keinen
Gott gibt außer Allah
2X Ash hadu anna Muhammadan
Rasullullah
Ich bezeuge, dass Mohammed der
Gesandte Allahs ist
1X Ash hadu anna Aliyyan waliyullah
Ich bezeuge, dass Ali der Statthalter
Allahs ist
1X Ash hadu anna Aliyyan Amiral Mu’minina
hujjatullah
Ich bezeuge, das der Fürst der Gläubigen
(Imam Ali), der Befehlshaber der Treuen
und auschlaggebendes Argument
Allahs ist
2X Hayya’alal-salah
Eilt zum Gebet
2X Hayya’alal-falah
Eilt zur Erlösung
2X Hayya’ala chayril-’amal
Eilt zur besten Handlung
2X Qad qamati-s-salah
Das Gebet hat nun begonnen
2X Allahu akbar
Gott ist der Größte
1X La ilaha il-lallah
Es gibt keinen Gott außer Allah
source : الشیعه