In diesem Teil unserer Koranreihe geht es um die Verse 23 bis 28 der Sure Naml, Sure 27. Wir beginnen bei den Versen 23 und 24:
(27: 23- 28)
إِنِّي وَجَدتُّ امْرَأَةً تَمْلِكُهُمْ وَأُوتِيَتْ مِن كُلِّ شَيْءٍ وَلَهَا عَرْشٌ عَظِيمٌ
„(Der Wiedehopf sagte:) 'Dort fand ich eine Frau, die über sie herrscht, und ihr ist alles beschert worden, und sie besitzt einen großartigen Thron.'" (27: 23)
وَجَدتُّهَا وَقَوْمَهَا يَسْجُدُونَ لِلشَّمْسِ مِن دُونِ اللَّـهِ وَزَيَّنَ لَهُمُ الشَّيْطَانُ أَعْمَالَهُمْ فَصَدَّهُمْ عَنِ السَّبِيلِ فَهُمْ لَا يَهْتَدُونَ
„ 'Ich habe festgestellt, dass sie und ihr Volk die Sonne statt Allah anbeten; und Satan hat ihnen ihre Werke ausgeschmückt und hat sie vom Weg (Allahs) abgehalten, so dass sie nicht zur Rechtleitung finden.'" (27: 24)
Wie aus den vorherigen Versen hervorging, hatte der Wiedehopf das Heer des Salomo verlassen und Prophet Salomo forderte eine Erklärung dafür von ihm. Der Wiedehopf entschuldigte sich damit, dass er in Saba gewesen war und Wichtiges über dieses Reich zu berichten hatte. In den Versen 23 und 24 steht nun, was der Wiedehopf mitteilte.
Der Wiedehopf berichtete Salomo davon, dass in Saba eine Frau regierte und dass diese Königin reich und mächtig war und unter anderem einen prächtigen Thron besaß. Dann verwies er auf die wichtigste Sache an der ganzen Geschichte, die Salomo als Prophet wissen musste, und zwar war es nicht das Wichtigste, dass eine Frau über Saba regierte, sondern wichtig war, dass sie und ihre Untertanen nicht Gott anbeten, sondern die Sonne. Der Wiedehopf berichtete, dass die Menschen im Reich dieser Königin Sünden begingen und erklärte der Satan habe nämlich das Hässliche für sie ins schönste Licht gerückt und deshalb sei eine Rechtleitung dieses Volkes schwierig.
Wir sehen:
Erstens: Wenn jemand über gute Gaben verfügt, ist das noch kein Zeichen dafür, dass er ein guter Gottesdiener ist. Sowohl Salomo als auch Balqis, die Königin von Saba, waren reich und mächtig. Aber Salomo war ein Prophet Gottes und Balqis war Götzenanbeterin.
Zweitens: Ein Volk übernimmt in der Mehrheit den Glauben und die Bräuche seiner Herrscher. Daher spielen Regierungen eine effektive Rolle bei der Formung der religiösen Ansichten ihrer Volksmassen.
Wir wenden uns den nächsten beiden Versen der Sure 27 zu, nämlich Vers 25 und 26:
أَلَّا يَسْجُدُوا لِلَّـهِ الَّذِي يُخْرِجُ الْخَبْءَ فِي السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَيَعْلَمُ مَا تُخْفُونَ وَمَا تُعْلِنُونَ
„('und Satan hat sie geheißen) nicht Allah zu verehren, der ans Licht bringt, was in den Himmeln und auf Erden verborgen ist, und der weiß, was ihr geheim haltet und was ihr offenbart!" (27: 25)
اللَّـهُ لَا إِلَـٰهَ إِلَّا هُوَ رَبُّ الْعَرْشِ الْعَظِيمِ
"'Allah! Es ist kein Gott außer Ihm, dem Herrn des Gewaltigen Throns.'" (27: 26)
Nachdem der Wiedehopf über die Götzenanbetung in Saba berichtet hatte, sagte er wie folgt seine Meinung dazu: Ich weiß nicht, warum sie die Sonne verehren, statt Gott! Dabei ist es doch Gott, der das Verborgene im Himmel und auf der Erde zum Vorschein bringt und alles über die Menschen weiß, auch das was sie verbergen!
Ein anschauliches Beispiel dafür, dass Gott etwas Verborgenes auf der Erde hervorkommen lässt, ist der Pflanzenwuchs. Bekanntlich liegt in einem Korn oder Kern ein Keimling verborgen und dieser kommt erst mit Gottes Macht und mit Hilfe des Regens, den der Allmächtige herabfallen lässt, zum Vorschein.
Für den Wiedehopf darf auch Salomo nicht angebetet werden, auch wenn er ein Prophet Gottes und ein mächtiger König ist. Ein Grund dafür ist das begrenzte Wissen von Salomo. Zum Beispiel wusste er nichts von den Zuständen in Saba.
Der Wiedehopf sagte also: Nur der Eine Gott verdient es angebetet zu werden, weil Er alles kennt, auch das Verborgene und über alle Menschen im Bilde ist und immer wenn Er will etwas Verborgenes aufdecken und es andere wissen lassen kann.
Wir können uns folgendes klarmachen:
Erstens: Die Hang zur Anbetung liegt in der Natur des Menschen und der Mensch hat im Laufe der Geschichte verschiedene Dinge, darunter Gegenstände und Tiere und Menschen als heilig und mächtig betrachtet und sie angebetet.
Zweitens: Große Erscheinungen in der Natur wie die Sonne oder das Wachsen der Pflanzen und Gedeihen von Lebewesen spielen eine wichtige Rolle, aber diese Dinge und Erscheinungen haben sich nicht selber geschaffen. Der Mensch muss sich daher vor dem Erschaffer der Sonne verbeugen und niederwerfen und darf nicht die Sonne selber anbeten. Denn die Sonne hat sich ja nicht selber erschaffen sondern ist einer der unzähligen Bestandteile der göttlichen Schöpfung.
Drittens: Wenn Satan das Schlechte für die Menschen ins schöne Licht rückt, will er verhindern, dass sie sich vor dem Schöpfer der Welten niederwerfen, denn in der Niederwerfung vor dem Einen Gott kommt die Gottesanbetung zum Ausdruck.
Viertens: Gott ist überall auf der Welt zugegen und nichts und niemand bleibt ihm verborgen.
Hier nun die Verse 27 und 28 der Sure 27:
قَالَ سَنَنظُرُ أَصَدَقْتَ أَمْ كُنتَ مِنَ الْكَاذِبِينَ
„Er (Salomo) sagte (zum Wiedehopf): 'Wir werden sehen, ob du die Wahrheit gesprochen hast oder ob du zu den Lügnern gehörst.'" (27: 27)
اذْهَب بِّكِتَابِي هَـٰذَا فَأَلْقِهْ إِلَيْهِمْ ثُمَّ تَوَلَّ عَنْهُمْ فَانظُرْ مَاذَا يَرْجِعُونَ
„'Geh mit diesem Brief von mir und wirf ihn vor sie hin, sodann zieh dich von ihnen zurück und schau, was sie erwidern.'" (27: 28)
Prophet Salomo fand die Entschuldigung des Wiedehopfes für sein Fehlen berechtigt, nachdem er sich seinen Bericht angehört hatte. Also bestrafte er ihn nicht. Der Bericht des Wiedehopfes war sehr wichtig und gab Anlass zum Nachdenken. Salomo äußerte sich nicht dazu, sondern wollte erst mehr über die Sache erfahren. Also verfasste er einen Brief und beauftragte den Wiedehopf damit, ihn der Königin von Saba zuzustellen und abzuwarten, wie sie darauf antwortet.
Übrigens haben auch andere Gottgesandten in Briefen zur Anbetung des Einen Gottes aufgerufen. So hat Mohammad, der Prophet des Islams (Friede sei ihm und seinem Hause) den Römischen Kaiser und den König von Persien in einem Brief zum Islam eingeladen.
Wir möchten noch auf folgende 3 Punkte aufmerksam machen:
Erstens: Um andere zu der Lehre Gottes einzuladen, muss man entsprechend der Situation vorgehen und verschiedene Mittel einsetzen. Solche Mittel können zum Beispiel in einer Ansprache, einem Schreiben oder auch der Entsendung eines Boten bestehen.
Zweitens: Die Aussagen und Behauptungen anderer sollten uns nicht daran hindern, eine Sache nachzuprüfen. Obwohl der Wiedehopf versicherte, dass seine Mitteilung zuverlässig ist, hat Salomo gesagt, dass er nachprüfen wird, ob das wirklich der Fall ist.
Drittens: Bevor wir eine Entscheidung hinsichtlich der Gegner treffen, müssen wir darum bemüht sein, sie aufzuklären und ihnen den rechten Weg zu weisen. Entsprechend ihrer Antwort und Reaktion können wir dann die notwendigen Maßnahmen ergreifen.
source : irib.ir