Dem Thema „Glaube“ wird in dem kostbaren Werk „Pfad der Eloquenz“ (Nahdsch-ul Balagha) besondere Aufmerksamkeit gewidmet, denn in den Augen Imam Alis (a) ist der Glaube der hellste Weg und das hellste Licht.
Imam Ali(a) sagt: „Der Glaube ist die innere Erkenntnis, das Bekenntnis mit dem Mund und die Kundgabe durch das Handeln.“
Der Glaube hat eng mit dem Herzen des Menschen zu tun. In Wahrheit ist das Herz der Sitz des Glaubens und solange sich nicht das Herz des Menschen für die Wahrheit des Islams geöffnet hat, wird der Glaube keine Früchte tragen.
Im Vers 14 der Sure Hudscharat ,Sure (49), steht:
„Die Wüstenaraber sagen: `Wir glauben.` Sprich: Ihr glaubt nicht; sagt vielmehr: `Wir haben den Islam angenommen`, und der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen." …
Gemäß diesem Vers ist das Bekenntnis zum Islam noch nicht dem Glauben gleichzusetzen.
Der Islam ist die äußere Form und das Religionsgesetz. Das heißt jeder, der sich zur Einheit Gottes und zur Prophetschaft Mohammads(s)bekennt, zählt zu den Muslimen und die Gebote des Islams gelten für ihn. Aber der Glaube ist ein inneres Phänomen. Es ist eine Wahrheit im Herzen des Menschen und kein Zungenbekenntnis oder äußerer Schein. Es kann also sein, dass jemand die Pflichten des Islams durchführt, aber der Glaube noch nicht in sein Herz eingekehrt ist.
Der Glaube ist ein magnetische Kraft, die den Menschen dem Erschaffer des Daseins zuwendet, mit Ihm, seinem Ursprung , verbindet und ihm Ruhe spendet.
Hamad Ibn Amru überliefert, dass jemand Imam Ali fragte: „Welche von den Angelegenheiten ist bei Gott besser?“
Da sagte der Imam: „Eine Angelegenheit ohne die kein Werk anerkannt wird.“ Da fragte der Mann wieder: „Was ist diese Angelegenheit?“ Imam Ali antwortete: Der Glaube an Gott, denn es ist die höchste Angelegenheit und am nützlichsten und edelsten.“ Der Mann fragte: „Bedeutet Glaube reden und handeln, oder nur reden?“ Er antwortete: „Der ganze Glauben ist Handeln… Fürwahr hat Gott der Erhabene, den Glauben allen Gliedmaßen und Organen des Menschen zur Pflicht gemacht und kein einziges Teil von ihm ist ohne eine Glaubenspflicht … Dazu gehört auch das Herz (der Geist), mit dem er sich in Klugheit übt, versteht und weiß und welches Befehlshaber seines Körpers ist.“
Der Jemenite Dhi´lib fragte Imam Ali (a.): „Hast du deinen Herrn gesehen, Befehlshaber der Gläubigen?“, und er (a.) erwiderte: „Soll ich denn jemanden verehren, den ich nicht sehe?“. „Und wie siehst du ihn?“, fragte dieser (Jemenite), und er (a.) sagte:
„Augen können Ihn nicht mit dem Sehsinn wahrnehmen, aber die Herzen können Ihn erreichen mit den Wahrheiten der Überzeugung [iman] (aus Freitagsgebetansprache 179)“
Der Glaube hat verschiedene Stufen. Alle die den Islam annehmen, betreten das Reich des Glaubens, doch stehen sie auf unterschiedlichen Stufen. Bei einigen ist der Glaube stärker, bei anderen ist er schwach. Die Glaubensstufen[M1] lassen sich mit Lichtstufen vergleichen. Das Licht von kleinen Lampen ist von dem großer Lampen verschieden und die Lichtstärke von Scheinwerfern lässt sich in keiner Weise mit dem Licht der Sonne vergleichen. Wer einen hohen Grad an Glauben besitzt, den kann kein Ereignis und eben so wenig ein Verlangen aufhalten. Ganz im Gegenteil: Sein Glauben wird durch Hindernisse und Probleme nur noch stärker und sein Wille noch fester.
Imam Ali (a) hat (in Chutba 193) über die Gläubigen gesagt:
„Der Schöpfer nimmt in ihren Seelen einen so großen Raum ein, dass alles außer Ihm in ihren Augen klein ist.“
Gläubige sehen die Wahrheit und sie folgen keinen Illusionen und Vermutungen. Sie sehen mit dem Spiegel ihres Herzens die Dinge wie sie sind, das Große groß und das Kleine klein. Zum Beispiel ist für diejenigen, die den Glauben nicht verinnerlicht haben der Jüngste Tag ein Ereignis, das ihnen noch sehr weit entfernt erscheint, aber der Gläubige betrachtet dieses gewaltige Ereignis als nah.
Imam Ali hat in der Chutba 20 über das Reich nach dem Tod gesagt:
„Wahrlich, wenn ihr mit euren eigenen Augen gesehen hättet, was die vor euch gesehen haben, die gestorben sind, ihr würdet besorgt und erschrocken sein. Dann würdet ihr (aus Furcht) hören und gehorchen. Jedoch es ist vor euch verborgen, was sie gesehen haben. Und bald schon wird der Schleier (der Verborgenheit) heruntergerissen werden!“
Imam Ali (a) sagt über den Gläubigen, dass er seine Nutzung des Diesseits als flüchtig und gering betrachtet während er die Segnungen im Jenseits als beständig und zahlreich wahrnimmt. Aufgrund dieser Erkenntnis verhalten sich die Gläubigen achtsam, denken nach und widmen sich dem Gott-Dienen. Sie erinnern sich in jeder Lage des Schöpfers und haben Paradies und Verdammnis vor Augen. Sie scheinen das Paradies und seine Bewohner und auch die Hölle und ihre Insassen aus der Nähe zu sehen. Darüber sagt Imam Ali (a) in der Freitagsgebetsansprache 193:
„Die Gewissheit über das Paradies ist für sie so wie für jemanden, der es bereits gesehen hat, und sie sehen, dass seine Einwohner dort glücklich sind . Und ihr Glaube an das Feuer ist für sie wie für jemanden, der gesehen hat, wie seine Insassen bestraft werden …
Wenn ihnen ein Vers begegnet, der gute Botschaft enthält und in ihnen Sehnsucht weckt (nach dem Paradies), dann hoffen sie verlangend danach und blicken sehnsüchtig zu ihm herüber und so kommt es ihnen vor, als ob der Lohn, den dieser Koranvers verheißt, vor ihren Augen liegt. Wenn ihnen ein Vers begegnet, der ihnen Furcht (vor Gott) einflößt, wenden sie ihm das Gehör ihrer Herzen zu und es kommt ihnen vor, als ob das Brüllen und Ächzen der Hölle in ihren Ohren dröhnt.“
Wenn jemand den Weg des Glaubens richtig entlanggeht, wird er immer höhere Stufen erreichen. Dann wird seine Sichtweise von denen anderer verschieden. Ein Beispiel: Die meisten lieben es von anderen gelobt zu werden. Manche täuschen sogar Tugenden vor, um gelobt zu werden und leben so, dass sie überall Anerkennung erhalten und keine Kritik auf sich ziehen. Die Komplimente der anderen machen sie trunken und umgekehrt bereitet es ihnen Kummer, wenn andere etwas an ihnen aussetzen und sie rügen.
Die Gläubigen aber, die den Genuss des Glaubens erfahren haben, mögen es nicht, von den anderen gelobt zu werden. Dies obwohl sie des Lobes würdig sind.
Imam Ali (a) beschreibt diese Gruppen von Gläubigen wie folgt: „Wenn einer von ihnen gelobt wird, dann sagt er: `Ich weiß besser über mich Bescheid als andere, und mein Herr weiß besser über mich Bescheid als ich! Oh Allah, handele mit mir nicht nach dem, was sie sagen, mache mich besser als was sie denken, und vergib mir das, was sie nicht wissen.“ Chutba 193)
Die wichtigste Kategorisierung der Menschen in religiösen Texten ist ihre Unterscheidung nach Gläubigen und Ungläubigen. Mit anderen Worten unterscheiden sich die Menschen durch den Glauben (Iman) und den Unglauben (Kufr) . Weder Sprache, noch Hautfarbe noch Rasse oder ähnliches verursachen, dass der eine über den anderen zu stehen kommt. Diese Dinge sucht sich der Mensch ja nicht aus, so dass jemand sich etwas darauf einbilden oder sich deswegen schämen müsste. Wenn jemand das Heiligtum des Glaubens betritt fallen alle falschen Trennwände, die durch solche Unterschiede aufgebaut wurden, und es herrscht nur noch Freundschaft. Die Verbundenheit zwischen zwei Gläubigen ist größer als die zwischen Verwandten. Nichts kann so gut zwei Menschen einander näher bringen und verbünden wie der Glaube. Der Glaube führt in Wahrheit die getrennten Menschen zusammen . Ihr Zusammenschluss ist beständig und unzerstörbar. Imam Ali (a) sagt über die gottesfürchtigen Gläubigen.:
„Wisset: Wer Gottesfürchtigkeit anstrebt, dem ebnet Gott einen Weg zur Befreiung von den Übeln und Zwietracht und verleiht ihm ein Licht im Herzen der Dunkelheit und er lässt ihn eine Stufe erreichen, auf der er mit seiner ganzen Seele flammend nach Ihm verlangt, auf die Stufe der Würde und Größe, in einer Wohnstätte deren Baldachin der Thron Gottes und deren Licht und Helligkeit die Pracht Gottes ist, seine Besucher sind die Engel und er wird in der Gesellschaft der Propheten Gottes sein.
Imam Ali (a) hat auch gesagt: „Ein Mu`min – ein Gläubiger ist jemand, der die schlechte Behandlung anderer erträgt, von dem jedoch keiner schlecht behandelt wird.“
source : irib.ir