Der untersetzte Mann mit österreichischem Akzent klingt ein wenig verzweifelt. "Worauf wartet ihr denn noch? Guten Morgen, es ist schon Mittag!", ruft er in die Kamera. "Eilt eilt, bevor der Zug abfährt!" Immer wieder drängelt er. Hinter ihm ist eine antike Stadt zu sehen. Die Aufnahmen sollen im syrischen Palmyra gemacht worden sein. Er spricht in einem rund fünfminütigen Clip, der unter anderem bei YouTube zu sehen war.
Es handelt sich bei den Aufnahmen um das erste ausschließlich deutschsprachige Propagandavideo des "Islamischen Staates".
Darin macht der Österreicher Druck auf unentschlossene Dschihad-Fans in Deutschland und Österreich, zum Islamischen Staat (IS) nach Syrien zu reisen. Zuletzt war nach Angaben des deutschen Verfassungsschutz die Zahl der Ausreisenden nach Syrien etwas langsamer gestiegen.
Seinen Namen nennt der Österreicher nicht. Doch das Gesicht ist bekannt. Es handelt sich offenbar um den 30-jährigen Mohamed Mahmoud. Der für seine islamistische Propaganda bereits verurteilte Österreicher war 2013 in der Türkei auf dem Weg nach Syrien verhaftet worden, dann aber wieder freigekommen. Er gilt als Weggefährte des Deutschen Denis Cuspert, der inzwischen ebenfalls den IS unterstützt.
Auch Mohamed Mahmoud macht inzwischen mehr als Propaganda: Er begeht Morde. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie er einen Gefangenen mit hinter dem Rücken gefesselten Händen aus wenigen Metern Entfernung erschießt. Angeblich habe es sich bei dem Ermordeten um einen feindlichen Kämpfer gehandelt, heißt es in dem Propagandavideo.
Der Österreicher droht Deutschland mit Rache
In den Aufnahmen droht Mahmoud der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Rache für die deutsche Unterstützung des Krieges in Afghanistan und für die deutschen Waffenlieferungen an die irakisch-kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Krieg gegen den IS. Wer aus Deutschland und Österreich nicht zum IS reisen könne, den ruft Mahmoud dazu auf, im eigenen Land Anschläge zu verüben.
Auch ein Deutscher kommt in dem Video zu Wort. Er wird unter seinem Kampfnamen "Abu Omar al-Almani" vorgestellt. Der Mann spricht monoton, wirkt fast ein wenig abwesend. In dem Video ermordet auch "Abu Omar al-Almani" einen hilflosen Gefangenen.
In manchen Szenen ist neben "Abu Omar al-Almani" ein weiterer mutmaßlich deutscher IS-Kämpfer zu sehen. Er scheint sich in seiner Rolle als IS-Werbefigur unwohl zu fühlen: Den Blick in die Kamera meidet er. Immer wieder schaut er nervös zu Boden und schweigt.
Insgesamt sind mehr als 720 Menschen aus Deutschland nach Syrien gereist, allerdings nicht alle, um sich dem IS anzuschließen. Rund ein Drittel soll bereits wieder in die Bundesrepublik zurückgekehrt sein: Bei vielen ist die Enttäuschung groß. Das Leben unter dem IS war dann eben doch etwas anderes als "Dschihad-Urlaub". "Wir waren alle nur Kanonenfutter", erzählte diese Woche ein IS-Kämpfer vor Gericht in Celle.