Eine Wuppertaler Hauptschule versuchte einer jungen Muslimin das Tragen eines Kopftuches zu verbieten. Die Schulleitung forderte die Eltern der 15-jährigen Schülerin in einem offiziellen Schreiben auf, das Mädchen an einer anderen Schule anzumelden. „Aus Respekt vor unserem Glauben gilt für unsere Schüler auf unserem Gelände ein Kopftuchverbot“, hieß es in dem Schreiben. Als die Schülerin am Montag in Begleitung ihres Bruders, dennoch mit einem Kopftuch zur Schule ging, wurde ihr der Zutritt ins Klassenzimmer verboten. Die Lehrerin erlaubte ihr nicht am Unterricht teilzunehmen.
Die Familie des jungen Mädchen zeigt sich entsetzt. „Es ist unfassbar. Wir leben seit 24 Jahren hier, sind gut integriert und haben so etwas noch nie erlebt“, äußerte sich der Bruder des Mädchens zu dem Vorfall. „Die Schulleiterin hat mich angeschrien, mein Verhalten sei respektlos dem Christentum gegenüber“, teilt die muslimische Schülerin mit.
Die Bezirksregierung Düsseldorf schaltete sich in diesem Fall ein und wies ausdrücklich darauf hin, dass es Schülern grundsätzlich erlaubt ist, im Unterricht ein Kopftuch zu tragen. „Das ist kein Grund, jemanden vom Unterricht auszuschließen“, so Walter Steinhäuser von der Oberen Schulaufsicht. Auch in der Schulordnung der katholischen Hauptschule gäbe es keinen Hinweis auf ein Kopftuchverbot für Schülerinnen.
Nach einem klärenden Gespräch zwischen den Eltern der Schülerin und der Schulleitung gestern, wurde die Suspendierung nun doch aufgehoben und das Mädchen wieder zum Unterricht zugelassen. Eine offizielle Stellungnahme oder Entschuldigung seitens der Schulleitung hat es jedoch nicht gegeben. „Die Schulleitung hat einen Rückzieher gemacht. Sie hat sich jedoch nicht entschuldigt und uns vorgeworfen, alles falsch verstanden zu haben, weil wir kein deutsch verstünden“, kritisierte der Bruder der Schülerin das Gespräch.
„Wir waren entsetzt von dem Vorfall“, sagt der Landesvorsitzende des Zentralrats der Muslime Samir Bouaissa, der der Familie Beistand und Unterstützung zugesichert hatte. „Die Familie befürchtet Nachtteile für die Schülerin, und diese Sorge können wir ihr nicht nehmen.“ Er suchte in diesem Fall auch die Unterstützung von Seiten des Schulamts und der katholischen Kirche. „Wir sind auf einer Linie, dass sich niemand über das Grundgesetz hinwegsetzen kann und das Kopftuch kein Grund für einen Ausschluss ist. Wir haben hier einen regen Austausch und ein gutes Miteinander.“ so Bouaissa.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Wuppertal reagierte empört auf den Vorfall. „Erstaunlich ist das Vorgehen dieser öffentlichen katholischen Schule auch deshalb, weil nur noch gut ein Drittel ihrer Schülerschaft katholisch ist. Nur durch die Aufnahme nichtkatholischer Schüler konnte sie bisher ihre Existenz sichern“, äußerte sich Vorstandsmitglied Helga Krüger zu diesem Fall.
Der Schuldezernent Stefan Kühn kritisierte ebenfalls das Vorgehen der Schulleitung und spricht sich für Toleranz und Offenheit aus. „Es ist eine städtische Schule, die immer stolz darauf war, auch muslimische Kinder aufzunehmen. Diese Toleranz muss sie nun auch beweisen.“
source : abna24