Keine Religion wächst weltweit schneller als der Islam. Zu diesem Ergebnis kommt das unabhängige Washingtoner „Pew Research Center“ (Pew) in seiner am Mittwoch veröffentlichten Studie zur weltweiten Entwicklung der Religionen (The Changing Global Religious Landscape). Demnach werden binnen zwei Jahrzehnten nicht mehr Christen, sondern Muslime die meisten Neugeborenen haben. 2015 stellten Christen noch 31,2 Prozent, Muslime 24,1 Prozent der Weltbevölkerung, werden Anhänger des Islam 2060 mit einem Anteil von 31 Prozent und 3 Milliarden Menschen fast gleichauf mit den christlichen Konfessionen (32 Prozent, 3,1 Milliarden) liegen.
Die Pew-Studie sieht drei Gründe für diese Entwicklung. Zum einen fällt die Geburtenrate der im Schnitt recht jungen muslimischen Weltbevölkerung schon heute höher aus als die von Angehörigen anderer oder keiner Religion. Muslimische Mütter bringen im Schnitt 2,9 Kinder zur Welt. Das liegt deutlich über der Geburtenrate von 2,1 Kinder, die für den Erhalt einer Population benötigt wird.
Der zweite Grund für die erwartete Verschiebung sind das Alter der Bevölkerung, ihre Herkunftsregionen und damit verbunden die Sterbequote. Vor allem das „christliche Abendland“, Europa, aber auch Nordamerika und Teile Asiens drohen in den kommenden Jahrzehnten immer mehr zu überaltern. Bereits jetzt machen Christen mit 37 Prozent den höchsten Anteil der weltweit Verstorbenen aus.
Zahl der verstorbenen Christen höher als Neugeborenen
Als Paradebeispiel des Trends verweist die Pew-Studie auf Deutschland. Dort überstieg die Zahl der verstorbenen Christen die der Neugeborenen zwischen 2010 und 2015 um 1,4 Millionen. Dies über die nächsten Jahrzehnte fortgeschrieben und kontrastiert mit dem Zuwachs in der muslimischen Bevölkerung, lasse eine klare Verschiebung der Demographie erwarten.
Schließlich berücksichtigt die Religionsstudie bei dem Trend auch mögliche Konversionen. Nicht jeder, der etwa als Christ zur Welt kommt, bleibt damit automatisch für den Rest seines Lebens Mitglied seiner Herkunftsreligion. Hier zitiert Pew die USA als Musterbeispiel. Demnach kommt es dort recht häufig vor, dass Erwachsene die Religion ihrer Kindheit hinter sich lassen und eine neue annehmen oder gar nicht mehr einer organisierten Glaubensgemeinschaft angehören. Das führe über die Zeit zu einer spürbaren Abnahme an Christen, während die Zahl der Atheisten, Agnostiker und Muslime zunehme.
Die Pew-Studie identifiziert die Sub-Sahara-Zone als den Teil der Welt, in dem die junge Bevölkerung am rasantesten wächst. Das bringt sowohl für die Christen als auch für die Muslime in dieser Region einen erheblichen Schub. Niedrige Geburtenraten plagen dagegen nicht nur die Staaten Europas, sondern auch asiatische Gesellschaften wie China, Japan oder Thailand – ein Grund, der für das Schrumpfen des Buddhismus ausgemacht wird.