Größter Qudstag in Berlin seit Jahren: Gegen Vertreibung und Apartheid im Heiligen Land
„Nie wieder, nie wieder!“, skandierten gestern 2200 Demonstranten im Herzen Berlins bei der Demonstration zum Qudstag. Nie wieder Mord und Vertreibung, nie wieder Apartheid und keine deutsche Unterstützung für den Völkermord an den Palästinensern durch Israel, so forderten Männer, Frauen und Kinder – Muslime und Nichtmuslime – aller Altersklassen friedlich in einem bunt gemischten Demonstrationszug.
„Muslime, Juden und Christen Hand in Hand gegen Zionisten“, lautete auch dieses Jahr eine der Parolen, mit der sich die Teilnehmer der Antisemitismuskeule verwahrten. „Judenhass ist ihre Masche“, spielten die Lautsprecherwagen auf die beliebteste Verteidigungslinie der zionistischen Gräueltaten an.
Sieben Jahrzehnte Völkermord
In den letzten siebzig Jahren vertrieb Israel über sieben Millionen Palästinenser aus ihrer Heimat, tötete Hunderttausende, und sperrte die Reste des palästinensischen Volkes in Enklaven im Westjordanland ein, die unter israelischer Militärgewalt stehen, sowie in das größte Freiluftgefängnis der Welt – Gaza –, dessen Grenzen Israel zu Land und zu Wasser blockiert. In den letzten Wochen erschossen Scharfschützen der israelischen Armee im Zuge der Proteste gegen die vollständige Annexion Palästinas über einhundert Zivilisten, darunter fünfzehn Kinder und die 20-jährige Sanitäterin Razan Al-Najjar, die mit sichtbar erhobenen Händen im weißen Kittel als Ersthelferin zu einem angeschossenen Demonstranten an der Grenze von Gaza eilte, als sie ein Scharfschütze ins Visier nahm.
Sonderrechte für zionistische Gegendemonstranten
Wie jedes Jahr hatte im Vorfeld ein breites Bündnis von Parteien und Organisationen zu den Gegendemonstrationen unter dem Motto „Gemeinsam gegen Antisemitismus und Homophobie“ aufgerufen, darunter die im Berliner Senat vertretenen Parteien sowie etliche zionistische Organisationen, Anhänger des gestürzten Schahregimes im Iran, Kurdenvertretern und – als einzige gelistete Einzelperson – Volker Beck. Insgesamt listet die Seite der Initiative „No-Al-Quds-Tag“ 37 Unterstützer auf.[1] Und wie jedes Jahr folgte kaum jemand ihrem Aufruf, auch nicht ihre eigenen Mitglieder. Keine zweihundert Gegendemonstranten insgesamt wünschten dem Apartheidssystem „lang lebe Israel“. Das sind weniger als sechs Teilnehmer pro aufrufender Organisation, darunter manche mit vielen tausend Mitgliedern. Zionistenvertreter klagten schon letztes Jahr über die mangelhafte Beteiligung an den Gegendemonstrationen und vermuteten als Ursache die Angst der Deutschen, als fremdenfeindlich angesehen zu werden.
Die Gegendemonstranten versuchten in versprengten Einzelgruppen immer wieder mit Rufen und Gesten die Teilnehmer des Qudstags zu einer Reaktion zu provozieren. Obwohl sie dabei mit Billigung der Polizei dem Demonstrationszug sehr nahe kommen durften, teilweise nur wenige Meter entfernt – ein auffälliges Privileg, das in Berlin nur Zionisten gestattet wird –, blieben sie erfolglos.
Größter Qudstag seit Jahren führte an Oldtimer-Show vorbei
Die mit 2200 Teilnehmern seit Jahren meistbesuchte Qudstag-Demonstration führte dieses Jahr nicht wie sonst über den Kurfürstendamm, sondern über die parallel verlaufende Lietzenburger Straße. Der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin hatte behauptet, dass die geänderte Routenführung ein Erfolg gegen den Qudstag gewesen sei, wenn man schon nicht das angestrebte Verbot der Demonstration hätte erzielen können.[2] Diese Darstellung erwies sich vor Ort als falsch: Tatsächlich fanden auf dem Kurfürstendamm die „Classic Days“ statt, eine Oldtimershow, für die der Kudamm in voller Breite auf zwei Kilometern Länge das ganze Wochenende gesperrt wurde.
Die diesjährige Demonstration wurde von vielen muslimischen und jüdischen Theologen unterstützt.
Ayatullah Reza Ramezani war kurzfristig verhindert, wurde aber durch eine hochkarätige Delegation von Gelehrten vertreten, darunter auch Hudschat-ul-Islam Dr. Hamidreza Torabi, der Direktor der Islamischen Akademie Deutschland.
Fazit: Es war die bestbesuchte Qudstag-Demonstration, die Berlin im letzten Jahrzehnt gesehen hat, eine der unbedeutendsten Gegendemonstrationen sowie ein Hoffnungsschimmer für ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen in Jerusalem, gesandt aus der deutschen Hauptstadt.
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