Leiden s als Strafe
Auch im Koran sind genau so wie im Alten Testament frühere Vö ölker beschrieben, die bestimmte Katastrophen als Strafe durchmachen mußten. Aber das bezieht sich auf frühere Geschichten. Nirgends im Koran oder in der Sunna wird gesagt, dass derjenige, der an einem Leiden zu tragen hat, dieses auch verdient hätte oder dass dies eine Strafe für etwas sei. Keineswegs. Am meisten wird im Koran die Prüfung durch Leiden in den Vordergrund gestellt. Ich zitiere hier ein paar kleine Koranverse:
"Wir haben das, was auf der Erde ist zu einem Schmuck für sie gemacht, Menschen um sie zu prüfen wer von ihnen am besten handelt, um sie zu prüfen - heisst es - sowohl diejenigen die vermö ögend sind wie auch die anderen."
Also ist Prüfung mit dem Sinn der Sch öpfung verbunden.
Noch etwas ist gesellschaftlich wichtig. "Gott ist es, der euch zu aufeinander folgenden Generationen auf der Erde gemacht und in der er die einen von euch über die anderen um Rangstufen erh ööht hat. Bestimmte Qualifikationen hat er euch gegeben, um euch zu prüfen. Dein Herr ist schnell im Bestrafen und er ist in voller Vergebung und Barmherzigkeit. Dies ist ganz generell auf alle Menschen bezogen. Gabe wie Leid ist Prüfung, ob und wie der Mensch diese Prüfung besteht oder auch nicht. Wenn sein Herr ihn prüft und großzügig handelt und ihm ein angenehmes Leben schenkt, sagt er, mein Herr behandelt mich großzügig, wenn er ihn aber prüft und ihm sein Lebensunterhalt bemessen zuteilt, sagt er, mein Herr läßt mich Schmach erleiden. Aber nein. Er behandelt die Weisen nicht großzügiger als die Leidenden. Er handelt hier und ihr gebt den Bedürftigen nicht zu essen. Ihr verzehrt das Erbe ohne Unterschied. Und ihr hegt für den Besitz eine all zu große Liebe. Das ist eine Prüfung für beide Seiten.‘ Und hier das letzte Zitat: "Und wir werden euch sicher Prüfungen aussetzen mit ein wenig Furcht und Hunger und mit Verlust an Vermö ögen, Seelen und Früchten. Und verkündet den Geduldigen frohe Botschaft. Die, die ein Unglück betrifft, sagen wir, geh lang=FA ören Gott und wir kehren zurück. Auf ihre Herzen kommen Segnungen und Barmherzigkeit. Das sind die, die der rechten Leitung folgen." Insofern wird im Koran die Prüfung als eiäner der wichtigsten Gründe angegeben, warum es Leiden und Leidende gibt.
Vorherbestimmung Einmal soll von der Vorsehung und Vorherbestimmung die Rede sein. Mit diesem Problem hat man sich auseinanderzusetzen. Eins steht fest, dass auch im Islam, genau so wie in der christlichen Lehre dies Problem als philosophisches Problem behandelt wird. Versucht man den Sinn der Vorherbestimmung zu fassen, so stellt sich die Frage, ob unser Handeln überhaupt einen Sinn hat, wo ohnehin schon alles vorherbestimmt ist. Eigentlich ist die Vorherbestimmung mehr in dem Sinne zu verstehen, dass letztlich alles auf Gott zurückgeht. Auf welchen Gott? Christlich gesehen auf liebenden Gott, islamisch gesehen auf den Gott mit Barmherzigkeit. Auf so einen Gott geht alles zurück. Letztlich hat er zu bestimmen.
Sinn des Leidens
Man fragt, und dies ist für mich der letzte Abschnitt bei der Suche nach dem Sinn des Leidens: warum müssen diese Menschen leiden. Hier einiges aus Tradition: wem Leiden zugefügt wird, dem werden wir mehr Lohn geben. Also das heisst, wie ich gesagt habe, dass der Leidende eine gr öößere g lang=FA ööttliche Nähe erfährt, was der Nichtleidende nicht hat. Diese g ööttliche Nähe wird dem Leidenden, wenn er wahrnimmt, sowohl diesseits als auch jenseits zugute kommen. In diesem Sinne äußern sich mehrere Überlieferung. Und noch eines: Wenn irgendeiner mit einer Krankheit und Leiden belastet wird, werden seine Sünden ihm ausgeglichen, er wird entlastet. Ganz zum Schluss wird Mohammed gefragt, wer am meisten gelitten habe. Die Antwort lautete: die Propheten. Hier wird darauf hingewiesen, dass Leiden nicht nur k öörperliches Leiden sein muß. Seelische Leiden werden den k öörperlichen gleichgestellt, wie z.B. die, mit den Unvollkommenheiten des eigenen Volkes fertig zu werden... Sie kö önnen auch in alttestamentarischen Geschichten nachlesen, dass fast alle ausgewählten Persö önlichkeiten nicht von Leiden befreit waren. Im Gegenteil. Auserwählt sein war stets mit Leiden verbunden. Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen. Es ist sicher einiges für Sie interessant gewesen. So soll es auch sein.