In diesen Tagen wird einem Volk in Ostasien wegen seiner muslimischen Identität ein großes Unrecht angetan, aber nur wenige Menschen und menschenfreundliche Einrichtungen haben ein Auge für ihre schlimme Situation.
Tausende von Rohingya, wie die Muslime in Myanmar genannt werden, haben wegen der Aggressionen der radikalen Buddhisten und der Unterdrückung durch die Regierung dieses Landes ihre Häuser verlassen und treiben nun auf Holzbooten in den Gewässern von Südostasien. Diese Tragödie ist so erschütternd, dass die UNO die Rohingya als eines der unterdrücktesten Völker der Welt und als eine Minderheit ohne Freund und Heimat bezeichnet haben.
Die Rohingya-Muslime leben seit Generationen in Myanmar. Aber die Regierung dieses Landes, das einmal Birma hieß, bezeichnet sie als „neue Einwanderer“ und ist nicht bereit sie als Staatsangehörige des Landes anzuerkennen und ihre Bürgerrechte zu beachten. Diese muslimische Minderheit umfasst circa eine Million 300 Tausend Menschen. Sie lebt im Westen des Landes nahe der Grenze zu Bangladesch im Rakhaing-State. Die Regierung von Myanmar nennt die Rohingya illegale Einwanderer aus Bengalen. Sie hat die Muslime in diesem State in Lagern außerhalb von Städten und Ortschaften versammelt. Sie leben unter Kontrolle der Regierungskräfte und dürfen nicht umsiedeln. Doch diese Muslime werden nicht nur von der Regierung schikaniert. In den letzten Jahren hat der Rassismus unter der Bevölkerung zugenommen und es wurden zahlreiche Rohingya von radikalen buddhistischen Gruppen getötet.
Myanmar hat eine Bevölkerung von mehr als 53 Millionen. 90 Prozent davon sind Buddhisten. Nach dem politischen Wandel, der 2011 einsetzte, hat der Druck auf die Muslime in Myanmar zugenommen. Laut offiziellen Statistiken sind von 2012 bis 2014 fast 300 von ihnen bei Attacken der radikalen buddhistischen Gruppen ums Leben gekommen. Gemäß Angaben der UNO mussten in den letzten 3 Jahren mehr als 120 Tausend aus ihrem Land flüchten.
2014 hat die UN-Vollversammlung eine Resolution herausgegeben, in der die Regierung von Myanmar aufgefordert wurde, ihre Politik gegenüber den Rohingya zu revidieren und ihnen die Staatsbürgerschaft zu verleihen. 193 UN-Mitgliedsstaaten stimmten für diese Resolution, aber das Regime von Myanmar führt sie nicht durch.
Die Muslime, die aus Myanmar fliehen wollen, müssen normalerweise 200 bis 300 Dollar pro Person an die Bootsfahrer zahlen, damit sie von diesen erst nach Thailand und dann nach Malaysia gebracht werden. Die Flüchtlinge verbringen mehrere Wochen zwischen Thailand, Malaysia und Indonesien auf hoher See. Ihnen geht Trinkwasser und Nahrung aus und es kommt zu heftigen teils lebensgefährlichen Konflikten zwischen den Bootsinsassen. Wir haben es mit einer schrecklichen Tragödie zu tun.
Aber die Rohingya-Muslime haben ein so schweres Leben in Myanmar und sind so sehr bedroht, dass sie den Tod in einem der Rettungsboote einem Verbleib in ihrer Heimat vorziehen. Doch keiner der Nachbarländer von Myanmar will sie aufnehmen. Die indonesische, malaysische und thailändische Regierung sind auf keinen Fall dazu bereit. Dies ist einer der Gründe weshalb die geflohenen Muslime auf dem Meer herumirren.
Die Regierung von Bangladesch gab bekannt, dass sich zurzeit mehr als 300 Tausend Rohingya in Lagern an den Südost-Küsten ihres Landes befinden. Aber den Lagerbewohnern geht es auch nicht viel besser als den Muslimen, die noch in Myanmar sind. Es sind in der Mehrheit Frauen und Kinder, ältere Leute, Kranke und Behinderte. Die Lagerbewohner kämpfen ums Überleben und um ein wenig tägliche Nahrung. Für die Bevölkerung von Bangladesch zählen diese Flüchtlinge zu den niedrigsten Bevölkerungsgruppen. Diese Lager erhalten keine Hilfen aus dem Ausland. Die Lagerbewohner müssen harte Arbeit gegen einen sehr geringen Lohn leisten, der gerade für eine einzige tägliche Nahrungsportion reicht.
Das Leid dieser Flüchtlinge scheint unendlich. Es gibt kein rettendes Ufer für sie: Weder in Myanmar, noch in Thailand noch in Bangladesch, noch irgendwo anders.
UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos, fand schon vor zwei Jahren, als sie in Myanmar war, die Situation der Rohingya erschütternd. Sie bezeichnete die Bedingungen, unter denen 100 Tausend der Muslime in den Lagern, die sie besichtigte zubringen, als völlig ungeeignet und sagte, dass weder die Opfer von Gewalt noch die muslimischen Flüchtlinge medizinisch versorgt werden.
Trotz der Bekanntmachung dieser Tatsachen und der Veröffentlichung von Berichten über die schlimme Lage der Muslime von Myanmar, haben die Vereinten Nationen und westlichen Staaten, die angeblich die Menschenrechte verteidigen, bislang nichts gegen den Genozid an den Muslimen in Myanmar durch die radikalen Buddhisten unternommen. Im Gegenteil: US-Präsident Barack Obama und einige europäische Staatsführer und hohe Vertreter der EU loben laufend die Politik der Regierung von Myanmar wegen der Schaffung einer politisch offenen Atmosphäre. Sie reisen in dieses Land und haben die Sanktionen gegen Myanmar aufgehoben. Der Regierung wurden sogar Schulden in Höhe von 6 Milliarden Dollar erlassen.
Keiner hat die Führung von Myanmar aufgefordert den diskriminierenden Umgang gegenüber den Muslimen in diesem Land einzustellen. Denn das Regime von Myanmar hat verdeutlicht, dass es die grausamen Attacken der extremistischen Buddhisten auf die Muslime in Myanmar billigt. Ein hoher Verantwortungsträger von Myanmar hat sogar vor zwei Jahren in einem Interview auf die Frage des Reporters der New York Times über die Generationsausrottung gegen die Muslime und den Verstoß gegen ihre elementaren Rechte gesagt: Die Menschenrechte gelten für die Muslime nicht.
Bedauerlicherweise schweigt auch Aung San Suu Kyi, die weltweit als Ikone des Freiheitskampfes in Myanmar gilt, zu den offenen Verletzungen der Rechte der Rohingya-Muslime. Sie erklärte sie könne keine Stellungnahme für oder gegen eine der beiden beteiligten Parteien ergreifen. Suu Kyi wurde im Westen wegen ihres Kampfes gegen das Militärregime von Myanmar berühmt und erhielt den Friedensnobelpreis verliehen. Hätte die gefeierte Freiheitskämpferin sich auch nur mündlich hinter die Muslime von Myanmar gestellt, um sie als Menschen gegenüber der Verletzung ihrer elementaren Rechte zu verteidigen, hätte, sie die Weltbevölkerung auf das Elend der Rohingya aufmerksam machen können. Dann wären die westlichen Regierungen vielleicht unter dem Druck der Öffentlichkeit gezwungen gewesen, die Normalisierung ihrer Beziehungen zu der Regierung in Myanmar nicht zu überstürzen.
Die Myanmar-Politik der westlichen Staaten insbesondere der USA hat mit dem Konkurrenzkampf mit China und damit zu tun, dass sie Myanmar zu ihrem Verbündeten in Ostasien machen wollen. In zahlreichen Fällen haben sie gezeigt, dass sie die Unterstützung der Rechte von Minderheiten und die Menschenrechte wie ein Werkzeug einsetzen, um an ihre Ziele zu gelangen. Wenn die Unterstützung von Minderheitsrechten und Menschenrechten ihren Interessen nutzt, sind sie die menschenfreundlichsten Staaten der Geschichte. Aber selbst wenn es Millionen von Unterdrückten gibt, die ihre Hilfe bräuchten, halten sie mit der Unterstützung zurück, sobald dies für sie Nachteile hätte.
Dies zeigt sich eindeutig an der westlichen Unterstützung für den Anführer der Buddhisten Dalai Lama. Der Westen unterstützt ihn wegen der Verletzung der Rechte der Buddhisten in Tibet durch China, aber er schließt die Augen gegenüber dem Genozid, denn die radikalen Buddhisten in Myanmar an den Muslimen begehen.
Während die Lehren Buddhas weltweit für Friedfertigkeit und
Ausgewogenheit bekannt wurde, hat auch der Dalai Lama trotz seines großen Einflusses auf die Buddhisten bislang nicht ernsthaft und effektiv auf das Massaker und die Flüchtlingsnot der Muslime in Myanmar reagiert. Er ist praktisch auch zu einem Werkzeug der westlichen Regierungen geworden. Denn wenn er sich zu menschlichen Tragödien und Verletzungen der Rechte von Minderheiten äußert, richtet er sich nach der Politik und den Interessen des Westens. Da eine ernsthafte Verurteilung der Massaker und Diskriminierung der Muslimen in Myanmar nicht zu der Menschenrechtspolitik der westlichen Staaten gehört sieht auch der Führer der Buddhisten in Tibet keinen Grund dafür, zu dieser Tragödie Stellung zu nehmen.
source : irib