In diesem Teil über den Islamischen Lebensstil möchten wir über das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt im Rahmen eines islamkonformen Lebensstils sprechen.
Eines der wichtigsten Ziele des Islams ist die Veredlung des Menschen und die Stärkung seines Glaubens an den Einen Gott und Seine Religion. Der Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) hat einen großen Teil seines Wirkens als Gottgesandter dieser wichtigen Angelegenheit gewidmet. Jemand, der im Islam aufwächst, regelt sein Verhalten zu den anderen Dingen im Dasein so, dass er in keiner Weise jemandem oder etwas ein Unrecht antut. Die Beachtung von Rechten und Pflichten gilt im Islam nicht nur gegenüber den anderen Menschen. Auch Natur und Umwelt haben Rechte und ein Muslim muss diese beachten.
Als erstes ist der Muslim Gott gegenüber verpflichtet. Dieser Verpflichtung folgt die Verantwortung gegenüber der menschlichen Gesellschaft und der Natur. Wenn wir uns schematisch den Menschen als Mittelpunkt eines aufrechten Dreiecks vorstellen, steht Gott oben an der Spitze, während die Gesellschaft und Natur an dem rechten und linken unteren Eckpunkten zu stehen kommen.
Die Beziehung Gottes zur menschlichen Gesellschaft und Natur ist die Beziehung des Schöpfers zur Schöpfung, und die Beziehung der Gesellschaft und Natur ist die Beziehung der Gottesdienstbarkeit und des Geschöpf-Seins.
Gemäß den Koranversen und Überlieferungen wurden die Natur und Umwelt dem Menschen unterworfen. Gott hat sie für die Menschen erschaffen, damit sie in ihrem Dienst stehen. Aber es ist keine einseitige Beziehung. Vielmehr sind Natur und Umwelt ein Pfand, dass Gott den Menschen anvertraut hat. Daher trägt die menschliche Gesellschaft Verantwortung gegenüber der Natur.
Das Verhältnis des Menschen zu Gott und zur Natur soll auf Gott-Dienstbarkeit und Pflichten und sein Verhältnis zu den Mitmenschen auf Zusammenarbeit, guten Werken und Gerechtigkeit beruhen.
Wenn der Mensch die Natur als wertvolles Pfand Gottes versteht, hütet er sich davor, sie zu zerstören und nutzt sie in angemessener Weise.
Gott, der Gepriesene, hat die Daseinsordnung, Erde und Umwelt geschaffen und für den Menschen verfügbar gemacht, um ihn mit Seinen Geboten auf die Probe zu stellen. Er will sehen, wie der Mensch nachdem er genug Erkenntnis gewonnen hat, diese anvertrauten Güter im Sinne des Gottgehorsams nutzt und wie er mit den Segensgaben umgeht, mit denen sein Herr ihn umgeben hat. In der Sure Kahf (Sure 18) lesen wir im Vers 7: „Wir haben alles, was es auf der Erde gibt, als Schmuck und Zierde für sie geschaffen, damit Wir prüfen, wer von ihnen am besten handelt.“
Die Segensgaben und Möglichkeiten dienen dann dem Ziel der Schöpfung, wenn sie richtig – ohne Über- oder Untertreibung genutzt werden.
In diesem Zusammenhang wurde in den religiösen Lehren der Umwelt besondere Aufmerksamkeit geschenkt und materieller und immaterieller Lohn für diejenigen, die sich für ihre Vitalisierung und Bewahrung einsetzen, vorgesehen. Der Prophet Gottes (Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) hat zum Beispiel gesagt: „Wer einen Baum pflanzt, den belohnt Gott im Umfang dessen Ernteergebnisses.“
Wenn die Möglichkeiten der Natur nicht richtig genutzt werden, kann es zu irreparablen Schäden für den Menschen führen.
Am Jüngsten Tag wird der Mensch über seinen Umgang mit den Gaben Gottes gefragt. Der Mensch muss sich darüber im Klaren sein, dass die Umwelt allen gehört und er die Pflicht hat, sie zu erhalten und zu kultivieren, so dass er ihre Gaben nutzen kann. Imam Sadiq (Friede sei ihm) sagt:
„Ein Leben ohne saubere Luft, reichlich Wasser und fruchtbaren Boden ist nicht angenehm.“ (Tuhaf-ul Uqul, S. 325)
Die Vernichtung von Naturressourcen und Verschmutzung der Umwelt stellen eines der großen Probleme unseres Zeitalters dar und gefährden die Menschheit. Wissenschaftler führen viele Unregelmäßigkeiten in der Natur wie Flutkatastrophen, Luftverschmutzung, Rückgang der Grundwasserspeicher und die Schädigung der Ozon-Schicht auf die Verschmutzung der Umwelt zurück.
Aus der Sicht der Religion gehört der Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen zu den wichtigsten moralischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten.
Die umfassende Himmelsreligion des Islams sieht die Natur und Umwelt anders als der von Gewinnbestrebung gezeichnete menschliche Geist, der den Menschen zur hemmungslosen Ausbeutung der Natur drängt.
Der Islam ehrt und achtet die Natur. Die Umgebung des Menschen gehört zu seinem Leben und muss von ihm richtig genutzt werden. Die Natur und was auf Erden und in den Himmeln ist, ist die Schöpfung des Allmächtigen und Allweisen. Im Koran, dem Heiligen Buch der Muslime, heißt es in Versen wie dem Vers 29 der Sure 2 (Baqara):
„Er ist es, Der für euch alles auf der Erde erschuf; alsdann wandte Er Sich den Himmeln zu und richtete sie zu sieben Himmeln auf; und Er ist aller (Dinge) kundig.“
Gott hat die Natur und Umwelt als große Segensgabe dem Menschen zur Verfügung gestellt, damit er damit sein Leben richtig gestaltet. In der Sure Al Dschathia (45) steht außerdem:
„Und Er hat das für euch dienstbar gemacht, was in den Himmeln und auf Erden ist; lauter Gaben von Ihm.“
Als Statthalter Gottes auf der Erde kann der Mensch also nicht nur an die Ressourcen der Erde sondern auch an das, was im All ist, gelangen.
Der Heilige Koran warnt den Menschen davor, Unheil auf der Erde anzurichten. In der Sure Araf (Sure 7) steht wie folgt: „Und richtet nicht Unheil auf der Erde an, nachdem sie in Ordnung gebracht worden ist.“
Es ist ein klares Beispiel für Unheilstiftung, die Umwelt zu verschmutzen und die Ressourcen zu vernichten. In den islamischen Überlieferungen wird die Erde als Quelle des Guten und Segen und als liebevolle Mutter bezeichnet und es heißt, dass alle darum bemüht sein müssen, sie zu erhalten. Der Prophet des Islams (Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) sagt: „Schützt die Erde, den sie ist euer Ursprung.“
Ein anderes Wort von ihm lautet: „Fällt nie einen Baum, es sei denn es wäre notwendig.“ Und in einem anderen Prophetenwort heißt es, dass wenn jemand einen Baum bewässert es so sei, als ob er den Durst eines Gläubigen gestillt hätte. (Nahdsch-ul Fasaha)
Im Rahmen eines Islamischen Lebensstils trägt also der Mensch für den Erhalt der Natur volle Verantwortung und es bestehen Regeln für seine Nutzung dieser Gaben. Die schönen göttlichen Gaben in der Natur wie Wälder und Täler , Steppen und Berge und Meere bereiten dem Menschen ein ruhiges und schönes Leben. Ihre Zerstörung ist auch eine Gefahr für die Sicherheit und die Freude der Menschen und wird ihnen Kummer und Pessimismus bereiten. Dennoch sind wir Zeuge, dass der heutige Mensch durch sein falsches Verhalten, die Umwelt in eine ernsthafte Krise versetzt hat, die sich ständig weiter verschlimmert. Wir sehen, dass der Mensch sich als unbestrittener Herr der Natur aufführt und sie zum Vorantreiben seiner Ziele und Beseitigung seines gesteigerten Bedarfs ausbeutet. Die Beziehung zwischen Mensch und Natur ist nicht mehr ausgewogen. Dabei ist die Umwelt einer der Hauptfaktoren für eine kontinuierliche Weiterentwicklung und spielt eine wichtige Rolle für das menschliche Leben.
Eine beständige Weiterentwicklung ist eine Entwicklung, in der die Naturressourcen vor Schäden und Vernichtung sicher sind oder die Schäden auf ein Minimum beschränkt bleiben. Wenn die jetzige Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt anhält, wird eine kontinuierliche Entwicklung gar nicht möglich sein und sogar das Leben auf der Erde in Gefahr geraten.
Die Umsetzung der islamischen Lehren ermöglicht eine beständige Entwicklung in optimaler Form und beschert zahlreiche weitere Vorteile. Der Islam lenkt, durch die charakterliche Veredlung des Menschen und Bildung einer gläubigen, dynamischen und verantwortungsbewussten Gesellschaft, die menschlichen Aktivitäten auf die Bahn der Rechtleitung, damit der Mensch bei der Nutzung der göttlichen Gaben weder über- noch untertreibt. Außerdem zeigt sich am islamischen Umweltverständnis, dass der Mensch den größten Nutzen für die Natur und die Gesellschaft haben kann, wenn er sich entsprechend anstrengt und zugleich genügsam ist und angemessen konsumiert.
source : irib