Erschreckende Erkenntnis der europäischen Polizeibehörde Europol: In der EU leben Hunderte potenzielle islamistische Terroristen. Steckbrief dieser Schläfer: Sie stammen aus Europa, werden hier radikalisiert und reisen danach nach Syrien, um für den IS zu kämpfen. Zum Schluss kehren sie wieder nach Europa zurück – bereit zum Töten.
1.800 IS-Kämpfer sind bereits wieder in Europa
Die schockierenden Zahlen: Laut Europol kämpfen derzeit in Syrien und im Irak rund 5.000 ISIS-Kämpfer aus der EU. Ungefähr 1.800 dieser Extremisten sind bereits wieder in die EU zurückgekommen. „Davon bleiben Hunderte potenzielle Terroristen, die eine Gefahr für die Sicherheit in Europa darstellen“, schreibt Europol auf eine Anfrage der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Laut Polizei-Experten werden die meisten dieser ISIS-Heimkehrer nicht mit dem Flüchtlingsstrom eingeschleust. Sie verlassen sich nicht auf Schlepper, sondern reisen mit gefälschten oder sogar echten Pässen.
Die Asylakte des ISIS-Bombers
Der mutmaßlich islamistische Bombenattentäter von Ansbach hat von Misshandlungen in einem Gefängnis in Bulgarien berichtet. Daher habe er nicht in das Land zurückgehen wollen, das ihm 2013 einen Schutzstatus gewährt hatte und in das er von Deutschland aus abgeschoben werden sollte.
Das geht aus einem Anschreiben des Syrers hervor, das der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Harald Weinberg (Linke) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur zur Verfügung stellte.
Der 27-Jährige, der bei dem Bombenattentat am Sonntagabend getötet wurde, berichtet darin, er sei von der Polizei geschlagen worden, weil er seine Fingerabdrücke nicht habe abgeben wollen. Zudem habe die Polizei ihn zwei Monate lang in einer Einzelzelle festgehalten.
Mit dem Flugzeug nach Österreich
Eine medizinische Behandlung habe er nicht erhalten. Der Mann berichtete von einem Raketenangriff auf sein Haus im syrischen Aleppo, bei dem er verletzt worden sei. "Einige Metallsplitter befanden sich in meinen Armen und Beinen." Seine Frau und sein Kind seien bei dem Angriff ums Leben gekommen.
Laut dem Schreiben kam er am 16. Juli 2013 über die türkische Grenze nach Bulgarien und setzte danach seinen Weg durch Serbien fort. Dort sei er von Polizisten gestoppt und nach Bulgarien zurückgebracht worden. Nach dem Gefängnisaufenthalt sei er in einem Flüchtlingscamp gewesen. Eine Hilfsorganisation habe ihn zum Arzt geschickt und dieser ins Krankenhaus. Eine Operation sei jedoch nicht möglich gewesen. Daher sei er mit dem Flugzeug nach Österreich gereist.
Ihm drohte die Abschiebung
Nach seiner Festnahme sei er dort ins Krankenhaus gekommen, wo er operiert worden sei. "Jedoch wollte mich die Behörden noch vor Beendigung aller Operationen wieder nach Bulgarien abschieben. Deswegen sah ich mich auch gezwungen, Österreich zu verlassen. Und suche nun in Deutschland Schutz", schrieb der Mann.
Wie Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck der APA bestätigte, hatte der spätere Selbstmordattentäter 2014 einen Asylantrag in Österreich gestellt. Wegen eines positiv beschiedenen Asylantrags in Bulgarien im Jahr 2013 sei dieser jedoch abgelehnt worden. Der Syrer sei nicht aus Österreich ausgewiesen worden, weil er über ein von Bulgarien ausgestelltes "Konventionsreisedokument" verfügte, das einen 90-tägigen Aufenthalt im Schengenraum erlaube, fügte Grundböck hinzu. Dass er in einem österreichischen Spital operiert worden sei, konnte der Sprecher nicht betätigen.
Robert Baums Geschichte ist kein Einzelfall. Laut Angaben des Bundesamts für Verfassungsschutz von Ende April ist er nur einer von 20 Dschihadisten aus Deutschland, die ihr Leben in Syrien gelassen haben. Insgesamt 320 Personen sollen bereits aus Deutschland in den Dschihad nach Syrien gezogen sein. Die Zahl steigt wöchentlich. Anders als Robert Baum haben über 90 Prozent der Ausreisenden einen Migrationshintergrund, mindestens die Hälfte von ihnen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.
In den meisten Fallen reisen die deutschen Glaubenskrieger mit dem Flugzeug oder dem Auto über die Türkei nach Syrien. Der Grenzübergang wird dort kaum kontrolliert. Schleuser geben Ratschläge und stellen Fahrzeuge zum Transport der Deutschen zur Verfügung.
Isis ist mit geschätzten 5.000 bis 15.000 Anhängern eine der wichtigsten salafistischen Organisationen, so Nahostexperte Guido Steinberg. In einer Analyse vom April 2014 hält Steinberg fest, dass die Isis für viele Kämpfer in Syrien attraktiver erscheine als die gemäßigte Nusra-Front. In der Konsequenz schlossen sich insbesondere ausländische Kämpfer der Isis an. Der Ableger der al-Qaida betrachtet das Assad-Regime und die Schiiten als Feinde, ist für äußerst brutale Attentate verantwortlich und terrorisiert in den von ihr kontrollierten Gebieten in Syrien und im Irak die Bevölkerung. Folterungen und Exekutionen werden in aller Öffentlichkeit begangen, wie Videos, die online zu sehen sind, dokumentieren.
So wie Robert Baum schloss sich im April 2014 auch der Berliner Ex-Rapper Denis Cuspert alias Deso Dogg der Isis an. Als Abu Talha al-Almani berichtet er regelmäßig aus Syrien und nutzt YouTube als Medium für seine Propaganda. In einem Video ist er im Auto unterwegs, um ausgewählten syrischen Familien Kleidung und Lebensmittel aus Deutschland zu übergeben. In einer anderen Aufzeichnung trägt er eine Militäruniform und sichert dem Isis-Chef Abu Bakr al-Baghdadi seine Unterstützung zu, „um ein Zeichen zu setzen, dass wir so Gott will auf dem geraden Weg sind“. Auch der 26-jährige Fußballprofi und ehemalige Jugendnationalspieler Burak Karan soll sich dem Syrien-Dschihad angeschlossen haben und bei einem Luftangriff getötet worden sein.
source : abna24