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Die Wilaya im historischen Kontext

Bereits im antiken Griechenland bemühten sich die großen Denker der Zeit um die Frage nach der idealen Herrschaftsform. Platon pries die Philosophenherrschaft und wetteiferte für das absolute Machtmonopol der adligen Oberschicht. Nur der weise, weitsichtige Philosoph sei physisch wie geistig in der Lage die Gerechtigkeit in dem Idealstaat zu manifestieren. Die Gerechtigkeit stellt ihrerseits die höchste aller Tugenden dar; sie garantiert die Existenz der übrigen Kardinaltugenden Platons.

Der Aristokratie als ideale Staatsform legte Aristoteles die Monarchie und Politie nach; Staatsformen, die im Herrschaftsformenschema Aristoteles’ im Dienen des Gemeinwohls ihren Zweck erfüllen. Weitere divergierende Herrschersysteme folgten und infiltrierten im Laufe der Jahrhunderte die Geschichte. Sie reformierten die Gesellschaftsstrukturen ihrer Völker, stürzten aufgrund ihrer Inkonsistenz jedoch unweigerlich in sich zusammen.

Mit dem Aufkommen des Islam folgte ein revolutionäres Herrschersystem, das die essenziellen Elemente der vorherigen Systeme in Form eines harmonischen Ganzen vereinte, doch anstelle einer adligen Oberschicht und den weisen Philosophen postulierte der Islam den erhabenen Gott als Kenner aller offenkundigen und verborgenen Gesetze ins Zentrum: die vollkommenen, göttlichen Gesetze – personifiziert und realisiert durch den Propheten Muhammad (s.) und den göttlich-legitimierten Statthaltern. Die Führung der Menschheit – verankert als universelles Prinzip in der Grundsäule des Prophetentums – findet in der Essenz des Imamats seine Vollendung und spiegelt durch die Geschlossenheit die Einheit Gottes in der Schöpfung wider.

Notwendigkeit der Wilaya

Der göttliche Führungsauftrag liegt seit Anbeginn der Menschheit in den Händen der von Gott Bevollmächtigten. Bezeugt durch die Geschichte definiert der Islam die Doktrin der Wilaya als feste Säule, ursprünglich getragen und verwirklicht durch den Statthalter und Propheten Gottes auf Erden. Unter Anwendung einer historisch-kritischen Prüfung der islamischen Quellen folgerten die Islamwissenschaftler indes sichere Erkenntnisse über die Notwendigkeit und Wichtigkeit der göttlichen Führung. So bestätigten bspw. die großen Verteidigungsschlachten des Islams die Unverzichtbarkeit eines religiös-geistigen und fähigen Oberhauptes. Ohne die geistig-religiöse Führung in persona des Propheten Muhammad (s.) wäre der Islam bereits in seinem Anfangsstadium in sich zusammengebrochen. Welche verheerende Konsequenzen die Missachtung der prophetischen (und somit göttlichen) Anweisungen für die Anhänger der Religion heraufbeschwört, zeigt die Schlacht von Uhud, in der ein Teil der Anfangsmuslime in einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und Arroganz dem direkten Befehl des Propheten (s.) trotzten und in Folge der Widrigkeit immense Verluste erlitten. Geschichtlich evidente Phänomene mit desaströsen Folgen für die Muslime sind zahlreich dokumentiert und verifiziert durch die islamische Geschichtswissenschaft. Sie bedürfen mithin einer eigenen Abhandlung. Das geschilderte Paradigma exemplifiziert – trotz seiner Kürze – die Unverzichtbarkeit eines religiös-geistigen und fähigen Oberhauptes und illustriert die potenziellen Auswirkungen einer Vernachlässigung oder gar Missachtung der Anweisungen göttlich-legitimierter Führungspersonen. Den Führungsauftrag übertrugen die Auserwählten von Generation zu Generation an den Nächstfähigsten; er schloss seinen Kreislauf letztlich beim erwarteten Erlöser und Fürsten der Zeit, Imam Muhammad al-Mahdi.

Es folgte die große Verborgenheit des Imams. Schlagartig änderte sich die Lage und Denkweise der Muslime (vornehmlich der Schiiten). Die Passivität und Gleichgültigkeit gegenüber dem göttlich-islamischen Herrschersystem und seine Aufrechterhaltung besiegelte sein Schicksal und gab dem Feind neuen Antrieb. Er nutzte die Schwäche – resultierend aus der Zwiespältigkeit der Muslime und intrigierte von Innen wie Außen. Die Umsetzung des göttlichen Gesetzes war zum Scheitern verurteilt. Ein Leben in Schmach und Schande, Repression und Demütigung prägte die islamische Gesellschaft. Westliche Wertesysteme und Herrschaftsformen sprossen wie Pilze aus dem Boden der islamischen Zivilisationen und infizierten die Denkweise islamischer Intellektueller. Unter dem Deckmantel der „Freiheit“ trieb die westliche Welt ihre kolonialistischen Kreuzzüge und entleerte die islamischen Kulturen mit aller Gelassenheit. Begriffe wie Liberalismus, Demokratie, Humanismus u.Ä. sorgten bei den islamischen Intellektuellen für ehrfürchtiges Staunen, als kämen sie göttlicher Offenbarungen gleich. Dabei ging und geht es aktuell ausschließlich um die uneingeschränkte wirtschaftliche Unterwerfung der islamischen Länder gegenüber einer machtgierigen und tollwütigen Bande von Verbrechern, die – gefangen in ihren eigenen Neigungen – den Kapitalismus als unanfechtbare Religion hochhieven.

Mit der Drangsal kam die Erleichterung. Bis zur Islamischen Revolution, des größten Triumphes in der Historie des Islams nach der Verborgenheit des Erlösers, lebten die Muslime in absoluter Knechtschaft. Unter der Flagge des Islams befreite Imam Chomeini die Muslime aus dem Joch des Materialismus, er etablierte das islamisch-göttliche Gesetz und kündigte den Unterdrückersystemen den langwierigen Kampf an. Er nannte sie öffentlich beim Namen und forderte alle Muslime auf, es ihm gleich zu tun. Ob östliche oder westliche Unterdrückerregime – der revolutionäre Muslim ist die nie gehörte Stimme aller Unterdrückten und Entrechteten auf dem Kontinent. Ob ethnische Säuberungen auf palästinensischem Boden oder völkerrechtswidrige Drohnenkriege der USA; der bewusste Muslim erweitert seinen Horizont, strebt nach Wissen und handelt im Rahmen seiner Fähigkeiten dem Befehl des Feindes zuwider. Das ist die Schule Chomeinis, mit der er die gefrorenen Herzen der Massen auftauen ließ, die toten Intellekte der Studenten stimulierte und den Weg für die Etablierung eines Musterstaates nach dem Ideal von Amir al-Mu’minien ebnete. Das Zeitalter der tugendhaften Gelehrten als Führungsträger revolutionierte das islamische Denken. Das Konzept der Stellvertreterschaft des verborgenen Imams durch einen weisen, gerechten und gottesehrfürchten Mann, des Führens würdig, füllte das Vakuum der Leitung und Ordnung in der islamischen Welt.

Die treue Anhängerschaft der Jugend

Die Jahre nahmen ihren Lauf. Gegenwärtig weilt die große Bürde der Führung in den gesegneten Händen Imam Chamene’is. Es obliegt uns allen, ihm die Treue zu schwören, wie man einst seinem Vorgänger die Treue schwor. Die bedingungslose Unterstützung des Systems mit dem Imam als geistigem Oberhaupt ist eine absolute Notwendigkeit für das Wohl der imamitischen Schule gegen die Achse des Bösen. Die wahre Stärke gedeiht in der Einheit. Die Einheit manifestiert sich im gemeinsamen Streben zu Gott. Um auf diesem Weg voranzueilen, ist der Einzelne zuvorderst verpflichtet, sich selbst zu läutern, die Pflichten zu verrichten und die bösen Taten zu meiden. Der öffentliche Sünder ist weder in der Lage den Islam seriös zu vertreten noch das System der Wilayat-ul-Faqih zu unterstützen. Seine Gefolgschaft zum Imam schadet unter Umständen der islamischen Gemeinschaft, statt dass sie die Tugenden und Prinzipien des geistigen Oberhauptes repräsentiert. Die reichhaltige Kenntnis bezüglich der Lehren der schiitischen Rechtsschule gekoppelt an einem allgemeinen Weltverständnis markiert eine weitere Bedingung der treuen Anhängerschaft der schiitischen Jugend. Der seelische Durst nach fruchtbarem Wissen bedarf des intensiven Stillens – eine anerkannte Pflicht für jeden wahrhaftigen Muslim. Mit der Selbstläuterung und der islamischen Bildung als gleichgewichtige Bollwerke gegen die materialistische und ziellose Lebensphilosophie des Westens resultiert ein ethisches Verhalten auf Basis des Qur’an und den Weisungen der Reinen.

Es wäre jedoch prekär anzunehmen, der Widerstand gegen die rechtsbrüchigen Machenschaften des US-Imperialismus und des Siedlerkolonialismus der Zionisten, der Hauptplage des Nahen Ostens, könne der Einzelne erst bestreiten, sofern die o.g. Bedingungen vollkommen seien. Eine solche Schlussfolgerung widerlegt die Vernunft und erweist sich bei näherer Betrachtung als inkompatibel gegenüber der islamischen Doktrin. Aus islamischer Perspektive offenbart sich ein wichtiger kausaler Zusammenhang, der sich wie folgt niederlegt: Je fester der Glaube und Wille an der göttlichen Lehre, je ausgeprägter das Bewusstsein für die islamischen Prinzipien und Wertevorstellungen, desto beständiger das Resultat im Angesicht des wachsamen Auge Gottes.

Fazit

Die treue Gefolgschaft zum Imam der Muslime, zur libanesischen Hizbullah und der islamischen Bewegung in ihrer Gesamtheit misst sich nicht an der Größe des Tattoos, der Bartlänge oder dem wöchentlichen Gang in die Moschee, auch wenn Letztgenanntes für die individuelle Läuterung obligatorisch erscheint. Die treue Gefolgschaft gleicht einer tief aus dem Herzen hervorsprießenden und ansteckenden Bewusstseinseinstellung. In welchem Maße bist du geneigt, dein Vermögen, deine kostbare Zeit für den Weg der Gerechtigkeit hinzugeben? Die notwendige Frage nach der Hingabe expliziert die Lehre Karbalas und spiegelt unsere Überzeugung gegenüber dem heutigen Vertreter Imam Mahdis wider. Letztlich gebührt allen wahrheitsliebenden Menschen die freie Entscheidung, das eisbrechende Schiff zu besteigen. Halten wir uns an den derzeitigen Revolutionsführer und stärken wir dem islamischen System das Rückgrat. Unmengen von Blut flossen für die geistige Unabhängigkeit der ideologisch revolutionären Bewegung. Es floss in den Boden und brachte heilsame Kräuter hervor. Doch bedürfen sie des Schutzes und der täglichen Pflege.

Möge Gott uns allen helfen, die islamische Republik im Rahmen unseres Vermögens zu stärken und ihr geistiges Oberhaupt verteidigen gegen die Feinde der Gerechtigkeit.

Der letzte Dank gebührt Gott, dem Herren aller Welten.

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