All dies hat Gott, der Allmächtige, in seiner grenzenlosen Liebe und Güte zur Grundlage des friedlichen Zusammenlebens aller Menschen erklärt. Daher sollte es - auch nicht zwischen den Zeilen - weder Betrug noch Verrat und Täuschung geben, wenn Du ein Versprechen abgibst oder ein Abkommen triffst. Verwende also niemals Worte und Redewendungen, die verschiedene Deutungen und Interpretationen zulassen. Laß keine Zweideutigkeiten aufkommen und drücke Dich klar, genau und sachbezogen aus. Versuche niemals, nach Abschluß eines Abkommens aus einer zweideutigen Redewendung oder einem Wort einen Vorteil für Dich herauszuschlagen. Befindest Du selbst Dich aufgrund einer Übereinkunft, die in der Sache Gottes getroffen worden ist, in einer schwierigen Lage, dann bemühe Dich, Dich der Situation zu stellen und die Schwierigkeiten zu meistern; versuche aber nicht, die Bestimmungen zu mißachten, denn es ist besser, sich solchen Schwierigkeiten und komplizierten Situationen zu stellen und Gottes Belohnung und Segen zu gewinnen, als deswegen ein Versprechen zu brechen. Sonst hast Du - weder im Diesseits noch im Jenseits - keine Möglichkeit, dem Zorn Gottes zu entrinnen.
Hüte Dich vor der Sünde, unrechtmäßig Blut zu vergießen, denn nichts führt den Zorn Gottes schneller herbei, nimmt schneller seine Gnade von Dir, läßt Dich seine Strafe eher verdienen und verkürzt die Spanne Deines Lebens mehr, als wenn Du unschuldiges Blut vergießt. Am Tage des Gerichtes wird sich Gott zuallererst den Sünden des Blutvergießens zuwenden, die der Mensch gegen den Menschen begangen hat. Versuche daher niemals, Deine Macht, Position und Dein Prestige dadurch zu vermehren, daß Du unschuldiges Blut vergießt. Deine Position wird durch solche Morde nicht gestärkt, vielmehr können sie Deine Macht vollständig brechen, sie Dir entreißen und dazu führen, daß sie einem anderen zufällt. Wenn Du mit Absicht einen Menschen getötet hast, so werden weder Gott noch ich Deine Entschuldigung annehmen, denn vorsätzlicher Mord wird ausnahmslos gesühnt. Hast Du einen Menschen unbeabsichtigt getötet oder haben bei der Durchführung rechtmäßiger Strafen Deine Peitsche, Dein Schwert oder auch Deine Hand unabsichtlich und unachtsam den tödlichen Schlag verursacht - denn auch ein kräftiger Schlag oder ein Stoß auf das Ohr können schon den Tod zur Folge haben -, dann weigere Dich nicht aus Überschätzung Deiner Amtsvollmachten, den Erben die ihnen zukommende Entschädigung zu zahlen.
Hüte Dich, Malik, davor, Eitelkeit und Selbstüberschätzung zu entwickeln, bilde Dir nichts auf die guten Anlagen, die Du in Deinem Charakter entdeckt zu haben glaubst, oder auf Deine guten Taten ein. Laß Dich auch nicht durch Schmeicheleien und Komplimente zu Eitelkeit und Egoismus verführen. Denke daran, daß unter all den Listen und Kniffen, mit denen er die guten Taten der Frommen zunichte machen und ihre Frömmigkeit zerstören will, der Teufel vor allem auf Schmeichelei und Lob baut.
Prahle daher nicht mit Gunstbezeugungen und Freundlichkeiten, die Du dem Volk erwiesen hast, und versuche, Dir Deine Freude darüber nicht anmerken zu lassen. Denke nicht zu sehr an das Gute, das das Volk von Dir empfangen hat, und brich kein Versprechen, das Du einmal gegeben hast, denn diese drei Gewohnheiten sind sehr häßliche Charakterzüge: die Gewohnheit, mit Güte und Wohltaten zu prahlen, löscht Deine Tugenden aus; die Gewohnheit, zu übertreiben, verschleiert die Wahrheit, und die Gewohnheit, Versprechen zu brechen, mißfällt Gott und den Menschen. Gott verabscheut es, wenn man nicht tut, was man sagt.
Überstürze Deine Entscheidungen und Taten nicht. Wenn aber die Zeit für eine Tat oder Entscheidung reif ist, dann sei auch nicht träge, verschwende keine Zeit und zeige keine Schwäche. Wenn Du keinen ordentlichen Weg findest, um eine Sache sofort auszuführen, dann bestehe nicht auf dem falschen Weg, und wenn Du eine gute Lösung findest, dann sei auch nicht zu phlegmatisch, sie anzunehmen. Kurz, tu alles zu seiner Zeit und in der richtigen Weise und gib jeder Sache ihren richtigen Platz.
Gib acht, Malik, daß Du nicht größere Ansprüche auf etwas anmeldest, auf das andere dieselben Anrechte haben. Verschließe Deine Augen nicht vor Fehlurteilen und Übergriffen Deiner Administration, denn letztendlich wirst Du für das Böse verantwortlich gemacht, das auf diese Weise anderen zugefügt worden ist. In naher Zukunft werden schlechte Taten aufgedeckt werden, und Du wirst für das Böse bestraft, das Hilflosen und Unterdrückten angetan worden ist. Achte also darauf und halte auch Dein Temperament unter Kontrolle. Zügle Deinen Zorn ebenso wie das Verlangen nach Arroganz und Eitelkeit. Achte auf Deine Hände, wenn sie bestrafen müssen, und auf die Schärfe Deiner Zunge, wenn sie harte Dinge sagen muß. Der beste Weg hierfür ist der, keine voreiligen Äußerungen zu machen und eine Bestrafung aufzuschieben, bis Deine Erregung abgeklungen ist und Du wieder die vollständige Kontrolle über Dich gewonnen hast. Dies kannst Du nur erreichen, wenn Du Dir ständig bewußt machst, daß Du zu Gott zurückkehren mußt, und Deine Furcht größer ist als jedes andere Gefühl.
Versuche, die guten und nützlichen Dinge, die in der Vergangenheit vollbracht worden sind, jederzeit im Auge zu behalten: die Aktivitäten einer gerechten und wohltuenden Staatsverwaltung, das Erbe und die Überlieferung des Propheten, die Gebote Gottes, die durch Sein Buch gegeben wurden, und Dinge, die Du mich tun sahst oder sagen hörtest. Folge all dem, was ich Dir gesagt habe, und halte Dich an diese Richtlinien. Ich habe damit versucht, Dich all das zu lehren, was Du über eine gute Regierung wissen mußt. Ich habe meine Pflicht Dir gegenüber erfüllt, damit Du in den Momenten, in denen Dich Deine Begierden in Versuchung führen, keinen Vorwand hast; wenn Du aber der Versuchung erliegst, dann wirst Du vor Gott keine Entschuldigung haben.
Ich flehe zu Gott, daß er in seiner grenzenlosen Gnade und seiner höchsten Macht unsere Gebete erhören möge und uns beide zu seiner göttlichen Leitung hinführe, damit wir sein Wohlgefallen erringen, unsere Sache erfolgreich vor ihm vertreten, vor seinen Geschöpfen einen guten Ruf gewinnen, gute Ergebnisse aus wohltätigem und gerechtem Handeln erzielen und zur Entwicklung und zum Wohlergehen des Staates beitragen, damit wir unser Ende als Märtyrer und fromme Menschen erreichen.
Mögen Gottes Frieden und Segen mit dem Propheten und seinem Hause sein. Zu Gott werden wir alle zurückkehren.