4.34 Schنndung, Entehrung...
Unzucht und die dadurch entstehende Entehrung bzw. Schändung zählen zu den Kardinalsünden
und werden hart geahndet. Derartiges, auch wenn beide Seiten damit einverstanden sein sollten,
bringt das gesunde Familienfundament, dem der Islam hohe Bedeutung beimisst, ins Schwanken.
Mitbetroffen sind weitere Regelungen wie z.B. die erbgesetzlichen Bestimmungen, ganz
geschweige davon, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Kind getrübt und eine intakte,
legitim-natürliche Fortpflanzung der menschlichen Gattung, die nur durch eine ordnungsgemäße
- 167 -
Ehe- und Familiengründung gewährleistet werden kann, durch derlei Praktiken empfindlich und
folgenschwer gestört werden...
4.35 Selbstwürde und Redlichkeit
Die Schöpfungsordnung hat den Menschen als soziales Wesen, das auf die Zusammenarbeit
seiner Mitmenschen angewiesen ist, erschaffen. Sie rüstete ihn so aus, dass er sich – wenn auch
in der Gemeinschaft mit anderen – mit eigener Kraft über Wasser und durch seiner Hände Arbeit
das Rad seines Lebens in Gang halten kann.
Zweifellos steht die Selbstwürde eines jeden in engem Zusammenhang damit, dass er mit Hilfe
seiner gottgegebenen Fähigkeiten seinen Weg zu gehen vermag..., bis ans Ziel. Dass er sich selbst
um seinen Lebensunterhalt bemüht und sich nicht auf die Hilfe seiner Mitmenschen stützt.
Selbstwürde ist etwas, das den Menschen daran hindert, sich einem niedrigen, „würdelosen“
Lebenswandel hinzugeben und ihn vor vielerlei Hässlichkeiten bewahrt. Wer keine Selbstachtung
besitzt und bettelnd und heischend die Hände nach diesem und jenem ausstreckt, gibt sich, seinen
Willen und seine Persönlichkeit sehr leicht aus der Hand. Er verkauft oder verliert sich an andere.
Tut, was sie ihm sagen..., willenlos, unterwürfig. Auch wenn das, was sie verlangen, von Übel ist
und seine individuelle Freiheit, sein Ansehen und seine Menschenwürde zerstört.
Viele Verbrechen wie Mord, Raub und Vergewaltigung als auch ganz allgemein moralische
Entgleisungen wie Lüge, Kriecherei, Vaterlandsverrat, Fremdhörigkeit und dergleichen sind
darauf zurückzuführen, dass man nicht gelernt hat, auf eigenen Füßen zu stehen und sich seine
Selbstwürde zu erhalten.
Wer dahingegen mit Selbstwürde „gekrönt“ ist, wird sich keiner Macht – außer der göttlichen –
zu Füßen werfen. Er wird sich Unrecht, Niedrigkeiten und Hässlichkeiten niemals fügen, sondern
stets das, was er als gut und richtig erkennt und weiß, verteidigen. Kurz, Selbstwürde ist das
idealste Mittel, mit dem Redlichkeit und Aufrichtigkeit, mit dem eine edle Gesinnung zu
schützen sind...
4.36 Reich ihnen deine Hand!
In jeder Gesellschaft gibt es jene, die Hilfe benötigen. Dieses ist eine nicht zu leugnende
Tatsache. Und wer dazu in der Lage ist, hat die Pflicht, ihnen zu helfen. Dieses Anrecht der
Bedürftigen auf Unterstützung durch die Vermögenden darf nicht geschmälert bzw. mit Füßen
getreten werden. Auf dieses Recht, das die Mittellosen der Gesellschaft an den „Bemittelten“
haben, weist der Islam unter Nachdruck hin und verpflichtet letztere, den erstgenannten ihre
Unterstützung nicht zu versagen.
- 168 -
Der Erhabene Gott bezeichnet Sich im Heiligen Koran als Gutestuenden, als Gebenden,
Großzügigen und Verzeihenden. Er ruft den Menschen auf, sich ebenfalls um diese
Eigenschaften zu bemühen und sagt:
Gott ist mit den Gutestuenden! Das, was ihr spendet, kommt euch selbst zugute. Das, was
ihr spendet, wird zu euch zurückkehren. Ihr nehmt also keinen Schaden dadurch.
Bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, wie zutreffend Koranverse sind. Denn defakto ist es
doch so, das alle Kräfte einer Gesellschaft für alle arbeiten. Wenn nun eine Bevölkerungsgruppe
aus Unvermögen, Mittellosigkeit und ähnlichen Gründen heraus nicht arbeiten bzw. „produktiv“
sein kann, so leidet nicht nur sie selbst darunter, sondern die Sozialwirtschaft gerät ebenfalls in
Mitleidenschaft. Dieses aber geht zu Lasten aller, auch der Vermögenden. Wenn diese jedoch
hingehen und den Mittellosen aus eigener Tasche unter die Arme greifen, so wirkt sich das
äußerst wohltuend aus. Auf alle, auch auf die Gebenden, denn:
Erstens: Sie gewinnen die Sympathie der Notleidenden, denen sie helfen..., ganz abgesehen
davon, dass sie selbst durch ihr humanes Vorgehen zu innerer Freude finden.
Zweitens: Die Gesellschaft bringt ihnen Achtung und Respekt entgegen.
Drittens: Sie erreichen deren Wohlwollen und Unterstützung, da sie – die Gesellschaft – ganz
allgemein humanitäres Engagement zu schätzen weiß.
Viertens: Sie gehen der Gefahr, dass sich die Notleidenden und Hungrigen eines Tages zum
Aufstand gegen die „Habenden“ zusammentun, aus dem Wege.
Fünftens: Wenn auch das, was die einzelnen geben, nicht viel sein mag, so trägt es doch in der
Gesamtheit mit den Unterstützungen der anderen dazu bei, das das Rad der Sozialwirtschaft in
Gang schalten werden kann, ganz abgesehen davon, das das soziale Leben dadurch geschützt
wird. Auch dieses kommt ihnen – den Gebenden – ebenfalls zugute.
Zahlreiche Koranverse und Riwayat sind uns überliefert worden, in denen auf den Wert des
„Spendens auf dem Wege Gottes“ hingewiesen wird.
4.37 Zusammenarbeit, Mithilfe
Dieses „Einander-Beistehen“ ist in dem ganz natürlichen, im Menschen veranlagten
Gemeinsamkeits- und Zusammenarbeitsstreben begründet. Und – wie bereits gesagt – nur auf
einer solchen Basis kann eine Gesellschaft zu Fortschritt und Erblühen gelangen.
Wir alle wissen: Eine jede Gemeinschaft ist nur dann existenzfähig, wenn ihre Mitglieder Hand
in Hand arbeiten und einander Stütze und Hilfe sind. Ganz abgesehen davon braucht auch der
einzelne die Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen. Um seinen individuellen Bedürfnissen
gerecht werden zu können, ist er – wir sprachen eingangs schon darüber – auf das Miteinander
mit den anderen angewiesen..., auf ihre Mitarbeit, ihre Mithilfe, ihr Mitdenken.
- 169 -
Diese im Islam gemeinte Mithilfe und Unterstützung ist nicht nur „eindimensional’, ist nicht nur
materieller Art. Nein, auch auf geistiger, ethischer und wissenschaftlicher Ebene ist
„Zusammenarbeit“ erforderlich. Diesen Punkt betont nicht allein der Islam, sondern das
menschliche Gewissen, die menschliche Natur selbst erinnern daran.
Dem Analphabeten ist Lesen und Schreiben beizubringen, der Blinde ist an der Hand zu nehmen,
der Verirrte auf den rechten Weg hin führen, der Gestürzte ist aufzurichten...
All dieses fällt in den Bereich „Mithilfe, Zusammenarbeit“. Und mit dem ersten Tag, da sich eine
Gemeinschaft bildet, haben deren Mitglieder zu diesem Miteinander und Füreinander „Ja!“
gesagt und sich dazu, auch ohne es speziell auszusprechen oder schriftlich niederzulegen,
„instinktiv“ verpflichtet.
Dieses Miteinander und Füreinander, dieses Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, der den
Menschen als „Menschen“ kennzeichnet, entspricht seiner Natur und Schöpfung. Er wurde nun
einmal als soziales und sozial empfindendes Wesen erschaffen.
Wenn er daher hingeht und seine sozialen Aufgaben und Verpflichtungen – so geringfügig sie
auch sein mögen – vernachlässigt und auf die leichte Schulter nimmt, wird er nach und nach –
gewöhnt an fehlendes Verantwortungsbewusstsein – auch wichtigen menschlichen
Verantwortungen bzw. großen humanitären und gesellschaftlichen Belangen keine Bedeutung
mehr beimessen. Das aber wäre ein Zeichen für „asoziales Verhalten“, was seiner Natur
widerspräche. Ware ein Verstoß gegen seine Schöpfung, die ihn „sozial und sozial denkend“
wollte.
4.38 Karitatives Engagement
Dass humanitäres Verhalten hoch eingestuft wird, ist auf all das Positive zurückzuführen, das
durch eine „humane“ Gesinnung verursacht wird. Je universaler dieses Engagement ist, umso
effektiver ist es auch. Einen Kranken zum Beispiel zu behandeln und zu heilen, ist gut und
lobenswert. Doch ein Krankenhaus zu bauen und viele Kranke in ihm versorgen und genesen zu
lassen, ist selbstverständlich weitaus wirkungsvoller.
Einen einzelnen Schüler zu unterrichten ist ebenfalls eine gute Sache, jedoch nicht zu vergleichen
mit der Gründung einer Schule, in der Jahr für Jahr hunderten Schülern Wissen vermittelt wird.
Mit anderen Worten: Allgemeine karitative Einrichtungen und Stiftungen zu schaffen und zu
erhalten – der Gesellschaft zum Wohle – ist zweifellos Zeichen und Nachweis für praktizierte
Nächstenliebe.
Die islamische Terminologie bezeichnet „Wohltätigkeit im Rahmen von Stiftungen und
dergleichen“ als „Sadaqah Garieh“, als Wohltätigkeit von bleibendem Wert.
Prophet Muhammad (s.a.a.s.) sprach:
- 170 -
Zwei Dinge sind es, die der Muslim zur Ehre gereichen: Wohlgeratene Kinder und
„Sadaqah Garieh“.
Wie wir aus dem Heiligen Koran und der Sunna erfahren, wird Gott dem Gründer bzw. Stifter
„karitativer Einrichtungen“ – und zwar solange diese bestehen – ein „Ausgezeichnet“ in sein
Lebensbuch schreiben.
4.39 Selbstlosigkeit, Selbstverzicht...
Kein Zweifel..., menschliches Gewissen und menschenwürdiges Leben stehen in engem
Zusammenhang miteinander. Ein Leben, dem Ehre und Würde fehlen und in dem das tatsächliche
Glück des Menschen nicht berücksichtigt wird, ist nicht als Leben, zumindest nicht als
„menschenwürdiges“ Leben zu bezeichnen. Es ist vielmehr ein Dahinvegetieren, ein
Dahinsiechen, ein allmähliches Sterben..., bitterer als der natürliche Tod. Wer Wert auf seine
Würde und sein Glück legt, sollte daher ganz gewiss ein solch niedriges Leben, das Sterben und
Tod ähnlich ist, fliehen.
Wo, in welchem Milieu und nach welchem Motto der Mensch auch lebt..., er ahnt aufgrund
seiner ihm von Gott gegebenen Vernunft und Natur, dass „Tod auf dem Wege dessen, das ihm
heilig ist“, Glück bedeutet.
Dieses Thema, dieses Denken äußert sich in der religiösen Weltanschauung klarer, verständlicher
und logischer als in jeder anderen Ideologie und Lehre und ist weit entfernt von törichten,
absurden Wertvorstellungen. Denn wer seine religiöse Überzeugung, seinen Glauben an Gott
verteidigt und sein Leben auf diesem Wege einsetzt und hergibt weiß, dass er sich damit keinen
Verlust zufügt. Im Gegenteil..., er hat die paar Tage Erdenleben auf dem Wege Gottes
hergegeben, um ein süßeres, wertvolleres Leben, das ewig dauert, zu empfangen. Wirklich und
wahrhaftig..., sein Glück ist unbeschreiblich groß!
Wie Gott im 169. Vers der Sure 3, Al-Imran, spricht:
َۢ ¢ أَمۡوَٲ _ I لِ ٱ AِB ِلُواْ فِى سَ T نَ قُ Jِ_X رۡزَقُونَ J بهِمۡ ُ + َاءٌٓ عِندَ رَ A بن ٱ بَلۡ أَحۡ _ وَلَا تَحۡسَ َ
Wer auf dem Wege Gottes getِtet wird, ist nicht tot. Er hat vielmehr ewiges Leben und
nimmt teil an den beglückenden Gaben seines Herrn.
Nichtreligiöse, Gott vermeinende Weltanschauungen aber sehen dieses Thema anders. Darum.
weil sie das menschliche Leben auf dessen Erdendasein beschränkt wähnen. Von ihrem
Blickwinkel aus betrachtet erwacht der Mensch nach seinem irdischen Tod nicht zu weiterem
Leben und hat nach seinem Sterben beglückende Freude oder aber Unerfreulichkeiten nicht zu
erwarten. Das einzige, das passieren kann ist, dass der Name dessen, der sich beispielsweise um
der Verteidigung seiner Heimat willen aufgeopfert hat und getötet wurde, in der Liste der
„Nationalhelden“, höchstenfalls noch im Buch der Geschichte festgehalten wird. Den
Überlebenden und Kommenden zur steten Erinnerung. Auf mehr kann er – gemäß des
nichtreligiösen Weltbildes – nicht hoffen...
- 171 -
Nichts, kein Tun, wird im Islam so sehr gerühmt wie das Schahadat, der Märtyrertod auf dem
Wege Gottes.
Prophet Muhammad (s.a.a.s) sprach:
Wertvoller als jede gottwohlgefنllige Tat ist das Schahadat auf dem Wege Gottes.
Die Muslime zu Beginn des Islam baten den Propheten, Gott zu bitten, ihnen das Schahadat zu
gewähren und ihre Sünden zu vergeben.
Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) entsprach ihrem Wunsch. Etliche von ihnen fanden das Schahadat,
und da sie, wie der zitierte Koranvers mitteilt, als Märtyrer auf dem Wege Gottes aus ihrem
irdischen Dasein geschieden waren und ein ewiges Leben in hohen Ehren erhalten hatten, wurde
nicht um sie geweint.
4.40 Freigiebigkeit, Groكzügigkeit...
Dass materielle Güter wichtig sind, ist allen zur Genüge bekannt. Und da diese materiellen Werte
unerlässlich sind, bedeuten sie recht vielen „Leben und Existenz“. Mit anderen Worten, ihr
Leben, ihre Ehre, ihre persönliche Wertigkeit und Würde wähnen sie in ihren Besitz. Ihr
Anliegen und Ziel ist demzufolge, Geld und Reichtum anzuhäufen, wozu sie sämtliche ihnen zur
Verfügung stehenden Kräfte und Möglichkeiten einsetzen. Aber..., infolge dieser ihrer Verehrung
und Heiligung des Mammons geraten sie in die Fänge ihrer eigenen Gier. Von Habsucht erfasst
neiden sie anderen sozusagen die Butter auf dem Brot. Alles wollen sie für sich. Sie scheffeln
und scheffeln..., eingefangen von ihrer Gier, die sich zu heftigstem Geiz entwickelt. Dass andere
darben, in Not leben, interessiert sie nicht. Sie erlegen den Mitmenschen, oftmals sich selbst und
ihren eigenen Kindern, Entbehrungen auf, um soviel wie möglich „Kapital“ zu sammeln. Nicht
sie werden auf diese Weise satt, noch die anderen. Ihr einziges Vergnügen ist, Geld und Besitz
anzuhäufen. Nur das zählt für sie und dem opfern sie alles.
Kurz, wer von Habgier und Geiz – wobei letzteres gar noch schlimmer ist als ersteres – befallen
ist, hat sich von Menschlichkeit und Menschenwürde weit entfernt. Er lebt und schafft, nicht um
zu leben und seinem Glück entgegenzustreben, sondern um zu „scheffeln“ worin er – dieser
Ahnungslose – seinen Lebensinhalt sieht. Ein Schiffbrüchiger, gescheitert in seinem Leben.
Darum, weil es ihm erstens darum geht, „zu besitzen, zu haben“. Das zählt für ihn..., sein eigener
Wohlstand, sein individuelles Leben, sonst nichts. Damit aber erliegt er einem argen Irrtum.
Denn der Mensch ist, wie gesagt, für die Gemeinschaft erschaffen worden. Als soziales Wesen.
Wer diese soziale Dimension untergräbt und nur dem „Ich“ und „Eigenleben“ Wert und
Bedeutung beitrifft, wird in seinem individuellen Leben scheitern.
Zweitens: Er ist reich. und aufgrund seines Reichtums verfügt er in der Regel auch über Macht.
Über materielle Macht. Dadurch erzwingt er den „Gehorsam“ der Mittellosen und Hungrigen.
Und obwohl er in seinem Geiz diesen nichts oder nur sehr wenig gibt und sie hungern und darben
lässt, hält er sie unentwegt in einem Zustand des Bittens und Bettelns. Denn sie sind hungrig, und
Hunger tut weh. Sie haben nichts, die Hände sind ihnen gebunden. Alles will der gierige Reiche
- 172 -
für sich. Er verwehrt ihnen die Möglichkeit, auf eigenen Füßen stehen und in menschenwürdiger
Weise selbst für ihr Auskommen sorgen zu können. Die Mittel dazu fehlen ihnen, man gibt ihnen
keine Gelegenheit... und so plagen sie sich mit einem Hungerlohn, der nicht zum Leben und nicht
zum Sterben reicht. In ihrer Schwäche, Hilflosigkeit und Verwirrung, gewöhnt an ständige
Erniedrigung, sehen sie keinen anderen Ausweg, als vor dem Mächtig-Reichen zu buckeln, ihm
zu hofieren und zu schmeicheln, vor ihm zu kriechen..., um eines Bissen Brotes wegen.
Er aber, der Geizig-Gierige, nutzt in seiner Macht die Situation weidlich aus. Degradiert sie zu
Sklaven, erniedrigt sie zu seinen „Leibeigenen“, denen er in einem Anflug von „Gunst“ einen
Brocken zuwirft, nach dem sie heischen. Ja..., und so schafft er es, dass sie in ihm ihren „Herrn“
sehen. Eine Art „moderner Götzendienst“.
Mit dem Resultat, dass sie, die sich so demütigen lassen, jegliches Selbstwertgefühl, jegliche
Kühnheit, Noblesse und Würde verlieren.
Drittens: Abgesehen davon, das auf diese Weise Menschenwürde, Recht und Gerechtigkeit,
Nächstenliebe, Mitgefühl und Respekt vor dem Leben und Sein anderer mit Füßen getreten
werden, nehmen Niedrigkeiten und Hässlichkeiten der verschiedensten Art in der Gesellschaft
ständig weiter zu. Wir alle wissen von dieser traurigen Realität, die durch die Kriminalakten
bestätigt wird.
Häufiger Auslöser zu kriminellen Delikten wie Diebstahl, Hehlerei, Schmuggel und dergleichen
sind Armut, Hunger und Ausweglosigkeit in den Reihen der Unterprivilegierten. Sie, unterdrückt,
entrechtet, entehrt, vergewaltigt, hungrig, verzweifelt und verwirrt suchen nach einem Ausweg.
Und da sie keinen finden bzw. die Hoffnung aufgegeben haben, ihn finden zu können, sieht so
mancher von ihnen die einzige Alternative darin, nach oben genannten „Möglichkeiten“ zu
greifen. Zudem: Hass, Feindseligkeit und Rachegedanken, die in so manchen von ihnen gegen
die mächtigen, einflussreichen Wohlhabenden wallen, haben letztere zumeist selbst geschürt.
Durch Ungerechtigkeit, Habgier, Geiz und Gleichgültigkeit den Hungrigen gegenüber. Wozu
derartiges führt, ist offenkundig...
Aus diesem Grunde wird der Geizig-Gierige als „Feind Nr. Eins“ der Gesellschaft verstanden,
der nichts anderes zu erwarten hat als den Zorn Gottes und das Grollen und Aufbegehren seiner
darbenden Mitmenschen.
In zahlreichen Koranversen werden Habsucht und Geiz hart verurteilt, Freigiebigkeit und
Großherzigkeit auf dem Wege Gottes dahingegen gelobt und gewürdigt. Uinter anderem verheißt
der Erhabene Gott, dass dem Gebenden das Zehnfache dessen, was er gibt und spendet,
„zurückerstattet“ wird. In manchen Fällen sogar das Siebzig- und gar Siebenhundertfache. Und
wie die Erfahrung zeigt, wird so mancher, der eine „gebende Hand“ hat, den Minderbemittelten
aus ihrer Not heraushilft und dazu beiträgt, dass die Gesellschaft wirtschaftliche Strapazen bzw.
Engpässe zu überwinden vermag, von Tag zu Tag wohlhabender. Und sollte er selbst eines Tages
in Schwierigkeiten geraten, so werden ihm jene, denen er half, nach Kräften zur Seite stehen. Er
reichte anderen seine Hand und holte sie aus ihrem Leid heraus. Sie sind es jetzt, die – viele
Hände gemeinsam – ihm nun unter die Arme greifen. Das heißt, seine helfende Hand kehrt quasi
in Form vieler helfender Hände zu ihm zurück.
- 173 -
Darüber hinaus..., ganz abgesehen davon, dass er durch sein humanes, karitatives Verhalten
seinem Gewissen Ruhe und Frieden ermöglicht, Bedürftigen half und die Sympathie seiner
Mitmenschen gewann, hat er das göttliche Wohlgefallen auf sich gelenkt und darf auf die ewige
Glückseligkeit hoffen…
4.41 In Kürze über den Gihad
Jede Kreatur verteidigt ihren Möglichkeiten entsprechend sich und ihre Interessen. Ein jeder ist
mit Kräften versehen, mittels derer er sich seiner Feinde erwehren kann. Auch der Mensch ist
aufgrund seiner gottgegebenen Natur und Vernunft von dem Gedanken getragen, sich gegen jene,
die ihm nach dem Leben trachten und seine Existenz zerstören wollen, zu verteidigen. Dem, der
ihn vernichten will, wird er sicherlich nicht schweigend zusehen und ihn gewähren lassen. Er
wird versuchen, ihm zuvorzukommen bzw. ihn daran zu hindern. Das gleiche ist der Fall, wenn
seine Interessen bedroht werden. Er wird nicht die Hände in den Schoß legen und zuschauen, wie
seine Daseinsmöglichkeit ruiniert wird. Was in seinen Kräften steht wird er tun, um sich, sein
Leben, seine Ehre und alles, was ihm lieb ist und ihm gehört – bzw. zu ihm gehört wie seine
Familie – zu schützen.
Eine völlig natürliche Reaktion. So Ist der Mensch erschaffen und folglich die menschliche
Gesellschaft geartet. Das heißt, eine Gesellschaft, die sich, ihre Existenz bzw. Freiheit in Gefahr
sieht, wird dem, der sie bedroht, nicht tatenlos zusehen. Sie wird sich wehren und alles dafür tun,
um dem Aggressor das Handwerk zu legen.
Seitdem es den Menschen und die menschliche Gesellschaft gibt, existiert auch der Gedanke,
dass der, der bedroht und angegriffen wird, sich verteidigen muss. Mit allen ihm zur Verfügung
stehenden Mitteln. Dieses gilt für den einzelnen ebenso wie für die Allgemeinheit.
Der Islam ist eine Religion, die das Wohl des einzelnen als auch – und zwar in hohen Maße – der
Gesellschaft im Auge hat und auf „Tawhid“ aufgebaut ist. Er betrachtet und bezeichnet den, der
gegen Recht und Gerechtigkeit verstößt, als Feind, als Frevler und Widersacher gegen das Gebot
Gottes. Als jemanden, der die Ordnung in der menschlichen Gesellschaft ruiniert. Als jemanden,
der seiner menschlichen Würde und Wertigkeit verlustig geworden ist. Und da sich der Islam als
universale, als „Weltreligion“ betrachtet und das Wohl aller Menschen, der gesamten Menschheit
im Auge hat, ist es ihm daran gelegen, Götzentum, Vielgötterei und Unglauben77 die Stirn zu
bieten und allen Menschen dieses Erdenrundes „Tawhid“, die klare, befreiende und Gerechtigkeit
schenkende Eingott-Gewissheit nahezubringen. Wer trotz Aufklärung und logischer Begründung,
trotz freundlicher, weiser Ermahnung und fundierter Belehrung dennoch an „Schirk“ festhält und
„Tawhid“ verwirft bzw. leugnet, wird vom Islam bekämpft. Auf dass er sich Recht und
Gerechtigkeit füge und Tawhid gewahrt bleibe. Ein völlig natürliches Verfahren, das ganz genau
dem entspricht, nach dem ein jeder Mensch, eine Gesellschaft vorgeht, um sich ihrer Feinde zu
erwehren und ihre Existenz zu schützen...
77 D.h. jenen Faktoren, die die menschliche Gesellschaft von Gerechtigkeit, gesundem
Fortschritt, von Vervollkommnung und ihrem wahren Glück und Wohlergehen im
Diesseits wie im Jenseits fernhalten
- 174 -
Ein wichtiger Hinweis: Den tendenziösen und provokatorischen Berichten und Erläuterungen
dieser besagten Widersacher zum Trotz ist jedoch der Islam keinesfalls eine „Religion des
Schwertes“. Sein Vorgehen ist nicht das von Imperatoren, Kolonialisten und Imperialisten, die
einzig und allein mit dem Schwert und diabolischen politischen Manövern taktieren.
Der Islam ist vielmehr eine Religion, die der Allmächtige und Erhabene Gott gegeben hat. Gott
aber spricht Vernunft und Gewissen an. Seine Weisungen und Belehrungen sind logisch
begründet und verständlich, da sie dem menschlichen Wesen entgegenkommen und mit diesem
konform gegen. Da sie – die göttlichen Weisungen und Belehrungen – zu einer Religion, das
heißt zu einem „Weg“ aufrufen, der in der menschlichen Natur veranlagt ist und dieser entspricht.
Zu einer Religion, der es um „Salam“, das heißt um „Frieden“ geht. Um „As Salah Hayr“78 der
menschlichen Gesellschaft, um deren Wohl. Eine solche Religion ist niemals eine „Religion des
Schwertes und brutaler Gewalt“.
Zu Lebzeiten des Gesandten Gottes (s.a.a.s), als das Licht des Islam auf der gesamten arabischen
Halbinsel zu erstrahlen begann und die Muslime zu zahlreichen schweren und harten Gefechten
genötigt wurden, betrug die Zahl ihrer im Felde gefallenen Soldaten nicht mehr als zweihundert,
und die der Gottesfeinde belief sich auf weniger als 1000.79