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Über Talha ibn Ubaidullah

174. Predigt – Über Talha ibn Ubaidullah

 

Er (a.) hielt diese Predigt, als er erfahren hatte, dass Talha und Zubair nach Basra ausgerückt waren, um gegen ihn (a.) zu kämpfen.

 

Ich habe mich nie vom Krieg schrecken noch mich vom Beschuss (mit Pfeilen) einschüchtern lassen, denn ich habe (auf) das (vertraut), was mein Herr mir an Hilfe verheißen hat. Bei Allah, Talha ist allein aus der Furcht heraus mit dem gezogenen (Schwert) zur Forderung (von Vergeltung) für das Blut Uthmans geeilt, dass (die Vergeltung für) dessen Blut an ihm (selbst) genommen werden könnte. Denn er stand in dem Verdacht bei den Leuten, dass keiner gieriger auf diese (Ermordung Uthmans) war als er. So versuchte er (die Leute) in Irrtum zu verstricken, indem er (Kämpfer) herbeischaffen ließ, um Verwirrung in der Angelegenheit zu säen und Zweifel zu schaffen.

 

Und bei Allah, er hat Uthmans Fall betreffend kein einziges von dreien getan: Falls (Uthman) Ibn Affan ein Unterdrücker war, wie er[1] es zu behaupten pflegte, dann wäre es für ihn angebracht gewesen, seine Mörder zu unterstützen und gegen seine Unterstützer zu opponieren. Doch falls er ein Opfer von Unterdrückung war, dann wäre es für ihn angebracht gewesen, zu denen zu gehören, die (die Angreifer) von ihm abhielten und die für ihn Entschuldigungen geltend machten. Falls er zwischen den beiden Charaktereigenschaften (Uthmans) im Zweifel war, dann hätte es ihm angestanden, sich von ihm zurückzuziehen und zu beiden (den Unterstützern und den Mördern) zu schweigen sowie die Leute mit ihm allein zu lassen. Doch er tat nichts von den dreien und kam mit einer Sache, von der man nicht weiß, woher sie stammt, und seine Ausreden sind nicht akzeptabel.

Erläuterung

 

Das bedeutet, dass, falls Talha den Kalifen Uthman für einen Unterdrücker hielt, er nach dessen Ermordung seine Mörder unterstützen und ihre Tat hätte rechtfertigen müssen, statt sich dafür aufzuspielen, sein Blut zu rächen. Es geht hier nicht darum, dass Talha im Falle, dass Uthman im Unrecht war, die Angreifer hätte unterstützen sollen, da er sie ohnehin schon unterstützt und ermutigt hatte, sondern um das Aufzeigen der widersprüchlichen Argumentation Talhas, der zu Lebzeiten Uthmans gegen ihn opponierte, um dann nach seiner Ermordung sein Blut rächen zu wollen, und das ausgerechnet bei dem, der sicherlich am unschuldigsten an der ganzen Angelegenheit war.

 

[1] Talha

 

 

 

175. Predigt – Nähe zu Allahs Gesandten (s.)

 

(Diese Predigt wurde gehalten) in der Ermahnung und Erklärung, in der er (a.) Allahs Gesandten (s.) nahe kam.

 

Ihr Menschen, Allah ist nicht achtlos über euch (auch wenn ihr nachlässig über Ihn seid), und die unter ihnen, die (gute Taten) unterlassen, werden ergriffen werden (von Allah). Wie kommt es, dass ich sehe, wie ihr euch von Allah wegbewegt und anderes als Ihn begehrt! Als ob ihr ein Kamel wärt, mit dem der Hirte auf eine verseuchte Weide geht und zu einer verpesteten Tränke. Sie sind nichts als gemästetes Schlachtvieh, sie wissen nicht, was mit ihnen zu tun beabsichtigt wird. Wenn sie gut behandelt werden, dann denken sie, dass das ihr ganzes Leben anhält, und ihr Sinnen und Trachten ist die Sättigung.

 

Bei Allah, wenn ich wollte, könnte ich jedem Mann von euch sagen, woher er gekommen ist, wohin er geht und alles, was ihn angeht, aber ich befürchte, dass ihr (dann) wegen mir Allahs Gesandten (s.) verleugnen werdet. Fürwahr, ich werde das nur den Auserwählten anvertrauen, die davor sicher sind. Und bei Dem, Der ihn[1] mit der Wahrheit sandte und ihn von allen Geschöpfen auserkoren hat, ich spreche nichts als die Wahrheit. Er gab mir von alle dem Kunde, auch vom Zugrundegehen eines jeden, der zugrunde geht, sowie von der Rettung eines jeden, der gerettet wird, und vom Ausgang dieser Angelegenheit (des Kalifats). Er ließ nichts übrig, was in meinen Kopf kommen könnte, das er nicht in meine Ohren entlud und mir darüber Kunde gab.

 

Ihr Menschen, bei Allah, ich sporne euch zu keinem Gehorsam an, den ich nicht schon vor euch geleistet habe, und ich verwehre euch nichts an Ungehorsam, von dem ich nicht (schon) vor euch Abstand genommen hätte.

Erläuterung

 

Diejenigen, die von der Quelle der Offenbarung und göttlicher Inspiration trinken, sehen Dinge, die hinter dem Vorhang des Unbekannten verborgen sind und die Ereignisse, die sich in der Zukunft ereignen werden, in der gleichen Form, wie Objekte mit den Augen wahrgenommen werden können, und das widerspricht nicht der Aussage Allahs: „Sprich: Niemand in den Himmeln noch auf Erden kennt das Verborgene außer Allah...“ [2]. Denn dieser Vers bezieht sich auf das persönliche Wissen des Verborgenen, doch nicht auf das Wissen, das die Propheten und heiligen Personen durch göttliche Inspiration erhielten, dank derer sie Weissagungen über die Zukunft machten und viele Ereignisse entschleierten.

 

Einige Verse des Heiligen Qur´an stützen diese Meinung: „Als der Prophet einer seiner Frauen einen Vorfall anvertraute und sie ihn dann ausplauderte und Allah ihm davon Kunde gab, da ließ er (sie) einen Teil davon wissen, und verschwieg einen Teil. Und als er es ihr vorhielt, da sprach sie: ´Wer hat dir das gesagt?´ Er sprach: ´Der Allwissende, der Allkundige hat es mir gesagt. ´“ [3] Oder auch der Vers: „Das ist einer der Berichte von den verborgenen Dingen, die Wir dir (oh Prophet) offenbaren. ..“ [4]

 

Deswegen ist es nicht korrekt zu behaupten, dass, falls die Propheten und Heiligen ein Wissen über das Verborgene hätten, ihnen dadurch göttliche Attribute zugeschrieben werden würden. Das wäre es nur dann, wenn man sagen würde, dass jemand anderer als Allah von sich aus Wissen über das Verborgene hätte, ohne dass Allah es ihm zuteil werden ließ. Wenn es nicht so ist und das Wissen, das die Propheten und Imame besaßen, ihnen von Allah gegeben wurde, dann hat es nichts damit zu tun, ihnen göttliche Eigenschaften zuzuschreiben. Wenn es das bedeuten würde, was von manchen Leuten behauptet wird, was wäre dann erst recht mit Jesu (a.) Aussage im Heiligen Qur´an: „ ...dass ich für euch aus Ton bilden werde in der Form eines Vogels, dann werde ich ihm (Geist) einhauchen, und es wird ein beschwingtes Wesen werden mit Allahs Erlaubnis; und ich werde die Blinden und die Aussätzigen heilen und die Toten lebendig machen mit Allahs Erlaubnis. Und ich werde euch verkünden, was ihr essen und was ihr speichern möget in euren Häusern. ...“[5]

 

Wenn man denken würde, dass Jesus (a.) mit Allahs Erlaubnis Leben erschaffen konnte, würde es dann bedeuten, dass er Allahs Partner in der Schöpfungs- und Wiederbelebungskraft war? Das wäre abwegig. Wie kann man dann behaupten, dass, wenn Allah jemandem Wissen über das Verborgene gibt, jenes impliziere, dass er dadurch zu Seinem Teilhaber in Seinen Attributen gemacht wurde, und wie kann man sich seines Glaubens an die Einheit Allahs rühmen, wenn man behauptet, dass das Wissen über das Verborgene Dualität impliziere?

 

Ibn Chaldun schreibt: „Wenn andere Wundertaten vollbringen, was denkt ihr dann über die, die in Wissen und Aufrichtigkeit ausgezeichnet wurden und ein Spiegel der Charakterzüge des Propheten waren, während die Betrachtung, die Allah für ihre edle Wurzel hatte, (der Prophet) ein Beweis der hohen Fertigkeiten seiner Abkömmlinge (der Ahl-ul-Bait) war. Folglich sind auch viele Ereignisse zum Wissen über das Verborgene durch die Ahl-ul-Bait überliefert worden, die nicht durch andere überliefert wurden“[6].

 

So gib es keinen Grund, sich über die Aussage des Befehlshabers der Gläubigen (a.) zu wundern, denn er wurde vom Propheten (s.) aufgezogen und war ein Schüler der Schule Allahs. Natürlich aber weigern sich die, deren Wissen die Grenzen der physischen Wahrnehmung nicht übersteigt und deren Mittel zum Lernen auf die körperlichen Sinne beschränkt sind, an das Wissen über die Wege der göttlichen Erkenntnis und Wirklichkeit zu glauben.

 

Es ist erstaunlich, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) ansonsten nicht all zu oft in Worten oder Taten darauf hinwies, dass er das Wissen über Ereignisse der Zukunft hatte. Daher ist diese Aussage in der obigen Predigt als außerordentlich bedeutsam zu werten, wie al-Sayyid ibn Tawus schreibt: „Ein wundersamer Aspekt seiner Aussage besteht darin, dass trotz der Tatsache, dass der Befehlshaber der Gläubigen sich über Bedingungen und Ereignisse im klaren war, dennoch so ein Verhalten durch seine Worte und Taten bewahrte, dass jemand, der ihn sah, nicht glauben konnte, dass er die Geheimnisse und die verborgenen Taten anderer kannte, weil die Weisen darüber übereinstimmen, dass, wenn jemand weiß, welches Ereignis eintreten oder welchen Schritt sein Gefährte unternehmen wird, oder wenn ihm die verborgenen Geheimnisse von Leuten bekannt sind, dass die Effekte solch eines Wissens sich in seinen Gesten und Gesichtsausdruck niederschlagen würden. Aber der Mann, der, obwohl er alles weiß, sich so benimmt, als ob er sich aller Dinge unbewusst wäre und nichts wüsste, dessen Persönlichkeit ist ein Wunder und eine Vereinigung von Gegensätzen“.

 

Hier kommt die Frage auf, warum der Befehlshaber der Gläubigen (a.) nicht nach seinem geheimen Wissen handelte. Die Antwort ist, dass die Gebote der göttlichen Gesetzgebung auf offensichtlichen Bedingungen fußen. Obwohl die Propheten und Imame diese Macht immer hatten, durften sie nicht davon ohne Erlaubnis Allahs Gebrauch machen und hielten sich auch daran, wie zum Beispiel beim oben zitierte Vers über Jesus (a.), der davon spricht, dass er die Macht hatte, Leben zu geben, die Blinden zu heilen und zu erklären, was die Leute aßen und in ihren Häusern aufspeicherten usw. Jesus (s.) machte von dieser Fähigkeit nicht bei jedem oder allem Gebrauch, sondern nur mit Erlaubnis Allahs und bei der angemessenen Gelegenheit.

 

Wenn die Propheten und andere Heilige auf der Basis ihres geheimen Wissens agiert hätten, dann hätte es schwere Störungen und Unruhen gegeben in den Angelegenheiten der Leute. Z.B. wenn ein Prophet oder Imam auf der Grundlage seines geheimen Wissens eine ver‌dam‌mens‌werte Person bestrafen würde, noch bevor er die verdammenswerte Handlung öffentlich begangen hat, dann gäbe es große Unruhen und Erschütterungen bei denen, die es so sahen, als ob er einen Unschuldigen bestraft hätte. So behandelte der Prophet (s.) auch so manchen Heuchler als Muslim, obwohl er wusste, dass er ein Heuchler war.

 

Wenn es die Situation allerdings erforderlich machte, dann legte der Befehlshaber der Gläubigen (a.) durch Predigten, Ermahnungen, durch die frohe Botschaft von göttlichem Lohn oder Warnungen vor Strafe manches offen, so dass zukünftige Ereignisse vorweggenommen werden konnten. Z.B. informierte Imam Sadiq (a.) einstmals Yahya ibn Zaid darüber, dass dieser getötet werden würde, wenn er hinausginge. Ibn Chaldun schreibt in diesem Zusammenhang: „Es wurde authentisch von Imam Dscha´far al-Sadiq berichtet, dass er manche der Leute über einiges davon in Kenntnis setzte, was ihnen zustoßen würde. Z.B. warnte er seinen Cousin Yahya ibn Zaid davor, dass er ermordet werden würde, doch der gehorchte ihm nicht, ging hinaus und wurde getötet.“[7]

 

Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) vermied es gemäß seiner eigenen Aussage auch, mehrere Details offen zu legen, aus der Sorge heraus, die Leute könnten ihn höher einschätzen als den Propheten (s.), was den Glauben erschüttert hätte. Trotz alledem wichen einige Leute einstmals hinsichtlich Jesu (a.) ab, und in der gleichen Art begannen sie auch, über den Befehlshaber der Gläubigen (a.) allerhand Dinge zu behaupten und wurden dadurch fehlgeleitet, was in Übertreibung resultierte.

 

[1] Den Propheten (s.)

 

[2] Heiliger Qur´an 27:65

 

[3] Heiliger Qur´an 66:3

 

[4] Heiliger Qur´an 11:49

 

[5] Heiliger Qur´an 3:49

 

[6] Al-Muqaddamah, S. 23

 

[7] Al-Muqaddamah S. 233

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