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Vorwort und Einleitung des Autors

Diese Seiten wurden nicht heute geschrieben, und diese Gedanken sind nicht heute geboren. Sie wurden vielmehr organisiert über einen Zeitraum eines viertel Jahrhunderts. Sie hätten viel früher als Druck erscheinen können, wenn nicht schwerwiegende Umstände und Unheil große Hindernisse in den Weg gelegt hätten1. Es gab sie aber, und daher musste ich warten, bis ich verlorene Teile sammeln und vernichtete Teile rekonstruieren konnte. Die Ereignisse, welche die Veröffentlichung verzögert haben, ermöglichten allerdings auch eine Neuordnung der Zusammenstellung.

Was die Idee zum Buch angeht, so ist ihm eine sehr umfangreiche Debatte vorausgegangen. Die Idee erstrahlte in meinem Herzen seit meiner jungen Jahre wie das Licht über den Wolken und brachten mein Blut zur Wallung mit Enthusiasmus, um einen Weg zu suchen, das Chaos zu beenden, das die Muslime in ihrer Uneinigkeit in eine Sackgasse geführt hat, so dass sie das Leben ernsthafter betrachten und sich ihrer Wurzeln ihrer Religion besinnen, was jeder anstreben sollte. Nur diese Rückbesinnung kann unsere Bemühungen am Seil Allahs zusammenfügen und uns befähigen, das Banner zu tragen, dass uns auffordert, uns gegenseitig zu lehren und auszubilden und

1 Gemeint ist der erste Weltkrieg und der Versuch der Franzosen, den Autor zu ermorden. Dabei wurde seine Bibliothek und Teile seiner Manuskripte verbrannt. Siehe dazu auch Vorwort zur deutschen Übersetzung

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uns pflichtbewusst ermöglicht die Reihen der Bruderschaft gegenseitig zu stärken.

Aber der Anblick der Bruderschaft, die miteinander verbunden sind durch das Prinzip des einheitlichen Glaubens, wurde bedauerlicherweise in eine brutale Kontroverse verwandelt, dass durch igno-rante Argumente gespeist wird, wie eben ungebildete Völker Extreme anstreben. Dieses wurde derart lange und intensiv ausgeübt, dass der Gedanke zur Gewöhnung wurde, eine solche unheilvolle Kontroverse wäre eine Methode zur Wahrheitsfindung oder gar zum erzielen einer endgültigen Lösung. Allein das ist Grund genug, um besorgt zu sein und Abkehr anzustreben. Wahrlich, es bewirkt Betrübnis, Schmerz und Trauer, aber was ist die Lösung? Was sollten wir tun? Diese Umstände plagen uns schon seit mehreren Jahrhunderten und diese Misere bedroht uns von vorne und von hinten, von rechts und von links. Es waren einstmals Federn, gefüllt mit Dürftigkeit die einander geschadet haben und gierig aufeinander waren. Parteilichkeit trieb es mehr und mehr an und ermöglichte die Steigerung ins Emotionale, und dazwischen gab es Verwirrung. Was also können wir tun? Was ist die Lösung?

Ich habe genug von alldem und daher erfüllte Trauer mein Herz. So erreichte ich Ende 1329 n.H. (1911) Ägypten in der Hoffnung mein Ziel zu erreichen. Ich war erfüllt von der Hoffnung, dass es mir gelingen könnte, zumindest teilweise meine Sehnsüchte erfüllen zu können und mit jemanden in direkten Kontakt zu treten, mit dem ich meine Ansichten austauschen konnte. Ich hatte die Hoffnung, dass Allah uns bei einer Diskussion sinnvoller Ratschläge beistehen würde, um unsere Ziele in dem Land Ägypten zu erreichen, und es gelingen könnte, das andauernde Unheil zu heilen, welches Muslime gefährdet, indem es sie auseinander reißt und sie mit Spaltung und Zweitracht plagt. Es war mir - gelobt sei Allah - möglich, dieses Ziel zu erreichen, zumal Ägypten ein Land ist, in dem Wissen gepflanzt wird und gedeiht, genährt von Aufrichtigkeit und Ergebung in die tiefgründige Wahrheit durch die Kraft des Beweises.

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Das zeichnet Ägypten aus1 und ist höher zu werten als alle anderen Auszeichnungen.

Meine Bedingungen waren dort gut, mein Herz friedfertig, meine Seele erleuchtet und ich hatte das Glück, Kontakt zu einem der hervorragenden bekannten Persönlichkeiten zu erhalten, der eine offene Seele, noble Eigenschaften, ein pulsierendes Herz, umfangreiches Wissen besaß und hohes Ansehen genoss, dass er aufgrund seiner religiösen Führungsqualitäten verdiente.

Wie gütig ist doch die Seele, die ein gebildeter Mensch haben kann, wie anerkannt seine Aussagen und wie wahrhaftig sein Benehmen. So lange ein Gelehrter gekleidet ist mit Güte, wird er gütig und erfolgreich sein, die Menschen um ihn herum werden sicher und gesegnet sein, und niemand wir sich scheuen, seine Meinung auszusprechen oder ihm seine Gedanken zu übermitteln. So war der bekannte Würdenträger und Imam2 Ägyptens, und so war auch unsere Begegnung, für die wir beide dem Allmächtigen unendlich und zeitlos dankbar sind.

Ich klagte ihm über meine Sorgen und er klagte mir über gleichartige Sorgen und Unbehaglichkeiten. Und es war die rechte Zeit für uns beide, etwas in Erwägung zu ziehen, das mit dem Willen Allahs, uns und unsere Nationen vereinigen könnte. Wir waren uns darin einig, dass beide Gruppen3 der wahrhaften Religion des Islam folgen und einhellige Übereinstimmung in der Betrachtung der Botschaft des Propheten besteht, dass es keine wesentlichen Differenzen in grundlegenden Angelegenheiten gibt, die das Befolgen der prächtigen Prinzipien des Islam beeinträchtigen würden, dass es wirklich keinen Streit zwischen ihnen über die grundsätzlichen Leh-

1 Gemeint ist die Atmosphäre der Gelehrsamkeit, die er zu seiner Zeit an der theologischen Hochschule und bei seinem Gesprächspartner vorgefunden hat.

2 Imam hier im Sinn von „Vorbeter" bzw. Oberhaupt einer Gemeinschaft.

3 Gemeint sind Sunniten und Schiiten.

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ren gibt, außer in den Bereichen, die es natürlicherweise zwischen Rechtsgelehrten hinsichtlich einiger Regeln gibt aufgrund ihrer Interpretation des Buches1 und der Sunna2, der Einheit der Gelehrten und der vierten Quelle3, und dass all das in keinster Weise einen so großen Abstand und eine bodenlose Grube zwischen beiden rechtfertigen kann. Was also bewirkt all dieser Streit, in das die Blitze einschlagen, seit es die zwei Begriffe gibt: Sunniten und Schiiten?

Wenn wir die islamische Geschichte untersuchen, und die Glaubensrichtungen, Ansichten und Vorurteile erkennen, die darin hervorgebracht wurden, werden wir zu dem Schluss kommen, dass der ursächliche Faktor für die Auseinandersetzung der Einsatz für eine Teilrichtung, die Verteidigung einer Theorie oder die Parteilichkeit für eine Ansicht sind, und dass der größte Streit der in der islamischen Weltgemeinschaft [umma] aufgetreten ist, die Uneinigkeit über das Imamat4 ist, denn es wurden nie mehr Schwerter aus der Scheide gezogen für irgendein islamisches Prinzip als für das Imamat.

Die Angelegenheit des Imamats gehörte zu den am häufigsten vorgebrachten Aspekten, die solch eine Auseinandersetzung verursacht haben. Die unterschiedlichen Generationen, die untereinander un-eins waren hinsichtlich Imamat, gewöhnten sich törichterweise daran vom Fanatismus überwältigt zu werden, und solch eine Gegnerschaft wurde aufgebaut ohne Vorsicht und Umsicht. Hätte einer dieser Gruppen mit verständigen Augen in die Definitionen der an-

1 Gemeint ist der Heiligen Qur'an

2 Vorbild des Propheten (s.)

3 Für alle Recksschulen der Sunniten und Schiiten gilt der Heilige Qur'an als erste Quelle der Wahrheitsfindung, die Sunna des Propheten (s.) als zweite und die Einheit der Gelehrten in einer Fragestellung als dritte. Nur in der vierten Quelle gibt es einen Unterschied: Während bei Sunniten der so genannten Ver-gleichsschluss [qiyas] die vierte Wahrheitsfindungsquelle darstellt, ist es bei Schiiten der Vernunftschluss [aql].

4 Islamischer Führung sauf trag

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deren geschaut, und nicht mit dem Gedanken gegenüber einem verfluchten Gegner, wäre die Wahrheit bereits damals sehr klar geworden, und das Licht der Morgendämmerung hätte von allen bemerkt werden können, die sehen können.

Wir haben uns dazu verpflichtet, die Angelegenheit derart zu behandeln, indem wir die Argumente beider Seiten betrachten, mit der Absicht sie gründlich nazuvollziehen, ohne durch unsere eigene Neigung, Umgebung, Gewohnheit oder Routine beeinflusst zu werden. Anstelle dessen müssen wir uns von allen Emotionen durch Fanatismen befreien und anstreben, die Wahrheit zu erreichen auf seinem grundsätzlichen gelobten Weg, um sie zu berühren. Dies könnte die Aufmerksamkeit der Muslime erregen, ihren Seelen Beruhigung bringen durch ausgewählte Fakten, die wir ihnen übermitteln, um den Stillstand - so Allah will - zu überwinden.

Daher haben wir beschlossen, dass wir seine Fragen in Form einer Schrift vorstellen würden, und ich ihn versorgen würde mit meinen schriftlichen Antworten, welche die korrekten Bedingungen wiedergeben, begründet entweder durch Argumente oder durch authentische Zitate beider Gruppen. Derart erfolgten alle unser Diskussionen mit der Hilfe Allahs, dem Erhabenen und Allmächtigen. Später verfolgten wir den Gedanken, sie zu veröffentlichen, so dass wir uns der Früchte unserer Arbeit erfreuen könnten im reinen Streben nach dem Wohlgefallen Allahs, dem Hohen, dem Erhabenen, aber grausame Tage und auftretendes Verhängnis entmutigte uns zwischenzeitlich, aber möglicherweise war das im Nachhinein betrachtet zum Allerbesten.

Ich behaupte nicht, dass alle diese Seiten sich auf den Text beschränken, den wir beide erstellt haben, und das nicht irgendeiner der folgenden Aussagen nicht von meiner Feder stammt. Die Umstände, die ihre Veröffentlichung verzögert haben, haben auch ihre Reorganisation notwendig gemacht, wie wir es bereits erwähnt haben. Aber die Abhandlungen bezüglich der diskutierten Angelegen-

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heiten sind wortgetreu wiedergegeben, lediglich ergänzt durch einige notwendige Zusätze zur Erläuterung und Rechtleitung, oder bedingt zur Überleitung der Diskussionen ohne unseren gegenseitige Vereinbarung zu verletzen.

Ich habe heute den gleichen Wunsch, den ich gestern hatte, dass dieses Buch Verbesserung und Güte bewirkt. Falls es die Aufmerksamkeit und Akzeptanz der Muslime gewinnt, dann ist das eine Gnade meines Herrn, und das ist der Wunsch zur Vollendung dieser Arbeit: Ich wünsche nichts weiteres als Verbesserung, so viel wie möglich, und mein Erfolg hängt einzig von Allah ab, Ihm gehört mein Vertrauen und zu Ihm kehren wir zurück.

Ich veröffentliche mein Buch für jedermann und alle, die anstreben Wissen zu erlangen, für den leidenschaftlichen Forscher, der vertraut ist mit den komplexen Zusammenhängen im Streben nach Wissen, für den gelehrigen freimütigen Gelehrten, dessen Rede eine Autorität ist hinsichtlich der Aussprüche und Handlungen des Propheten (s.)1, für den Philosophen, der die Kunst der Sprachwissenschaft beherrscht und für alle und jeden ausgebildeten Jugendlichen, der frei ist von den Ketten der Gefangenschaft, und der bereit ist für ein neues Leben der Freiheit. Wenn all diese den Nutzen in dieser Veröffentlichung erkennen, bin ich am meisten erfreut.

Ich habe das Buch sorgfältig zusammengestellt, indem ich die Antworten in der bestmöglichen Weise unter Berücksichtigung aller Aspekte erstellt habe mit der Absicht, gerecht denkende Menschen mit diesen Gedanken inspirieren zu können, und sie Beweise kosten lassen zu können, die keine Möglichkeiten offen lassen, und Argumente, die keine Ausflucht ermöglichen. Dabei habe ich großen Wert auf die Sorgfalt hinsichtlich authentischer Texte über die Aussagen und Handlungen des Propheten (s.) gelegt; eine Sorgfalt, wel-

1 „Sallalahu aleyhi wa alihi wa-sallam": Allahs Segnungen und Gruß seien mit ihm und seiner Familie.

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che dieses Buch als geeignet für eine gut ausgestattete Bibliothek mit den wertvollsten Büchern in der islamischen Theologie, Geschichte, Biographien und Ähnlichem gestalten sollte. Letztgenanntes gehört zu den signifikanten Aspekten dieses Buches1. Ich habe versucht eine gut ausgewogene und authentische Philosophie anzuwenden, und Methoden, die jeden, der mit solchen Büchern vertraut ist, dazu anregt, das Buch gedanklich fortzuführen. Es ist geschrieben für die Wahrheitsliebenden vom ersten Anfang bis zum letzten Abschnitt. Wenn mein Buch von den gerecht denkenden Lesern akzeptiert wird, dann ist das genau die Erfüllung meiner Sehnsucht, für die ich Allah danke.

Was mich selbst anbelangt, so bin ich dankbar für das Buch und erfreut über das Leben danach. Es ist, so glaube ich, ein Werk, dass mich alles vergessen lässt, was mich in der Vergangenheit so belastet hat: Die schweren Lasten des Lebens, die Armut verbreitenden Sorgen der Zeit und die Feinde, über die ich mich kein Stück bei Allah, dem Allmächtigen, beklagt habe. Er allein ist der Richter und Muhammad (s.) ist der Widersacher der Feinde. Vergesst daher die Plünderer, die nach der eigenen Unterkunft strebten2. Ich habe auch andere Armut bringende Katastrophen überstanden, wie Fluten aus allen Richtungen, mit Vorahnungen zum Elend, verbunden mit Schwierigkeiten und Leid. Aber mein Leben, dass durch dieses Buch fortgesetzt wird, ist eine Gnade in diesem Leben und in dem zu erwartenden Leben. Mit diesem Buch wurde meine Seele erfreut und mein Gewissen erleichtert. Daher flehe ich zu Allah, meine Arbeit anzunehmen die Schwächen und Fehler zu bedecken und mein Lohn für dieses Buch wird - so Gott will - der Rechtleitung der Gläubigen zugute kommen.

1 Allein in der 16. Konsultation werden 100 Biographien von frühen islamischen Persönlichkeiten wiedergegeben.

2 Gemeint sind wohl die Franzosen, die sein Haus abgebrannt haben

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„Diejenigen, die glauben und gute Werke tun, leitet ihr Herr wegen ihres Glaubens recht. Unter ihnen werden Bäche fließen in den Gärten der Wonne. Ihre Anbetung darin wird sein: ,Preis sei Dir, oh Allah!', und ihre Begrüßung darin:,Friede!' Ihr abschließender Ruf: ,Lob sei Allah, dem Herrn der Welten!'" 1

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