So wie der Heilige Qur'an erzählt, geschah die Geschichte Davids (s.) folgendermaßen:
Ist die Geschichte von den Streitenden zu dir gelangt? Wie sie über die Mauer (seines) Gemachs kletterten; wie sie bei David eindrangen
...... (Wir sind) zwei Streitende, von denen einer sich vergangen hat
gegen den anderen; richte darum zwischen uns in Gerechtigkeit, und handle nicht ungerecht, und leite uns zu dem geraden Weg. (Heiliger Qur'an, Sure 38, Vers 21)
Anscheinend muss es sich um mehr als zwei Männer gehandelt haben, wiewohl der erste Vers des Heiligen Qur'an dazu impliziert, dass es ein einziger Mann war.
Fürwahr, dieser mein Bruder hat neunundneunzig Schafe und ich nur ein einziges.
(Heiliger Qur'an Sura 38, Vers 23)
In anderer Auslegung ist die Schar der Feinde mehr als einer, bis über zehn.
Das war Gottes Prophet und auch König und Herrscher seines Volkes (Israel). Die zwei oben erwähnten Männer kamen zu David. Der eine vertrat seine Familie und sagte, er habe nur ein Schaf, aber sein Bruder habe neunundneunzig Schafe, aber dieser habe ihm das einzi-
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ge Schaf auch noch wegnehmen wollen. Dann bat er David um ein gerechtes Urteil.
Der Heilige Qur'an erwähnt die Klage, aber er sagt nicht, ob sich der andere Mann verteidigte oder nicht; der Qur'an lässt nur David sagen:
"Wahrlich, er hat Unrecht gegen Dich getan, dass er dein Schaf zu seinen vielen Schafen forderte; und gewiss, viele Teilhaber vergehen sich aneinander, außer denjenigen, die glauben und Gute Werke tun; aber derer gibt es nur wenige !" Nun merkte David, dass Wir ihn auf die Probe gestellt hatten; also bat er seinen Herrn um Vergebung und fiel anbetend nieder und bekehrte sich. Dann vergaben Wir ihm dieses; wahrlich, er hatte nahen Zutritt zu Uns und eine herrliche Einkehr. (Heiliger Qur'an, Sura 38, Vers 24)
Hier stoßen wir auf zwei Fragen:
1.) Wer waren jene, die zu David (a.) kamen? Waren sie Menschenwesen? Und ist diese Geschichte eine wahre Erzählung?
2.) Oder waren sie Engel, die von Gott geschickt wurden, um David zu prüfen?
In diesem Falle müsste die Geschichte eine erdichtete sein und es hätte keine wirklichen Schafe gegeben und auch keine Brüder, die miteinander stritten! Sie (die Engel) müssten zu David gekommen sein, um ihn zu verhören und als er das merkte, bat er um Vergebung.
Gemäß der Erzählung unserer sunnitischen Glaubensgeschwister hatte der Prophet David (a.) mehrere Frauen. Einstens betete er in seiner Altarkammer, als der Satan in Gestalt eines wunderschönen Vogels am offenen Fenster der Altarkammer erschien. Der Vogel war so wunderschön, dass David (a.) das Gebet unterbrach, um den Vogel zu fangen. Der Vogel flog etwas weiter weg, und David (a.)
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wollte ihn wieder ergreifen, und der Vogel flog weiter weg und ließ sich auf dem Dache nieder. David (a.) bestieg das Dach, um den Vogel fangen zu können. Gerade hier auf der Dachterrasse badete die Frau des Uria, eines Soldaten Davids (a.), und David (a.) sah sie nackt. Sie war sehr schön, und David (a.) verliebte sich in sie. Er fragte, wer sie wäre, und erfuhr, dass ihr Ehemann, ein Soldat, an der Front diente. David (a.) schrieb einen Brief an den Obersten General, er solle Uria an die vorderste, gefährlichste Front schicken, wo er sicherlich den Tod fände. Der oberste General tat so, und der Soldat wurde getötet. Die Frau war nun Witwe. Als ihre Trauerzeit abgelaufen war, heiratete David (a.) sie. Der Engel erinnerte David (a.) an diese Szene, um ihm gewahr werden zu lassen, er wäre wie der Volksgenosse, der neunundneunzig Schafe hatte, aber das einzige Schaf des anderen unbedingt haben wollte.
Gemäß des Buches Uyun Al-Akbar Ar-Reda, (S. 193), hatte der achte schiitische Imam, Ali Reza (a.) eine Sitzung, um mit Vertretern verschiedener Länder und Religionsgemeinschaften zu diskutieren, mit Juden, Christen, Zoroastriern, Sabäern und auch Vertretern verschiedener muslimischer Rechts schulen, einschließlich sunnitischer Gelehrter. Kalif Mamun wohnte der Sitzung bei. Imam Ali Reza forderte einen sunnitischen Gelehrten auf, was er zur David-Geschichte im Qur'an zu sagen habe. Der sunnitische Gelehrte erzählte es so, wie es oben wiedergegeben ist. Imam Ali Reza (a.) sagte darauf:
"Ehre sei Gott ! Wie sagst du solch eine Sache über den Propheten Gottes? Was für ein Prophet ist das, wenn er sein Gebet unterbricht, um einen schönen Vogel zu fangen, und er wird so fasziniert von ihm, dass er ihm bis aufs Dach folgt?! War denn kein Diener da, der an seiner Stelle den Vogel eingefangen hätte? Und was für ein Prophet ist das, wenn er den Vogel vergisst, weil er eine schöne Frau sieht und sie befragt? Als er erfuhr, ihr Mann sie ein guter Soldat, der sein Leben auf dem Schlachtfeld wage, wie konnte er dann eine List spielen, damit der Soldat getötet würde und er die begehrte Frau heiraten könne? So ein Verhalten wäre ja Ausschweifung und Schurkerei ! Was für ein Prophet wäre David (a.), wenn er all dies täte ? "
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Die Gelehrten fragten Imam Ali Reza nach der wahren Geschichte und er erwiderte:
"Diese Dinge sind nicht im Heiligen Qur 'an. Die Geschichte ist folgendermaßen: Einstmals lief der Prophet David (a.), der wegen seiner Weisheit und seiner Urteile berühmt war, Gefahr, darauf stolz zu werden und sich zu sagen: „ Urteile sind die besten ! Ich mache meine Urteile für das Volk in einer Weise, dass niemand die kleinste Schwäche darin finden kann . " Wie im Falle von Jonas und Adam veranlasste diese kleine Selbsteinbildung Gott dazu, David (a.)zu prüfen, um dessen Scheitern und Übereile zu erweisen, weil David die andere Partei nicht angehört hatte. "
Der Heilige Prophet Mohammed (s.) sagte in seinem Gebet:
"O Gott überlasse mich nicht meiner Selbst, nicht einmal für den Bruchteil eines Momentes oder das Blinzeln eines Auges."
Umm Salama (eine Frau des Propheten) erzählt, wie sie eines nachts bemerkte, dass der Prophet Gottes nicht mehr bei ihr im Bette lag, und sie fragte sich, wo er denn geblieben ist, und die fand ihn in einer Ecke des Zimmers. Sie hörte ihn beten:
"O Gott, bitte lass das Böse nicht an mich herantreten, nachdem Du mir Erlösung gegeben hast. O Gott, bitte bedränge mich nicht mit solch einer Plage, dass mein Feind frohlockt. O Gott, bitte überlasse mich nicht meiner Selbst, nicht einmal für eine Moment.23
Umm Salama sagt, dass sie bei diesem Punkt zu weinen begann. Als der Heilige Prophet fertig mit seinem Gebet war, fragte er sie, warum sie weine. Umm Salama sagte: "Wenn du so demütig sprichst, was ist dann unsere Position vor der Gnade Gottes?!" Der Heilige Prophet antwortete: "Ja natürlich, deine Bemerkung ist richtig. Gott überließ
23 Quelle: Bihar, Neue Edition, Vol. XVI, p. 217, und Qumi Interpretation, S. 432
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meinen Bruder Jonas (den Propheten !) (s.) für einen Moment sich selbst, und du weißt, was ihm widerfahren ist." Die kleinste Eingebildetheit bei Propheten wird sie der Gunst Gottes entziehen. Einbildung und Fall sind gleich.
Imam Ali Reza sagte: "David (s.) lief Gefahr zu glauben, es gäbe auf der ganzen Welt keinen besseren Richter als ihn. Diese Einbildung (Selbsttäuschung) griff ihn an, und Gott unterwarf ihn der Prüfung, und die Folge war, dass David (s.) sich Gott neu unterwarf. "
David (s.) übersah: Wenn jemand mit einer Anklage kommt, sollte der Richter kein Wort der Bejahung und der Vermutung äußern. A-ber wir sehen: Als jemand zu David (s.) kam und behauptete, sein reicher Volksgenosse, der neunundneunzig Schafe besaß, hätte noch sein einziges Schaf haben wollen, da lief David (s.) Gefahr, sich der Selbstüberschätzung hinzugeben. Ohne Verteidigungsworte der anderen Partei anzuhören und ohne jede Überlegung sagte David (s.): "Wenn es ist, wie du sagst, dann hat der andere Unrecht getan. " A-ber plötzlich erinnerte sich David (s.), dass der korrekte Weg der Urteilsfindung darin bestand, beide Parteien anzuhören und dann erst zu einem Urteil zu kommen. Er gewahrte, dass der Grund für dieses Fehlurteil seine Eingebildetheit (Selbsttäuschung) war, die für diesen schweren Schlag verantwortlich war. Imam Ali Reza fügte dann hinzu: "Die Geschichte ist nicht die gleiche, wie du erzählst. Es gibt im Qur'an nichts von einer schönen Taube, die flog oder von einer aufreizenden Frau."
Nun sollten wir sehen, wie diese im alten Judentum verdrehte Geschichte in Büchern der Muslime kopiert und reproduziert wurde! Alles, was ich sagen kann, ist dies: Gott bewahre uns vor solch einem Judentum, welche - wie damals - die Wahrheit verdrehen, und vor den Werken, die es der Welt antat!
Eines der Dinge, die der Heilige Qur'an dem damaligen Volk Israel zuschreibt, ist die Verdrehung und Abänderung von Tatsachen, selbst
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bis zum heutigen Tag24. Die Bani Israil (das Volk Israel) gelten als ein intelligentes, aber listiges Volk, welche die wichtigen ökonomischen und kulturellen Kanäle in der Welt kontrolliert.25 Eine Übertragung ihrer Aktivitäten, wie sie Information, Historie, Geografie und Nachrichten verdreht haben, würde die von ihnen begangenen Verbrechen enthüllen. Gerade jetzt kontrollieren die Israelis die Weltpresse, und dies ist ein sehr wichtiger Kanal der Propaganda. Die Israelis kontrollieren tatsächlich die Massenmedien in jenen Ländern, auf die sie ihre Hände legen können. Die Israelis wollen dann diesem Volk das Gehirn waschen. Das tun sie nicht erst heutzutage; seit jeher haben sie das getan. Berits der Heilige Qur'an sagt dementsprechend:
Erwartet ihr, dass sie (die Juden) euch glauben, wenn ein Teil von ihnen das Wort Allahs hört, es dann verdreht, nachdem sie es begriffen, und sie kennen (die Folgen) davon?
(Heiliger Qur'an, Sure 2 , Vers 75)
O Muslims ! Was erwartet ihr denn von solchen Israelis? Kennt ihr sie denn nicht? Es sind solche Leute, die sogar als Moses (a.) bei ihnen war und Gottes Worte hörte, doch seine Worte verdrehten, wie sie wollten. Und dies taten sie nicht aus Unwissenheit, sondern wohl überlegt. Einige haben jetzt den gleichen Geist, und diese fahren fort, solche Verbrechen zu begehen. Solche Leute verdrehten Tatsachen, tausende Jahre, und solche Leute hielten die Verdrehung als eine Grundpflicht. Solche Israelis erscheinen in den verschiedenen Ecken der Welt, sind gut maskiert und propagieren ihre Ideen in der Kultur und Sprache eines jeden Volkes. Zum Beispiel um Zwiste zwischen Sunniten und Schiiten zu schaffen, sponsern einige von ihnen einen
24 Motahhari bezieht sich auf die Situation der Schahzeit im Iran, in der die wirtschaftliche und politische Macht im Iran sehr ungleichmäßig verteilt war.
25 Wenn Motahhari in seiner Vorlesung hier von den „Israelis" spricht, dann meint er damit nicht ein ganzes oder Teil eines Volkes sondern nur die als „Zionismus" bekannte rassistische Auserwähltheitsideologie und deren Anhänger, zumal der Islam selbst das Judentum schützt! Es sei daran erinnert, dass manche Anspielungen sich im wesentlichen auf die Schahzeit im Iran beziehen.
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strammen Sunniten, der heftig gegen die Schia spricht. Dann verdrehen derartige Israelis listig die Worte der einen Partei, um die zwei Parteien gegeneinander aufzubringen. Das Volk Israel hat ihr Altes Testament mit Unwahrheiten gefüllt. Zum Beispiel fabrizierten solche Leute falsche Geschichten über vergangene Nationen. Der Heilige Qur'an hat derartige abwegigen und erdichteten Geschichten entlarvt. Um den Heiligen Qur'an zu widerlegen und um ihre Erdichtungen im Alten Testament zu stützen, haben sie eine Reihe von Ü-berlieferungen über den Heiligen Propheten Mohammed (s.), über seine Nachkommenschaft, d.h. die Heiligen zwölf Imame, erfunden, um samt und sonders hinsichtlich der Echtheit zu verwirren.
Da gab es die Amalekiter, die einstens das heutige Jerusalem besetzt hatten. Moses (s.) forderte die Juden auf, die Amalekiter anzugreifen, mit Sinn für Ehre und Beharren auf die Rechte. Aber gemäß Heiliger Qur'an sagten die Juden:
"Sie sprachen: O Moses! Siehe eine herrschlustiges (großes) Volks ist darin, und wir werden es nicht betreten, ehe jene es verlassen haben. Doch wenn sie es verlassen, dann wollen wir einziehen. " Da sagten zwei Männer von denen, die (Gott) fürchteten - Allah hatte sie in seiner Huld begabt-: „ Ziehet ein durch das Tor gegen sie; seid ihr eingezogen, dann werdet ihr siegreich sein. Und vertraut auf Allah, wenn ihr Gläubige seid. " Sie sagten: "O Moses(s.), wir gehen nimmer hinein, solange jene darin sind. Gehe du hinein mit deinem Herrn und kämpft. Wir wollen solange hier bleiben." (HEILIGER Qur'an, Sure 5, Vers 22-24)27
Die meisten der Juden im benannten Vers waren ungebührlich und gierig und erwarteten viel, ohne etwas selber tun zu wollen und sie drückten sich vor dem Kampf, obwohl Moses (s.) sie dazu aufrief.
26 Derartige Überlieferungen werden in der islamischen Geschichts- und Überlieferungswissenschaft als „israelitisch" bezeichnet.
27 Bereits diese Verse des Heilige Qur'an selbst sind ein Beleg dafür, dass der Islam jegliche form von Rassismus ablehnt, indem im Vers die Gottesehrfürchtigen Juden genannte werden.
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In der Schlacht zu Uhud sagte Miqad zum Heiligen Propheten (s.): "O Prophet Gottes ! Wir wollen nicht wie die Juden sagen: „ Geh du und dein Gott und kämpft und wenn ihr gewinnt, werden wir nachkommen. " Wir folgen deinem Befehlen, selbst wenn du uns aufforderst, uns ins Meer zu stürzen, dann tun wir das. "
Die Juden28 wollten die qur'anische Kritik an ihnen unterlaufen, und sie wollten die Muslime weiterhin verwirren; deswegen erfanden sie Geschichten über die Amalekiter, und sie behaupteten, es würden dort in Jerusalem keine normalen Menschenwesen leben, sondern sie wären Abkömmlinge einer Frau namens "Anak". Anak wäre eine Frau, die sitzend eine Fläche von zehn mal zehn Acker bedecken würde. Sie hätte einen Sohn namens Aud, der so riesig war, dass Moses, der vierzig Zoll hoch gewesen wäre und einen Stock von vierzig Zoll gehabt hätte und vierzig Zoll hochspringen hätte können, nur auf den Knöchel des Riesen hätte schlagen können.
Dann geht die Geschichte weiter, eine Gruppe der Amalekiter sei zu den Einöden vor Jerusalem gekommen. Moses schickte einige Kundschafter, die sehen sollten, wer sie waren und was sie taten. Die Kundschafter erzählten, die Amalekiter seien Riesen von mehreren Kilometern Höhe. Die Amalekiter würden Fische fangen, indem sie ihre Hände in das Meer und dann die Fische direkt vor die Sonne hielten, um sie zu grillen. Ein Amalekiter sah auf seine Füße hinab und sah winzige Geschöpfe, die sich darauf bewegten. Das waren die Scharen des Moses. Der Amalekiter schnappte sich ein paar Juden und steckte sie in seine Ärmelmuffen. Der Riese sagte: "Seht mal ! Das sind die Leute, die gekommen sind, dieses Land an sich zu rei-ßen."
Wenn solche Riesen tatsächlich in Jerusalem gelebt hätten, so hätte Moses kein Recht gehabt, seinem Volk zu befehlen, das Land zu
28 Das Volk von Medina hatte eine große jüdische Gemeinde, von denen einige zum Islam konvertierten
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erobern. Die Ängstlichen unter den Juden erfanden listig solche Geschichte, um die wahre Geschichte im Qur'an zu widerlegen, worin die damaligen Juden wegen Feigheit kritisiert werden. Diese erfundenen Geschichten wurden dann von den Juden gehegt und an sunnitische Muslime weitergegeben.
In der David-Geschichte hören wir von einem Vogel und von Davids Liebe zu Urias Ehefrau und von Urias Tod und so weiter; das alles wurde von den damaligen Israeliten fabriziert und dann den Muslimen eingetrichtert. Hier gewahren wir die Wichtigkeit der zwölf Schiitischen Imame. Der Achte Imam Ali Reza entlarvt die Lügen und Verleumdungen gegenüber David, indem er sagt, dass die David-Geschichte im Qur'an nicht unwahr wäre, und das, was in den Heiligen Qur'an hineinkommt, nicht fiktiv sei, sondern real. Die Leute, die zu David kamen, wollten nicht sein Richtergefühl erwecken, sondern das, was geschah, erweckte ihn. Wenn gesagt wird, diese Leute wären Engel gewesen, dann muss man sich fragen, wie die Engel eine Szene schufen, um David zu erwecken? Ihr Ziel wäre natürlich ein heiliges, aber die ganze Geschichte wäre ausgeheckt.
Hier sollte ich erwähnen, was Allamah Tabatabai in seinem Tafsir (Qur'an-Kommentar) Al-Mizan dazu sagt. Er sagt, dass wir zunächst nicht sicher sind, ob diese Leute Engel wären oder nicht. Selbst wenn wir annehmen, sie wären maskierte Engel gewesen, so wäre es etwas anderes als eine Fiktion in eine real existierende Welt einzuführen. Die Tatsache, dass es unsere Pflicht ist, die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen und anzuzeigen, dass "diese Sache wahr ist" und "dass jene Sache falsch ist", hat mit dieser materiellen Welt zu tun. Falls in dieser materiellen Welt zwei Männer zu David (a.) kamen und David (a.) anlogen, dann würde es bedeuten, dass sie profane29 Mittel benutzten, um ein heiliges Ziel zu erreichen. Aber eine Parabel (Gleichnis) ist eine andere Sache, worin eine Tatsache in einer anderen Maske dargestellt wird, wie im Falle wahrer Träume. In wahren
29 nicht dem Dienst an Gott dienende
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Träumen, wiewohl dort Ähnlichkeit (Gleichnis) ist, gibt es keinen Raum für profane Mittel.
Der Heilige Prophet (s.) beispielsweise träumte, eine Gruppe von Affen würde an der Predigt-Kanzel der Medina-Moschee auf- und abturnen, während die Muslim-Hörerschaft zum Predigt-Pfosten guckte und sich langsam zurückzog. Der Prophet wachte auf, war traurig und unglücklich und betrachte das Geträumte als Zeichen eines Schlages, der die Welt des Islam treffen würde. Der edle Engel Gabriel stieg hernieder und interpretierte diesen Traum für den heiligen Propheten:
Und wir haben das Traumgesicht, dass wir Dich sehen ließen, nur als Prüfung für die Menschen gemacht und ebenso den verfluchten Baum im Qur 'an. Und wir warnen sie, jedoch es bestärkt sie nur in großer Ruchlosigkeit.
(Heiliger Qur'an, Sure 17, Vers 60)
O Prophet ! Nach dir werden die Omayyaden dein Volk regieren. Sie werden deine Predigtstelle besetzen, sie werden vom Islam schwätzen, werden anscheinend sich dem Islam fügen, aber in Wirklichkeit werden sie das Volk vom Islam wegtreiben. Dies ist ein Traum, durch den Gott etwas dem Heiligen Propheten enthüllte. Wenn wir sagen, Träume seinen nur wahr, wenn sie tatsächlich in der gleichen materiellen Form wie im Traum gesehen werden, dann müsste wir den Traum des Propheten als unwahr betrachten, denn die Omayyaden erkletterten die Propheten-Kanzel nicht als wirkliche Affen. Dieser Traum jedoch war ein wahrer, denn er repräsentierte die Wirklichkeit in einer anderen Maske. Die Affen waren allegorisch die Omayyaden, und die Volksschar, die von der Predigt-Kanzel zurückwich, bedeutet, dass der Islam nur im Äußeren beobachtet werden würde, aber sein Inhalt und Geist würden verschwinden. Wenn Engel in Verkleidung einem Propheten erscheinen, so sind sie keine falschen Wesen, sondern wirkliche Engel. Wahrheit und Unwahrheit in Gleichnissen der Engel für einen Propheten fallen mit einem wirklichen Ereignis zusammen, und im Falle Davids (s.) fiel die Erschei-
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nung mit der Wirklichkeit zusammen; daher wurden hier keine profanen Mittel eingesetzt.
Die andere Frage hier ist: Falls der Islam den Gebrauch profaner Mittel zur Erreichung heiliger Ziele verbietet, warum gestattete dann der heilige Prophet den Muslimen, die Karawane der mekkanischen Ungläubigen anzugreifen und die Güter zu konfiszieren? Dies wurde natürlich für einen heiligen Zweck getan, nämlich für den Sieg des Islam. Viele mögen sagen, dass Dschihad30 im Islam gestattet ist, wenn dadurch ein heiliges Ziel erreicht werden kann. Oder (so glauben viele) eine weiße Lüge31 ist besser, als eine Wahrheit, die zum Unglück führt. Wenn jemand zu wählen hat, das Leben eines würdigen Menschen durch die weiße Lüge zu retten oder dessen unschuldiges Leben durch eine wahre Aussage zu gefährden, dann gebiete der Islam die weiße Lüge, um sein Leben zu retten. Ist das nicht, ein profanes Mittel zu gebrauchen, um ein heiliges Ziel zu erreichen?
Die Antwort ist: Zuweilen ist das Mittel nicht einfach ungesetzlich oder hassenswert, beispielsweise der Dschihad. Es ist falsch zu meinen, Leben und Eigentum eines Menschen sollten bewahrt werden, koste es was es wolle, mit der biologischen Begründung, er gehöre zur Menschheit.
Solche Ideen kommen vom Westen. Von einem biologischen Blickwinkel war Muawiyah ein Menschenwesen, und so war Abu Dharr. Es ist nicht so, dass Abu Dharrs Blutgruppe derjenigen Muawiyas überlegen gewesen wäre. Wenn wir Menschenwesen vergleichen oder beurteilen, betrachten wir nicht die biologische Form, sondern die menschlichen Eigenschaften und Standards, die menschlichen Kriterien. Wer antihuman ist, der ist in Wirklichkeit kein normales Wesen. Muawiya war ein antihumanes Wesen. Schimr bin Dhild-schouschan war ein antihumanes Wesen. D.h. sie ermangelten der menschlichen (humanen) Qualitäten, wie Edelsinn, Vorzüglichkeit,
30 Anstrengung auf Gottes Weg
31 gemeint ist eine Lüge, die einem guten Zweck dient
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Ehrlichkeit, Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Unabhängigkeitsliebe, Freiheitsliebe, Geduld, Nachsicht usw.
Eine biologische, menschliche Form ist potentiell und nicht in sozialer Wirklichkeit. Wenn ein Mensch gegen Humanität rebelliert, gegen Freiheit, Monotheismus, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit usw., so kann er nicht für ehrenwert gehalten werden, und sein Leben und Eigentum sind nicht unantastbar32. Wenn man einem Mörder sein Leben nimmt, indem man ihn tötet oder hinrichtet, so ist das nicht etwas Abscheuliches oder Hassenswertes, sondern es wäre für einen heiligen Zweck getan. Wenn ein Mörder, der jemand anderen getötet hat, hingerichtet wird, so ist das nicht abscheulich. Die Hinrichtung eines Mörders ist für einen erhabenen Zweck. Wenn ein Mensch so weit kommt, dass er unschuldige Menschen tötet, hört er auf, ein humanes Wesen zu sein.
Abul ala Muari sagte: "Ich verstehe nicht die islamische Bestrafung, die Hand eines Diebes abzuschneiden, weil er einen Viertel-Dinar gestohlen hat aber eine Geldstrafe von 500 Dinare für die Verletzung einer Hand bekommt. "Da gab Sayyid Murtadha eine wunderschöne Antwort: "Die Ehre der Hand ist wegen der Ehrlichkeit, und Verrat beraubt die Hand des Respekts. Das ist es, wie du die Weisheit Gottes verstehen sollst. "33
Ja, die Hand als ein physikalisches Organ des menschlichen Körpers ist nicht achtenswert durch sich selbst. Wenn sie sagen, ihr Wert wäre fünfhundert Dinare, aber wenn sie als Strafe von Einvierteldinar abgeschnitten wird, so ist das deswegen, weil die Hand achtenswert und ehrenwert und äußerst wertvoll ist; aber wenn die Hand verräterisch ist, so ist sie wertlos; die Hand ist für den Dieb sogar schädlich.
32 Gemeint ist, dass jemand, der gegen die Gesetze verstößt, bestraft werden kann.
33 Es sei hier ergänzend erwähnt, dass die drastischen Strafen für Diebstahl erst bei Erfüllung von zahllosen Voraussetzungen eintreten können, die hier nicht Gegenstand der Diskussion sind.
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Über die qureischitischen Ungläubigen34 jedoch sollten wir sagen, dass sie Leute waren, die dreizehn Jahre lang nichts anders taten, als die Stimme des Heiligen Propheten daran zu hindern, die Menschen zu erreichen, denn das wäre gegen ihre Interessen gewesen. Sie schikanierten die Muslime und folterten sie zu Tode, vergrößerten die Verbrechen ins Extreme und beraubten sie ihrer Güter. Die Qurei-schiten waren eine Gruppe von Wucherern, die auf diese Weise Reichtum angehäuft hatten. Können wir noch sagen, ihr Besitz wäre würdig der Ehre und müsste bewahrt werden? Nein, solch Eigentum kann nicht geachtet werden. Da selbst das Ziel nicht heilig war, war dieser Besitz nicht der Ehre und des Schutzes würdig. Letztendlich ist dieser Besitz nicht weniger bedeutsam und wichtig als das Problem, wie man das Leben eines Gläubigen durch eine täuschende Lüge rettet.