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Wednesday 24th of July 2024
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Hass auf Frankreich

Der bei einer Polizeiintervention getötete Terrorist steht für eine entwurzelte Einwanderergeneration, die in den Parallelgesellschaften der Vorstädte von klein auf mit Gewalt aufwuchs.

Für den Philosophen Alain Finkielkraut könnte der Fall des mutmaßlichen Attentäters von Straßburg, Chérif Chekatt, eine späte intellektuelle Bestätigung darstellen. Nach den Banlieue-Unruhen im Spätherbst 2005 hatte Finkielkraut als einer der ersten davor gewarnt, dass in den Sozialbausiedlungen an den Rändern der Großstädte eine Einwanderergeneration heranwachse, die vom Hass auf Frankreich geleitet werde. Sie wolle sich nicht integrieren, sondern sei auf Zerstörung aus. Damals löste Finkielkraut große Entrüstung aus, auch weil er offen die „ethnisch-religiöse Dimension“ des Aufstands ansprach. Inzwischen überwiegt die Lesart, dass junge Männer wie Chérif Chekatt das Ergebnis einer jahrelangen Politik des Wegschauens sind. Bereits 2004 war der alarmierende Sammelband von Lehrern über die „verlorenen Gebiete der Republik“ veröffentlicht worden.

Die Banlieue-Unruhen, die auch Straßburg erfasst hatten, erlebte Chérif Chekatt als Heranwachsender. Nacht um Nacht brannten Mülleimer und Autos aus, lieferten sich die Jugendlichen Straßenschlachten mit den Polizeikräften. Es war die Zeit, als in vielen Kinos der Film „Der Hass“ von Mathieu Kassovitz wieder gezeigt wurde, um den Gewaltausbruch in den Vorstädten zu verstehen. „Wenn Feuerwehrleute angegriffen, das Auto des Nachbarn in Brand gesteckt, die Geschäfte, Schulen und Sporthallen des eigenen Wohnviertels angezündet werden, dann lässt sich das schlecht mit den Denkmustern des traditionellen Klassenkampfes analysieren“, schrieb damals der Soziologe Jean-Pierre Le Goff. Die Ereignisse in der Banlieue seien weniger auf Armut und Misere zurückzuführen als auf Entwurzelung und auf eine Identität, die in Auflösung begriffen sei. Diese entwurzelte Jugend habe man geradezu in die Arme der Salafisten und anderer islamischer Eiferer getrieben, aus Hilflosigkeit angesichts der zerrütteten Verhältnisse in vielen Einwandererfamilien.

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