Die 3. größte Sünde im Islam - Qunut (Mutlosigkeit, Niedergeschlagenheit)
- Ayatollah Dastghaib Shirazi -
übersetzt von Mariam A.
Die 3. größte Sünde im Islam: Qunut
In der Überlieferung von Imam al-Ridha (ع), wo er die größten Sünden aufgelistet hat, steht Mutlosigkeit (Qunut) unmittelbar nach Hoffnungslosigkeit (Yaas). Qunut wird als jener Zustand beschrieben, wenn das Herz die Hoffnung auf Allah's (ص) Barmherzigkeit verliert, und dieser Mensch verabscheut selbst die Hoffnungslosigkeit nicht mehr.
Nach Ansicht der Gelehrten besteht der Unterschied zwischen Yaas und Qunut darin, dass der Begriff „Yaas" in allgemeinen Fällen verwendet und „Qunut" in speziellen Fällen verwendet wird. Das bedeutet, dass „Yaas" den inneren Zustand des Herzens eines Menschen beschreibt. Wenn sich diese innere Hoffnungslosigkeit auf einen Grad verstärkt, wo dessen Auswirkung sich nach außen hin zeigt und für die Menschen offensichtlich wird, wird dies als „Qunut" bezeichnet.
Kurz gesagt – wer Hoffnungslosigkeit mit seinem Sprechen oder seinen Handlungen ausdrückt, ist tatsächlich ein Opfer von „Qunut".
Die Hoffnungslosigkeit in Bittgebeten ist Yaas
Viele Gelehrten glauben, dass die Unterbrechung (die Unterlassung) der Bittgebete ein Zeichen der Hoffnungslosigkeit ist. Der hoffnungslose Mensch glaubt, dass er sein Ziel nicht durch Du'as erreichen kann.
„Qunut" bedeutet, dass jemand Allah (ص) vorwirft, nicht barmherzig zu sein und dass Er nicht seine Reue annimmt. Er denkt, dass jede Schwierigkeit, die er durchlebt, die Strafe für seine Sünden ist. So sagt Imam Sajjad (ع) im 39. Du'a von Sahifat'ul-Sajjadiya: „Weder zweifel ich an Deiner Barmherzigkeit, noch befinde ich mich in Niedergeschlagenheit in Bezug auf Dich. Doch ich bin betrübt, denn meine guten Taten sind weniger in der Anzahl und die schlechten Taten sind zahlreich. Dein Rang ist jedoch so hoch, dass sich kein einziges Geschöpf niedergeschlagen von Dir abwendet."
Es besteht kein Zweifel, dass Niedergeschlagenheit in Bezug auf Allah (ص) eine große Sünde ist. Sie ist eine der Eigenschaften der Götzendiener und Heuchler, wie Allah (ص) in Sura al-Fath sagt:
[48:6]"[…] und die Heuchler und Heuchlerinnen und die Götzendiener und Götzendienerinnen bestrafe, die üble Gedanken über Allah hegen."
Der Zweifel fordert die Bestrafung
Der Heilige Prophet (ص) verkündete von der Kanzel aus folgendes:
„Bei Allah, der keinen Partner hat – Er enthält keinem Menschen den Segen des Diesseits und des Jenseits vor. Doch er soll keine Zweifel (Ihm gegenüber) hegen. Er sollte Hoffnung in Ihn haben und gutes Benehmen aufweisen. Er sollte sich vom Lästern über andere Gläubige fernhalten. Ich schwöre bei Allah, dem Einen, und der keine Partner hat – Er wird keinen Gläubigen bestrafen, nachdem er bereut und um Vergebung gebeten hat. Mit Ausnahme derer, die Zweifel gegenüber Allah haben und keine Hoffnung mehr hegen, die schlechtes Benehmen aufweisen und sich dem Lästern über die Gläubigen hingeben. Ich schwöre bei Allah, außer Dem keiner geeignet ist, angebetet zu werden. Wenn jemand sich auf Allah verlässt und auf Ihn vertraut, so wird für ihn Allah, der überaus gnädig ist, es nicht als geeignet erachten, irgendetwas gegen den Glauben zu befehlen, auf das sich der Gläubige ausruht. So musst du gute Gedanken in Bezug auf Allah haben und musst dich immer auf Ihn verlassen."
(al-Kafi)
Gute Gedanken in Bezug auf Allah zu haben, bedeutet, dass jemand der Überzeugung ist, dass Allah (ص) ihm vergeben wird, wenn er eine Sünde bereut. Wenn er Ihn bittet, werden seine Gebete erhört. Wenn er eine gute Tat vollbringt, ist es sicher, dass Allah (ص) sie annehmen und ihn dafür belohnen wird. Die Hoffnung auf Erlösung ist vorteilhaft, und sie ist verpflichtend. Doch die Hoffnung auf Belohnung ohne die Vollbringung guter Taten ist Unwissenheit und Einbildung.
Hoffnungslosigkeit in den Angelegenheiten des Diesseits und des Jenseits
Einige Gelehrten erklären, dass das Differenzieren von „Yaas" und „Qunut" darin liegt, dass „Qunut" die Hoffnungslosigkeit in Bezug auf den weltlichen Segen ist.
Der Heilige Qur'an sagt diesbezüglich:
[42:28]"Und Er ist es, Der den Regen hinabsendet, nachdem sie verzweifelten, und Seine Barmherzigkeit ausbreitet. Und er ist der Beschützer, der Dankpreiswürdige."
Bezüglich „Yaas" behaupten die Gelehrten, dass es in Hinblick auf die Angelegenheiten des Jenseits ist, wie in diesem Vers verdeutlicht wird:
[60:13]"[…] denn sie haben die Hoffnung auf das Jenseits gerade so aufgegeben […]"
Hoffnungslosigkeit gegenüber Allah's (ص) Barmherzigkeit resultiert im Vorenthalten von ewigem Segen für den Menschen, denn „Qunut" bewirkt den Bruch der Verbindung zwischen dem Geschöpf und Allah (ص). Die Ursache für diese Hoffnungslosigkeit ist das Auslöschen der ursprünglichen Flamme der Schöpfung, die in seinem Herzen gebrannt hat. Selbst wenn ein wenig von dem Licht übrig geblieben wäre, würde er die Hoffnung nicht gänzlich verloren haben. Es ist möglich, dass dies zu nutzlosem Streben führt. Wenn dem so ist, dann ist er in die Zeit der Unwissenheit zurückgegangen. Doch „Yaas" kennzeichnet die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen dem Geschöpf und Allah (ص), auch wenn diese durch den Vorhang der Sünden getrennt wurde. Aber hinter dem Vorhang bleibt das Licht der ursprünglichen Natur. Er glaubt immer noch an eine Verbindung zu Allah (ص). In solch einem Fall könnte der trennende Vorhang entfernt werden.
„Yaas" kann vergeben werden, doch „Qunut" verdient keine Vergebung. Demzufolge kann „Qunut" unter dem Gesichtspunkt von Shirk eingeordnet werden und wird damit zur größten Gefahr für den Menschen.