· 2. DIE ERSTE REISE – VON MEDINA NACH MEKKA
Nachdem Imam Hussain den Grنbern seines Groكvaters und seiner Mutter Lebewohl gesagt hatte ging er zu Sayyida Zainabs (Friede sei mit ihr) Haus.
Hathret Zainab (Friede sei mit ihr), die Schwester des Imam Hussain, war mit ihrem Cousin Hathret Abdullah ibne Dschafar ibne Abu Talib verheiratet. Nachdem Hussain und Abdullah sich begrüكt hatten, berichtete der Imam was geschehen war und was er weiter zu tun gedachte. Hathret Abdullah versuchte ihn davon zu überzeugen in Medina zu bleiben aber der Imam beharrte darauf, dass dies der einzige Weg war den Islam zu bewahren. Er bat Abdullah darum, Zainab (Friede sei mit ihr) mit ihm gehen zu lassen woraufhin Abdullah zu seiner Ehefrau blickte und „Bismillah!“ sagte. Sayyida Zainab sagte ihrem Gatten und den Kindern Aun und Muhammad Lebewohl und die Geschwister gingen zu Hathret Hussains Haus.
Als alle Mنnner, die Imam Hussain zum Gouverneurspalast begleitet hatten zurückkehrten, erfuhren die Frauen die Nachricht von der Reise. Hathret Abbas, Ali Akbar, Qasim und all die jungen Mنnner waren damit beschنftigt alles für die Reise vorzubereiten. Fatimah Sughra (Friede sei mit ihr) sah all dies mit an. Sie war ans Bett gefesselt, so krank, dass sie nicht einmal aufstehen konnte. Niemand erwنhnte, ob sie ebenfalls mitgehen sollte und sie entschied zu warten, bis ihr Vater zurückkam.
Fatimah Sughra (Friede sei mit ihr) war die Tochter Imam Hussains (Friede sei mit ihm) und ungefنhr acht Jahre alt. Im Bett liegend betete sie, dass ihr Vater sie mitnahm. Wie kِnnte sie denn allein Leben? Wie kِnnte sie ohne Ali Asghar überleben? Seit seiner Geburt verbrachte sie all ihre Zeit neben seinem kleinen Bettchen, spielte mit ihm. Er begann nun Gesichter zu erkennen und lachte wenn er Sughra erblickte. Bald würde er anfangen zu sprechen und sie war gespannt darauf, ihn ihren Namen sagen zu hِren. „Ya Allah!“, murmelte Sughra, „Ich hoffe ich werde nicht in Medina alleingelassen.“
In diesem Augenblick hِrte sie die Schritte ihres Vaters, wischte sich schnell die Trنnen aus den Augen und stütze sich in eine sitzende Position, ein tapferes Lنcheln auf den Lippen, um ihrem Vater gesund genug zu erscheinen und ihn davon zu überzeugen, dass sie reisen kِnne. Imam Hussain setzte sich auf Sughras Bett, legte seine Hand auf ihren Kopf und sprach: „Als Du geboren wurdest, mein Liebes, benannte ich dich nach meiner Mutter Fatimah Zahra. Wie du weiكt wurde sie auch Saabira genannt, das bedeutet die Geduldige. Ich mِchte, dass auch Du eine Saabira bist und dich damit einverstanden erklنrst mit Ummul Baneen und Umme Salmah in Mednia zu bleiben. Willst du das tun?“ Was sollte Sughra sagen? Sie nickte mit dem Kopf und kنmpfte gegen ihre Trنnen an. Der Imam küsste sie und verlieك das Zimmer.
Immer wenn die Kinder der Ahl-al-Bayt (Friede sei mit ihnen) irgendwelche Sorgen hatten, gingen sie damit stets zu Hathret Abbas. Auch Sughra dachte lنchelnd an ihren Onkel und lieك ihn rufen. Sicherlich würde er einen Weg finden ihr Problem zu lِsen. Abbas kam in Begleitung mit Ali Akbar. Sughra sah sie beide an und sagte: “Ich weiك wie sehr ihr beiden mich liebt, wie kِnnt ihr mich dann nur allein zurücklassen? Wer soll mich begraben wenn ich sterbe?“ Sie erklنrten ihr, dass sie zu krank zum reisen sei und dass sie sie abholen würden, wenn sie sich ersteinmal irgendwo angesiedelt hنtten.
Fatimah Sughra erwiderte darauf: “Ich akzeptiere das und mِchte meinem Vater nicht widersprechen. Ich werde tapfer sein und hierbleiben.“, liebevoll blickte sie auf ihren Bruder und sagte zu ihm: „Ali Akbar, versprich mir eines. Wenn du verheiratet bist und nach Medina zurückkehrst, ich aber schon gestorben bin, versprich mir mein Grab mit deiner Braut zu besuchen und eine Fatiha zu rezitieren.“ Akbar und Abbas konnten ihre Trنnen nicht mehr zurückhalten als sie ihr Auf Wiedersehen sagten.
In der Morgendنmmerung begann die Abreise der Karawane. Auf der einen Seite von Ummul Baneen, auf der anderen Seite von Umme Salmah gestützt winkte Sughra ihr nach. Es war schwierig gewesen sie von Asghar zu trennen als sie ihn geküsst hatte und Imam Hussain musste sie mit Hathret Rubaab (Friede sei mit ihr) trِsten als sie sich von ihm verabschieden musste.
Die Geschichte Kerbelas ist eine Erzنhlung von fünf trنnenreichen Reisen. Dies war die erste Reise, von Medina nach Mekka. Jede dieser Reisen hat seine eigenen Helden und Heldinnen. Der Held dieser ersten Reise ist Imam Hussain und die Heldin das Andenken Fatimah Sughras, seiner geliebten Tochter, die er zurücklassen musste. Der Imam blickte immer wieder zurück, bis sie an einem Winkel abbogen. Stets lنchelte er mutig und winkte seiner geliebten Tochter zurück. Ali Akbar war nicht einmal dazu fنhig, da er seine Trنnen nicht mehr kontrollieren konnte.
Als sie auكer Sichtweite waren zügelte Imam Hussain sein Pferd und fing an zu weinen. Es ist immer schwierig und traurig für Eltern, sich von ihren Kindern zu trennen.
Tage wurden zu Monaten. Sughra verbrachte ihre Zeit in der Moschee oder damit Ummul Baneen, Hathret Abbas’ Mutter, zu besuchen. Ramadhaan ging vorüber. Der Tag des Eids war für Sughra sehr schwierig. Sie dachte weiterhin stets an Asghar, Akbar und an ihre geliebte Schwester Sukaina. Dann kam Muharrem und Sughras Unruhe wuchs. Eines Nachts erwachte sie. Sie fühlte etwas Durst und füllte einen Becher mit Wasser. Als sie ihn an ihre Lippen legte starrte sie das Wasser an und schrie. Der Becher fiel aus ihren Hنnden. Umme Salmah kam hinzugelaufen. „Was ist passiert Sughra?“, Sughra zitterte vor Angst am ganzen Kِrper und rannte in die Arme Umme Salmahs. „Oh Groكmutter!“, rief sie auf den Becher zeigend „als ich den Becher an meine Lippen führte sah ich Ali Asghars Reflektion im Wasser. Ich sah, wie er seine kleinen ؤrmchen zu mir ausstreckte und dann hِrte ich ihn reden. Er sagte ‚Al atash, ya Ukhti Fatimah! (Ich bin durstig, oh meine Schwester Fatimah!)’“.
Dies war die Nacht des neunten Muharrem, eine Nacht vor Aschura (Lail-at-tul-Aschura).