1 Einleitende Worte
Das vorliegende Buch ist ein kleiner Überblick über das, was es über den Islam zu wissen gilt.
Die Themen, die es beinhaltet, sind in knappem und relativ einfachem Stil abgefasst worden,
damit sie allen, die über diese letzte der göttlichen Religionen erfahren wollen, verständlich sein
und zu Grundkenntnissen über die islamische Glaubenskunde verhelfen mögen. Zu einem
Elementarwissen, auf dem Interessierte mit Hilfe geeigneter Literatur als auch im Rahmen
theologischer Seminare, Lehrgänge oder aber Gesprächen mit kompetenten Personen „aufbauen“
können. Ganz abgesehen davon, das selbstverständlich auch die Tore der Theologisch-
Wissenschaftlichen Bildungszentren jenen, die sich einem eingehenderen Studium über den Islam
und dessen Rechtleitung widmen möchten, stets offen stehen.
Kurz, das Anliegen des Autoren war, der Allgemeinheit das Wesentliche dessen, was sie wissen
sollte, mit unkomplizierten Worten nahezubringen und selbst schwierige Themen in möglichst
einfacher, verständlicher Sprache zu behandeln und zu erläutern.
Nebenbei..., dieses ist ein „Verfahren“, dessen sich auch der Koran bedient. Mit erstaunlich
klaren, unmissverständlichen Worten klärt er über Wissensdinge der materiellen als auch
immateriellen Welt auf, über die Auferstehung, das Jenseits und das Leben nach dem Tod..., ganz
zu schweigen von all den Belangen und Dimensionen, die die Schöpfung und das Erdenleben des
Menschen betreffen.
Als Beispiel hierzu zwei, drei Textstellen aus dem Koran, die – für jedermann hegreiflich – über
die Auferstehung und das Leben nach dem Tod Auskunft geben. Im 78. Vers der Sure 36, Ya-
Sin, lesen wir:
قَالَ مَن يُحۡىِ ٱلۡعِظَٰمَ وَهِىَ رَمِيمٌ
Wenn sie fragen, „Wer ist es, der das zu Staub zerfallene Gebein wieder zu neuem Leben
erweckt, wird ihnen geantwortet: Jener, der ihm beim ersten Male Leben gab, ist dessen
mächtig...“
Eine logische, unbestreitbare Antwort..., ein Argument, das auf festen Füßen steht und zugleich
kurz und knapp.
Jene Allmacht, die aus dem „Nichts“ das „Sein“ hervorgehen lässt, ist zweifellos und ohne
weiteres in der Lage, das, was war und zu Staub wurde, erneut zusammenzubringen und ihm –
wie schon beim ersten Male – Leben zu schenken.
Es wird berichtet, das der große und weltbekannte Gelehrte der islamischen Welt, „Alpharabius“,
sagte: Wäre doch Aristoteles heute zugegen, so dass ich ihm diese koranische Antwort mitteilen
und er die physische Auferstehung akzeptieren könnte...
Kurz, eine vernünftige und gleichwohl einfache Erklärung, die der Koran zu diesem – auf den
ersten Buck möglicherweise recht kompliziert erscheinenden – Thema gibt. Und zwar mit nur
einigen wenigen deutlichen Worten, die einen jeden überzeugen müssten.
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Auch im Zusammenhang mit der Weisheit und dem Allwissen des Schöpfers und „Dirigenten“
allen Seins hören wir folgende kurze, verständliche und unwiderlegbare koranische Begründung:
Im 14. Vers der Sure 67, Mulk, heißt es:
طِيفُ ٱلۡخَبِ ير _ ل! لَقَ وَهُوَ ٱ % أَلَا يَعۡلَمُ مَنۡ َ
„Sollte Er, der Schöpfer, denn über sie nicht Bescheid wissen? Er, der doch die Kreatur
selbst erschuf, sollte über sie und ihre Natur und Beschaffenheit in Unkenntnis sein?!
Eine klare, knappe Antwort für alle..., ein unumstößliches Argument.
Auch Prophet Muhammad (s.a.a.s.) und die Unfehlbaren Imame (a.s.) sprachen stets so, das alle
sie verstehen und ihre Rede begreifen konnten. Einfach und ohne lange Phrasen und
Umschweife...
Im vierten Vers der Sure 14, Ibrahim, lesen wir dieses Gotteswort:
ينَ لَهُمۡ + لا بِلِسَانِ قَوۡمِهۦِ لِيُبَ _ رسُولٍ إِ _ وَمَا أَرۡسَلۡنَا مِن
Wir schickten keinen Gesandten, es sei denn mit der Sprache seines Volkes, auf dass er es
aufkläre...
Diese koranischen Worte bringen unmissverständlich zum Ausdruck, dass die Propheten in der
Sprache jenes Volkes, in dem sie wirkten, redeten und dessen Bildungsstand angepasst erklärten
und veranschaulichten. Deswegen, weil sie es bilden, erziehen und über die Wahrheiten
informieren wollten. Und da sie aus der Bevölkerung – zu der sie gesandt wurden – selbst kamen,
kannten sie deren Anschauungen, Hoffnungen und Empfindungen und waren mit deren
Wortschatz und Redestil vertraut. Dieses half ihnen, mit den Leuten so zu sprechen, dass das, was
sie sagten, Zugang zu deren Herzen fand.
Vom Propheten Muhammad (s.a.a.s.) ist dieses Wort:
كلّم النّاس بقدر عقولهم ? اء ان AB نD معاشر F امر F ا ّ
Wir sind angewiesen, mit den Menschen so zu reden, dass sie es verstehen.1
Der große islamische Gelehrte und Korankommentator Alameh Tabatabai verstand es
meisterhaft, selbst komplizierteste Themen allgemeinverständlich darzulegen. Und wir hoffen,
das wir ihn mit der Übersetzung dieses seines Buches in seinem Anliegen, über den Islam und
dessen segensreiche Botschaft aufzuklären, wenigstens ein klein wenig zu unterstützen
vermöchten. Möge es wegweisendes Licht all jenen sein, die nach der Wahrheit streben und
1 Al Hayãh. B. 1. S. 146. Hadit Nabawi
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Zuversicht schenken denen, die mit der Hoffnung auf morgen, auf eine beglückende Zukunft
leben. In Scha Allah!
International Publishing Co.
Sazeman Tablighat Islami
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2 Vorweg
2.1 Religion
Religion ist – vereinfacht gesagt – ein Gefüge aus weitanschaulichen Überzeugungen und
glaubensgesetzlichen, gottesdienstlichen als auch ethischen Weisungen, mit denen Gott die
Propheten ausrüstete, auf das sie sie dem Menschen, zu dessen Rechtleitung und Wohlergehen,
übermittelten.
Der „praktizierte Glaube“ an die göttliche Botschaft ist ein großes Plus..., in dieser und jener
Welt. Darum: Wenn wir uns an unserer Religion orientieren und gemäß der göttlichen
Empfehlungen und Gebote, die uns der Gesandte Gottes brachte, leben, werden wir sowohl in
unserem Erdenleben zufrieden und glücklich sein als auch in der Ewigkeit.
Möglicherweise wendet nun der eine oder andere ein:
„Glück“ und „glücklich“ sind dehnbare Begriffe. Was ist denn nun wirklich darunter zu
verstehen?
Wir meinen: Jener ist als glücklich zu betrachten, der ein gutes, rechtes Ziel anstrebt und nicht
auf Irrwegen umherstolpert, der sich durch eine positive Gesinnung auszeichnet und gute Werke
tut. Jemand, der in diesem hektischen Erdenleben ausgeglichen, gefestigt und zukunftsfroh ist...,
mit einem Herzen voller Ruhe und Zuversicht.
Zu einer solch beglückenden Ruhe aber verhilft uns nur die Religion. Gleich „geheimen
Beobachtern“ haben ihre Maximen in unserem Herzen Raum gefunden und begleiten uns auf
Schritt und Tritt. Sie halten uns – so wir „wachen Herzens“ sind – von Hässlichkeiten zurück und
motivieren uns zu gutem, rechten Verhalten.
Ganz abgesehen davon ist der Glaube der stärkste und unerschütterlichste Halt im menschlichen
Leben. Wer tief und fest an Gott und Sein Wort glaubt, wird sich von all den Hochs und Tiefs,
die ihm begegnen, nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Angst, Traurigkeit und
Mutlosigkeit übermannen ihn nicht, und kein noch so erschütterndes Ereignis wird ihn zu Boden
zwingen oder in Verzweiflung treiben.
Darum, well er sich der Allmacht Gottes, des Schöpfers und Herrn der Welten, gewiss ist. Immer,
in allen Situationen. Und genau das ist es, was ihm innere Ruhe und Festigkeit schenkt.
Zudem weist die Religion uns an, „an uns zu arbeiten“, unser Verhalten zu berichtigen und uns
um eine menschenwürdige Gesinnung zu bemühen.
Sie beinhaltet also folgende drei Themenkomplexe:
a) Weltanschauliches, Ideologisches
b) Moral
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c) Praxis
Erstens:
2.2 Weltanschauliches, Ideologisches
Bei ein wenig intensiverem und vorurteilsfreiem Nachdenken wird uns klar, das das Universum
mit der erstaunlichen Ordnung und Harmonie, die ihm gegeben ist, nicht aus sich selbst, so ganz
von allein, entstanden sein kann. Uns leuchtet ein, dass diese imposante perfekte
Schöpfungsordnung nicht zufällig hervorgehen konnte. Dass jemand da sein muss, der sie schuf
und erhält. Jemand, der in seiner Allmacht und grenzenlosen, unvorstellbaren Weisheit und
Kenntnis den gewaltigen Kosmos mit allem, was in ihm ist, entstehen ließ. Der
Gesetzmäßigkeiten gab, an denen nicht zu rütteln ist und die in ihrer Unabänderlichkeit der
gesamten Welt des Seins Ordnung, Regelung und ein exakt koordiniertes Gefüge geben. Nichts
ist sinnlos erschaffen worden. Und nichts, das existiert, steht außerhalb dieser in der großen,
weiten Welt gegebenen Ordnung und Gesetzmäßigkeit.
Wie könnte es denkbar sein, das dieser Gütige, Sich Erbarmende Gott, der Seiner Kreatur so
wohlgesonnen ist und für sie bereitstellte, was sie benötigt, den Menschen die „Krone“, das
„Meisterwerk der Schöpfung“ – sich selbst überlassen haben sollte. Dass Er ihn allein ließe mit
seinem bisschen Verstand, den er zudem mehr oder weniger seinen Trieben und Begierden
unterordnet, weshalb er sich so leicht in Verirrungen verstrickt und in Verelendung
hineintaumelt. Die Antwort auf eine solche Frage ist eindeutig...
Deswegen, weil Gott den Menschen bzw. die menschliche Gesellschaft nicht sich selbst
überlässt, hat Er die Propheten geschickt. Das heißt Seine Gesandten, die „immun“ sind gegen
Ungutes, Niedriges, gegen Fehl und Irrtum und der Menschheit das Wort Gottes verkünden.
Damit diese die himmlische Botschaft beherzigt, befolgt und auf diese Weise zu Wohl und Glück
findet.
Nun ist es aber so, dass in dieser Welt das erfreuliche Resultat – d.h. die beglückende
Auswirkung eines religionsbewussten Lebens, eines Lebens gemäß dem Worte Gottes – nicht
voll und ganz in Erscheinung tritt. Weder die Guten erfahren auf Erden ihre volle „Belohnung“
für ihr gottwohlgefälliges Walten und Schalten noch die Schlechten. Das aber bedeutet, dass noch
eine andere Welt sein muss, in der des Menschen Tun und Lassen geprüft und beurteilt wird.
Eine Welt, in der die guten als auch hässlichen Werke „entlohnt“ werden.
Zu einem solchen Denken, einer solchen Überzeugung ruft die Religion auf. Dazu und zu
weiteren weltanschaulichen Gewissheiten, über die wir noch sprechen werden. Kurz, sie weckt
uns auf aus Ahnungslosigkeit und Torheit.
Zweitens:
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2.3 Moral
Die Religion appelliert an uns, uns um gutes Verhalten zu bemühen..., um menschenwürdige
Eigenschaften, die wir in uns zur Entfaltung bringen. Dazu zahlen Pflicht- und
Verantwortungsbewusstsein, Wohlwollen für die Mitmenschen, Güte, Nachsicht, Treue und
Hilfsbereitschaft. Auch, das wir unser Recht verteidigen, unsere Rechte und Grenzen jedoch nicht
überschreiten und Leben, Gut und Ehre anderer nicht antasten. Unermüdliches, aufrichtiges
Streben nach Wissen, Fortschritt und einer guten Gesinnung gehören ebenfalls dazu,
Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit auf dem Wege Gottes, Wahrheits- und Gerechtigkeitsliebe
sowie das getreuliche Einhalten der „goldenen Mitte“, wo und wann auch immer. Das heißt,
extremes Verhalten, Über- oder Untertreibungen sind zu vermeiden.
Drittens:
2.4 Lebenspraxis
Die Religion sagt uns, unser Leben so einzurichten und uns so zu verhalten, dass sowohl unserem
eigenen Wohl als auch das der Gesellschaft damit gedient ist. Das wir Hässlichkeiten meiden und
„Gottesanbetung“ – das Gebet und alles, das unsere Gottesdienerschaft zum Ausdruck bringt –
nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Zu all diesem ruft die Religion auf. Wir sehen also, das das, wozu sie uns einlädt, sowohl
Anschauung und Überzeugung als auch Ethik, Gesinnung und folglich unsere „Lebenspraxis’
betrifft. Der einzige Weg aber, der zu wahrem Glück führt ist, das wir uns an ihre Maximen und
Weisungen halten.
2.5 Ist „Religion“ erforderlich?
Folgende Frage stellt sich hier und zwar: Kann der Mensch ohne Religion, ohne den Glauben an
Gott nicht auch glücklich sein bzw. werden? Es wird doch wohl möglich sein, das in einer
Gesellschaft die Rechte und Pflichten eines jeden gemäß einer guten, aber von Menschenhirn
erdachten Gesetzgebung festgelegt und praktiziert werden. Das anstelle der göttlichen bzw.
religiösen Weisungen und Bestimmungen „weltliche“ eingesetzt und befolgt werden, welche die
„himmlischen“ überflüssig machen.
Bei ein wenig Überlegung und Einblick in die islamische Gebote und Regelungen wird jedoch
das Gegenteil einer solchen Annahme und Vorstellung offenkundig. Darum, weil das Augenmerk
des Islam – der die letzte, abschließende und vollendete der göttlichen Religionen ist – nicht
allein der Anbetung und Huldigung Gottes gilt, sondern darüber hinaus sämtlichen Bereichen des
individuellen und gesellschaftlichen menschlichen Lebens, zu dem er optimale Richtlinien und
Orientierungshilfen anbietet. Allgemeine, universale als auch spezielle, ins Detail gehende.
Regelungen, die in erstaunlicher Weise die Gegebenheiten der Welt und des Lebens
berücksichtigen.
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Kurz, die praktizierte islamische Gesetzgebung dient sowohl dem Wohlergehen des einzelnen als
auch der gesamten Menschheit. Und jeder, der aufgeklärten und gerechten Geistes ist, wird
diesem Punkt gewiss beipflichten, nämlich:
Die Bestimmungen, die durch den begrenzten Menschenverstand geboren werden, zeichnen sich
keinesfalls durch jene hohe Qualität aus, die der göttlichen Gesetzgebung innewohnt. Eine
Realität, auf die Gott im Heiligen Koran hinweist. Als Beispiel einige Koranverse:
lm 19. Vers der Sure 3, Al-Imran, heißt es:
ٱلۡإسِۡلَٰم _ I نَ عِندَ ٱ J + K ٱ _ ۡنَهمُ إِن N َاءَٓهُم ٱلۡعِلۡم بَغۡيَۢا بَ R مِنۢ بَعۡدِ مَا _ َٰبَ إِلا T نَ أُوتُواْ ٱلۡكِ Jِ_X َلَفَ ٱ وَمَن T وَمَا ٱخۡ
سَرِيعُ ٱلۡحِسَابِ Iَ _ ن ٱ _ فَإِ Iِ _ ايَٰتِ ٱ a َكۡفُرۡ بِ J
Jene Religion, zu der alle Propheten aufrufen, ist die Religion der Anbetung Gottes und
Ergebung in Seinen Willen.
Die „Gelehrten“ aber hegten in ihrer fanatischen Ereiferung Feindseligkeit und Zwietracht
untereinander.
Obwohl sie den rechten Weg vom falschen zu Unterscheiden vermochten, beugten sie sich
nicht der Wahrheit. Uneins untereinander, ging ein jeder einen separaten Weg. Mit dem
Ergebnis, dass es zu verschiedenen Glaubensgemeinschaften auf Erden kam. Wahrlich,
jene, die so handelten, leugneten die Zeichen Gottes. Und Gott wird sie in Bälde für dieses
ihr Tun bestrafen.
Im 85. Vers der Sure 3, Al-Imran, lesen wir:
نَ J ۡهُ وَهُوَ فِى ٱلۡأَخِرَةِ مِنَ ٱلۡخَٰسِرِ g َلَ مِ i َيۡرَ ٱلۡإِسۡلَٰمِ دِينً۬ا فَلَن يُقۡ m َغِ TۡB وَمَن يَ
Wer eine andere Religion als den Islam möchte und befolgt..., niemals wird er vor Gott
Anerkennung finden und im Jenseits niemals zu den Erretteten gehören.
Der 208. Vers der Sure 2, Baqarah, sagt uns:
يۡط _ o ِعُواْ خُطُوَٲتِ ٱلش i_s ةً۬ وَلَا تَ _ َ افٓu لۡم + ُلُواْ فِى ٱلس % ُواْ ٱدۡ g نَ ءَامَ Jِ_X ينٌ۬ i م ِ v و z َدُ ۬ { ُمۡ | ه لَ _ يهَا ٱ ٰنِ إِن v يَٰأَٓ
O Muslime! Gebt euch dem Willen Gottes hin und folget nicht Satan, der euer
offenkundiger Feind ist. Fügt der Religion nichts hinzu und nehmt ihr nichts!
Und im 91. Vers der Sure 16, Nahl, spricht Gott:
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ن _ لاً إِ A مۡ كفِ | َلَيۡ ُ { Iَ _ يدِهَا وَقَدۡ جَعَلۡتُمُ ٱ u تمۡ وَلَا تَنقُضُواْ ٱلۡأَيۡمَٰنَ بَعۡدَ توَۡ ِ v إِذَا عَٰهَد Iِ _ وَأَوۡفُو ا بِعَهۡدِ ٱ
يَعۡلَمُ مَا تَفۡعَلُونَ Iَ _ ٱ
O Muslime! wenn ihr ein Bündnis geschlossen habt, so bleibt ihm treu! Und wenn ihr
schwört und Gott als Zeugen eures Schwurs angerufen habt, so brecht ihn nicht, denn Gott
weiß, was ihr tut!
Dieser Koranvers mahnt, dass jede Abmachung und jedes Bündnis, das jemand mit Gott oder
seinen Mitmenschen abschließt, getreulich einzuhalten ist.
Dann, im 125. Vers der Sure 16, Nahl, lesen wir:
ل _ لَمُ بِمَن ضَ { كَ هُوَ أَ ۡ _ ن رَب _ تِى هِىَ أَحۡسَنُ إِ _ نَةِ وَجَٰدِلۡهُم بِٱل o كَ بِٱلۡحِكۡمَةِ وَٱلۡمَوۡعِظَةِ ٱلۡحَسَ + لِ رَب AB ٱدۡعُ إِلَٰى سَ ِ
نَ J لَمُ بِٱلۡمُهۡتَدِ { وَهُوَ أَ ۡ .ِِ AB عَن سَ ِ
Lade die Menschen zu Gott ein, indem du ihnen die Wahrheit kundtust und sie aufklärst
über das, was ihnen zum Wohle und was zum Verderben gereicht.
Berate und ermahne sie mit guten Worten. Mit Andersdenkenden diskutiere in guter Art,
damit du in ihnen Interesse für deine Worte wecken und sie (möglicherweise) von Gott
überzeugen kannst. Denn Gott ist wissender als die, welche in die Irre gingen und auch
wissender als jene, die den rechten Weg fanden.
Dieser Vers appelliert an die Muslime, im Sinne einer Festigung und Publizierung der Religion
mit einem jeden so zu sprechen dass er versteht und akzeptiert. Und wenn mit Aufklärung,
freundlicher Ermahnung und dergleichen nichts zu erreichen ist, sollte mittels Diskussion und
Debattieren – etwas, wodurch möglicherweise ebenfalls Erkenntnis und Zustimmung erreicht
werden können – versucht werden, den Betreffenden auf den Weg Gottes zu führen.
Im 204. Vers der Sure 7, A’raf, heißt es:
ُرۡحَمُوۡنَ . كُمۡ _ وَاَنۡصِتُوۡا لَعَل . تَمِعُوۡا َٗ o وَاِذَا قُرِئَ الۡقُرۡاٰنُ فَاسۡ
Dieser Koranvers mahnt, nicht zu reden oder sich mit anderen Dingen und Gedanken zu
beschäftigen, wenn aus dem Koran rezitiert wird, damit seine Worte und deren Inhalt mit dem
Herzen aufgenommen und das göttliche Erbarmen erreicht werden erkönnen...
Und im 59. Vers der Sure 4, Nissa, lesen wir:
ۡكُم g َۡمۡرِ مِ D سُوۡلَ وَاُولِى _ ۡعُوا الر A وَاَطِ . I ۡعُوا ا A ُوۡۤا اَطِ g ۡنَ اٰمَ Jِ_X Iِ . دوۡهُ اِلَى ا v يهَا ا فَاِنۡ تَنَازَعۡتُمۡ فِىۡ شَىۡءٍ فَرُ v يٰۤاَ
وِيۡلًا ¢ واَحۡسَنُ َۡ _ يۡرٌ % َ £ ٰۡخِ ر ذٰ َِ D َوۡمِ A وَالۡ Iِ . . ُوۡنَ ِ g ۡتُمۡ تُؤۡمِ g رسُوۡلِ اِنۡ كُ _ وَال
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O die ihr glaubt! Folget den Weisungen Gottes, Seines Gesandten und der Imame, denen zu
folgen Gott und der Prophet euch geboten haben. Und wenn ihr an Gott und den Tag der
Auferstehung glaubt, so löst eure Probleme mit Hilfe des Koran und den Empfehlungen des
Propheten. Dieses ist besser für euch und verhilft euch zu einer erfreulichen Zukunft.
Dieses koranische Wort macht darauf aufmerksam, das es für die islamische Gesellschaft kein
anderes und geeigneteres Mittel gibt, als ihre Konflikte und Kontroversen, mittels Koran und
Sunna des Propheten zu lösen. Und beseitigt ein Muslim mit Hilfe seiner Vernunft eine
Schwierigkeit, so geschieht dieses dennoch in Berücksichtigung des Wortes Gottes und
eingedenk dessen, dass der Koran selbst an Verstand und Vernunft appelliert und dazu aufruft,
von ihnen Gebrauch zu machen.
Im 159. Vers der Sure 3, Al-Imran, lässt Gott uns wissen:
تَغۡفِرۡ لَهُمۡ o فَٱعۡفُ عَنۡہُمۡ وَٱسۡ £ ضواْ مِنۡ حَوۡ َِ v نفَ¤ َلِيظَ ٱلۡقَلۡبِ َ m ظا ¦ لِنتَ لَهُمۡ وَلَوۡ كُنتَ فَ Iِ _ منَ ٱ + مَا رَحۡمَةٍ۬ i فَ ِ
كلِينَ + ب ٱلۡمُ تَوَ v يُحِ Iَ _ ن ٱ _ إِ Iِ _ َلَى ٱ { كلۡ _ َوَT وَشَاوِرۡهُمۡ فِى ٱلۡأَمۡرِ فَإِذَا عَزَمۡتَ فَ
Aufgrund Seiner Huld, die Er – Gott – dir schenkt, ist es, dass du so freundlich und
warmherzig bist. Wärest du abweisend und hart gewesen oder hättest schroff mit ihnen
(den Menschen) gesprochen, würden sie dich gemieden haben. Sei daher nachsichtig, wenn
sie sich nicht recht verhalten und erbitte Gottes Vergebung für sie. Berate dich mit ihnen in
Dingen, die die Öffentlichkeit betreffen. Und da Gott jene, die Ihm vertrauen, gern hat und
sie unterstützt, sei zuversichtlich und verlass dich voll und ganz auf Ihn, wenn du eine
Entscheidung getroffen hast.
Gutes, wohlwollendes Verhalten und gemeinsames Beraten bewirken Freundschaft und
Zuneigung füreinander. Der, welcher die Gesellschaft führt und betreut, sollte dieses beherzigen
und bedenken, das er Sympathie und Vertrauen der Bevölkerung besitzen bzw. gewinnen muss,
um Einfluss auf sie nehmen zu können.
Der Allmächtige Gott ruft daher Seinen Gesandten, den Betreuenden und Führenden der
Muslime, auf, letzteren mit Güte und Nachsicht zu begegnen und sich mit ihnen zu beraten. Doch
da nun mal der gewöhnliche Mensch irren und somit Fehlentscheidungen treffen kann – nicht
aber der Prophet, da er unfehlbar, „ma’sum“ ist – ordnet Gott an:
Nach deiner Beratung mit den Muslimen aber treffe deine Entscheidung, und zwar
selbstständig. Und da niemand dem Willen Gottes zuwiderhandeln kann, verlass dich ganz
auf Ihn und vertraue Ihm die Angelegenheit an.
Im Zusammenhang mit den Juden und Christen – deren Himmlische Schrift die Thora bzw. das
Evangelium ist, die ebenfalls gesellschaftliche Weisungen und Bestimmungen beinhaltet –
spricht der Erhabene Gott in der Sure 5 Ma’idah:
Iِ _ ہَا حُكۡمُ ٱ A وۡرَﯨٰةُ فِ _ كمُونكََ وَعِندَهُمُ ٱلت + وَكَيۡفَ يُحَ
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ہَا هُدً۬ى وَنُور A وۡرَﯨٰةَ فِ _ زَلۡنَا ٱلت ? أَ _ F َارُ إِ i ونَ وَٱلۡأحَۡ v ٰنِي _ ب_ نَ هَادُواْ وَٱلر Jِ_¯ِ! نَ أَسۡلَمُواْ Jِ_X ونَ ٱ vABِ _ يَحۡكُمُ بِہَا ٱلن
هِ هُدً۬ى وَنُورٌ۬ A َٰهُ ٱلۡإِنجِيلَ فِ g وۡرَﯨٰةِ وَءَاتيَۡ _ مَا بَيۡنَ يَدَيۡهِ مِنَ ٱلت + دقً۬ا ل + نِ مَرۡيَمَ مُصَ ± سَى ٱۡ N َلَىٰٓ ءَاثَٰرِهِم بِعِ { نَا Aۡ _ وَقَف
وۡرَﯨٰةِ _ مَا بَيۡنَ يَدَيۡهِ مِنَ ٱلت + دقً۬ا ل + وَمُصَ
Iُ _ زَلَ ٱ ? ُم بِمَا أَ | مۡ يَحۡ _ هِ وَمَن ل A فِ Iُ _ زَلَ ٱ ? وَلۡيَحۡكُمۡ أَهۡلُ ٱلۡإِنجِيلِ بِمَا أَ
Doch wie sollten sie deinen Schiedsspruch erkennen, die weil sie doch die Tora in Händen
haben, in der Gottes Entscheidung und Gebot ist, von dem sie sich abwenden? (Sie werden
sich mit deinem Richterspruch, der dem der Thora entspricht, nicht zufrieden geben).
Darum, weil ihr Glaube an Gott nicht echt ist.
Wir haben ihnen (den Kindern Israel) die Thora hinabgesandt, welche Rechtleitung und
Licht enthält. Damit die gottergebenen Propheten gemäß diesem Buch unter den Juden
Recht sprechen. Und auch die Wissenden und Gelehrten unter ihnen (Juden), deren
Aufgabe es ist, das Buch zu schützen, zu bewahren, zu publizieren und ihm gemäß zu
entscheiden.
Ihr sollt nicht die Menschen fürchten, sondern Mich. Und verachtet Meine Zeichen nicht.
Diejenigen, die nicht nach dem entscheiden, was Gott hinabgesandt hat, sind wahre
Ungläubige...
Und wir entsandten anschließend Jesus. Den Sohn der Maria, auf dass er bestätigte, was
schon vor ihm in der Tora war. Zur Rechtleitung und Ermahnung der Gottesfürchtigen.
Die Leute des Evangeliums sollten nach dem vorgehen und entscheiden, was Gott darin
hinabgesandt hat. Diejenigen, die nicht nach dem vorgehen und entscheiden was Gott
hinabgesandt hat, sind wahre Frevler.
Und wir haben dir2 das Buch mit der Wahrheit hinabgesandt, damit es das bestätige, was
von Gottes Wort vor diesem da war und darüber Gewissheit gebe. Richte nun zwischen
ihnen nach dem, was Gott dir hinabgesandt hat.
Die Thora als auch das Evangelium, die heute in der Hand der Juden und Christen sind,
bestätigen dieses. Zahlreiche rechtliche und strafrechtliche Bestimmungen sind in der Thora
enthalten, und ihre Schari’ah, d.h. ihr Religionsgesetz, wird seitens des Evangeliums ganz
offenbar bestätigt.
2.6 Resümee
2 Prophet Muhammad (s.a.a.s.)
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Um es mit den Worten des Koran zu sagen: Die „Religion“ ist jene Lebensmethode bzw. jener
Lebensweg, dem der Mensch nicht entfliehen kann. Was die Religion und deren Weisungen von
den „weltlichen“, das heißt von Menschenhirn erdachten Gesetzen unterscheidet ist, das erstere
von dem Erhabenen Gott gegeben wurden, wohingegen letztere auf menschlichen Überlegungen
basieren. Die Religion berücksichtigt das irdisch-praktische als auch gottesdienstliche Leben des
Menschen und schuf einen harmonischen Bezug zwischen beiden Ebenen. In der weltlichen bzw.
staatlichen Gesetzgebung aber bleibt dieser natürliche Zusammenhang unbeachtet.