~ Die Verkünder des Monotheismus ~
Der Glaube an das Prophetentum gehِrt zu den Grundsنtzen und damit dem Stamm der Religion [usul-ad-din]. Propheten sind von Allah auserwنhlte Menschen, die ـbermittler Seiner Botschaft und haben die Geschichte der Menschheit von Anfang an begleitet. Im Islam ist bereits der erste Mensch, Adam, ein Prophet, und zu allen Vِlkern, die nach ihm entstanden, wurde nach Aussage des Quran ein Prophet geschickt: „Und in jedem Volk erweckten wir einen Gesandten (der predigte): "Dient Allah und meidet die Gِtzen (16:36).“ In der Aussage "Dient Allah und meidet die Gِtzen" ist die zentrale Botschaft und Aufgabe der Propheten bereits vollstنndig enthalten: Die Verkündung des Monotheismus verbunden mit der Aufforderung dem Einzigen Gott zu dienen. Die Propheten selbst entstammten jeweils dem Volk, zu dem sie geschickt wurden - bis auf den letzten von ihnen, den Propheten Muhammad (ص), der an die gesamte Menschheit gesandt wurde: „Wir entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für alle Welten (21:107).“ Der Erzengel Gabriel ist der ـberbringer der Offenbarung an die Propheten. Insgesamt gibt es 124.000 Propheten, wovon nur 25 im heiligen Quran namentlich genannt werden.
~ Muslime glauben an alle Propheten ~
Fünf Propheten sind es, die ein Himmlisches Buch und weitere gِttliche Belehrungen brachten: Noah, Abraham, Moses, Jesus und Muhammad wurden von Allah mit einer „Himmlischen Schrift” und „gِttlichen Weisungen” ausgerüstet. Sie werden als „Groكe Propheten” (ulul azm) bezeichnet. Doch beschrنnkt sich die Zahl der Propheten nicht allein auf diese fünf, denn zu jedem “Volk” ward ein gِttlicher Gesandter geschickt. „Wahrlich, schon vor dir entsandten wir Propheten. Darunter sind manche, von denen Wir dir erzنhlten und manche, von denen Wir dir nicht berichteten (40:78).“
Die Muslime glauben an alle Gesandten Gottes und machen keinen Unterschied zwischen ihnen. „Sprecht: «Wir glauben an Allah und was zu uns herabgesandt worden, und was herabgesandt ward Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und (seinen) Kindern, und was gegeben ward Moses und Jesus, und was gegeben ward (allen andern) Propheten von ihrem Herrn. Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen; und Ihm ergeben wir uns (2:136).“ Muhammad ist nur der letzte, der ihre Reihe abschlieكt und ihre früheren Botschaften bestنtigt.
~ Propheten sind Menschen wie ich und du ~
Der Quran lehrt, dass sich Allah seit Anbeginn der Menschheit immer wieder den verschiedenen Vِlkern offenbart hat. Dazu erwنhlte er besonders edle Menschen als Trنger der Offenbarung und Verkünder Seines Gesetzes. In Bezug auf die Propheten betont der Islam folgenden Punkt ganz besonders: Alle Propheten sind ohne Ausnahme Menschen, und ihr einziges Vorrecht gegenüber anderen Menschen ist ihre Fنhigkeit, Offenbarung zu empfangen und weiterzugeben, um die Menschen zur Gottseligkeit zu führen. In dieser Hinsicht gleichen die Propheten anderen Menschen; sie essen, trinken, schlafen, erwachen, heiraten und haben Kinder wie diese. Sie werden geboren, leben und sterben dann. Obwohl die Propheten Menschen und Diener Allahs sind, lassen sie manchmal Wunder geschehen. Der Quran spricht auch von Wundern durch die Propheten. In vielen Versen wird darauf hingewiesen, dass sie von sich aus keine Wunder geschehen lassen kِnnen und Allah ihnen nicht die Macht verliehen hat, sie auf Wunsch geschehen zu lassen. Die Gegner des Islam forderten Muhammad hنufig auf, Wunder zu tun. Sie sagten: „Falls du ein Prophet bist, musst du in der Lage sein, Wunder geschehen zu lassen, wie wir es von dir verlangen.“ Der Prophet des Islam antwortete, dass er nicht über die Fنhigkeit verfüge, Wunder zu tun, wenn es gewünscht wird. Für Wunder gibt es eine besondere Ordnung, die nicht seinem Willen untersteht. Doch wenn jemals ein Wunder erforderlich ist, geschieht dies nach Allahs Willen durch einen Propheten ohne Mitwirkung seines Willens.
Abraham, Noah, Moses, Jesus und zahlreiche andere Propheten schِpften aus derselben Quelle der Offenbarung, um den Menschen jene Daseinszusammenhنnge klarzulegen, die durch wissenschaftliche Erkenntnis nicht vermittelt werden kِnnen. In der wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur ist das Denken des Menschen groك und weit blickend, so dass er sich auf sich selbst, sein stنndig zunehmendes Wissen und seine Energie verlassen kann. Daher brauchen hierfür die Propheten keine besondere Verantwortung zu übernehmen. Andererseits benِtigt der Mensch die besondere Hilfe und Leitung Allahs, um die metaphysischen Probleme, den Endzweck seiner Existenz und die rechte Art zu leben erkennen zu kِnnen. Allah hat diese Hilfe und Anleitung gewنhrt, indem Er den Propheten Offenbarungen sandte, die den Menschen mitgeteilt wurden. Die Lehren der Propheten sind nicht das Ergebnis wissenschaftlicher Forschung oder deren Lebenserfahrung, sondern sie basieren auf die von Allah empfangenen Offenbarungen. In dieser Hinsicht sagt der Quran über Muhammad (ص): „[…] und er spricht nicht aus Begierde. Es ist eine Offenbarung nur, die ihm offenbart wird. Der mit mنchtigen Krنften Begabte hat ihn belehrt (53:3-5).“
~ Was unterscheidet die Propheten von uns? ~
1. Die Propheten sind in der Lage Wunder zu wirken
Jeder Prophet wird ausgestattet mit einer übernatürlichen Kraft, die es ihm ermِglicht, mit gِttlicher Zustimmung ein oder mehrere, über normale Menschenkrنfte hinausgehende Werke zu vollbringen. Diese übernatürlichen Krنfte zeugen von der Rechtmنكigkeit seiner Aufforderung zum Glauben und von der himmlischen Herkunft dessen, was er sagt. Die auكergewِhnlichen Taten, die die Propheten als Nachweis für die Aufrichtigkeit ihrer Verlautbarungen zustande bringen, bezeichnet der Quran als Ayah d.h. Hinweis oder Zeichen. Zeichen nنmlich für das Prophetentum (Nubuwwah) ihrer ـberbringer. Der heilige Quran berichtet, dass die Menschen stets Zeichen und wunder von dem Propheten ihrer Zeit forderten. Jeder Prophet ging auf diese sehr nahe liegende und vernünftige Bitte ein, um begreiflich zu machen, dass sie wirklich die Botschafter Allahs waren. Verlangte man jedoch Wunder zwecks Erfüllung persِnlicher oder materieller Vorteile und nicht, weil man die Wahrheit herausfinden wollte, so reagierten die Gesandten Allahs immer mit einer Absage.
2. Alle Propheten und Imame sind unfehlbar
Die Botschafter Allahs begehen keine Sünden und fallen keiner Tنuschung zum Opfer, was die Erfüllung ihrer Botschaft betrifft. Sie stehen jenseits von geistigen und moralischen Fehltritten, was ihnen ein Maximum an Vertrauenswürdigkeit verleiht. Der Mensch ist ein Wesen, welches zwischen Alternativen entscheiden kann. Bei der Auswahl einer bestimmten Handlungs- oder Verhaltensweise lنsst er sich von den ihm bekannten potentiellen Nutzen oder Schaden, von wohlwollenden oder bِswilligen Absichten leiten. Welche Alternative er letzten Endes aussucht, hنngt demnach entscheidend von seinem Wissen ab und davon, inwieweit er die gegebene Situation kennt. Ein normaler Mensch würde nie etwas tun, was in keinerlei Hinsicht nützlich oder sogar schنdlich sein kِnnte. Kein vernünftiger lebenswilliger Mensch würde sich z.B. vom Berg ins Tal stürzen oder Gift schlucken. Den Konsequenzen menschlicher Sündhaftigkeit wird in unterschiedlichem Maكe Beachtung geschenkt, denn nicht alle sind gleichviel von religiِsen Dingen überzeugt. Je starker jemand glaubt und je mehr er sich der schنdlichen Auswirkungen von Sünden bewusst wird, desto besser kann er sich ihrer enthalten. In unserer eigenen Umgebung gibt es einige wenige Menschen, die wirklich fromm sind, d.h. Menschen, denen es zur "Angewohnheit" geworden ist, Gott zu fürchten und nicht zu sündigen. Sollte jemand einer solchen uns bekannten Persِnlichkeit eine üble Missetat anhنngen wollen, so würden wir uns heftig gegen diese Behauptung wehren und sie als ein Ding der Unmِglichkeit bezeichnen. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Mensch sich der Sünde schuldig macht, sinkt, je mehr sein Grad an ـberzeugung steigt und je mehr es ihm zur Gewohnheit wird, fromm zu sein. Dort wo der Glaube eines Menschen die Stufe vollkommener Gewissheit erreicht hat und dort wo ihm beim Gedanken, eine Sünde zu begehen, sofort bildhaft die Vorstellung in den Sinn kommt, dass er sich damit eigenhنndig in den Abgrund stürzt, ja, dort und in diesem Falle wird die Wahrscheinlichkeit eines moralischen Fehltritts gleich null, d.h. ein solcher Mensch würde sich niemals einer Sünde zuwenden und wir würden ihn in diesem Fall als "rein von Sünde" bezeichnen. Vervollkommnung des Glaubens und Intensitنt der Frِmmigkeit und Gottesfurcht bilden demnach die Faktoren, die zur moralischen Makellosigkeit führen. Durch diese Eigenschaften wird der Mensch geschützt vor Sünden und bleibt rein. Die Propheten waren mit diesen Eigenschaften ausgestattet und wurden nicht etwa durch irgendeine auكen stehende Kraft gewaltsam vor Sünden zurückgehalten. Die Vorstellung, dass dieser Mensch so geschaffen und innerlich veranlagt sein müsse, dass er überhaupt kein Interesse verspürt, etwas Sündiges zu begehen, erübrigt sich ebenso. Wie kِnnte auch bei einem Menschen, der von Natur aus nichts Schlechtes tun kann oder dem sich bei jedem Versuch zu sündigen, eine gewaltsame Macht in den Weg stellt, von Vervollkommnung die Rede sein, wenn er nichts Schنndliches begeht? Er wنre wie jemand, der hinter Gefنngnisgittern gesperrt und nicht mehr in der Lage ist zu stehlen. Ist es denn sinnvoll angesichts der Tatsache, dass ein solcher Mensch keinen Diebstahl begehen kann, auf seine Ehrlichkeit und charakterliche Vervollkommnung zu schlieكen?
Dies waren einige Worte zur Makellosigkeit der Propheten in moralischer Hinsicht. Wie aber verhنlt es sich mit der Tatsache, dass sie auch rein von geistigen Fehlern sind? Auch dieser Aspekt prophetischer Fehlerlosigkeit beruht auf ihrem Scharfsinn. Fehlurteile werden dort begangen, wo dem Menschen der Blick auf die vollstنndige objektive Realitنt verwehrt bleibt, und er die wahren Gegebenheiten ausschlieكlich durch geistige Abwنgungen mit mehr oder weniger gutem Erfolg zu erkennen versucht. Ja, und bei diesen Berechnungen unterlنuft ihm eben ab und zu ein Irrtum. Sollte jemand aber auf besondere Weise zur Erkenntnis der Realitنt befنhigt sein und direkt mit der reinen Wahrheit in Verbindung stehen, so verliert die Vorstellung, er kِnne sich in seinem Wort und Werk tنuschen und irren, offensichtlich ihre ganze Bedeutung. Genauso verhنlt es sich mit den Propheten in Hinblick auf die gِttliche Botschaft, die ihnen erteilt wird. Sie stehen innerlich in unmittelbarem Kontakt zur eigentlichen Daseinswirklichkeit, und da Irrtümer und Versehen keinen Zugang in die wahre Realitنt finden, kann auch dem Propheten beim unverschleierten, direkten Anblick derselben kein Fehler mehr unterlaufen.
Lassen Sie uns ein Beispiel betrachten: Angenommen wir schütten eine Menge von 100 Weizenkِrnern in eine Schale. Daraufhin fügen wir auf einen Schlag weitere 100 Kِrner hinzu und dann abermals 100 Stück. Diese Handlung führen wir hundertmal durch, d.h. wir schütten hundertmal 100 Weizenkِrner in diese Schale. Folglich befinden sich zum Schluss genau 10.000 Stück in ihr und auch nicht ein einziges Korn mehr oder weniger. Nun ist es aber durchaus mِglich, dass wir uns in unserer Berechnung, nنmlich beim Zنhlen der Kِrner, irren, so dass wir glauben, z.B. 99-mal oder 101-mal jeweils die gleiche Menge von 100 Kِrnern in unser Gefنك geschüttet zu haben, und uns infolgedessen einbilden, dass die Anzahl der abschlieكend in der Schale befindlichen Weizenkِrner sich auf 9.900 bzw. 11.000. Stück belنuft. In einem solchen Fall hنtte also unser Verstand in seiner Kalkulation einen Fehler begangen und ein falsches Bild von der wahren Realitنt erhalten, wنhrend jedoch diese Realitنt nach wie vor unverنndert das bleibt, was sie gewesen ist, nنmlich insgesamt genau 10.000 Kِrner in einer Schale. Nicht mehr und nicht weniger. Genauso wird auch jemand, der unmittelbar Einsicht in den wahren Ablauf des Geschehens und die eigentliche Realitنt nehmen kann, haargenau die vorhandenen 10.000 Weizenkِrner erkennen und keine grِكere oder kleinere Menge.