Imam Hassan erblickte das Licht der Welt am 15. des Monats Ramadan im 3. Jahr nach der Auswanderung in Madine-i Münevere. Sein Vater ist Imam Ali b.Ebu Talip, der Fürst der Gläubigen, und seine Mutter ist die Tochter des Gesandten Gottes und die Herrin der Frauen, die heilige Frau Fatemeh’ Zehra.
Als Imam Hassan geboren wurde, befahl der Prophet: „Bring meinen Sohn zu mir!“ Daraufhin brachte sie ihm den Imam in ein Stück weißes Laken gehüllt. Dieser nahm das Kind auf seinen Arm und flüsterte ihm in sein rechtes Ohr den „Gebetsruf“ (Adan) und in sein linkes Ohr den „Ruf zum Gebetsanfang“ (Eqame). Und gab ihm mit Gottes Segen den Namen Hassan.
Der Prophet küsste ihn und sagte: „Hassan ist von mir und ich bin von Hassan.“ Seit der Geburt Imam Hassans waren sieben Tage vergangen. Der Prophet opferte für ihn ein Schaf, schnitt dem Imam die Haare und gab Silberalmosen im Gewicht der Haare. Somit trat ein kerngesundes Kind in die Existenzwelt ein.
Diese erhabene Persönlichkeit war vom Propheten, von Imam Ali und von der heiligen Fatemeh der Interessenbrennpunkt. Imam Hassan ähnelte sehr dem Propheten.
Der Prophet saß an einem Tag irgendwo. Als er Imam Hassan kommen sah, sagte er weinend zu diesem: „Sohn, komm zu mir!“ Imam Hassan kam zu ihm. Der Gesandte Gottes setzte ihn auf sein rechtes Knie und fing an zu sprechen:
„Hassan ist mein Sohn, ein Teil meines Körpers. Er ist mein Augenlicht, die Frucht meines Herzens, meinem Wunsch entsprechend und Herr der Jünglinge des Paradieses. Gott hat ihn als Beweis für die islamische Religionsgemeinschaft geschickt. Seine Befehle sind meine Befehle und seine Worte sind meine Worte. Wer ihm gehorcht, gehorcht mir, und wer sich ihm empört, empört sich mir.
Wenn ich in das heilige Gesicht des Imam Hassan schaue, erscheint mir, welches Unheil und Elend er nach mir erleben wird. Er wird der Grausamkeit zum Opfer fallen, indem er durch Vergiftung zum Märtyrer wird. Die Engel und alle Geschöpfe werden um ihn weinen. Die Augen, die um ihn weinen, werden am jüngsten Tag nicht erblinden. Diejenigen, die sein heiliges Grabmal besuchen, deren Füße werden nicht auf der Brücke des jüngsten Gerichts zittern.“
Der Prophet lobte Imam Hassan bei jeder Gelegenheit vor dem Volk, sodass das Volk über seine Einzigartigkeit, seinen Status und seine Größe aufgeklärt wurde. Manchmal nahm der Gottesgesandte den Imam auf seine Schultern, lief mit ihm durch die Menge und befahl dabei den Muslimen:
Als der Prophet in seinem Sterbebett lag und seine letzten Augenblicke genoss, warfen sich Imam Hassan und Imam Hossein auf das Kopfende des Bettes.
Daraufhin wollte Imam Ali sie vom Bett des gesandten Gottes aufheben, doch der prophet erwiderte: „O Ali, lass mich sie riechen, von ihnen den geistigen Impuls nehmen und sie von mir den geistigen Impuls annehmen. Seid euch darüber im Klaren, dass diese zwei Kinder der Grausamkeit ausgesetzt sein und den bescheidenen Märtyrertod sterben werden.“
Der gesandte Gottes wiederholte daraufhin diese Worte dreimal: „Allah soll diejenigen verfluchen, die diesen Imamen Grausamkeit antun werden!“
Nach dem Tod des Gesandten Gottes wurde Ebu Bekir am Sakife Tag zum Khalifen gewählt. Gleich danach fand die Mutter von Imam Hassan und Imam Hossein den bescheidenen Märtyrertod.
Diese Schicksalsschläge bereiteten Imam Hassan und Imam Hossein viel Leid und Kummer. Imam Hassan war noch keine zehn Jahre alt, als er miterleben musste, wie der gesandte Gottes und seine heilige Mutter verstarben und Imam Ali allein gelassen wurde. Und dennoch brachte er sehr viel Kraft und Mut auf, all dies durchzustehen. Er führte trotz allem seine gesellschaftlich-sozialen und politischen Aufgaben erfolgreich durch.
In diesen Jahren ließ Imam Hassan Mutschteba seine Jugend hinter sich zurück, war immer an der Seite seines Vaters Imam Ali und verteidigte ihn bis aufs Äußerste. Er verwarnte die Gegner des Imamentums, die gegen die Testamentsvollstreckung des Propheten anzugehen versuchten und behinderte ihre Aktivitäten.
Während der Herrschaft Imam Alis haben die Gegner des Islam zu dessen ungunsten verschiedene Große und wichtige Kriege, wie z. B. Cemel, Siffin und Nehravan eröffnet. Vor dem Cemel-Krieg schickte Imam Ali seinen Sohn Imam Hassan nach Kufe. Er sollte die Bevölkerung zum Krieg gegen die Ungläubigen aufrufen. Imam Hassan versammelte das Volk in der Moschee von Kufe. Er sprach ein Dankgebet zu Gott, würdigte Gottes Einzigartigkeit, und Mohammeds Handlung bezeugend
hielt er eine kurze Ansprache über diese große Persönlichkeit. Er rief das Volk zu Imam Alis Unterstützung auf und meinte: „O Volk! Ihr wisst, das Imam Ali der erste war, der mit dem Gesandten Gottes gemeinsam betete. In jungem Alter hat er die Gesandtschaft Gottes anerkannt. In allen Kriegen kämpfte er an dessen Seite.
Der Gesandte Gottes war mit ihm stets zufrieden. Nach dessen Tod kümmerte sich Imam Ali um seine Waschung, das Leichentuch und die Bestattung. Imam Ali erfüllte den letzten Willen des Propheten.
Das Volk strömte wie eine Schar verdurstender Kamele herbei und erkannte Imam Alis Herrschaft an. Doch schon kurze Zeit später und ohne einen ersichtlichen Grund begann die Gemeinde aus Hass und Neid die Herrschaft Imam Alis öffentlich anzuzweifeln. Sie empörten sich über Imam Ali. Befolgt ihr deshalb seine Anordnungen.
Imam Hassan spielte im Siffin-Krieg an der Seite seines Vaters Imam Ali gegen Muaviye eine auffallende Rolle. In dieser Zeit wollte Muaviye den Pulsschlag von Imam Hassan kontrollieren. Deshalb schickte er Ubeydullah b. Ömer zu ihm. Dieser sollte Imam Hassan mit dem Versprechen zum Khalifen gekrönt zu werden von seinem Vater weglocken.
Ubeydullah kam zu ihm und sagte: „Ich habe eine Bitte an dich!“ Auf die Erwiderung des Imam Hassan: „Ja, was möchtest du?“ hin meinte Ubeydullah: „Dein Vater ist seit jeher die Zielscheibe der Pfeile der Kureysch geworden. Dafür hassen sie ihn. Würdest du vielleicht seine Reihen verlassen, sodass wir dir das Khalifat übertragen können?!“
Imam Hassan erwiderte mit entschlossener Miene: „Niemals! Ich schwöre bei Gott!“ Dann fuhr er fort: „Heute oder morgen sehe ich dich als toter Mann.
Der Teufel hat dich betrogen, indem er deine Augen geschminkt und dich parfümiert auf den Weg geschickt hat. Du wolltest, das die Frauen von Scham auf dich hereinfallen. Obwohl Gott dich umbringen und dich mit dem Gesicht auf den Boden ausstellen wird. Und am gleichen Tag wurde Ubeydullah so, wie es Imam Hassan prophezeit hatte, umgebracht.
Im 40. Jahr nach der Auswanderung in der 21. Nacht des Monats Ramadan schloss sein Vater Ali b. Abu Talib für immer die Augen und stürzte alle in tiefste Trauer.
Imam Hassan ging mit der Gemeinde in die Moschee, stieg auf die Kanzel und predigte über seinen Vater folgendes: „O, ihr Menschen! In dieser Nacht ist jemand verstorben, dessen Vorgänger ihn in ihren Taten nicht überbieten konnten, und dessen Nachkommen ihn ebenfalls nicht in ihren Taten erreichen werden.
Er kämpfte an der Seite des Gesandten Gottes und bot ihm sich opfernd Schutz. Der Prophet gab ihm die Fahne in die Hand.
Anschließend beschützten ihn der Engel Gabriel zu seiner rechten und der Engel Mikael zu seiner linken Seite. Gott ließ es nicht zu, das er ohne Eroberungen von seinen Feldzügen zurückkehrte.
In dieser seiner Todesnacht fuhr der Prophet Jesus in den Himmel auf. Und ebenfalls in dieser Nacht wurde der Testamentsvollstrecker des Propheten Moses, Yosua b. Noah, ermordet. Außer 700 Derham hinterließ er weder Gold noch Silber. Diese 700 Derham hatte er von seinen Almosen für einen Diener für seine Familie zusammengespart.“
Nach diesen Worten war Imam Hassans Kehle wie zugeschnürt. Er weinte und auch alle Versammelten weinten mit. Nachdem er sich gesammelt hatte, stellte er sich so vor:
„Ich bin der Sohn des Propheten, Alis und Fatemehs. Ich bin der Beweis für die islamische Religionsgemeinschaft, das glänzende Licht. Ich gehöre zu der Familie, von der Gott alle Gemeinheiten, alles Schlechte und alles Böse fernhält.“
Nach dieser Rede des Imam erkannte die Gemeinde Gruppenweise seine Herrschaft an. Imam Hassan stellte folgende Bedingungen:
„Die, gegen die ich kämpfe, werdet ihr auch bekämpfen. Die, mit denen ich Geschäfte mache und mit denen ich Frieden schließe, werdet ihr akzeptieren.“
Alle stimmten ihm zu und befolgten seine Befehle.
Muaviye hatte für sich selbst in Scham eine Regierung gegründet und jahrelang gegen Imam Ali verschiedene Anschuldigungen und Fälschungen vorgenommen.
Er ermordete Imam Alis Augen- und Ohrenzeugen und gründete eine perverse Gruppe mit dem Namen Harici. Jetzt aber, nach dem Tod von Imam Ali, hatte Muaviye erfahren, das alle Imam Hassans Herrschaft anerkannt hatten, ihn als den wahren Nachkommen sahen und als Khalifen auserwählt hatten.
Diesen Zustand konnte Muaviye nicht ertragen und schickte daher nach Basra und Kufe einige Spione. Diese sollten die Lage vor Ort auskundschaften und Pläne für den Sturz von Imam Hassan schmieden. Imam Hassan ließ sie allesamt verhaften und umbringen und schrieb Muaviye folgenden Brief:
„O, Muaviye! Versuchst du durch deine Spione meine Herrschaft zu stürzen? Ich nehme an, du willst Krieg, und du liebst den Krieg. Ich bin bereit! Der Krieg ist hoffentlich nah!“
Muaviye jedoch antwortete folgendermaßen: „Abu Bekir hat durch seine vielseitigen Erfahrungen Ali das Khalifat entrissen. Und ich habe auch mehr Erfahrung als du. Für dieses Amt bin ich würdiger als du!“
Letztendlich wählte Muaviye den Aufstand und setzte sich mit einer stark bewaffneten Armee Richtung Irak in Bewegung, um die Herrschaft Imam Hassans zu beenden.
Nach Osmans Ermordung wandte Muaviye alle mögliche Mittel an, um selbst Khalif zu werden und die Herrschaft über das gesamte Islamische Reich zu erlangen. Dabei kannte er keine Skrupel.
Schon nach kurzer Zeit hatte Muaviye mit dem Vorwand, eine islamische Einheit zu bilden, im Irak eine große Armee zusammen, um gegen den Imam zu kämpfen. Als Imam Hassan von Muaviyes Aktivitäten erfuhr, versammelte er das Volk in der Moschee und bestieg die Kanzel.
Nachdem er Gott gedankt und seinen Gesandten gegrüßt hatte, predigte er: „Muaviye befindet sich mit seiner Armee im Anmarsch auf den Irak. Bereitet euch auf den Krieg vor.
Ihr müsst eure Religion und eure Ehre verteidigen.“ Imam Hassan beauftragte das Volk, unter der Führung von Nuhey gegen Muaviyes Armee zu kämpfen. Aber das bequeme Volk antwortete nicht einmal dem Imam. In dieser Situation hüllten sich alle in Schweigen.
Schließlich erhob sich Adiyy b. Hatem, der bereits unter Imam Ali einer der Heerführer gewesen war. Er brach das Schweigen und wandte sich mit folgenden Worten an das Volk: „Was seid ihr für ein Volk? Was ist das für eine Totenstille?
Warum antwortet ihr dem Imam und Sohn des Propheten nicht? Hütet euch vor der Strafe Gottes und gehorcht eurem Imam! Steht auf, nehmt eure Schwerter und verteidigt eure Ehre, eure Würde und eure Religion! Stellt auf diese Weise Gott und den Imam zufrieden!“
Das durch diese Ansprache ermutigte Volk erklärte sich schließlich bereit zum Krieg.
Somit traf Imam Hassan auf die Armee von Muaviye. Die Heerführer von Imam Hassan schrieben heimlich einen Brief an Muaviye:
„Komm uns entgegen. Wir werden uns deinen Befehlen fügen. Entweder liefern wir Imam Hassan an dich aus oder wir bringen ihn um!“
Schon kurze Zeit später schaffte es Muaviye, Imam Hassans viertausend Mann starke Armee mithilfe von Bestechungsgeldern und großen Versprechungen zu zerschlagen und um sich zu scharen. Imam Hassan blieb nur eine geringe Anzahl treuer Schiiten.
Daher hatte Imam Hassan nicht die Kraft, gegen Muaviyes übermächtige Armee zu kämpfen. Muaviye nutzte diese Gelegenheit aus und schrieb dem Imam einen Brief. Er bot ihm den Frieden an.
Angesichts der Untreue der Bevölkerung von Kufe und um die islamische und schiitische Gesellschaft, deren Geschäfte, deren Leben und deren Eigentum zu schützen, war Imam Hassan gezwungen, das Friedensabkommen und die darin enthaltenen Bedingungen zu akzeptieren.
Muaviye hatte erreicht, was er wollte.
Allerdings sah er in Imam Hassan ein unüberwindbares Hindernis. Da Muaviye seinen Sohn Yezid als Thronfolger festigen wollte, ließ ihn die Existenz des Imam immer wieder an der Richtigkeit seiner Entscheidung zweifeln.
Daher beschloss er, Imam Hassan umzubringen. Für die Durchführung dieser schmutzigen Tat entschied er sich für die Tochter von Esches, Cude, die die Ehefrau von Imam Hassan war.
Durch verschiedene Versprechungen brachte er Cude dazu, den Imam zu vergiften. Cude mischte das Gift, welches Muaviye ihr gegeben hatte, in die Milch, die sie dem Imam anschließend anbot.
Mit der Wirkung des Giftes lag Imam Hassan im Sterben. Er ließ seine Verwandten und seinen Bruder Imam Hossein rufen und offenbarte ihm seinen letzten Willen. Als Imam Hassan seinen Bruder an seinem Sterbebett weinen sah, sprach er: „O, mein Bruder! Kein Unheil kann so schlimm sein wie das, welches die widerfahren wird!“
Der zweite Imam der Schiiten wurde am 28. des Monats Safar, im 50. Jahr nach der Auswanderung im Alter von 47 Jahren zum Märtyrer. Imam Hassans heiliger Körper wurde in Medina auf dem Baghi-Friedhof neben dem Grab seiner Mutter, der heiligen Fatemeh, begraben.
source : الشیعه