Wir besprechen zur Zeit ein Thema, das für den Islamischen Lebensstil sehr wichtig ist, nämlich die Sila-i rahim . Wir haben bereits gesagt, wie wichtig diese Regel ist, nämlich die Pflege der guten freundschaftlichen und hilfsbereiten Beziehungen besonders zur Verwandtschaft aber auch zu Freunden.
Dabei haben wir auch auf die positiven Folgen dieser Kontakte und Beziehungen hingewiesen. Nun sollten wir über einige islamische Umgangssitten bei Besuchen sprechen.
Es ist ein alter Brauch unter den Völkern, Gäste einzuladen und Besuch zu empfangen. Der Islam hebt diesen Brauch hervor. Dieser Brauch macht das Leben schöner. Gastfreundschaft gilt allgemein als schöne Eigenschaft unter den Menschen, unabhängig davon an was sie glauben. Auch die Iraner sind für ihre Gastfreundlichkeit bekannt. Im Iran gibt es eine Redensart, die in etwa wie folgt lautet: „Der Gast bringt seinen Unterhalt mit.“ Diese Redensart ist von einem Prophetenwort gleichen Inhalts abgeleitet und hat daher islamischen Ursprung.
Gäste sind ein Segen, den Gott schickt. Es ist ein Glück, Gäste bedienen zu dürfen. Der Prophet (s)hat Imam Ali (a) empfohlen: „Ich lege dir ans Herz, ein guter Nachbar zu sein und Gäste zu ehren und zu empfangen.“
(Bihar-ul Anwar, Bd.74, S. 411, Hikma 22)
Einmal war Imam Ali (a) traurig und da wurde er nach dem Grund gefragt. Er sagte: „Seit einer Woche hatte ich keinen Besuch mehr…“ (Mizan al Hikma, Bd. 5, S. 521)
Gemäß der islamischen Kultur ist ein Gast ein Geschenk seitens Gott. Durch ihn mehrt sich der Unterhalt und wegen ihm werden dem Gastgeber Sünden vergeben.
Vom Propheten Gottes stammt dieses Wort:
„Wenn Gott einer Gemeinschaft Gutes zulassen kommen möchte, schickt er ihnen ein kostbares Geschenk.“
Da fragten ihn die anderen: „O Prophet Gottes! Welches Geschenk denn?“ Er antwortete: „Besuch, der mit seinem Unterhalt eintritt. Er nimmt die Sünden der Familie mit und ihnen (den Familienmitgliedern) wird verziehen.“
Der Islam betont gesunde zwischenmenschliche Beziehungen. Imam Sadiq (a) sagt:
„Verkehrt mit den anderen, nehmt an ihren Versammlungen teil und steht ihnen in ihren Angelegenheiten zur Seite. Sondert euch nicht von der Gesellschaft ab und beachtet bei eurem Umgang die Gebote Gottes. Gott spricht (in der Sure 2, Vers 83): `Ihr sollt, freundlich zu den Menschen reden und euch gut verhalten`.“
(Mustadrik al Waasail,Bd.2, S.61)
In den islamischen Überlieferung wird ausdrücklich gesagt, dass der Mensch sich für Gnadengeschenke Gottes wie ein großes Haus und gute finanzielle Situation dankbar zeigen soll, indem er anderen spendet, Gäste und Besuch einlädt und den Bedürftigen hilft. Es wird auch gemahnt, dass Reichtum und Ansehen dem Menschen Ärger bereiten werden, falls er sich nicht auf die genannte Weise seinen Dank kundtut.
Wenn bei einer Einladung die islamischen Sitten beachtet werden, wird ein Besuch nicht zur Last werden, sondern im Gegenteil Segensfülle und Freude verursachen. Nun sollten wir uns die guten Regeln für einen Gästeempfang anschauen.
Eine der schönsten Sitten im Islam ist das Grüßen. Begrüßt wird mit dem Wort „Salam.“ Es ist ein Friedensgruß. Salam ist auch ein Name Gottes. Durch diesen Friedensgruß wünschen wir den anderen Wohl und Gesundheit. Wenn jemand nach Hause kommt, soll er mit Salam grüßen. Imam Sadiq (a) sagt:
„Wenn einer von euch, sein Haus betritt, dann soll er grüßen, wenn jemand im Haus ist, und wenn niemand im Haus ist, soll er sagen: Friede sei uns seitens unseres Herrn. Gott sagt (in der Sure 24, Vers 61): dass (das Salam) ein gesegneter lauterer Gruß von Allah ist.“ (Bihar al Anwar,Bd. 73, S.3)
Ob Gast oder Gastgeber: Beide sollen freundlich auftreten. Das ist eine weitere wichtige Regel im Islam. Der Prophet hat gesagt: „Es ist eine Eigenschaft der Propheten und der aufrichtigen Gottesfreunde gewesen, dass ihr Gesicht freundlich war, wenn sie einander begegneten und dass sie sich die Hand gaben. Und wenn jemand Gott zuliebe jemanden besucht, dann muss derjenige, den er besucht, ihn schätzen und achten.“
Der Umgang zwischen den Menschen muss gemäß dem Propheten des Islams immer freundlich sein. Viele gute Beziehungen in der Gesellschaft beginnen bei diesem guten Umgang miteinander. Ein Besucher darf den Gastgeber nicht stören und er darf nicht vergessen, dass er für eine begrenzte Zeit Gast ist und nicht zu lange bleiben soll.
Es gehört zu den guten Sitten, dass man nur zu Besuch geht, wenn man dazu aufgefordert wird. Im Vers 53 der Sure 33 heißt es:
„…Wenn ihr eingeladen seid, dürft ihr eintreten.“
Durch Beachtung dieser Regel respektiert der Besucher den Gastgeber und vermeidet, ihn durch seinen Besuch zu stören. Gemäß islamischer Überlieferung ist es nicht richtig, dass ein Muslim jemanden ohne Anmeldung besucht. Es ist besser, wenn er vorher seinen Besuch ankündigt. Und wenn er ohne vorherige Abmachung bei jemanden vorbeikommt und der Gastgeber nicht darauf vorbereitet ist, soll er sich schnell verabschieden. Denn wer Besuch bekommt, muss sich darauf vorbereiten und es kann sein, dass jemand nicht immer auf Besuch vorbereitet ist. Es ist auch nicht richtig, dass ein Gast jemanden, der nicht eingeladen worden ist, mitbringt.
Die Bewirtung eines Gastes ist eine gute Sitte und Zeichen der Achtung. Auch ist es eine schöne Geste, den Gast zu fragen, welches Essen er gerne mag. Wenn es geht, sollte der Gastgeber dieses Essen für ihn zubereiten oder besorgen, und wenn ihm das nicht möglich war, soll er sich dafür entschuldigen.
Besucher sollte man an der Tür freundlich empfangen und beim Abschied sollte man sie wieder bis an die Tür begleiten. Der Gastgeber sollte auch nicht bei der Bedienung des Gastes übertreiben. Einige geben mehr für einen Empfang aus, als sie sich leisten können, und schaden sich und ihrer Familie damit. Der Prophet (s) hat gesagt: „Niemand darf für einen Gast die eigenen Kräfte überfordern.“
Wenn jemand für einen Empfang so viel ausgibt, dass es seine Kräfte übersteigt, dann hat er sich und seiner Familie finanziell geschadet und ist gezwungen seiner Familie Verzicht abzuverlangen, um den Schaden wieder gut zu machen. Auch bei Besuchen muss also Maß gehalten werden und es darf keine Verschwendung stattfinden. Verschwendung dient oftmals zur Selbstdarstellung und Prahlerei, und solche Einladungen finden kein Gefallen mehr bei Gott. Eine Gästeeinladung ist dann von Wert, wenn wir Gott zuliebe Gäste einladen, und einen Hungrigen speisen oder einem Glaubensbruder fröhlich machen oder die Beziehungen zu Verwandten oder zu Freunden festigen wollen.
source : irib.ir