3.14.5.9 „Gadir Hum“ und Nachfolgerschaft
Die Eroberung der Stadt Mekka im Jahre 8 n.H. führte dazu, das der Islam auf der gesamten
arabischen Halbinsel Fuß fassen konnte und die Oberhand gewann. Mekka war und ist jene
Heilige Stadt, in der sich die Ka’ba, das alte Gotteshaus und große Heiligtum der islamischen
Welt, befindet. Kurz nach der Eroberung Mekkas konnte Ta’if eingenommen werden. Im Jahre
10 n.H. reiste der Prophet – zum „Hagat ul Wida“, dem Abschiedshag – nach Mekka. Dort
machte er die Muslime auf alles, was sie im Zusammenhang mit dem „Hag“ wissen mussten,
aufmerksam. Nach Beendigung der Hag trat er mit den Pilgern die Heimreise nach Medina an.
Unterwegs, an einem Ort namens „Gadir Hum“, ließ er die Karawane anhalten. Vor etwa 120000
Hagpilgern, die aus allen Teilen der arabischen Halbinsel stammten, gab er Ali (a.s) als seinen
Nachfolger und Wali36 der Muslime bekannt.
Damit erteilte er – auf Gottes Gebot hin – die Antwort zum Thema „Wali und Wilayat in der
islamischen Gesellschaft“, auf dass die Angelegenheiten der Muslime auch in Zukunft zu deren
Wohl geregelt würden und Wort und Gebote Allahs bewahrt blieben. Gott hatte ihn mit dem 67.
Vers der Sure 5, Ma’idah wissen lassen:
غۡتَ رِسَالَتَهُ _ مۡ تفَۡعَلۡ فَمَا بَل _ كَ وَإِن ل + رب_ زِلَ إِلَيۡكَ مِن ? غۡ مَا أُ + رسُولُ بَل _ ہَا ٱل v يَٰأَٓي
O Prophet! Das, was dir von Gott hinabgesandt ward, teile den Menschen mit. Und wenn
du es nicht tust, hast du Seinen Auftrag nicht zu Ende gebracht.
Nur kurze Zeit nach seiner Ankunft in Medina verstarb Hadrat Muhammad (s.a.a.s.).
36 Wali: Betreuer, Freund, Oberhaupt
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3.14.5.10Weiteres Erstarken und Erblühen
Nachdem der Prophet nach Medina emigriert war und sich in dieser Stadt niedergelassen hatte,
begann das Licht des Islam zu erstrahlen. Überall, in jedem Haus, in jeder Kate, in jeder Gruppe
und Versammlung wurde vom Islam gesprochen, und die Herzen öffneten sich ihm von Tag zu
Tag mehr. Scharenweise wandten sich die Menschen dieser letzten und abschließenden Botschaft
Gottes zu. Während der zehn Jahre, die der Prophet in Medina residierte, vermochte der Islam in
Mekka, Medina und der näheren und weiteren Umgebung dieser Städte feste Wurzeln zu fassen,
bis dass er sich schließlich über die gesamte arabische Halbinsel erstreckte. Der Islam hatte die
Herzen erobert und damit das ganze Land. Seine Herrschaft hatte begonnen.
Während der gesamten Zeit seiner Prophetenschaft bemühte sich Hadrat Muhammad (s.a.a.s.)
unermüdlich darum, seiner göttlichen Mission gerecht zu werden. Die Offenbarungen, die Gott
ihm hinabsandte, nahm er in sich auf und gab sie der Menschheit weiter. Er lehrte sie das Wissen
über „Tawhid“, klärte sie über das Wort des Einzigen Gottes auf, mahnte sie zum Guten und
beantwortete geduldig und freundlich jede Frage, die sie ihm stellten. Mit Gelehrten und auch
Gegnern aus anderen Ländern und Religionsgemeinschaften, insbesondere der jüdischen, setzte
er sich zu Gesprächen, Diskussionen und Vorlesungen zusammen. Er verwaltete bestens die
Angelegenheiten des islamischen Landes und der Muslime und sorgte dafür, dass das kulturelle,
geistige, soziale, wirtschaftliche und politische Leben der islamischen Gesellschaft in Gang
gehalten wurde.
Abgesehen von all diesem verbrachte er einen Großteil seiner Zeit mit Gottesanbetung und
Gotteslob und fastete an vielen Tagen des Jahres. Das heißt, er fastete jährlich drei Monate lang
hintereinander – und zwar in den aufeinanderfolgenden Monaten Ragab, Scha’ban und Ramadan
– und darüber hinaus noch weitere dreißig Tage im Jahr. Bisweilen unterzog er sich auch der
„Ruzah wisal“. Diese Fastensart, die zu seinen Besonderheiten zählte, erforderte, dass er einige
Tage und Nächte hintereinander nichts zu sich nahm.
Darüber hinaus kümmerte er sich um häusliche Belange, was ebenfalls zu seinem ganz normalen
Tagesprogramm gehörte, sofern er nicht auf Reisen war. Hin und wieder kam es auch vor, dass er
sich selbst, um das tägliche Brot seiner Familie zu verdienen, als Arbeitskraft verdingte.
Der Erhabene Gott spricht im 8. Vers der Sure 61, Saf:
رِهَ ٱلۡكَٰفِرُونَ u تم نُورِهِۦ وَلَوۡ َ v مُ ِ Iُ _ بِأَفۡوَٲهِهِمۡ وَٱ Iِ _ واْ نُورَ ٱ ô رِيدُونَ لِيُطۡفِ J ُ
Die Gottlosen wollen das gِttliche Licht wieder zum Erlِschen bringen, dieweil Gott jedoch
sein Licht und dessen Helligkeit zu vollkommenem Erstrahlen und Leuchten bringen wird,
Auch wenn es den Gottlosen nicht behagt. Gott schickte Seinen Gesandten mit der
Rechtleitung und der wahren Religion zu den Menschen, auf dass diese (die islamische
Religion) über sنmtliche Religionen und Lehren die Oberhand gewنnne..., auch wenn es
den Polytheisten nicht gefنllt.
Wie zu erkennen ist, bewahrheitete sich diese göttliche Verheißung seit dem Zeitpunkt, da sie
dem Propheten hinabgesandt ward, von Tag zu Tag mehr. Die kleine islamische Gemeinschaft ist
inzwischen bereits auf über eine Milliarde Muslime angewachsen.
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Im 110. Vers der Sure 3, Al-Imran, spricht Gott:
Iِ _ ُونَ بِٱ g َرِ وَتُؤۡمِ | َنۡهَوۡنَ عَنِ ٱلۡمُن . اسِ تأَۡمُرُونَ بِٱلۡمَعۡرُوفِ وَ _ لن ! مةٍ أُخۡرِجَتۡ ِ _ يۡرَ أُ % كُنتُمۡ َ
Ihr Muslime seid die beste Gemeine unter den Menschen. Ihr ruft auf zum Guten, verwehrt
das Schlechte und glaubt an Gott!
3.14.5.11Bedeutsame Nacht
Gemäß zuverlässiger geschichtlicher Nachweise wuchs der Gesandte Gottes in einer Gesellschaft
auf, in der Amoral und Torheit das Zepter führten und von Großmut, Noblesse, Nachsicht und
geistig-ethischen Werten so gut wie nicht die Rede war. Ohne Unterweisung in schulischem
Wissen, d.h. ohne das man ihn Lesen und Schreiben gelehrt hatte, verbrachte Muhammad Ihn
Abdullah (s.a.a.s.) seine Kindheit und Jugendzeit. Sein Aufwachsen in einer solchen Umwelt ließ
jedenfalls die strahlende Zukunft, die vor ihm lag, nicht erwarten...
So wuchs er heran, war gut und redlich, arbeitete und verdiente sich das täglich Brot für sich und
seine Angehörigen. Bis das er eines Nachts, als er wie an vielen anderen Abenden auch in
Andacht und Anbetung versunken war, zu einer neuen Persönlichkeit fand. Zu einer
„himmlischen“.
Gewiss, das weitverbreitete polytheistische Denken als auch die rohen Sitten und Gebräuche
hatte er schon seit eh und je als Torheit verstanden. Als Unfug, Aberglaube und des Menschen
nicht würdig. Sein wacher Geist, seine klare Vernunft erkannten, das die Rücksichtslosigkeiten,
die Tyrannei, Verelendung und Versklavung, die in seiner als auch anderen Gesellschaften gang
und gebe waren, in nichts anderem fußten als Ignoranz, Arroganz, Ungerechtigkeit und Torheit.
Doch nun... Er sah Vergangenheit und Zukunft der Welt vor sich. Erkannte ihre Zusammenhänge
und den Weg, der zu des Menschen Glück führt. Wurde „hellwach“. Wurde „anders“. Nichts
schaute und vernahm er mehr als nur das Wahre, als die reine Wahrheit. Und seine Zunge löste
sich..., zu himmlischer Rede, Weisheit und Belehrung. Um Gottes Botschaft zu verkünden. Er
kam heraus aus seinem kleinen begrenzten Milieu, in dem er mit Gottesanbetung und Dingen
seines persönlichen, täglichen Lebens beschäftigt war. Sein Inneres, sein Geist weiteten sich,
erreichten himmlische Höhen, und der Wunsch, Denken und Gesinnung der Menschheit zu
reformieren und sie auf den Weg ihres Glücks zu führen, erfühlte ihn. Er erhob sich..., allein. Um
die jahrtausendalte Verirrung, Verwirrung und Tyrannei auf Erden zu beseitigen und Recht und
Gerechtigkeit erstehen zu lassen. Ließ sich von gegnerischen Kräften und Mächten nicht
einschüchtern und klärte auf über den Einen, Allerhabenen und Allmächtigen Gott. Machte den
Menschen mit den Wahrheiten des Seins – unter anderen „Tawhid“ – bekannt und brachte ihn die
Werte einer edlen Gesinnung und Moral nahe. Von dem, was er ihn lehrte, war er selbst tief
überzeugt, und das, wozu er ihn ermahnte und aufrief, lebte er ihm selbst vor. Edelste
Gottesanbetung und Dienerschaft, göttliche Weisungen, das wunderbar koordinierte Islamische
Recht, das auf „Tawhid“ und ethischen Werten aufgebaut ist, all das praktizierte und unterrichtete
er.
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Kurz, die Gesetze und Gebote, die uns der Prophet an die Hand gab, betreffen Gottesanbetung
und das tägliche – individuelle und gesellschaftliche – Leben. Sie sind so präzise, umfassend und
aufeinander abgestimmt, dass sie sämtlichen Dimensionen bzw. Aspekten des menschlichen
Lebens gerecht werden.
Hadrat Muhammad (s.a.a.s) wusste die islamischen Weisungen, die Gott ihm offenbarte und die
er die Menschheit lehrte, von immerwährender und universaler Gültigkeit. Er war davon
überzeugt, das die Religion Gottes, die er verkündete, des Menschen und der gesamten
Menschheit Wohl in dieser und jener Welt sicherten. Vorausgesetzt, dass der Weg, den sie wies,
gegangen würde.
Wiederholt mahnte er:
خرة D نيا و K تكم بخير ا ّ . لقد ج
Die Religion, die ich bringe, ist der Garant für unser Wohlergehen in unserem dies – und
jenseitigen Leben.
In voller Überzeugung sprach er diese Worte, denn er wusste über die Schöpfung des Menschen
als auch über die Zukunft der Menschheit. Er hatte Kenntnis über die Übereinstimmung und
Harmonie zwischen den Gesetzen und der physischen und psychisch-geistigen Beschaffenheit
des Menschen als auch über die zukünftigen Entwicklungen. Dieses alles – ganz abgesehen
davon, dass diese seine vernunftmäßige Erkenntnis dem entsprach, was Gott ihm offenbart hatte
– hatte zu seiner unverbrüchlichen Gewissheit geführt, dass die islamischen Weisungen von
immerwährender und weltweiter Gültigkeit sind.
Die zuverlässigen und dokumentarisch belegten Voraussagen, die uns von Hadrat Muhammad
(s.a.a.s) erhalten geblieben sind, geben Kunde über die allgemeine Situation nach seinem
Dahinscheiden bis zu einer langen Zeit danach.
Sein Wirken und Schaffen als Gesandter Gottes betraf die letzen 23 Jahren seines Lebens, von
denen er 13 Jahre lang unter schwersten Repressalien der götzenanbetenden Mekkaner gestanden
hatte und weitere zehn Jahre in Kämpfe mit offenkundigen Feinden als auch Munafiqan und
Saboteuren, die inmitten der Gemeinde ihr Unwesen trieben, verwickelt war. Ganz abgesehen
davon natürlich, dass ihm die Führung der Muslime, Verwaltung und Regelung ihrer
Angelegenheiten als auch die Berichtigung ihres Denkens, Verhaltens und ihrer Gesinnung oblag
und er sich zudem um tausenderlei andere Dinge und Probleme zu kümmern hatte.
Seinen langen, schweren, verantwortungs- und aufgabenreichen Weg legte er – gestützt und
gestärkt durch seinen festen Glauben an den Einzigen Gott – unbeirrbar zurück. Getragen von
seinem unerschütterlichen Wollen, nur das Wahre und Rechte zu befolgen und in der
Gesellschaft wiederzubeleben. Allein an der Wahrheit orientierte er sich. Was dieser nicht
entsprach, akzeptierte er nicht. Auch wenn das, was er nicht akzeptierte, seinem persönlichen
„Vorteil“ oder den Wünschen und Gefühlen der Muslime entgegengekommen wäre. Kurz, nur
das, was er aufgrund seines himmlischen Wissens als wahr und richtig erkannte, war ihm
willkommen und wies er folglich nicht zurück. Was jedoch unrecht war und falsch, erkannte er
niemals an und lehnte es konsequent ab.
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3.14.5.12Wirklich erstaunlich
Wenn wir ein wenig genauer hinsehen und über das Gesagte nachdenken – aufrichtig und
vorurteilslos – werden wir ganz sicherlich zu der Feststellung kommen, dass es wahrlich
erstaunlich und außergewöhnlich ist, dass in deren finsteren Milieu der arabischen Halbinsel
jener Tage eine solch hervorragende, edle Persönlichkeit heranwachsen konnte. Zweifellos...,
einen anderen Grund als den Willen Gottes kann es dafür nicht gegeben haben und gibt es nicht.
Der Erhabene Gott weist im Heiligen Koran verschiedentlich auf die Tatsache hin, dass die
Persönlichkeit des Propheten, der eine des Lesens und Schreibens nicht kundige, mittellose
Waise war, auf einem himmlischen Wunder beruhe. Auf einem Wunder, das die Richtigkeit
seiner göttlichen Prophetenschaft unter Beweis stelt. In den Versen 6 bis 8 der Sure 93, Duha,
lesen wir:
اوَىٰ a يمً۬ا فَ s أَلَمۡ يَجِدۡكَ يَ ِ
فَهَدَىٰ ¦ دَكَ ضَالٓا۬ R وَوَ َ
لاً۬ فَأَغۡنَىٰ
.
َاﯨٓ { دَكَ R وَوَ َ
Warst du nicht eine Waise, der Gott Schutz und Obdach gab? Warst du nicht bedürftig, so
dass Gott dir deine Bedürfnisse stillte? Warst du nicht einer von vielen, ohne Rang und
Namen, dem Gott zu einem hohen Rang verhalf?
Und im 48. Vers der Sure 29, Ankabud, heißt es:
طهُ بِيَمِينِكَ v َٰبٍ۬ وَلَا تَخُ T مِن كِ .ۦِِ i وَمَا كُنتَ تتَۡلُواْ مِن قَ ۡ
Bevor du Prophet wurdest und dir der Koran hinabgesandt ward, warst du des Lesens und
Schreibens nicht kundig.
Im 23. Vers der Sure 2, Baqarah, lässt Gott wissen:
.ۡ ِِ . م+ من + سُورَةٍ۬ . فَأۡتُواْ ِ F َلَىٰ عَبۡدِ َ { زلۡنَا _ َ? ما _ م+ نتُمۡ فِى رَيۡبٍ۬ u وَإِن ُ
Zweifelt ihr etwa an dem, was Wir Unserem Diener (Muhammad s.a.a.s.), der in einer
verderbten und unwissenden Gesellschaft aufwuchs und schulisch nicht gebildet war,
hinabsandten? So lasst doch jemanden eine Sure gleicher Art hervorbringen!
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3.14.5.13ـber das Verhalten des Propheten
Das, was der Religion, die der Gesandte Gottes verkündete, zugrunde liegt und was er als Quell
zum Glück des Menschen verstand, war das Grundsätzliche, Eigentliche, von dem alles abhängt.
Mit anderen Worten: „Tawhid“.37
Das heißt: Derjenige, der die Welten erschuf und dem allein Anbetung gebührt, ist der Eine,
Einzige Gott. Niemand anders außer Ihm – Allah – ist zu huldigen. Nur Er ist anzubeten und zu
lobpreisen. Das aber bedeutet, dass es in der menschlichen Gesellschaft – so nach dem Tawhid-
Prinzip vorgegangen wird – Diskriminierung nicht geben darf und kann. Alle sind Brüder...,
gleichwertig. Niemandem ist bedingungsloser Gehorsam entgegenzubringen als einzig und allein
Gott.
Wie Gott im 64. Vers der Sure 3, Al-Imran, spricht:
شُۡرِكَ بِهۦِ U وَلَا Iَ _ لا ٱ _ لا نعَۡبُدَ إِ _ َكُمۡ أَ gۡN َا وَبَ gَù لِمَ ة سَوَآءِۭ بَيۡ u َٰبِ تعََالَوۡاْ إِلَٰى T قُلۡ يَٰأَٓهۡلَ ٱلۡكِ
Iِ _ من دُونِ ٱ + .ً۬ . ذَ بَعۡضُنَا بَعۡضًا أَرۡ َ ¾ِ _ ً۬ٔا وَلَا يَت A شَ ۡ
Sprich: 0 Volk der Schrift! Kommt und lasst uns in einem, das euch und uns gegeben ist,
einig sein. Nنmlich, dass wir niemanden als nur den Einzigen Gott, den Schِpfer und
Erhalter der Welten anbeten und Ihm keine weitere Gottheit beisetzen. Dass nicht die einen
von uns andere aus unseren Reihen als unumschrنnkte Herren und Gebieter betrachten
und ihnen absolut gehorchen und dienen!
Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) wollte den Tawhid-Glauben verbreiten. Das war sein Ziel. Und so
lud er mit zu Herzen gehenden Worten und seinem freundlichen Verhalten zum Ein-Gott-
Bekennen ein..., anhand überzeugender Argumente. Auch seine Gefährten wies er an, in der
gleichen Weise vorzugehen. Diesbezüglich lesen wir im 108. Vers der Sure 12, Yusuf:
بَعَنِى _ وَمَنِ ٱت F َلَىٰ بَصِيرَةٍ أَ َ۟ { Iِ _ لِىٓ أَدۡعُوٓاْ إِلَى ٱ AB قُلۡ هَٰذِهِۦ سَ ِ
Sprich: Ich lade die Menschen zu Gott ein, und zwar so, das sie meine Botschaft wirklich
verstehen und akzeptieren kِnnen. Und jene, die mir folgen, gehen ebenso vor.
Hadrat Muhammad (s.a.a.s) betrachtete alle Menschen als gleichwertig und als Brüder.
Dementsprechend verhielt er sich und handelte er. Bei der Durchführung der göttlichen Gebote
und Regelungen (auch der strafrechtlichen) machte er niemals Unterschiede. Das göttliche Maß
und Gesetz galt für alle. Diskriminiert bzw. bevorzugt wurde niemand. Verwandtschaftliche oder
freundschaftliche Beziehungen ließ er bei Beurteilungen und Entscheidungen nicht gelten.
Ob jemand arm war oder reich, angesehen oder nicht, schwach oder stark, schwarz oder weiß etc.
war völlig bedeutungslos, wenn es darum ging, Gerechtigkeit walten zu lassen.
37 Tawhid: Ein-Gott-Gewissheit
- 81 -
Einem jeden sprach er das zu, was das göttliche Gesetz, das Gesetz der Religion, forderte und
erwartete. Er sagte:
Und wenn meine Tochter Fatimah, die mit das Liebste auf Erden ist, sich des Diebstahls
schuldig machte, so lieكe ich ihr die Hand abschlagen.
Niemand hatte das Recht, seinen Mitmenschen Befehle zu erteilen, über sie zu bestimmen oder
ihnen Gewalt anzutun.
Das Gesetz musste eingehalten werden, ansonsten besaß die Bevölkerung volle Freiheit.
(Allerdings..., und das durfte wohl einem jeden klar sein, Freiheit einem allgemeinen Gesetz
gegenüber – welchem auch immer, nicht nur dem islamischen – kann es nicht geben, da ein
öffentliches Gesetz zu respektieren ist.
In den Versen 157 und 158 der Sure 7, A’raf, lesen wir:
ىِ يَجدُِونَه _Xٱ _ ى+ ٱلۡأمُ _ بِى_ سُولَ ٱلن _ ِعُونَ ٱلر i_s نَ يَ Jِ_X عِندَهُمۡ . و ً T ٱ مَكۡ ُ
َٰتِ i+ طي _ ل لَهُمُ ٱل v َ ر وَيُحِ | ُمۡ عَنِ ٱلۡمُن µ وۡرَ ﯨٰةِ وٱلۡإِنجِيلِ يَأۡمُرُهُم بٱلۡمَعۡرُوفِ وَيَنۡہَ ٰ _ فِى ٱلت
ٰ i َلَيۡهِمُ ٱلۡخَ َ { رمُ + وَيُحَ
.
ۡلَٰل ٱ ثَ وَيَضَعُ عَنۡهمُۡ إِصۡرهَُم و ﯩ m تِى ٱ لۡأَ _ َلَيۡهمِ ل { ن ٱ ف كَانَتۡ Jِ_X واْ بِهِ g ءَامَ ُ
رُوهُ وَنصََروُهُ و _ بَعُوا ٱ وَعَز _ ورَ ٱ ت v ىِ ٱ لن _X زِلَ مَعَهُ كَ هُمُ ? أُ
.
أُوْلَٰﯩٓ ٱلۡمُفۡلِحُونَ
ُ م جَمِيعًا | إِلَ ي Iِ _ نى رسُولُ ٱ + اسُ إِ _ يهَا ٱلن v قُلۡ يَٰأَٓ
Jene aus dem „Volk der Schrift“ (Ahl-Kitab), die dem „Nabi Ami“ (des Lesens und
Schreibens nicht kundigen Propheten) folgen, über den in ihren Büchern – Thora und
Evangelium geschrieben steht..., er ist jener Prophet, der sie zu dem aufruft, was ihr reines,
gottgegebenes Wesen als gut erkennt und der ihnen das verwehrt, was es als nicht gut
empfindet. Das, was rein und gut ist, erlaubt er ihnen und das, was schlecht und
verderblich ist, untersagt er. Er, der sie von harten, schwierigen Sitten und Regelungen
befreit und ihnen die Ketten nimmt, von denen sie gefesselt waren. Wer ihm glaubt und ihn
akzeptiert, wer dem Licht, das ihm hinabgesandt ward (Koran) folgt, ist errettet. 0 Prophet,
sag den Menschen: Gott hat mich zu euch geschickt. Und das, zu was mich Gott aufgerufen
hat, werde ich unter euch praktizieren.
An diese göttliche Weisung, an das Prinzip „Gleichberechtigung in der Gesellschaft bzw. soziale
Gerechtigkeit“ hielt sich Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) konsequent, weshalb er beispielsweise für
sich selbst niemals Privilegien und dergleichen akzeptierte bzw. in Anspruch nahm. Wer ihn
nicht kannte, wusste nicht, wer von den Anwesenden einer Versammlung, an der Hadrat
Muhammad (s.a.a.s.) teilnahm, der Prophet war. Denn niemals setzte sich der Gesandte Gottes
auf einen „Ehrenplatz, sondern er saß inmitten der anderen..., schlicht und bescheiden wie die
Einfachsten der Gesellschaft.
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Er half im Haushalt mit, empfing einen jeden, der zu ihm kam, persönlich und lauschte
aufmerksam dessen Wor ten.
Ging er auf Reisen, so geschah es ohne jeglichen Aufwand, ohne ein besonderes bzw. offizielles
Protokoll. Er reiste wie die übrigen auch.
Mit finanziellen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, half er im wesentlichen Bedürftigen aus
ihrer Not. Nur einen sehr geringen Teil davon verwendete er in eigener Sache, um die
notwendigsten Ausgaben seines privaten Lebens davon zu bestreiten. Doch selbst darauf
verzichtete er häufig, um Notleidenden unter die Arme zu greifen. Er sparte sich den Bissen vom
Munde ab, um denen zu geben, die hungrig waren..., er hungerte mit den Hungrigen, lebte wie
die Ärmsten der Gesellschaft und setzte sich zu ihnen.
Nichts unterließ er, um den Entrechteten zu ihrem Recht zu verhelfen. Dafür setzte er sich ein.
Wenn es jedoch um seine persönlichen Angelegenheiten ging, so war er voller Nachsicht und
Verzicht.
Erinnern wir uns: Als nach der Eroberung Mekkas die Großen der Quraisch zu ihm kamen,
verhielt er sich gütig und verzeihend, obgleich sie ihm vor seiner Auswanderung nach Medina
hart zugesetzt, ihm Leben und Wirken schwer gemacht und auch danach mit Intrigen, Angriffen
und Komplotts gegen ihn gearbeitet hatten. Kein scharfes Wort sprach er zu ihnen, er verzieh
ihnen allen.
Bei Freund und Feind war er bekannt für seine hohe Tugend und edle Gesinnung. Sein gutes,
wohlwollendes und feines Verhalten, seine Freundlichkeit, Großherzigkeit, seine Bescheidenheit,
Güte, Noblesse und Geduld waren sprichwörtlich und beispiellos. Mit den Worten:
لُقٍ عَ ظيمٍ % كَ لَعَلَىٰ ُ _ وَإِن
(Vers 4 der Sure 68, Qalam)
weist der Koran lobend auf seine hervorragende Gesinnung hin. Einen jeden, dem er begegnete –
ob Mann, Frau oder Kind – grüßte er zuerst.
Einer seiner Gefährten bat ihn, sich ihm zu Füßen werfen zu dürfen. Der Prophet sprach: Was
sagst du da? Das sind Methoden, derer sich Könige und Fürsten bedienen. Ich aber bin Prophet
und Diener Gottes.
Von dem Tage an, da Gott ihn aussandte, um die Menschheit rechtzuleiten und ihr die göttliche
Botschaft zu verkünden, bemühte er sich unermüdlich darum, seiner prophetischen Mission
gerecht zu werden. In den dreizehn Jahren nach seiner Ernennung zum Propheten, die er in
Mekka unter größten Schwierigkeiten und Repressalien, die ihm seitens der Götzendiener
widerfuhren, verbrachte, beschäftigte er sich mit nichts anderem als der Verkündigung der Lehre
Gottes, des Islam.
Und ebenfalls in den zehn Jahren nach seiner Emigration setzte er sich ohne Unterlass für die
Aufklärung über den Einzigen Gott, sein Wort sowie die Durchführung und Verbreitung der
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islamischen Gesetze ein. Trotz all der Härten, denen er und die Muslime ausgesetzt waren, trotz
all der Probleme und Komplikationen, die die Feinde Gottes heraufbeschworen, trotz der
Sabotageakte, die aus dem Lager der. Juden und Munafiqan kamen. Ganz abgesehen von den
mehr als achtzig militärischen Auseinandersetzungen mit den Feinden, die er und die Muslime zu
bewältigen hatten.
Doch nicht nur das. Die Führung der muslimischen Gesellschaft und Verwaltung ihrer
Angelegenheiten bzw. des gesamten islamischen Herrschaftsbereiches – der sich inzwischen über
die gesamte arabische Halbinsel erstreckte – oblag ihm. Sogar um individuelle Probleme seiner
Glaubensgeschwister kümmerte er sich persönlich.
Was seine Couragiertheit und Kühnheit betraf, soviel: Er war so beherzt, das er sich in einer Zeit
und Gesellschaft, in der rohe Gewalt, Unrecht und Torheit das Zepter führten, erhob und trotz
aller Widerstände und Drohungen die Religion Gottes verkündete. Unerschrocken und
unermüdlich. Rohheiten und Verfolgung vermochten ihn nicht zu hindern bzw. Zaudern und
Schwäche in ihm hervorzurufen. Dieses und auch die Tatsache, dass er niemals, in keinem
Gefecht, vor dem Feind die Flucht ergriff, dürften genügen, um sich ein Bild von seinem Mut und
seiner Tapferkeit machen zu können.
Auch folgendes soll nicht ungesagt bleiben: Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) war außerordentlich
reinlich und achtete auf ein gepflegtes Aussehen. Hygiene und Sauberkeit zu wahren, verstand
und bezeichnete er als Zeichen wahren Glaubens an Gott. Er sagte:
يمان D النّظافة من
Reinlichkeit und Reinheit sind Zeichen des Glaubens...
Darüber hinaus, dass er reinlich war, achtete er auf ordentliche, d.h. heile, saubere Kleidung und
liebte es, sich mit Wohlgerüchen zu umgeben. Mit anderen Worten:
Reinlich, in sauberer gepflegter Kleidung, wohlduftend als auch sich wohlverhaltend begegnete
er den Mitmenschen.
Sein Wohlverhalten und adrettes Äußere behielt er sein ganzes Leben lang bei. Er war
bescheiden, dezent und bediente sich – wie gesagt – niemals irgendwelcher Privilegien und
„Protokolls“, die seinen hohen gesellschaftlichen Stand und Rang gekennzeichnet hätten.
Während seines gesamten Erdendaseins hat Hadrat Muhammad (s.a.a.s.) niemals jemanden
gekränkt oder verunglimpft. Überflüssige bzw. sinnlose Reden führte er nicht, und wenn er
lachte, geschah es niemals lauthals und schallend. Er liebte es, nachzudenken und hörte den
Worten eines jeden aufmerksam zu..., sei es, das jemand eine Bitte äußerte, sich beschwerte oder
sonst was auf dem Herzen hatte. Nie waren seine Antworten unüberlegt, schroff oder ungeduldig.
Niemals unterbrach er die Rede eines anderen und verwehrte niemandem, frei zu sprechen. Irrte
sich jemand, so machte er ihn in feiner, niemals verletzender Art darauf aufmerksam.
Hadrat Muhammad (s.a.a.s) war überaus gütig, freundlich und mitfühlend. Es tat ihm weh, wenn
jemand litt, doch..., wenn es galt, Verbrechen und Unrecht. zu ahnden, erlag er seiner
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„Weichherzigkeit“ nicht, sondern ging gerecht und konsequent vor. Und wie bereits erwähnt: Bei
der Durchführung des Gesetzes machte er keinerlei Unterschiede zwischen den Betroffenen.
Als einmal jemand der Ansar bestohlen wurde, standen zwei Männer – ein Jude und ein Muslim
– unter Verdacht. Viele der Ansar bedrängten den Propheten, den Juden zu verurteilen. Es ging
ihnen um das Ansehen der Muslime, insbesondere der Ansar. Abgesehen davon stellte die
Feindseligkeit, die die Juden gegen die islamische Ummah hegten, ein offenes Geheimnis dar.
Der Prophet aber, der den Muslim für schuldig befand, ging auf das Drängen der Ansar nicht ein,
er stellte sich ganz offenkundig auf die Seite des Juden – da dieser unschuldig war – und ließ den
Muslim für sein Vergehen bestrafen.
Als Hadrat Muhammad (s.a.a.s) zu Beginn des Krieges „Badr“ die Reihen des muslimischen
Heeres abschritt, stieß er auf einen Soldaten, der ein wenig außerhalb seiner Reihe stand. Er
drückte ihn mit seinem Stab zurück, damit er in Reih und Glied mit den übrigen Kämpfern zu
stehen kam. Der Soldat wand ein: „O Gesandter Gottes, du hast mir mit deinem Stab wehgetan.“
Prophet Muhammad (s.a.a.s.) drückte ihm daraufhin seinen Stab in die Hand, schob sein Gewand
zur Seite und sprach: „Vergilt es nun!“ Der Mann trat hervor, küsste den Leib des Propheten und
sprach: „Ich weiß, das ich in diesem Gefecht fallen werde. Aber ich wollte dich, bevor ich den
Tod finde, berühren. Darum trat ich aus meiner Reihe hervor...“ Er focht kühn und kraftvoll
gegen den Feind..., bis zum Schahadat.
Prophet Muhammad (s.a.a.s.) unterstützte stets die Schwachen und Unterdrückten. Seine
Gefährten wies er an, ihn die Bedürfnisse, Wünsche und Klagen der Schwächeren der
Gesellschaft wissen zu lassen, damit ihnen geholfen werden könne. Und er ermahnte sie, dieser
seiner Anordnung gewissenhaft nachzukommen.
Es wird überliefert, das seine letzten Worte eine Ermahnung im Zusammenhang mit Unfreien
und den Frauen betrafen, die er der „Ummah“38 ganz besonders anempfahl. Gottes Friedens- und
Segensgruß sei mit ihm und seiner edlen Familie.