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Volkstümliche Erzählungen aus dem Iran (48)

Wir setzen als erstes unsere Ausführungen über die Erzählkunst fort und bringen anschließend den letzten Teil aus dem iranischen Märchen von „Dschuzar und der Schamardal-Schatz.“
Volkstümliche Erzählungen aus dem Iran (48)

   Wir setzen als erstes unsere Ausführungen über die Erzählkunst fort und bringen anschließend den letzten Teil aus dem iranischen Märchen von „Dschuzar und der Schamardal-Schatz.“ <!-- Item fulltext -->

 

Wie wir sagten, sind die mündlichen Erzählungen, die von einer Generation an die nächste überliefert wurden, ein Teil der Geschichte der Völker. Im Iran kamen die Naqal – die Erzähler – aus der Schicht der reichen Bauern, bei denen die Erzählungen der Vorfahren beliebt waren. Bücher wie Hezar Afsana und Chadāy-Nāmag gingen auf Erzählungen in der Pahlavi-Sprache zurück.

Über die Märchenerzählung im Iran vor Beginn der islamischen Ära liegen bis auf einige Angaben in Reiseberichten und historischen Büchern und einigen religiösen Büchern der Zarathustrier jedoch nur wenige Informationen vor.

Ibn Nadim, ein iranischer Gelehrter, der im 10. Jahrhundert nach Christus gelebt hat, schreibt in seinem Werk Al Fihrist (Index),die Iraner hätten zu den ersten gezählt, die Märchen zu Büchern zusammenstellten und Fabeln erzählten. Die Geschichtensammlungen aus der Zeit der vorislamischen Königen des iranischen Volkes der Arsakiden ,die das Partherreich gründeten und vom 3. Jahrhundert vor bis Anfang 3. Jahrhundert nach Christus herrschten, sind gemäß Ibn Nadim in der Islamischen Ära erweitert worden und die Araber haben sie schließlich in ihre Muttersprache übertragen.

Forscher sind der Ansicht, dass in der Antike die Geschichten durchgehend unter musikalischer Begleitung erzählt wurden. In dem poetischen Werk Wis wa Ramin, das aus der Zeit der Arsekiden (Parther) stammt, kommt zweimal das Wort „Gusan“ vor. Es ist das parthische Wort für Musikant und Sänger. Die romantische Geschichte von Wis und Ramin wurde zuerst von einem „Gusan“ mündlich vorgetragen, bevor sie später schriftlich festgehalten wurde. Sie wurde im 11. Jahrhundert von Asad Gorgani in Reime gefasst.

Viele dieser Musiker und Sänger arbeiteten am Hofe der Könige . Andere zogen von einer Stadt zur anderen und trugen dem Volke ihre Geschichten vor. Mary Boyce, Dozentin für Iranstudien an der Universität London hat ausführliche Recherchen über die „Gusan“ der Partherzeit durchgeführt und sie in ihrem Buch über die parthischen Musiker und die Musikertradition in Iran beschrieben. Mary Boyce (1920-2006) schreibt, dass die iranischen Könige immer Musiker zu Hofe hatte. Musik war für sie Unterhaltung und Musiker und Erzähler nahmen an den Festen am Hofe teil. Die meisten von ihnen waren Dichter.“

Zur Zeit der Arsakiden und der darauffolgenden Sassaniden-Dynastie ( 224-642 n. Christus ) spielten die Sänger und Musikanten eine wichtige Rolle in der Geschichte. Sie unterhielten sowohl die Könige als auch das einfache Volk. Wie andere Erzähler

haben diese Gusan, wie sie hießen, über die Zustände und Ereignisse ihrer Zeit berichtet.

 

Hier nun der letzte Teil der Geschichte „Dschuzar und der Schamardal-Schatz“ aus dem Buch Tausendundeine Nacht.

Sie erinnern sich: Salim und Salem, die beiden Brüder des Dschuzars hatten einen Schiffskapitän beauftragt, Dschuzar aufs Meer zu verschleppen. Danach nahmen sie der Mutter die Zauber-Satteltasche weg, die Dschuzar gehörte. Aber sie stritten sich um die Tasche, und diese fiel schließlich in die Hände des Königs. Dschuzar , der sich beim Untergang des Schiffes, auf dem er gefangen war, retten konnte, traf in Mekka seinen Freund Abdussamad und der schenkte ihm einen Zauberring mit dem er einen großen Riesen namens Raad herbeiholen konnte.

 

Dschuzar kehrte mit dem Zauberring von Abdussamad heim. Als er erfuhr, dass seine Brüder im Kerker sind strich er über den kostbaren Ring und da erschien Raad vor ihm. Er wünschte sich, dass Raad Salim und Salem befreit und herbringt. Da spaltete sich vor den erstaunten Augen von Dschuzar und seiner Mutter der Boden. Raad stieg herab und kehrte bald zurück. Auf seinen Schultern trug er die Brüder Dschuzars. Salim und Salem baten Dschuzar um Verzeihung.

Dschuzar erfuhr von seinen Brüdern, dass die Zauber-Satteltasche in der Schatzkammer des Königs ist. Also sagte er dem Raad, er solle die ganze Schatzkammer des Königs leeren. Das tat Raad und Dschuzar nahm sich seine Zauber-Satteltasche. Daraufhin wünschte sich Dschuzar einen schönen Palast mit einem großen Hofstaat. Raad erfüllte seinen Wunsch und Dschuzar schenkte den Palast seiner Mutter.

 

Die Wächter der Königlichen Schatzkammer eilten schreiend herbei und berichteten dem König, dass die Schatzkammer leer ist und auch die Zauber-Satteltasche fehlt.Da versammelte der König seine Heeresführer und Soldaten. Doch niemand wusste was geschehen war, bis auf einen Mann, der wusste, was es mit der Zaubertasche auf sich hat. Da sagte dieser: „Eure Majestät! Gestern kam ich an einem Ort vorbei. Da sah ich wie einige Leute einen Palast bauten und heute sah ich, dass dieser Palast fertig geworden ist. Ich habe mich erkundigt und erfahren, dass er jemandem namens Dschuzar gehört. Er ist gerade erst von einer Reise zurückgekehrt und sehr reich. Seine beiden Brüder hat er aus dem Kerker befreit.“

Der König schrie: „Ah, nun ist der Feind erkannt! Derselbe, der Salim und Salem geholfen hat aus dem Gefängnis zufliehen, hat auch meine Schatzkammer geräumt. Es ist Dschuzar.“

Da befahl er, Dschuzar festzunehmen.

Sein Wezir war ein kluger Mann und sagte: „Jemand der in einer Nacht einen Palast baut, besitzt besondere Kräfte. Es wäre besser, ihn in den Palast einzuladen, damit wir sehen, ob er stark ist oder schwach und wie wir ihm begegnen sollen.“

Der Wezir ging weißgekleidet alleine zu Dschuzar. Die Wächter fragten ihn: Menschenkind! Was möchtest du?

Der Wezir fürchtete sich, denn er begriff dass die Wächter Dämonen (Dschinn) sind, sie hatten ihn mit „Menschenkind“ angesprochen. Er sagte: Ich bin der Wezir des Königs und gekommen euren Herrn zu Besuch in den Palast einzuladen.

Nachdem Dschuzar es erlaubt hatte, ließen die Wächter den Wezir eintreten. Der Wezir grüßte und verbeugte sich und sagte: „Der König lädt euch zu sich ein.“

Dschuzar aber antwortete: „Ich komme nicht zum Palast des Königs. Er kann mich besuchen kommen, Wenn er mich unbedingt sehen möchte,.“

Dann ließ er Raad kommen und sagte, er sollte die schönsten Gewänder der Welt für den Wezir bringen.

 

Der Wezir eilte zum Palast. Er zeigte dem König die wunderschönen Gewänder und erzählte von dem Palast. Der König beschloss, zu Dschuzar in den Palast zu gehen. Er machte sich in Begleitung seines Heeres auf den Weg dorthin.

Dschuzar erfuhr, dass der König mit seinem Heer heranrückt und da sagte er Raad, er solle eine großes Heer von Dschinn (Geistern) herbeischaffen und sie sollten alle Panzerhemden und Waffen tragen und sich im Palast in Reihen aufstellen.

Der König und sein Heer hatten den Palast erreicht. Als sie die Soldaten von Dschuzar sahen, wussten sie das Dschuzar mächtiger ist.

Dschuzar saß in einem prächtigen Saal auf einem Thron, und Salim und Salem standen ihm wie zwei Minister zur Seite. Der König trat vor und grüßte. Dschuzar erhob sich und grüßte zurück.

Dann ließ er eine große Tafel decken. Sie saßen bis um Mitternacht zusammen und sprachen miteinander. Als der König aufbrechen wollte, befahl Dschuzar dass dem Heer des Schahs kostbare Geschenke überreicht werden.

Dann verabschiedete der König sich. Dschuzar lud ihn zu einem nächsten Besuch ein.

Der König nahm die Einladung an.

Bald waren der König und Dschuzar gute Freunde, auch wenn der König sich immer noch vor der Macht des Dschuzar fürchtete. Eines Tages rief er seinen Wezir und sagte: „Hör! Ich habe immer noch Angst davor, dass Dschuzar über mich verärgert ist und mich irgendwann einmal tötet und an meine Stelle tritt.“

Der Wezir sagte: „Wenn du ihn als Rivalen betrachtest, dann vermähle ihn doch mit deiner Tochter. Dann ist er dein Schwiegersohn und wenn er stirbt, wirst du alles von ihm erben.“

Der König nahm den Vorschlag an. Er gab ein großes Gastmahl und lud Dschuzar ein. Als Dschuzar kam, bot ihm der König den Platz neben sich an. Sie unterhielten sich angeregt. Eine Stunde später betrat die schöne Tochter des Königs unter einem Vorwand den Saal. Der Wezir merkte, dass Dschuzar Gefallen an der Königstochter fand. Da flüsterte er ihm zu: „Wenn dir die Prinzessin gefällt, könnte ich dir zur Heirat mit ihr verhelfen.“

Dschuzar sagte: „Ich wäre dir dankbar!“

Der Wezir erzählte dem König alles und sagte dann, er sollte für seine Tochter eine wertvolle Morgengabe verlangen. Der König forderte als Morgengabe die Zauber-Satteltasche und Dschuzar war damit einverstanden.

Es fand ein prächtiges Hochzeitsfest statt und die Prinzessin vermählte sich mit Dschuzar.

 

Nach einiger Zeit verstarb der König und Dschuzar bestieg den Königsthron. Er wurde König jenes Landes und Salim und Salem wurden seine Minister. Dschuzar war ein wohltätiger und gerechter König. Und das Volk war mit ihm zufrieden, und betete zu Gott, dass er ihnen ihren König erhalten.

 

Es verging ein Jahr. Salim und Salem beschlossen Dschuzar zu töten . Sie wollten den Königsthron besteigen und in den Besitz des Zauberringes und der Zauber-Satteltasche gelangen. Salem lud Dschuzar zu sich nach Hause ein. Er vergiftete ihn und riss den Zauberring an sich. Dann ließ er den Riesen Raad kommen und befahl ihm, Salim zu töten und dann die Leichen seiner beiden Brüder den Befehlshabern des Heeres vor die Füße zu legen.

Raad führte seine Befehle durch.

Da unterwarf sich das Heer dem Salem und Salem ernannte sich zum König und erklärte, er wolle die Witwe Dschuzars heiraten.

Niemand wagte es, ihm zu widersprechen.

 

Als die Gemahlin von Dschuzar von der Absicht des Salem hörte, sagte sie nichts. Salem kam in den Palast und die Witwe von Dschuzar hieß ihn willkommen. Sie reichte ihm eine Glas mit Limonade, die sie mit Gift vermischt hatte, und sagte: „Hier trink! Es wird dich erfrischen!“ Salem trank das Glas aus. Das Gift wirkte rasch und bald lag er tot am Boden.

Die Tochter des Königs nahm ihm den Zauber-Ring ab. Sie zerbrach ihn und warf ihn fort. Die Zauber-Satteltasche zerriss sie in zwei Stücke, damit sie ihre Zauberkraft verliert. Dann ließ sie die Minister kommen und befahl: „Der neue König ist tot. Wählt einen anderen!“

Daraufhin hüllte sie sich in Schwarz und trauerte um ihren Gemahl Dschuzar, denn er war ein sehr guter Mensch gewesen.

 

 

source : abna
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