Muslime haben das jüngst beschlossene Burkini-Verbot für Koblenzer Schwimmbäder kritisiert. „Öffentliche Güter und Serviceleistungen sollten allen Bürgern offenstehen, eben auch solchen Frauen“, sagte die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende des Zentralrats der Muslime, Malika Laabdallaoui, gestern. Stadträte sollten die Interessen aller Bürger vertreten und damit auch die Interessen von Minderheiten – „und nicht die politisch relevanten populistischen Gruppierungen anfüttern“, betonte sie.
Der Koblenzer Stadtrat hatte am Freitag mit knapper Mehrheit beschlossen, dass Badegäste „den Nassbereich“ der Schwimmbäder nur in Badehose, -anzug, Bikini oder Badeshorts betreten dürfen. Nur für Leistungsschwimmer seien Neoprenanzüge im Training zugelassen. Für den Antrag der Freien Wähler (FW) und der CDU hatten 24 Ratsmitglieder (auch AfD) gestimmt. 22 waren dagegen. Im Schulsport ist Ganzkörper-Badebekleidung weiter für Muslimas erlaubt.
Krankheiten als Argument
Der Fraktionschef der Freien Wähler im Stadtrat, Stephan Wefelscheid, sagte, die Entscheidung für „möglichst wenig Textil“ am Körper sei auch gefallen, um eventuelle Krankheiten erkennen könnte. Bei Neoprenanzügen der Sportschwimmer sei der Fall ein anderer: Denn da liege die Überwachung beim Schwimmleiter des jeweiligen Vereins, sagte Wefelscheid. Die rheinland-pfälzische Integrationsstaatssekretärin Christiane Rohleder (Grüne) sagte: „Burkinis mit dem Verweis auf möglicherweise verdeckte offene Wunden und Hautausschläge zu verbieten, aber Neoprenanzüge zu erlauben, zeigt, wie vorurteilsbeladen diese Debatte ist.“ Derart „verzerrte Diskussionen“ trügen „ganz sicher nicht zu einer guten Integration in unserem Land bei“.
Anlass der Abstimmung war ein Entwurf der Stadtverwaltung für eine Änderung der Haus- und Badeordnung ab 2019, in der eine sehr allgemeine Formulierung stand, die dem Personal sehr viel Spielraum ermöglicht hätte. lrs