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Monday 23rd of December 2024
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"Wir unterstützen keine radikalen Islamisten"

"Wir unterstützen keine radikalen Islamisten"

Herr Botschafter, wie geht es Katar?

Bis vor drei Wochen lief alles seinen ganz normalen Gang. Dann gab es einen Cyberangriff auf unsere staatliche Nachrichtenagentur. In der Folge wurden Fake News über Katar verbreitet, dem Emir Worte in den Mund gelegt, die er so nie gesagt hat. Wir haben zwar umgehend daraufhin gewiesen, dass alle unserem Emir zugeschriebenen Äußerungen Resultat einer Attacke von Hackern sind. Dennoch gab es eine Medienkampagne gegen Katar. Und in den frühen Morgenstunden des 5. Juni kappten Bahrain, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Ägypten für uns völlig überraschend alle diplomatischen Kontakte und schlossen die Grenzen. Kuwait bemüht sich erfreulicherweise seitdem, zwischen uns und den anderen arabischen Staaten zu vermitteln. Auch Deutschland unterstützt uns. Dafür sind wir sehr dankbar.

Katar ist nun von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Welche Folgen hat der Boykott für Ihr Land?

Business as usual! Wir haben Alternativen gefunden, die es uns ermöglichen, unsere Bürger mit allem Notwendigen zu versorgen. Für eine derartige Krise haben wir einen Notfallplan entwickelt, der jetzt greift. So liefern zum Beispiel die Türkei, Europa und andere Länder Lebensmittel an uns. Und unsere einheimischen Firmen haben begonnen, aktiver zu werden, um die Engpässe zu beseitigen.

Katar wird von den Mitgliedern der Boykott-Allianz vorgeworfen, es unterstütze den islamistischen Terror. Was setzen Sie diesen Anschuldigungen entgegen?

Wir haben diese Vorwürfe von Anfang an zurückgewiesen. Es gibt für sie überhaupt keine Beweise. Und die Anschuldigungen sind ganz plötzlich vorgebracht worden. Es gab in den vergangenen Monaten mehrere Treffen des Golfkooperationsrats – niemals war die Rede von derartigen Anschuldigungen. Lassen Sie es mich klar sagen: Katar hat nie radikale Islamisten unterstützt und wird es auch künftig nicht tun!

Aber Katar hat doch enge Kontakte zu Gruppen wie der Muslimbruderschaft oder der palästinensischen Hamas im Gazastreifen, oder?

Wir arbeiten mit solchen Organisationen nur zusammen, wenn sie Teil des politischen Systems eines Landes sind oder die Regierung stellen. Das war zum Beispiel der Fall, als die Muslimbrüder unter Präsident Mursi in Ägypten das Sagen hatten. Nachdem dies nicht mehr der Fall ist, haben wir die Zusammenarbeit eingestellt.

Insbesondere Ägypten und Saudi-Arabien bezichtigen Katar, es greife der Muslimbruderschaft sowie deren Ableger Hamas nach wie vor massiv unter die Arme und trage damit zur Instabilität in der Region bei.

Ich betone nochmals: Wir befassen uns mit solchen Parteien einzig und allein, wenn sie – wie im Fall der Hamas – in Regierungsverantwortung stehen. Niemals als Gruppierung. Die Forderung nach einer Distanzierung ist also völlig überflüssig.

Jene Staaten, die Katar jetzt boykottieren, fordern auch, das Emirat müsse seinen TV-Sender Al Dschasira schließen, weil er Propaganda verbreite. Ist Ihr Land dazu bereit?

Ich habe zwar nicht zu entscheiden, bin aber sicher: Katar wird trotz der gegenwärtigen diplomatischen Krise keinesfalls die Presse- und Meinungsfreiheit opfern. Sie ist ein hohes Gut, ein Wert an sich. Ein derartiger Schritt passt einfach nicht ins 21. Jahrhundert. Niemand würde das akzeptieren.

Katar wird von einigen sunnitischen Staaten zudem vorgehalten, sich nicht klar genug vom schiitischen Iran als Rivalen in der Region abzugrenzen. Wie würden Sie das Verhältnis zu Teheran beschreiben?

Wir haben uns immer an alle Beschlüsse des Golfkooperationsrats gehalten.

Das heißt?

Als man sich vergangenes Jahr darauf einigte, die diplomatischen Beziehungen zum Iran abzubrechen, wurde unser Botschafter sofort aus Teheran abgezogen. Als beschlossen wurde, im Jemen gegen die aufständischen Huthis zu kämpfen, haben wir uns der Arabischen Koalition angeschlossen. Auch unsere Wirtschaftsbeziehungen zum Iran sind kaum von Relevanz. Allerdings können wir auch nicht die Augen davor verschließen, dass der Iran unser Nachbar ist. Wir müssen uns also mit Teheran arrangieren. Und das geht nur im Dialog. Wir müssen uns gegenseitig respektieren. Das gehört überall zu den politischen Grundregeln.

Beobachter vermuten, gerade die Herrscher in Saudi-Arabien wollen Katar auf Linie bringen. Sehen Sie das auch so?

Schauen Sie, die Saudis sind für uns wie Brüder, der Golfkooperationsrat ist so etwas wie unser gemeinsames Haus. Und in einer Familie, unter Freunden kann es schon mal Streit geben. Aber dann muss man sich zusammensetzen, darüber reden. Wenn das passiert, findet man auch eine einvernehmliche Lösung. Wichtig ist allerdings immer, dass sich keiner in die inneren Angelegenheiten des anderen einmischt.

Hat die derzeitige Krise Katars Auswirkungen auf die Fußball-WM 2022?

Nein, mit Sicherheit nicht. Alles läuft nach Plan. Das erste Stadion ist bereits fertiggestellt. Die WM wird ein einzigartiges Ereignis für die arabische Welt. Sie soll vor allem ein Hoffnungszeichen gerade für junge Menschen in der Region werden.

Die Kritik am Austragungsort Katar wird immer lauter.

Denken Sie doch an die Weltmeisterschaften in Südafrika oder Brasilien. Es gab dort im Vorfeld diverse Kritikpunkte. Aber auch nach der WM 2006 in Deutschland gab es viel Kritik. Ich versichere Ihnen: Wir sind immer für Ratschläge offen und aufgeschlossen.

Saoud bin Abdulrahman al Thani ist seit Anfang des Jahres Katars höchster diplomatischer Vertreter in Deutschland. Er gehört zur Herrscherfamilie des kleinen Emirats am Golf.

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