In der Hadsch-Zeit kommen zahllose Pilger aus aller Welt nach Mekka und Medina. Wir erleben in diesen Tagen einen der schönsten religiösen Bräuche der Muslime. Der Hadsch hat gemäß dem Koran nicht nur spirituellem Nutzen sondern auch noch viele andere Vorteile für die muslimische Weltgemeinde (die Ummah).
Mekka und Medina auf der Arabischen Halbinsel sind die Heimat der göttlichen Offenbarung. Sie sind jedes Jahr Zeuge der größten Versammlung der Muslime.
Medina ist die Stadt des Propheten. Seine Straßen erinnern an eine glanzvolle Zeit in der Frühgeschichte des Islams. Sie erinnern an die Zeit, als der Prophet hier gelebt hat. Hier hat der Prophet den ersten Islamischen Staat der Welt gegründet. Medina ist nach Mekka die zweitberühmteste Stadt der Muslime.
Medina hieß vor dem Islam Yathrib. Diese Stadt, ca. 400 km nordöstlich von Mekka, wurde berühmt, weil der Prophet des Islams im 13. Jahr nach seiner Berufung zum Gottgesandten von Mekka in diese Stadt ausgewandert ist, um den Islam zu wahren. Die Hidschra des Propheten geschah 622 nach Christus und mit diesem Jahr beginnt auch die Zeitrechnung der Muslime.
Medina ist nicht nur eine historische Stadt sondern auch Gedenkstätte für viele schöne und bittere Ereignisse in der Frühzeit des Islams.
Wenn wir die Augen und Ohren des Herzens öffnen, wird diese Stadt mit uns sprechen.
Es war ein denkwürdiger Moment in der Geschichte, als der Prophet des Islams Mekka in Richtung Medina verließ, weil die Götzendiener in dieser Stadt ihn und die Muslime verfolgten, Medina nahm ihn in Empfang und wurde die Stadt des Propheten und die erste islamische Hauptstadt. Wer Bekanntschaft mit Medina schließt, der schließt auch Bekanntschaft mit einem wichtigen Teil der Geschichte des Islams und der Menschheit.
Als erstes erbaute der Prophet eine Moschee in Medina, damit sich die Muslime dort versammeln, ihre Probleme besprechen und Gott dienen können. Diese Moschee wurde zur Zentrale für die Tätigkeiten der Muslime und zwar nicht nur gottesdienstliche Handlungen sondern auch ihre kulturellen und politischen Aktivitäten. Auf diese Weise übernahmen auch nachfolgende Moscheen eine einflussreiche Rolle in der Geschichte des Islams.
Nachdem der Prophet sich in der kleinen Stadt Medina niedergelassen hatte, führte er neue Gesetze ein. Zum ersten Mal auf der Welt wurde zum Beispiel das Gesetz der Verbrüderung der Muslime umgesetzt. Damit begrub er alte Feindschaften aus der vorislamischen Zeit. Der Prophet Gottes (s) hat nach der Hidschra von Mekka nach Medina bis an sein Lebensende in dieser Stadt gelebt .
Selbst als er seine Heimatstadt Mekka zurückerobert hatte, ist er wieder, nachdem er dort alle Angelegenheiten geregelt hatte, nach Medina zurückgekehrt.
Die Stadt Medina, welche das Zentrum für die Ausbreitung des Islams gewesen ist, verdient es heilig zu sein und geachtet zu werden. Die An-Nabi-Moschee mit ihrer grünen Kuppel erhebt sich über der Grabstätte des Propheten (s). und ist das smaragdene Wahrzeichen der Stadt, welches magnetische Anziehungskraft auf die Herzen hat.
Medina genießt großes Ansehen, weil dort der Freund Gottes , der letzte Gottgesandte und der Fürbitter der islamischen Ummah ruht. Jeder Muslim hegt den Wunsch, einmal diese Ruhestätte betreten zu dürfen. Denn der Prophet hat gesagt: „Wer mich zu Lebzeiten und nach meinem Tod besucht, der wird am Jüngsten Tag bei mir in der Nähe sein und ich werde für ihn Fürbitte einlegen.“
Er hat auch gesagt: „Wer den Hadsch vollbringt, aber mich nicht besucht, der hat mich gekränkt!“
Der Prophet hat auch gesagt: „Diejenigen die zu mir pilgern sind wie die Auswanderer die zu meinen Lebzeiten nach Medina ausgewandert sind, um mich zu unterstützen.“
In Medina ist auch die Prophetentochter Fatima (aleiha salam) beigesetzt worden. Aber keiner weiß, wo ihr Grab genau liegt.
Der große Baqi-Friedhof dicht bei der Prophetenmoschee beherbergt Verwandte und Gefährten des Propheten Gottes in sich. Vier edle Imame aus der Nachkommenschaft des Propheten, nämlich sein Enkel Imam Hasan Mudschtaba und sein Urenkel Imam Zainul Abedin (Imam Sadschad) und dessen Sohn Imam Mohammad Baqir und Enkelsohn Imam Dschafar Sadiq (gegrüßet seien sie) wurden auf dem Baqi beigesetzt. Aber auch Persönlichkeiten wie der Prophetenonkel Abbas und Fatima Bint Assad, die Mutter Imam Alis (a) und berühmte Prophetengefährten wie Miqdad Ibn Aswad, Dschaber Abdullah Ansari, Malek Aschtar, Uthman Ibn Maz`uun, Sa`d Ibn Mu`adh Ibn Masud und Mohammad Hanifah) ruhen auf diesem Friedhof.
Nahe bei Medina liegen am Uhud-Berg, wo sich das bekannte Gefecht zwischen den ersten Muslimen und den Götzendienern ereignete, große Persönlichkeiten begraben, wie Hamza Sayyid-ul Schuhada, Abdullah Ibn Dschahsch, Mus`ab Ibn Umair, Harith Ibn Anas, und weitere der 70 Märtyrer die im Uhud-Gefecht fielen.
Die Pilger ,die den Propheten aufsuchen, wissen, dass der Mensch sich der Quelle des Lichtes nähern muss, um Licht zu empfangen und um das Licht des Wissens zu empfangen, muss sich der Mensch den Menschen nähern die höher stehen und ein Vorbild sind. Der Pilgerbesuch in Medina ist eine Ehrerbietung und Freundschaftsbezeugung an edle Persönlichkeiten und Leitbilder der Vollkommenheit. Der Pilger ehrt das hohe Wesen des Propheten und der Großen des Islams und sein Entschluss ihrem Weg und ihrer Lehre zu folgen wird erneuert.
Viele historische Spuren, Kuppelbautenund Grabstätten in Mekka und Medina sind bereits von der saudischen Regeirung vernichtet worden, obwohl diese Stätten den Muslimen heilig sind. Die Islamischen Stätten und Orte aus der Frühzeit des Islams sind außerdem Denkmäler der Geschichte und Zivilisation der Muslime. Leider haben aber die Saudis in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Spuren aus der Frühgeschichte des Islams vernichtet und praktisch die Wahrzeichen islamischer Identität ausgelöscht. Dieses Regime begründet die Zerstörung von islamischer Bauwerke und Anlagen damit, dass es die Möglichkeiten für den Religionstourismus ausbauen will. Diese Industrie ist nämlich sehr einträglich für sie . Wie aber kann der Religionstourismus in einem muslimischen Gebiet ein logischer Grund für Zerstörung von islamischen Bauwerken sein? Stecken nicht die Wahhabiten, die die Achtung von religiösen Stätten als Sünde und verboten betrachten, hinter diesen destruktiven Maßnahmen und Respektlosigkeiten?
Wenn jemand den anderen Ländern Medina als wichtigen Ort , an dem Ereignisse in der islamischen Welt stattfanden, vorstellen will, muss er doch die Spuren der islamischen Geschichte schützen!
Überall auf der Welt gilt heute Denkmalschutz für historische Gebäude , so klein sie auch sein mögen. Sie werden gepflegt, um aller Welt die eigene Vergangenheit und Geschichte zeigen zu können. Aber bei den Saudis sind wir bis heute Zeuge, dass sie wertvolle historische Stätten der islamischen Geschichte vernichten. Laut vorliegendem Dokumentationsmaterial sind in den letzten 20 Jahren 95 !! Prozent des Islamischen Erbes in Mekka und Medina zerstört worden, weil die Saudis es für Götzenanbetung betrachten, wenn die Muslime diese heiligen Stätten lieben. Die Wahhabiten haben die bekannten sieben Moscheen nahe bei Medina unter dem gleichen Vorwand zerstört, obwohl sie von großem historischem und religiösen Wert sind.
Diesen Zerstörungsmaßnahmen fiel das Haus in dem der Prophet geboren wurde ebenso wie das Haus seiner Gemahlin Chadidscha zum Opfer und historische Plätze , auf denen sich einst Gefechte zur Verteidigung des jungen Islams wie das Badr-Gefecht ereignet haben , - wurden in Parkplätze umgewandelt. Schon vor vielen Jahren haben sie ja auch den Baqi-Friedhof in Medina verwüstet.
Während die saudische Regierung heilige islamische Stätten zerstört , um die eigene Denkweise über die Religion und Politik zu verbreiten , unternehmen
internationale Organisationen wie die UNESCO keine ernsthaften Schritte zur Wahrung des Islamischen Erbes in Saudi Arabien.
Es sind Jahrhunderte vergangen seitdem der Prophet und seine Helfer in Medina gelebt haben. Aber die Erinnerung an die Opfer und Wohltaten des Propheten lebt unter den Muslimen weiter. Die Pilger zu Medina rekonstruieren gedanklich die Geschichte des Islams und denken an die Bemühungen, die der Prophet auf sich genommen hat, um Götzentum und Ignoranz und Unrecht zu bekämpfen.
Wie gut ist es in dieser kostbaren Zeit bei der himmlischen Ruhestätte des Propheten uns an einige seiner Worte zu errinnern. Prophet Mohammad hat gesagt:
„Ihr Muslime! Nicht dass ihr nach mir eure Einmütigkeit und Einheit und Brüderlichkeit, die ihr dem Glauben an den einen Gott zu verdanken habt, verliert, und euch untereinander befeindet und zum Unglauben und der Unwissenheit zurückgekehrt! Denn ich hinterlasse euch zwei Dinge und wenn ihr bei diesen Halt sucht, werdet ihr nicht vom Weg abirren. Diese beiden Dinge sind das Buch Gottes und meine Ahl-e Bait (meine Familie).“
Die Verständigung und Einmütigkeit unter den Muslimen ist zweifelsohne nur möglich, wenn ethnischer und kultureller Eifer beiseite gestellt werden und die Mulime zur gemeinsamen Identität aufgrund der islamischen Kultur finden. In Medina muss der Mensch zu Wissen und Erkenntnis gelangen, ebenso soll er die Geschichte des Islams rekonstruieren , dem Propheten Gottes (s) und den Ahl-e Bait (a) Respekt und Achtung bezeugen, und aus dem Segen eines Pilgerbesuches schöpfen.
source : irib