2.13 Das große Plus der Religion
Um dieser Gefahr wenigstens in etwa aus dem Wege zu gehen und das Gesetz zu schützen,
wurden sowohl eine „Strafrechtsordnung“ als auch „Hüter „des Gesetzes“ eingesetzt. Doch, wie
bereits gesagt, reichen diese nicht aus. Weder die strafrechtlichen Bestimmungen noch die Polizei
ist in der Lage, die „rebellische“ Natur des Menschen zu verändern und den Schutz des Gesetzes
zu garantieren.
Die Religion dahingegen verfügt darüber hinaus, dass sie ebenfalls eine Reihe Weisungen, die
das Miteinander in der menschlichen Gesellschaft regeln als auch strafrechtliche Verordnungen,
die bei Zuwiderhandlung in Kraft treten, an die Hand gibt, noch über weitere wirkungsvolle
Mittel und Möglichkeiten, mit denen sie sozusagen jeglicher „Meuterei gegen das Gesetz“ Herr
zu werden vermag.
Erstens: Ein jeder hat sein Verhalten – sich selbst, den Mitmenschen bzw. der Gesellschaft
gegenüber – vor Gott zu verantworten. Was immer er auch tut, sagt und denkt..., er ist vor Gott
dafür verantwortlich und wird von Ihm zur Rechenschaft gezogen. Der religiöse Mensch weiß
dieses und richtet sich danach.
Andererseits hat der Erhabene Gott in Seiner unvorstellbaren Allmacht und Allwissenheit
absolute Kenntnis über den Menschen und dessen Natur, d.h. dessen Eigenschaften, Neigungen
und Bedürfnisse. Und ebenfalls ist Er über seine Gedanken und geheimen als auch offenkundigen
Wünsche und Absichten genauestens im Bilde. Er hat ihn völlig in der Hand! Nichts ist Ihm
verborgen...
Abgesehen davon, dass die Religion „offenkundige Hüter“ mit dem Schutz des Menschen bzw.
der menschlichen Gesellschaft und deren Beaufsichtigung beauftragt, gibt sie Kunde von einem
weiteren, einem „inneren Beobachter“. Und dieser Beobachter ist jemand, der absolut zuverlässig
und aufmerksam seine Arbeit versieht und dessen Belohnung oder Bestrafung niemand zu
entgehen vermag.
Der Erhabene Gott spricht im 47. Vers der Sure 8, Anfal:
بِمَا يَعۡمَلُونَ مُحِيط۬ Iُ _ وَٱ
Gott umschließt mit Seinem Wissen alles, was sie tun.
Und im 4. Vers der Sure 57, Hadid, lesen wir:
- 22 -
نَ مَا كُنتُمۡ J وَهُوَ مَعَكُمۡ أَ ۡ
Und Er ist mit euch, wo immer ihr auch sein möget.
Im 111. Vers der Sure 11, Hud, heißt es:
كَ أَعۡمَٰلَهُمۡ v ہُمۡ رَب _ َنA+ ما لَيُوَف _ _ ل A¦ ن ُ۬ _ وَإِ
Und allen wird ihr Herr ihr Tun und Lassen vergelten. Er ist wohl wissend dessen, wie sie
sich verhalten.
Im 1. Vers der Sure 4, Nissa, spricht Gott:
بً۬ا A َلَيۡكُمۡ رَقِ { كَانَ Iَ _ ن ٱ _ إِ
Allah5 wacht über Euch!
Wenn wir nun zwischen denen, die im Schirme einer weltlichen, das heißt einer von
Menschenhirn erdachten Gesetzesordnung ihr Leben führen und jenen, die in der Obhut der
Religion ihren Weg gehen vergleichen, wird uns das große „Plus“ der Religion bewusst. Ein Plus,
durch welches sie sich von den weltlichen Gesetzgebungen unterscheidet. Deswegen, weil eine
Gesellschaft, deren Mitglieder religionsorientiert sind, Gott allgegenwärtig und ihr gesamtes Tun
und Lassen beobachtend weiß. Vor Ihm gibt es kein Verbergen...
Diese Gewissheit aber hindert sie daran, sich unrechten Wünschen und Absichten hinzugeben.
Wer in einer solchen, d.h. die Religion praktizierenden Gemeinschaft lebt, hat Hässlichkeiten aus
den Reihen seiner Mitmenschen kommend nicht zu befürchten. Selbst gegen ungute, gegen ihn
gerichtete Gedanken ist er geschützt. Im Zusammenhang mit Misstrauen und dergleichen warnt
Gott im 13. Vers der Sure 49, Hugurat:
إِثۡم + ن _ بَعۡضَ ٱلظ _ إِن + ن _ نَ ٱلظ + َنِبُواْ كَثِيرً۬ا م T ُواْ ٱجۡ g نَ ءَامَ Jِ_X سسُو ا _ ہَا ٱ وَلَا تَجَ v يَٰأَٓي
O die ihr glaubt, hütet euch vor (unberechtigtem) Argwohn. Denn so mancher Argwohn ist
Sünde...
Ja, in einem solchen Milieu, in dem sich jedermann in der Allgegenwart Gottes weiß, können wir
friedlich und unbehelligt unser Leben führen..., können wir uns entfalten, vervollkommnen und
letztendlich zur ewigen Glückseligkeit finden.
Anders ist es in einer Umwelt, in der lediglich eine von Menschenhirn erdachte Gesetzesordnung
das Sagen hat.
5 Gott
- 23 -
Denn, wie gesagt, so mancher hält sich nur dann an deren Vorschriften, wenn er sich von Polizeiund
Ordnungskräften beaufsichtigt weiß. Vermag er jedoch sich bzw. sein Tun vor ihrem „Auge“
zu verbergen und ihrem Zugriff zu entgehen, so nutzt er – je nach Bedarf – die Gelegenheit, um
unter Umgehung der öffentlichen Bestimmungen das zu tun, was ihm „zupass“ kommt.
Zweitens: Wer der göttlichen Religion verbunden ist weiß, dass sein Leben nicht allein auf diese
paar Erdentage beschränkt ist. Dass ihn ein ewiges Leben im Jenseits erwartet. Dessen, dass sein
irdischer Tod nicht sein Ende bedeutet, ist er sich gewiss. Und auch, dass der einzige Weg zu
beständigem Glück und Wohlergehen darin liegt, die religiösen Weisungen, die der Erhabene
Gott durch Seine Gesandten wissen ließ, zu befolgen.
Die Regelungen und Anordnungen, die die Religion an die Hand gibt, sind von Gott selbst
gegeben worden. Von dem Allmächtigen und Allwissenden Gott, der über das Verborgene und
Offenkundige Bescheid weiß. Der genaustens über das, was der Mensch tut, denkt und plant, im
Bilde ist. Der alles begutachtet und für alles Rechenschaft fordert. Es ist unmöglich, vor Ihm
etwas Verbergen zu wollen und etwas zu tun, das Er nicht „sieht“.
Vor seinem Gebot gibt es kein Ausweichen.
Drittens: Der aufrichtig Glaubende bringt seine Gottesdienerschaft u.a. dadurch zum Ausdruck,
dasss er die göttlichen Weisungen praktiziert. Und obgleich er – Geschöpf Gottes und abhängig
von Ihm – im Grunde keinen Anspruch auf Belohnung hat, wenn er sich den Anordnungen
Seines Schöpfers und Herrn fügt, ist ihm dennoch von diesem Beglückendes verheißen.
Mit anderen Worten: Wann immer er ein göttliches Gebot befolgt, ist dieses in praxi ein
freiwilliges und selbstgewolltes „Geschäft“ mit Gott, um es einmal so zu formulieren. Denn
indem er seinen Freiheitsdrang zügelt und sich dem göttlichen Willen beugt, erwirbt er sich
Gottes Wohlgefallen und großzügige „Entlohnung“.
Der religiöse Mensch befindet sich also, da er sich an den Maximen seiner Religion orientiert,
sozusagen in einem „Handel“. In einem Handel mit Gott. Er schränkt seine Freiheit ein und
befolgt das Wort Gottes, was dieser ihm „doppelt und dreifach“ vergütet. Er macht also Gewinn,
profitiert...
Wer aber der Religion nicht hold gesonnen ist, weil er glaubt, durch ihre Regelungen eingeengt
zu werden – etwas, wogegen sich seine freiheitsliebende Natur sträubt – weist sie zurück, um,
wie er meint, „frei“ sein zu können.
Es gibt noch weitere Unterschiede zwischen dem himmlischen und dem vom Menschen
geschaffenen Gesetz. Zum Beispiel: Wer wirklich religiös ist und entsprechend handelt, meidet
aus freien Stücken Sündiges.
Einmal darum, weil es seinem ethisch-religiösen Empfinden widerspricht, und zum anderen
deswegen, um Gottes Wohlgefallen zu erreichen. Nicht-Religiöse aber enthalten sich
Ungesetzlichkeiten mehr oder weniger nur deshalb, weil sie nicht vor den Kadi zitiert werden und
mit dem irdischen Strafrecht nicht in Berührung kommen wollen. Sie argumentieren gern und
häufig mit folgendem weltweit bekannten Motto:
- 24 -
Man kann alles tun, darf sich nur nicht „erwischen“ lassen.
Die Religion hat mit dem „gesamten“ Menschen zu tun. Mit seiner materiellen und geistigen
Dimension, seinem materiellen, irdischen Leben als auch seinem geistig-geistlichen. Dem
weltlichen Gesetz geht es dahingegen um ersteres.
Die Religion – die himmlische Gesetzesordnung – fungiert zudem nicht lediglich als „Wächter“,
der von Hässlichkeiten abhält, sondern zugleich als Lehrer und Pädagoge, der den Menschen
lehrt, was Tugenden und gute Gesinnung sind und wie er sich entfalten und vervollkommnen
kann. Dahingegen übt die weltliche Gesetzesordnung mehr oder wenigem eine „polizeiliche’
Funktion aus.
Kurz..., wenn wir den Nutzen des weltlichen Gesetzes mit dem der Religion vergleichen,
erkennen wir, dass letzterer abertausende Male höher ist als ersterer. Darum ist der, dem es daran
gelegen ist, die Religion „abzuschaffen „und nur der weltlichen Gesetz Bedeutung beizumessen,
wie jemand, der sein gesundes Bein mit eigener Hand abtrennt und an dessen Stelle von einem
„Holzbein“ (bzw. einer Beinprothese) Gebrauch macht.
In Scha Allah ist aus dem Gesagten deutlich geworden, dass die Religion der beste Weg ist, auf
dem die menschliche Gesellschaft zu konstruktiver Ordnung findet und dazu motiviert wird,
gesunde soziale Regelungen und Bestimmungen zu respektieren.
2.14 Auf der Suche nach einer Lösung
So mancher Gesellschaft, die sich in den letzten hundert Jahren um Fortschritt und Entwicklung
bemühte, blieb dennoch der erhoffte Erfolg verwehrt. Darum, weil sie die Schwachstellen der
weltlichen Gesetzgebung nicht erkannte bzw. nicht berücksichtigt und Kraft und Einfluss der
Religion ignorierte. Mit dem Resultat, dass ihr Dasein immer trüber und trister wurde und
Rohheiten und Rücksichtslosigkeiten mehr und mehr Fuß fassen konnten.
Als Gegensatz dazu sind jene „weitsichtigen“ und progressiven Gesellschaften zu nennen, die
sich dem Schwächen des weltlichen Gesetzes bewusst wurden und sich folglich um eine Lösung
bemühten. Sie arbeiteten spezielle Erziehungs- und Bildungsprogramme aus, die alle
Gesellschaftsmitglieder erfassen und diese mit einer Reihe moralischer Grundsätze und
Richtlinien vertraut machen. Die Bevölkerung wird defakto so „erzogen“, dass sie das Gesetz als
heilig und unantastbar betrachtet. Diese Erziehung, die schon im Kindesalter beginnt, führt dazu,
dass das Gesetz als völlig Selbstverständliches akzeptiert und respektiert wird, wodurch Ordnung
und Sicherheit in der Gesellschaft weitgehend gewährleistet werden.
In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass das Denken dieser Gesellschaften, die
dementsprechend geformt werden, zu unterscheiden ist:
Zum einen betrifft es Gedanken und Ansichten, die von Humanität, Wohlwollen und
Hilfsbereitschaft für andere geprägt sind. Ein zweifellos gesundes und reales Fundament zu
gesellschaftlichem Wohlergehen und Fortschritt, das unbestreitbar in Himmlischen Religionen
- 25 -
seinen Ausgangspunkt hat. Vor langer, langer Zeit schon, bevor diese „fortschrittlichen“
Gesellschaften in Erscheinung traten, lud die göttliche Religion den Menschen zu einem solch
positiven Denken ein das sich von Generation zu Generation übertrug. Somit also sind
Entwicklung und Wohlergehen einiger Gesellschaften, die aufgrund guter, gesunder Gedanken
und Anschauungen zustande kamen, letztlich auf den Segen der Religion zurückzuführen.
Zum anderen aber ist es ein Denken, das in einem irrealen Weltbild fußt. Denken wir nur an jene
hier und dort kursierenden Vorstellungen, die weiszumachen versuchen, dass es erstrebenswert
sei, im Zuge der Verteidigung des Vaterlandes Martyrium und Tod in Kauf zu nehmen, weil die
Namen jener, die auf diese Weise ihr Leben verlieren, mit goldenen Lettern ins Buch der
Geschichte bzw. auf dem „Nationalheldentafel“ eingetragen würden.
Derlei Wertvorstellungen sind – wenngleich sie oberflächlich betrachtet durchaus von
praktischem Nutzen sein mögen, da sie so manchen veranlassen, um der „Verewigung seines
Namens willen“ sein Leben einzusetzen und hinzugeben – ohne echten Gewinn. Sie wirken sich
vielmehr „destruktiv“ auf die Gesellschaft aus, da sie in dieser Phantastereien manifestieren, ihr
Objektivität und effektive Konstruktivität rauben und sie letztlich aus der Bahn werfen.
Bedauerlicherweise aber sind für jemanden, der sich absurden, törichten Gedanken hingibt, kein
reales Weltbild hat und demzufolge an Gott und die Auferstehung nicht glaubt, Dinge wie
„ewiges Leben“ und „Glückseligkeit nach dem Tode“ ohne Bedeutung, weshalb er sich solcher
Ziele wegen nicht bemüht, sondern sich von Trugschlüssen leiten lässt.
Gemäß seinem, ihm von seinem Schöpfer gegebenen Natur will und braucht der Mensch jedoch
die Religion. Während seines ganzen Lebens strebt er unermüdlich nach „Glück und
Wohlergehen“. Er sucht und greift nach Mitteln und Wegen, von denen er sich erhofft, dasss sie
es ihm ermöglichen, seine Bedürfnisse stillen und ans Ziel seiner Wünsche kommen zu können.
Dazu möchte er sich eines Mittels bedienen, auf das hundertprozentiger Verlass ist. Auf Erden
aber gibt es nichts, das in jedem Fall zu Gelingen führt und niemals versagt. Auf das man sich
voll und ganz verlassen könnte...
Und genau diese Realität, nämlich das der Mensch naturgemäß nach einem Mittel, besser gesagt
nach einer Kraft sucht, die ihm tatsächlich zu Wohlergehen und Glück verhilft und sich niemals
als wirkungslos erweist, die ihm fester, unverbrüchlicher Halt ist und ihre Sicherheit und Ruhe
schenkt, ist in seinem Wesen verankert, in seinem in seiner Natur veranlagten Streben nach Gott
und dessen Religion. Denn nur Gott ist es, der absolut zuverlässig, allwissend, allmächtig und
allgewaltig ist, jeglichen Irrtums und Fehls, jeglicher Ahnungslosigkeit und Unkenntnis absolut
erhaben. Mit anderen Worten: Jenes niemals versagende Mittel, jener zuverlässige Weg zu Glück
und Wohl ist der Islam – d.h. die Hingebung in den Willen Gottes – weiter nichts...
Dieses instinktive Bedürfnis und Verlangen des Menschen nach Gott und Religion zählt zu den
besten Argumenten, mit denen die drei „Säulen“ der“ Religion:
Tawhid – Prophetentum – Auferstehung
nachgewiesen werden können. Denn das innere Erkennen des Menschen, seine innere Vernunft,
die ein Charakteristikum seines Mensch-Seins darstellt, unterliegt keinem Irrtum. Aufgrund
- 26 -
dessen erkennt er beispielsweise „instinktiv“ die Bedeutung von Freund und Feind und
verwechselt das eine nicht mit dem anderen.
Hin und wieder wünscht er, wie ein Vogel fliegen zu können oder ein Stern am Himmelszelt zu
sein. Darum, weil er sie – Vogel und Stern – wirklich sieht und ihre Fähigkeiten miterlebt.
Ebenso sehnt er sich – aufgrund seines inneren Erkennens, aufgrund der in seinem menschlichen
Wesen veranlagten Tawhid-Gewissheit – in der Tiefe seines Seins nach Gott. Wünscht sich Gott
als Halt und Schutz, um zu echtem Glück und Frieden zu finden und im wahrsten Sinne des
Wortes ein menschliches und menschenwürdiges Leben führen zu können.
Wenn dieser „Weg“, der ihn das Ziel seines Sehnens erreichen lässt, nicht existierte, würde der
Mensch – angesichts seines inneren Erkennens, seiner inneren Vernunft – niemals auf den
Gedanken kommen nach ihm zu streben bzw. seinen Halt in Gott zu suchen. Und wenn es
absoluten Frieden6 nicht gäbe, würde er nicht danach streben. Ebenfalls..., wären die Religion,
die uns die Propheten brachten, und deren Weg irreführend, so strebte der Mensch im Grunde
seines Wesens nicht danach.
2.15 Religionsgeschichte in Kürze
Die zuverlässigste Quelle, um in Kürze über die Entstehung der Religionen zu erfahren, ist der
Heilige Koran, der ohne Fehl, Irrtum, Fanatismus und tendenziöse Gedanken ist. Mit wenigen
Worten weist er auf ihre Entstehung hin und erklärt unter anderem (Sure 3, Vers 19):
ٱلۡإِسۡلَٰمُۗ Iِ _ نَ عِندَ ٱ JK+ ن ٱ _ إِ
Die Religion Gottes ist die Religion des Islam.
Die Religion des Islam aber – die Religion der Hingebung in den Willen Gottes – hat den
Menschen von dessen Anbeginn an begleitet. Und wie aus dem Koran zu erfahren ist, stammt die
heutige menschliche Gesellschaft von jenen zwei Personen – einem Mann und einer Frau – ab.
Von Adam und dessen Gattin. Adam war ein Prophet, dem himmlische Offenbarungen
hinabgesandt wurden. Die Religion, die Adam lehrte, war höchst einfach und bestand nur aus
einigen wenigen globalen Weisungen. Unter anderem der, dass sich der Mensch an Gott erinnern
und seinen Mitmenschen – insbesondere seinen Eltern – mit Freundlichkeit und Güte begegnen
solle. Dass er Verderbliches, Hässlichkeiten und Mord meiden, müsse.
Nach Adam und seiner Gattin kamen deren Kinder, die zunächst ein einfaches, schlichtes und
mehr oder weniger ruhiges, friedliches Leben führten. Da die Anzahl der Menschen aber ständig
anwuchs und immer neue hinzukamen, die sich um die Älteren scharten, begann nach und nach
das „Leben in der Gesellschaft“.
Mit der Zeit wurden sie mit ihrem Dasein und wie es zu handhaben und zu nutzen ist, vertraut
und kamen der Zivilisation immer näher. Sie mehrten sich und bildeten schließlich Sippen und
6 Ein Friede, der nur in der Welt des Jenseits anzutreffen ist
- 27 -
Stämme. Jede Sippe, jeder Stamm, hatte seine Ältesten, seine „Großen“, denen Respekt und
Hochachtung entgegengebracht wurde. Und zwar so sehr, dass die Stammesmitglieder schließlich
Abbildungen oder Statuen anfertigten, die ihre verstorbenen „Großen“ darstellen sollten, welche
sie in diesen Figuren und Bildnissen auch weiterhin verehrten. Der Götzenkult begann...
Dann, im Laufe der Zeit und zwar infolge der Tyrannei einiger Gewaltmächtiger, kam es in der
menschlichen Gesellschaft zu Konflikten und Kontroversen, die zu Kriegen, Unfrieden und
Unsicherheit führten.
Der Mensch – wurde aus der Bahn – der Bahn zu seinem Glück und Wohlergehen – geworfen
und stolperte seinem Elend und Unglück entgegen. Das aber war der Grund dafür, dass ihm der
Erhabene Gott in Seinem Erbarmen Seine Gesandten schickte. Sie brachten die Himmlische
Schrift – das Wort bzw. Buch Gottes – welches der Lösung der Konflikte und Probleme diente
und die Menschheit auf den rechten Weg zurückführen sollte.
Wie Gott im 213. Vers der Sure 2, Baqarah, sagt:
ق لِيَحۡكُمَ بَيۡنَ + َٰبَ بٱلۡحَ T زَلَ مَعَهُمُ ٱلۡكِ ? نَ وَأَ J ذِرِ g نَ وَمُ J شرِ+ َB ۧنَ مُ +A بِ_ ٱلن Iُ _ َعَثَ ٱ i دَةً۬ فَ E مةً۬ وَٲ ِ _ اسُ أُ _ كَانَ ٱلن
هِ A َلَفَ فِ T هِ وَمَا ٱخۡ A َلَفُواْ فِ T اسِ فِيمَا ٱخۡ _ ٱلن
Das Menschengeschlecht war ursprünglich eine einzige Gemeinde. Dann, nachdem es
uneins geworden war, ernannte Gott Allah – die Propheten als Bringer froher Botschaft
und als Warner. Und sandte mit ihnen das Buch mit der Wahrheit, um zwischen den
Menschen in dem, worin sie uneins waren, Recht zu sprechen.
2.16 Islam
Der Islam ist die letzte, abschließende und „kompletteste“ der Himmlischen Religionen..., das
vollendete Wort Gottes. Das besagt, mit dem Kommen des Islam erübrigen sich die vorherigen
Religionen, weil angesichts des Vollendeten Unvollendetes nicht mehr benötigt wird.
Der Islam wurde durch unseren verehrten Propheten Muhammad Ibn Abdullah (s.a.a.s.) den
Menschen gesandt. Dieser kam und öffnete das Tor zu Glück und Errettung. Und zwar zu einem
Zeit, als die menschliche Gesellschaft Stadien „und Epochen geistiger Unreife hinter sich
gebracht hatte und fähig geworden war, zu reiferer Menschlichkeit hinzufinden, höheres Wissen
über Gott und religiöse Themen aufzunehmen, zu erfassen und sich dementsprechend zu
verhallten bzw. zu berichtigen.
Der Islam offenbart all die Wahrheiten, die einem objektiven, real denkenden Menschen
verständlich und begreiflich sind. Er klärt über jene gottwohlgefällige Gesinnung und Moral auf,
die eines Menschen würdig ist und ihn als „Mensch“ zu erkennen gibt. Zudem gab er sämtliche
Bereiche des menschlichen Daseins betreffende Weisungen – allgemeine und detaillierte – an die
Hand, die, so sie beachtet und eingehalten werden, dem individuellen als auch gesellschaftlichen
- 28 -
Leben eine konstruktive Ordnung geben und die Gesellschaft in die Lage versetzt, sich zu
entfalten und zu vervollkommnen.
Der Islam ist eine universale, die gesamte Menschheit ansprechende Religion..., allzeit aktuell
und von immerwährender Gültigkeit. Er beinhaltet eine Reihe Überzeugungsansichten, ethische
Maximen und praktische Hinweise und Gebote zu denen er aufruft, und die – wie gesagt – des
Menschen Wohl und Glück in dieser als auch Jener Welt garantieren.
Die islamischen Regelungen und Bestimmungen sind dargestellt, dass eine jede Gesellschaft, die
sich ihrer bedient, in die Lage versetzt wird, höchstmögliche Entfaltung bzw. Fortschritte zu
erreichen. Die islamische Religion öffnet sich einem jeden und lässt einen jeden, der will, an
ihrem Segen teilhaben. Unterschiedslos..., klein und groß, alt und jung, ob gebildet oder nicht,
Mann und Frau, weiß oder schwarz, östlich oder westlich, alle können teilhaben an dem Segen
diesem Religion. Können aus ihr schöpfen, und ihren Erfordernissen Genüge zu tun. Dieses ist
deswegen möglich, da der Islam mit der menschlichen Schöpfung, das heißt des Menschen
Wesen und Beschaffenheit konform geht. Weil er seine Probleme und Nöte heilen möchte. Da
sich das Wesen des Menschen – dessen reines „Urwesen“, mit dem der Islam voll und ganz
harmoniert – nicht ändert, verliert diese letzte und abschießende der göttlichen Botschaften
niemals ihre Gültigkeit und ist allzeit aktuell. Sie spricht bis in alle Zeiten hinein einen jeden der
menschlichen Gesellschaft an..., einen jeden in Ost und West, in Nord und Süd, ob Mann oder
Frau, jung oder alt, welcher Herkunft und Nationalität auch immer. Sie alle gehören zur Familie,
zur Gattung „Mensch“ und sind vom Islam angesprochen. Anders formuliert: Die artspezifischen
Besonderheiten, Charakteristika und Bedürfnisse dieser Gattung sind allen, die ihr angehören,
gemeinsam. Die kommenden Generationen, das heißt der Mensch von morgen, der „Kind“ und
„Nachkomme“ des heutigen und gestrigen ist, wird daher, als Erbe seiner Väter und Vorväter, die
gleichen Wesensmerkmale aufweisen wie sie. Dem Islam aber, der auf das unveränderliche, reine
menschliche Urwesen „abgestimmt“, ist es daran gelegen ist, den echten, wesensbedingten
Notwendigkeiten des Menschen Genüge zu tun. Er wird immer sein... lebendig, aktuell und voll
ausreichend.
Genau das ist der Grund, weshalb der Erhabene Gott den Islam als „Din fitri“, das heißt dem
menschlichen Wesen entsprechende und in dieser veranlagte Religion bezeichnet und dazu
aufruft, das „menschliche Wesen“ zu schützen und zu bewahren. Wie die Großen unserer
Religion sagen:
Der Islam ist eine unkomplizierte Religion, die dem Menschen keine Härten auferlegt und ihm
das Dasein erleichtert.