4.26 Ungerechtigkeit, Tyrannei...
Der Erhabene Gott hat im Heiligen Koran aberhunderter Male auf das Übel von Unrecht und
Tyrannei hingewiesen und vor dieser Hässlichkeit, die wahrhaftig dämonisch ist, eindringlich
gewarnt. In zwei Dritteln der Koransuren – insgesamt sind es 114 Suren – ist von Unrecht und
Tyrannei die Rede.
Niemand ist auf Erden, der nicht wusste, wie hässlich und unheilvoll Unrecht und
Ungerechtigkeit sind, wie viel Leid und Unglück durch sie geboren werden, wie viel Zerstörung,
Blutvergießen, Tränen...
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Offenkundig ist aber auch, dass tyrannische Herrschaften, so gewaltig und stabil sie auch
scheinen mögen, auf keinem festen Fundament ruhen. Dass den Tyrannen über kurz oder lang
das Dach ihres Schlosses über ihren Köpfen zusammenstürzt...
Gott spricht im 144. Vers der Sure 6, An’am:
ظٰلِمِينَ _ لَا يَہۡدِى ٱلۡقَوۡمَ ٱل Iَ _ ن ٱ _ ...إِ
Gewiss wird Gott die Unrechttuenden nicht ans letztliche Ziel gelangen lassen.
Und die Imame (a.s.) sagten:
Besitz und Macht lassen sich durch Unglauben wohl erhalten, nicht aber durch Tyrannei.
4.27 Zwischenmenschliche Beziehungen
Der Mensch lebt in der Gemeinschaft und kann der Begegnung mit anderen nicht entfliehen. Ein
guter Umgang mit seinen Mitmenschen ist ihm somit nur zum Wohl. Sein soziales Empfinden als
auch seine gesellschaftliche Situation werden dadurch unterstützt. Gute gesunde
zwischenmenschliche Beziehungen tragen dazu bei, dass er Tag für Tag „hinzugewinnt“, sowohl
hinsichtlich seines materiellen als auch geistigen Lebens. Ganz abgesehen davon, dass er seine –
Probleme leichter zu bewältigen vermag, wenn er nicht allein dasteht. Er tut daher gut daran, den
Mitmenschen so zu begegnen, dass er sie „für sich gewinnt“ und sie ihm wohlgesonnen sind.
Sein gutes, gesittetes und freundliches Verhalten führt dazu, dass sie ihn „mögen“ und die Zahl
jener, die ihm zur Seite stehen, anwächst.
Einem jeden dürfte dieses bekannt sein: Wer anderen grob bzw. gleichgültig begegnet, ruft in
ihnen Antipathie hervor. Sie werden ihm ebenfalls die „kalte Schulter“ zeigen und ihn gar meiden
und fliehen. Es wird soweit kommen, dass er in der Gesellschaft, zu der er gehört und in der er
lebt, isoliert ist..., ein Fremder in der eigenen Heimat.
Derartiges aber, nämlich gemieden von allen zu sein, zählt zu den betrüblichsten Dingen, die
einem Menschen begegnen können.
Darum ruft der Islam zu guten, gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen auf, zu
Wohlverhalten den Mitmenschen gegenüber. Er gibt hervorragend Empfehlungen zu einem
erfreulichen Miteinander an die Hand. Unter anderem:
Grüße, wenn du anderen begegnest…und bemühe dich, stets als erster zu grüßen!
Prophet Muhammad (s.a.a.s.) war auch diesbezüglich bestes Vorbild. Er entbot seinen
Friedensgruß – „Salam alaykum“ – in der Regel als erster, ob er Frauen, Kindern oder Männern
begegnete. Das heißt er grüßte, noch bevor man ihn grüßte. Es war ihm sehr daran gelegen, als
erster zu grüßen. Doch kam ihm hin und wieder jemand zuvor, so beantwortete er dessen Gruß
freundlicher und zuvorkommender als dieser ihn gegrüßt hatte.
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Im 86. Vers der Sure 4, Nissa’, lesen wir dieses Gotteswort:
دوهَ ا .ٓ.. v ۡہَا أَوۡ رُ g واْ بِأَ حسَنَ مِ v ةٍ۬ فَحَي _ يتُم بِتَحِي +A وَإِذَا حُ
Wenn euch jemand grüكt, so antwortet seinem Gruك ebenso oder noch wohlgefنlliger.
Auch mahnte Gott, dass ein jeder dem anderen bescheiden und respektvoll begegnen sollte.
Hierzu lesen wir im 63. Vers der Sure 25, Furqan:
نَ ي Jِ_X ... F َلَى ٱلۡأَرۡضِ هَوۡ ً { رحۡمَٰنِ ٱ مۡشُونَ _ وَعِبَادُ ٱل
Würdige Gottesgeschِpfe sind, die dem Mitmenschen mit allem Respekt und in aller
Demut (Bescheidenheit) begegnen.
Auf folgendes ist in diesem Zusammenhang hinzuweisen, um Missverständnisse auszuschalten.
Wenn Gott sagt, begegne dem anderen in „Demut“, so ist mit dieser „Demut“ nicht gemeint, dass
man sich vor dem Mitmenschen erniedrigt und wertlos zeigt. womit der eigenen Persönlichkeit
Schaden zugefügt wird. Sondern mit dieser „Demut“, von der hier die Rede ist, ist gemeint, dass
man bescheiden bleibt und mit seinen eigenen Erfolgen und Leistungen vor anderen nicht prahlt.
Das man keine Privilegien erwartet, andere nicht abwertet und gering einstuft.
Und wenn zu Respekt und Hochachtung anderen gegenüber aufgerufen wird, so heißt das
keinesfalls, andere zu hofieren, vor ihnen zu „buckeln“, zu „kriechen“ bzw. ihnen zu
„schmeicheln“. Sie sind zu respektieren, wie es ihnen zukommt. Die „Großen“ der Gesellschaft
entsprechend ihrer Verdienste und die übrigen so, wie es ihrer menschlichen Würde zukommt.
Gemeint ist auch nicht, dass man ein jegliches „menschenunwürdiges“ Tun übersieht und
schweigend hinnimmt. In der Annahme, seinen Respekt anderen gegenüber zum Ausdruck
bringen zu müssen. Oder sich in einer Versammlung, in der sich alle in menschenunwürdiger
Weise verhalten bzw. Dinge tun, die dem göttlichen Gebot widersprechen, zu fügen, „mit dem
Strome zu schwimmen“ und mitzumachen, und nicht „unangenehm aufzufallen“.
Nein, derlei ist mit „Respekt“ und „Hochachtung“ nicht gemeint. Vielmehr ist es so, das mit
unserem Respekt anderen gegenüber unser Respekt vor deren menschlicher Würde zum
Ausdruck gebracht werden soll. Diese aber hat mit der äußeren Gestalt des Betreffenden, dessen
„Habitus“ und fragwürdigen Orden etc. nichts zu tun...
Daher..., wenn jemand hingeht und diese seine menschliche Würde und gute, gottwohlgefällige
Gesinnung zugrunde richtet, so gibt es keinen Grund, derlei zu würdigen.
Prophet Muhammad (s.a.a.s) sprach:
Sich anderer zu fügen darf nicht soweit gehen, dass gegen Gottes Wort verstoكen wird.
4.28 Nicht mit Worten, nicht mit Taten
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Nicht mit Worten, nicht durch unser Verhalten dürfen wir anderen Leid zufügen. Das heißt,
weder dürfen wir unsere Mitmenschen beschimpfen, verleumden, verhöhnen und dergleichen,
noch ihnen durch unser Vorgehen und Handeln weh tun. Kurz, Unrecht und Leid, das anderen
zugefügt wird und Unheil, das verursacht und verbreitet wird, sind Dinge, die Wohl, Frieden und
Ruhe des menschlichen Lebens – des individuellen wie auch sozialen – stören und zunichte
machen.
Derartigem beugt das islamische Gesetz, das vor allen Dingen dem Wohl der Gesellschaft
Bedeutung beimisst, mit seinen Bestimmungen vor. Gott sagt im 58. Vers der Sure 33, Ahzab:
ن ٱ و Jِ_X ي نًا i م ِ v َٰنًا وَإِثمًۡا T َمَلُو ا به T بُو ا فَقَدِ ٱحۡ o َسَsu َٰتِ بِغَيۡرِ مَا ٱ g ينَ وٱلۡمُؤۡمِ g يُؤۡذُونَ ٱلۡمُؤۡمِ ِ
Wer muslimische Frauen und Mنnner ungerechtfertigt behelligt, belنdt sich mit groكer
Sünde.
Und Prophet Muhammad (s.a.a.s.) sprach:
Wer sich gegen einen Muslim schlecht verhنlt, verhنlt sich mir gegenüber schlecht. Und
wer sich mir gegenüber schlecht verhنlt, verhنlt sich Gott gegenüber schlecht. Er wird in
Thora, Evangelium und Koran verflucht.
Auch mahnte er:
Wer einen Muslim mit bِsen, harten Blicken نngstigt, den wird Gott am Tage der
Auferstehung in Angst und Schrecken versetzen.
4.29 „Suche die Guten“
Der Mensch hat in der Regel zu vielen Kontakt. Mit den einen mehr, mit den anderen weniger.
Einige aber sind es, denen er besonders verbunden ist, zu denen er freundschaftliche Beziehungen
unterhält. Sie sind ihm lieber und vertrauter als die übrigen. Unter anderem deswegen, weil sie
denken und empfinden wir er. Sie sind ihm nicht fremd, stehen ihm innerlich nah.
Nun ist es aber so, dass Verhalten und Gesinnung jener, mit denen man oft zusammen ist,
Einfluss auf uns nehmen und auf uns, wie man so sagt, „abfärben“. Darum ist es wichtig, darauf
zu achten, mit wem wir in engeren Kontakt treten. Es sollten Freunde sein, von denen wir lernen
können, die uns nicht „ausnutzen“ und uns nicht zu Hässlichkeiten verleiten. So wird
Freundschaft zu einem Gewinn für uns. Ganz abgesehen davon, dass gute Freunde unserem
Image zugute kommen und uns in unserem Leben Halt und Stütze sind.
Amir al Mu’minan Ali (a.s.) sagte:
لى الخير { £ صحاب من يد ّ D ير %
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Die besten Freunde sind dir jene, die dich zum Guten motivieren.
Auch erinnerte an dieses:
. المرء يوزن بخلي
Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir wer du bist.
Das heißt, die Wertigkeit eines Menschen ist auch unter Berücksichtigung jener, mit denen er
befreundet ist, festzustellen.
4.30 Meide üble „ Charaktere“
Sich mit üblen „Charakteren“ zu befreunden ist niemals ein Gewinn, im Gegenteil. Derartige
Freundschaften und Beziehungen führen dazu, dass Klarheit und wahre Freude aus unserem
Leben weichen. Fragen wir beispielsweise „Kriminelle“, warum sie auf die schiefe Bahn geraten
sind, so antworten sie in der Regel: Wir hatten schlechten Umgang. Wir gaben uns mit „üblen
Charakteren“ ab, mit Dieben, Hehlern, Ganoven, Rauschgiftsüchtigen... Sie haben uns zu unseren
Straftaten verleitet. Kaum ein Straffälliggewordener ist anzutreffen, der aus freien Stücken, d.h.
ohne dazu animiert bzw. motiviert worden zu sein, seine „kriminelle Laufbahn“ eingeschlagen
hätte.
Amir al Mu’minan Ali (a.s) warnte:
Hüte dich vor Umgang mit Frevlern. Sie werden dich zu dem machen, was sie selbst sind.
Darum, weil sie dich nicht akzeptieren, wenn du anders sein willst als sie.
Auch mahnte er:
لنّافة . عك AB ك و مصادقة الفجر فانهّ ي _ ا ّ
Halte dich fern von Gaunern und Ganoven, da sie dich zu einem schnِden Preis
verschachern werden.
4.31 Aufrichtigkeit
Das, was einer Gesellschaft zugrunde liegt, sind die ihrer einzelnen Mitglieder zueinander. Diese
Kontakte werden vor allen Dingen durch Worte hergestellt. Man spricht miteinander, teilt sich
gegenseitig seine Gedanken, Wünsche, Hoffnungen, Erwartungen und Besorgnisse mit..., sagt,
was man benötigt, schaffen und erreichen möchte. Das heißt, die gesunde Kommunikation, das
aufrichtige Gespräch, das Wahrheiten vermittelt, zählt zu den Notwendigkeiten einer intakten
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Gesellschaft. Wenn sie sich entfalten und Fortschritte erzielen möchte, kann sie darauf nicht
verzichten.
All das Positive, das durch Aufrichtigkeit geboren wird, lässt sich in einigen wenigen Sätzen
zusammenfassen:
Erstens: Der Aufrichtige genießt das Vertrauen seiner Umwelt, welche sich nicht genötigt sieht,
die jedes seiner Worte zu überprüfen.
Zweitens: Er steht vor sich selber „aufrecht“ da und ist vor den ständigen Sorgen, die das Lügen
dem Lügner bereitet, bewahrt.
Drittens: Der Aufrichtige hält sich an sein Versprechen und hütet das was man ihm anvertraut,
denn er ist ehrlich und somit zuverlässig in Wort und Tat.
Viertens: Durch Aufrichtigkeit wird Missverständnissen und Konflikten vorgebeugt. Denn das
Gros aller Kontroversen und zwischenmenschlichen Probleme entsteht dadurch, dass man
zueinander nicht ehrlich ist.
Fünftens: Die meisten moralischen „Mankos“ und Vorstöße gegen Recht und Gerechtigkeit
lassen sich durch Aufrichtigkeit vermeiden bzw. ausschalten. Darum, weil viele nur deswegen,
am irgendwelche „Schwachstellen“ zu bemänteln, zur Lüge und anderen Hässlichkeiten greifen.
Amir al Mu’minan Au (a.s.) mahnte:
Wahrer Muslim ist der, welcher auch wenn es zu seinem Nachteil wنre – die Wahrheit
kundtut und ihr vor der Lüge – gleichwohl diese dein نuكerem Schein nach zu seinem
Vorteil wنre, den Vorzug gibt. Durch diese Aufrichtigkeit aber findet er zu innerer Ruhe,
nicht durch Lüge.
4.32 ـber die Lüge
Das Negative der Lüge ist im Großen und Ganzen bekannt. Darum wollen wir nur noch an
folgenden Punkt erinnern:
Unaufrichtigkeit ist der Erzfeind einer jeden Gemeinschaft und Gesellschaft und führt zu deren
Ruin, wenn nicht Abhilfe geschaffen wird. Darum, weil die Lüge wie Rauschgift wirkt, das nach
und nach des Menschen Vernunft und Gewissen einschläfert. Weil sie die Tatsachen verschleiert
und letztendlich die Fähigkeit raubt, Schlechtes von Gutem unterscheiden zu können.
Im Islam wird daher die Lüge als eine große Sünde betrachtet und gewertet.
Prophet Muhammad (s.a.a.s.) sagte:
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Drei Gruppen sind „munafiq“, d.h. heuchlerisch, und unehrlich..., auch wenn sie das Gebet
sprechen und fasten sollten: Zum einen die Lügner, dann diejenigen, die das, was sie
versprechen, nicht halten und drittens jene, die an dem, was man ihnen anvertraut, Verrat
begehen.
Imam Ali (a.s.) mahnte:
Der wird die Süكe des Glaubens kosten, der die Lüge – auch wenn sie nur im Scherz über
die Lippen kنme – konsequent meidet.
Zu Lügen ist nicht nur religionsrechtlich gesehen hässlich und sündig, sondern wird „instinktiv“
vom Menschen abgelehnt. Sein Gewissen, sein inneres Erkennen sträuben sich gegen
Unehrlichkeit und Unwahrheiten. Nein, die Lüge ist des Menschen nicht würdig...
Unter anderem deswegen, weil ein gesundes Miteinanderleben und – arbeiten durch
Unaufrichtigkeit „zersetzt“ und „faulig“ wird. Und so in einer Gemeinschaft statt der Ehrlichkeit
die Lüge herrscht, wird erstere – d.h. die Gemeinschaft – rasch zugrunde gehen. Schließlich sind
Zuverlässigkeit und Vertrauen jene wesentliche Basis, die einer jeden Gesellschaft – sei sie groß
oder klein – Halt geben. Wie schlimm lebt es sich doch in einer „Gemeinschaft“, in der der eine
dem anderen misstraut, in der Unehrlichkeit und Argwohn das Zepter führen! Mehr oder weniger
isoliert voneinander leben die einzelnen „miteinander“, eben wegen des Misstrauens und der
Unzuverlässigkeit, die unter ihnen gegeben sind...
Ganz abgesehen davon: Der Mensch hat in seinem Leben ununterbrochen mit externen Faktoren
zu tun. Mit ihnen steht sein Leben in engem Zusammenhang. Er arbeitet, schafft und müht sich
und benutzt dazu sein Denken, Wissen und seine Informationen. Informationen, die er selbst
erwirbt oder aber durch seine Mitmenschen erhält...
Kurz, er ist auf richtige Kenntnisse angewiesen..., sei es, das er sie selbst gewinnt oder durch
andere in Erfahrung bringt. Dass falsche Mitteilungen und Resultate das Rad seines Lebens aus
der Bahn werfen können, ist allseits bekannt. Wird ihm – um ein simples Beispiel anzuführen –
gesagt, dass er jenen Weg einzuschlagen hat, um ans Ziel zu kommen, sich dieser Weg aber als
Irrweg oder Abgrund erweist, so schliddert er, wenn er dieser falschen Information Glauben
schenkt und sich an ihr orientiert, möglicherweise in ein höchst unerfreuliches Fiasko hinein...,
ganz zu schweigen davon, dass er seine Zeit und Kraft vergeudet.
Kurz, wenn es die Lüge ist, die in einer Gesellschaft das Sagen hat, wird sich niemand mehr auf
den anderen verlassen können, da nur noch falsche Informationen und Berichte kursieren und
einer dem anderen mit Argwohn und Misstrauen begegnet. Ein großes Dilemma für die
betroffene Gesellschaft, ein Dilemma, das sie in den Ruin treibt.
Daher: Ein Lügner ist eine „Person ohne Persönlichkeit“, ist jemand, der gewissenlos betrügt...,
ein Feind der Gesellschaft. Er ist unzuverlässig, unglaubwürdig und schaufelt sich selbst – sich
mit eigenen Händen der göttlichen Verdammnis aussetzend – sein Grab...
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4.33 ـble Nachrede, Verleumden
Über andere negativ zu sprechen – und dazu noch hinter ihrem Rücken – ist „üble Nachrede“.
Und wenn derartiges gar auf Unwahrheit beruht, so bezeichnet man es als „Verleumdung“.
Gott hat den Menschen – mit Ausnahme der Propheten und Imame (a.s.) – nicht „unfehlbar“
erschaffen. Und ein jeder begeht, aufgrund seiner „Schwachstellen“, Fehler und strauchelt hin
und wieder. Mit anderen Worten, die meisten leben ihr Leben samt ihren Mängeln und
Unzulänglichkeiten, ohne dass diese den Mitmenschen sonderlich auffallen.
Auch hierin – d.h., dass die Unzulänglichkeiten des Menschen seiner Umwelt mehr oder weniger
verborgen bleiben – ist die Weisheit des Allmächtigen und Erhabenen Gottes zu erkennen. Wie
könnte sich auch der einzelne in Ruhe entfalten und an sich selbst „arbeiten“, wenn er ständig auf
seine schwachen Punkte hingewiesen und an den Pranger gestellt würde.
Gott hat aber in Seiner grenzenlosen Huld und Weisheit einen „Schleier“ über die Mängel des
Menschen gelegt. Entfernte man diesen nur für einen Augenblick, so wären seine Mitmenschen
über seine Schwächen gleich im Bilde. Man würde ihn mit „anderen Augen“ betrachten und
möglicherweise einen Bogen um ihn machen. Das aber wäre das Ende einer intakten
Gesellschaft...
Der Erhabene Gott hat daher strikt untersagt, über andere „schlecht zu reden“, sie in den Augen
anderer abzuwerten. Damit das Milieu ein gutes und freundliches sei, in dessen Frieden einem
jeden die Gelegenheit gegeben ist, sich unbehelligt und in aller Ruhe berichtigen zu können.
Gott spricht im 12. Vers der Sure 49, Hugurat:
Meidet üble Nachrede, denn über seine muslimischen Geschwister schlecht zu sprechen ist
so, als würde man am Fleisch seines toten (wehrlosen) Bruders nagen.
Zu verleumden aber ist noch um ein Vielfaches schlimmer als üble Nachrede. Wie abgrundtief
hässlich und niedrig derartiges ist, ist dem, der sich sein menschliches Empfinden bewahrt hat,
offenkundig. Gott weist auf das schwere Vergehen dessen, der verleumdet, hin und spricht im
105. Vers der Sure 16, Nahl:
Die Verleumder glauben nicht an Gott…