Nach dem Leben ( Zurückverwandelt )
Wenn wir ausschließlich das Leben in dieser Welt sehen würden, ohne das Leben im Jenseits miteinzubeziehen, wäre dies zweifellos sinn- und zwecklos! Das wäre genau so, als wollte man das Leben des ungeborenen Kindes ohne sein späteres Leben in dieser Welt in Betracht ziehen.
Ein Kind, das noch im engen und dunklen Mutterleib ist, würde, wenn es bereits schlussfolgern könnte und über das Dasein und Leben eines Embryos nachdächte, tatsächlich staunen! "Warum bin ich in diesem finsteren Gefängnis eingeschlossen? Warum muss ich inmitten von Wasser herumstrampeln? Welchen Sinn hat mein Dasein nur? Seit wann bin ich hier? Wozu bin hier?"
Aber wenn es aufgeklärt und ihm gesagt würde: "Das ist nur eine vorübergehende Zeit! Deine Glieder und Organe entwickeln sich hier! Sie werden kräftig und bereit zu einem Leben voller Bewegung und Bemühen in einer großen, weiten Welt! Nach neun Monaten kommt dann das Gebot zu Deiner Befreiung; dann wirst Du in eine Welt eintreten, in der es eine strahlende Sonne, einen leuchtenden Mond, grüne Bäume, Bäche und Flüsse voller Wasser und viele andere gute Dinge mehr gibt." Dann würde es froh und erleichtert aufatmen und sprechen: "Nun habe ich den Sinn meines Daseins hier verstanden! Das ist lediglich eine Vorstufe. Eine Art 'Sprungbrett' oder Vorbereitungsunterricht zur großen Universität des Lebens in der irdischen Welt!"
Wenn das Dasein des Embryos nicht in Verbindung mit dem Leben in dieser Welt stünde, wäre alles sinnlos, düster und aussichtslos für es! Eine beängstigende Gefängniszelle ohne Sinn und Zweck! Ein Kerker voll quälender, erdrückender Ziel- und Hoffnungslosigkeit !
Ebenso verhält es sich im Hinblick auf das Leben in dieser Welt und seine Beziehung zum Leben nach dem Tode. Wozu wäre es denn ansonsten wohl notwendig, dass wir uns siebzig Jahre lang oder einige Jahre mehr oder weniger in diesem Leben abstrampeln und inmitten all der Schwierigkeiten und Probleme abmühen?
Eine Zeitlang sind wir, wie man so schön sagt, "noch grün hinter den Ohren" und ohne Erfahrung! Und wenn wir dann endlich herangereift sind, ist unser Leben auch schon zu Ende. Eine Zeitlang müssen wir uns um Wissen und Erfahrung bemühen, und wenn wir dann - was unsere Erkenntnisse anbelangt - weiser geworden sind, ist unser Haar weiß, sind wir alt und müde geworden!
Wozu leben wir überhaupt? Um zu essen, uns zu kleiden und zu schlafen? Damit sich dieses durch viele Jahre hindurch ständig wiederholt? Dieses hohe Firmament, die weite Erde, die vielen Vorbereitungen und Vorstufen, all dieses Lernen und Studieren, Sammeln von Kenntnissen und Erfahrungen, die vielen Lehrer und Vorbilder usw. - existiert dies alles nur des Essens, Schlafens und Kleidens wegen und dafür, daß diese einfachen Dinge immer und immer wieder getan werden?
Genau das ist der Grund, weshalb das Leben jenen sinnlos erscheint, die nicht an die Auferstehung glauben. Sie können diese geringfügigen Belange nicht als Sinn und Ziel akzeptieren, und an ein Leben in einer Welt nach dem Tode glauben sie nicht! Daher kommt es auch, daß einige Selbstmord begehen, um sich aus diesem sinn- und zwecklosen Leben zu befreien.
Wenn wir aber davon ausgehen, daß das irdische Leben das Feld ist, auf dem wir säen, stellt sich diese Welt als ein Acker dar, auf dem wir den Samen ausstreuen und dessen Früchte wir im jenseitigen ewigen Leben ernten. Die Welt hier ist eine Art Universität, in der wir uns Wissen anzueignen und für ein Leben in der Ewigkeit vorzubereiten haben. Es ist eine Übergangswelt, eine Brücke, die wir passieren müssen. Aus dieser Perspektive gesehen ist die Welt nicht länger ohne Sinn und Bedeutung, sondern eine Voraussetzung und Vorbereitung für ein ewiges Dasein, für ein immerwährendes Leben, in dessen Lichte all unser Bemühen nur gering erscheint, sei es auch noch so groß und intensiv. Der Glaube an die Auferstehung gibt dem menschlichen Leben Sinn und befreit von Unruhe, Angst und Ziellosigkeit!
Glaube an die Auferstehung: ein wichtiger Aspekt in der Erziehung!
Abgesehen davon hat auch das Wissen vom " Jüngsten Gericht" dem Gericht am Tage der Auferstehung - großen Einfluß auf unser Leben und unsere Lebensführung!
Stellt euch vor, in irgendeinem Lande hieße es: "An dem und dem Tage im Jahr werden Verbrechen straffrei bleiben. An dem Tage werden keine Gerichts- oder Polizeiakten angelegt! " Die Leute könnten dann in aller Ruhe und mit der Gewißheit, daß keine Verurteilung erfolgen wird, jenen Tag ganz so verleben, wie es ihnen passt! Sie könnten stehlen, schlagen, morden, brennen, usw.! Sämtliche Ordnungskräfte wären an jenem Tage beurlaubt, Gerichte und Justizgebäude geschlossen, und auch am nächsten Tage, an dem das Leben wieder seinen gewohnten Gang ginge, würden die Verbrechen und Straftaten des Vortages nicht vor einem Anwalt, der Polizei oder dem Richter erörtert werden. Stellt euch das nur einmal vor! Was meint Ihr wohl, was das für Folgen hätte! Wie würden sich an jenem Tag Land und Gesellschaft zeigen?
Glaube an die Auferstehung heißt gleichzeitig Glaube an das "Jüngste Gericht", das in keinem Fall mit den weltlichen Gerichten vergleichbar ist. Diese große Gericht hat folgende Merkmale: I. Es ist ein Gericht, in den indirekte oder direkte "Beziehungen" nichts nützen. Das Gesetz kann nicht aufgrund von "Beziehungen" und die Ansichten des Richters können nicht durch falsche Indizien beeinflußt werden.
2. Es ist ein Gericht, das des Aufwandes der weltlichen Gerichte nicht bedarf und in dem es deshalb kein Hinauszögern und schleppendes Sich-Hinziehen gibt. Blitzschnell und präzise wird geprüft und befunden.
3. Es ist ein Gericht, in dem die Taten der Einzelnen deren "Gerichtsakten" darstellen; d.h. ihre Taten selbst werden gegenwärtig und sagen über den Täter und dessen Handeln aus; und ihre Aussage ist so unwiderlegbar, daß dem, der sie ausführte, keine Möglichkeit zum Leugnen und Dementieren bleibt.
4. Zeugen des Gerichts sind Hände, Füße, Augen, Ohren, Zunge und Haut des Menschen, und selbst die Erde und die Türen und Wände des Hauses, in dem sich das Gute bzw. Schlechte ereignete. Das sind Zeugen, die ebenso wie die Tatfolgen nicht zu bestreiten sind.
5. Dieses Gericht ist ein Gericht, in dem Gott der Richter ist. Gott, Der über alles und jeden Bescheid weiß, Der nichts und niemanden braucht und gerechter ist als alle und alles!
6. Abgesehen davon liegen der Bestrafung oder Belohnung durch dieses Gericht keine Abmachungen oder Verträge zugrunde. (Sie unterliegen nicht den unterschiedlichen Bestimmungen und Vorschriften der einzelnen Länder, aufgrund derer die Urteile in den Gesellschaften unserer.Erde verschieden ausfallen).
Und mehr noch als das! Es sind unsere Taten, die Gestalt annehmen, neben uns treten und uns quälen, oder aber uns beglücken, uns Frieden und Freude schenken. Der Glaube an ein solches Gericht läßt den Menschen wie Imam Ali (a.s.) sprechen: "Ich schwöre bei Gott! Es ist mir lieber, abends bis morgens anstatt auf einem weichen Lager auf Dornen zubringen zu müssen und an Händen und Füßen gekettet durch Straßen und Basar gezerrt zu werden, als vor dem großen Gericht meines Herrn und Gottes erscheinen zu müssen mit der Schuld beladen, einem Seiner Geschöpfe Unrecht getan oder das Recht eines anderen verletzt zu haben." (Nahg-ul-Balagah, Predigt 224).
Es ist die Gewißheit von diesem Gericht, die den Menschen veranlaßt, wie Ali (a.s.) glühendes Eisen nah an die Hand seines Bruders zu bringen, der bei der Verteilung des "Bayt-ul-mal" (d.h. des öffentlichen Guthabens) für Bevorzugung und Diskriminierung eintritt, und ihm dann, wenn er erschrocken aufschreit, warnend zu sagen: "Du schreist auf wegen dieses geringfügigen Glühens und Brennens, das in der Hand des Menschen wie ein Spiel ist. Aber Deinen Bruder willst Du in das grauenvolle Feuer zerren, das durch den Zorn Gottes entzündet wurde?" (Nahg-ul-Balagah, Predigt 224 ).
Kann ein Mensch, der von einem solchen Glauben und einer derartigen Überzeugung erfüllt ist, hinters Licht geführt und betrogen werden? Kann dessen Gewissen durch Bestechungsgelder beschwichtigt werden? Kann er durch Drohung oder Ermunterung vom rechten Weg in Richtung Unrecht und Tyrannei abgebracht werden?
Der Heilige Qur'an sagt: "Und das Buch (ihrer Taten) wird ihnen vorgelegt, und du wirst die Schuldigen in Ängsten sehen angesichts dessen, was darin ist; und sie werden sprechen: '0 wehe uns! Was für ein Buch ist das! Es läßt nichts aus, klein oder groß, sondern hält alles aufgezeichnet. ' Und sie werden alles gegenwärtig finden, was sie getan,. und dein Herr tut keinem Unrecht." (Sure al-Kahf, Vers 49)
Dieses Wissen ruft im Menschen Pflichtempfinden im Hinblick auf jegliches Tun und Lassen hervor; ein Pflichtempfinden, das ihn zügelt und vor Irrwegen, Entgleisungen und unrechtem Handeln warnt.