Selbstlosigkeit ist leicht und Eigennutz schwer
Menschen in ungebildeten Gesellschaften denken normalerweise erst an ihre eigenen Wünsche und Interessen. Sie handeln stets mit dem Gedanken, dass „mein Wohlergehen, Vergnügen und meine Bequemlichkeit erst kommen.“ Selbstlosigkeit erscheint solchen Menschen als sehr schwer. Egoistisches Verhalten wird als klug und selbstloses Verhalten wird als naiv interpretiert, wohingegen ist für diejenigen, die an Gott glauben und selbstlose Taten verüben, um Gottes Zustimmung zu gewinnen, die Selbstlosigkeit ein großer Preis und ein extrem leichter Akt der Anbetung.
Gott erzählt uns von den selbstlosen Gedanken der Gläubigen:
Und die den Armen und die Waise und den Gefangenen speisen, auch wenn sie der Nahrung selbst bedürfen. "Seht, wir speisen euch um Gottes willen Wir wollen weder Belohnung von euch noch Dank. Seht wir fürchten einen finsteren, unheilvollen Tag von Seiten unseres Herrn." Darum wird Gott sie vor dem Übel dieses Tages bewahren und ihnen Licht und Freude gewähren. (Qur'an, 76:8-11)
Ein Gläubiger weiß dass er, in Erwiderung auf die selbstlosen Taten, die er getan hat, Gottes Zustimmung gewinnen wird und die Gnaden des Jenseits, wo er „Glanz und reine Freude“ erfahren wird, wie der Vers angibt, und die Dinge, die er geopfert hat, werden keine Wichtigkeit haben. In diesem Leben, welches temporär, kurz und voller Mängel ist, wird selbst der am meisten geliebte Besitz eines Menschen keinen Wert und keine Schönheit haben im Vergleich zu Gottes Befriedigung und dem Himmel, den Er als Belohnung geben wird. Gläubige, die hieran glauben, erwarten weder Anerkennung noch hinterlassen andere Menschen mit dem Gefühl, dass sie sich für ihre Güte verpflichtet fühlen, ganz gleich wie groß sie auch sein möge.
Gott verspricht des Weiteren auch Reichtum und Segen in dieser Welt und gewährt dem Selbstlosen mehr, als er geopfert hat. Gott drückt dieses Versprechen im folgenden Vers aus:
Wer ist es, der Gott ein schönes Darlehen leiht? Er wird es ihm um viele Male verdoppeln. Und Gott gibt mehr oder weniger. Und zu Ihm müsst ihr zurück. (Qur'an, 2:245)
Die ihr Vermögen auf Gottes Weg ausgeben, gleichen einem Korn, das in sieben ähren schießt, in jeder ähre hundert Körner. Und Gott gibt doppelt, wem Er will, und Gott ist umfassend und wissend. Die ihr Vermögen auf Gottes Weg ausgeben und, nachdem sie gespendet haben, ihr Verdienst nicht herausstellen und keine Gefühle verletzen, die finden ihren Lohn bei ihrem Herrn. Keine Furcht wird über sie kommen, und sie werden nicht traurig sein. (Qur'an, 2:261-262)
Für diejenigen, die nicht an Gott und das Jenseits glauben, ist das Opfern ein großer Verlust und wird als nachteilig für ihre Interessen angesehen. Weil sie keinen Glauben haben, verkennen sie die wunderbaren Vorteile, die für sie ein großer Gewinn sein sollten, als bösen Verlust. Sie leben mit der Spannung und dem Leid des Eigennutzes, im Versuch, ihre Besitztümer und ihr Geld fest in ihren Händen zu halten. Selbst wenn sie zuhause sitzen, befinden sie sich in fortwährendem Unbehagen. Ihre Möbel alternd, ihr Essen verbraucht, ihre Freunde, die sie besuchen, sind stets eine Form des Leidens und der Schwierigkeiten für Menschen dieser Art. Sie quälen sich selbst mit ihrer Dekadenz und verpassen das Wohlbehagen und den Reichtum, den die Schicklichkeit bringt.
Vergebung ist das Beste und Vorteilhafteste
für den Menschen
Er ist es, Welcher die Reue Seiner Diener annimmt und Untaten vergibt. Und Er weiß, was ihr tut. (Quran, 42:25)
Wie in diesem Vers ausgedrückt, ist Gott vergebend. Gläubige, die die Sitten befolgen, denen Gott zustimmt, wissen zu vergeben, wenn sie Missgunst begegnen, und wie Boshaftigkeit durch Güte zu verbannen ist. Ohne Zweifel Boshaftigkeit durch Geduld zu übersehen und nicht rachsüchtig sein, indem dem Missetäter vergeben wird, sind Qualitäten, die einer frommen Person eigentümlich sind. Die Belohnung für dieses Verhalten ist Gottes Zustimmung und Liebe. Gott unterrichtet uns in einem Seiner Verse:
Die da spenden in Freud und Leid und den Zorn unterdrücken und den Menschen vergeben – und Gott liebt die Gutes Tuenden. (Quran, 3:134)
Durch Reagieren von Güte auf Missetaten würde der vergebende Mensch auch einen Ort voller Frieden und Wohlergehen für sich selbst und die anderen erschaffen. Selbstverständlich ist so eine Umgebung im Hinblick auf Ruhe, Wohlergehen und Frieden einem Ort, der von fortwährender Rache, Neid, Hass und Feindseligkeit regiert wird, erheblich überlegen. Natürlich muss für einige Zeit das Individuum sich selbst kontrollieren und große Geduld ausüben, um sich selbst von Wut und Gefühlen der Missgunst zu befreien, welche anfangs in ihm aufsteigen, aber als Gegenleistung wird er eine Umgebung und Seele voller Freundschaft, Liebe, Respekt und Frieden erlangen. Dies ist, was Gott Gläubigen in Seinen Versen mitteilt:
Das Gute und das Böse sind fürwahr nicht gleich. Wehre (das Böse) mit Besserem ab, und schon wird der, zwischen dem und dir Feindschaft war, dir wie echter Freund werden. Aber dies geschieht nur denjenigen, die standhaft sind, ja nur Menschen von besonderer Begnadung. (Qur'an, 41:34-35)
Als Belohnung für gute Sitten gibt Gott den Menschen ein gutes und leichtes Leben. Um eine Person, die niemals vergibt, sind stets Feinde, die ihn hassen und verabscheuen, indes jemand, der vergibt, mit einem Leben voll mit Wohlbehagen und Frieden in dieser Welt und warmen Freunden gesegnet ist.
Bescheidenheit bringt ein leichtes und
angenehmes Leben hervor
Hochmut und ein Gefühl der Überlegenheit rufen die größten Leiden und Schwierigkeiten hervor. Bescheidenheit auf der anderen Seite bringt einer Person Wohlbehagen und Frieden. Zunächst einmal denkt ein hochmütiger Mensch, dass er alle Qualitäten besitzt. Zum Beispiel prahlt er mit seiner Intelligenz, anstelle darüber nachzudenken, dass sein Gehirn als Gnade durch Gott gegeben ist, und Ihm zu danken. Durch Vergrößern seiner Qualitäten sieht er die um ihn herum als unterlegen und setzt sie herab. Als Ergebnis dieses Verhaltens mögen ihn die Leute in seinem Umfeld nicht und sehen ihn als widerwärtig an. Einige Menschen könnten ihm vielleicht Respekt zollen, weil er auf ihnen herumtrampeln kann. Aber der Respekt gegenüber einer arroganten Person ist nicht echt, ehrlich, und von Herzen kommend, sondern eher ein gespieltes Verhalten, um dem Schaden durch seine Arroganz und Eingebildetheit zu entkommen. Deshalb kann eine hochmütige Person keine Freunde haben, die mit ihm in echter, ehrlicher und aufrichtiger Liebe verbunden sind. Es werden immer Menschen um ihn sein, die falschen Respekt und Achtung zeigen.
Ein weiterer großer Schmerz, den eine hochmütige Person sich selbst zufügt, ist es stets zu versuchen ohne Unvollkommenheiten oder Unzulänglichkeiten aufzutreten. Wie im Beispiel, das wir oben erwähnt haben, behauptet einer, der ob seiner Intelligenz eingebildet ist, dass er immer die intelligenteste Person ist. Er kann niemals zugeben, dass er Fehler macht. Wenn er einen Fehler macht, versucht er alles ihm Mögliche zu tun, damit die anderen es nicht bemerken; er lügt sogar darüber und so erniedrigt er sich selbst. Allerdings sind menschliche Wesen extrem verletzlich, voller Mängel, und werden jeden Moment in diesem irdischen Leben getestet. Als Resultat ist es nur natürlich, dass sie voller Mängel sind und viele Fehler begehen. Dies vor anderen verstecken zu versuchen ist wirklich bedeutungslos und unnötig. Erkennen, dass Gott alles sieht und weiß, dass Menschen schwach und voller Unzulänglichkeiten sind, und dass nicht wichtig ist, wie man in den Augen der anderen erscheint, sondern welche Position man in Gottes Augen einnimmt, dies wird das Leben leicht und friedlich machen; die Schultern einer Person werden nicht mehr durch Elend gebogen sein.
Eine andere Auffassung, die ein Mensch hat, welche großes Leid verursacht, ist die, dass man sich selbst wegen gewisser Qualitäten wertvoller als andere ansieht. Dies ist auch eine Eigenschaft von Satan. Als Gott den Propheten Adam (a.s.) erschuf, befahl Er Satan und all die Engel sich vor Ihm zu verbeugen. Die Engel, von Gott mit guten Sitten erschaffen, verbeugten sich unmittelbar. Satan indes bestand darauf sich nicht zu Verbeugen und gab folgende Entschuldigung:
Er antwortete: "Ich bin besser als er! Mich hast Du aus Feuer erschaffen, ihn aber nur aus Lehm." (Quran, 38:77)
Wie aus diesem Vers klar wird, wurde Satan, weil er sich als gegenüber den anderen Geschöpfen überlegen fühlte, wild genug, um Gott den Gehorsam zu verweigern.
Der Quran erwähnt auch diejenigen, die von der wahren Religion abfielen, weil sie sich selbst als anderen gegenüber überlegen sahen. Zum Beispiel kamen die Juden und Christen ab, indem sie sagten:
... „Wir sind Gottes Kinder und Seine Lieblinge.“ ... (Quran, 5:18)
Trotzdem sind alle Menschenwesen, auch sie eingeschlossen, Gottes verletzliche Schöpfungen. Jede Person ist von Gott abhängig und folgt dem Schicksal, das Gott für sie bestimmt hat. Niemand kann allein durch sich bestimmte Qualitäten entwickeln und durch diese Überlegenheit erreichen. Die Überlegenheit von Menschen kann nur am Versuch Gott näherzukommen und an deren Gottesfürchtigkeit gemessen werden.
Die Antwort, die Gott jenen gibt, die annehmen, dass sie außergewöhnlich und überlegen sind, ist:
... Sprich: "Weshalb straft Er euch dann für eure Sünden? Nein, ihr seid Menschen wie alle, die Er erschaffen hat." Er verzeiht, wem Er will, und Gottes ist das Reich der Himmel und der Erde und was zwischen beiden ist. Und zu Ihm ist die Heimkehr. (Quran, 5:18)
Es ist eine große Last für Menschen vorzugeben, dass sie ohne Mängel sind und keine Fehler machen. Sie versuchen unter den Gleichrangigen außergewöhnlich zu sein, und deswegen beobachten sie ständig ihr Verhalten und sind anmaßend im Auftreten. Zum Beispiel wollen sie, wenn sie an einem Treffen teilnehmen, die einflussreichste Rede halten, am besten gekleidet ein, derjenige sein, der mit der cleversten Lösung aufkommt, und derjenige, der die meiste Aufmerksamkeit erregt. Wenn sie in irgendeiner Art von Versammlung sind, versuchen sie eine Aura von Außergewöhnlichkeit, Auszeichnung und Überlegenheit auszustrahlen, bis hin zum Stuhl, den sie sich aussuchen, um darauf zu sitzen; sie können niemals akzeptieren, dass sie unbemerkt unter den anderen sich bewegen. Und deswegen sind sie so, als würden sie die ganze Zeit auf Nadeln sitzen. Keines ihrer Verhalten ist natürlich oder ehrlich. Alles, was sie tun, ist berechnet und geplant, um ihren Behauptungen zu entsprechen. Die Leiden, die eine solche Person zu tragen hat, und die Last, die auf ihren Schultern ruht, sind für alle klar zu sehen.
Des Weiteren muss akzeptiert werden, dass solche Leute niemals ihre Ziele erreichen können. Während sie hochmütiger werden, ziehen sie sich den Hass und die Wut der Menschen um sie herum zu, und wenn ihnen die Dinge, die ihnen gehören genommen werden, werden sie depressiv und wütend auf das Leben. In einem Seiner Verse informiert uns Gott, dass hochmütige Menschen niemals ihre Ziele erreichen können:
Diejenigen, welche ohne jeden Beweis Gottes Zeichen bestreiten, haben in ihren Herzen gewiss nichts als Größenwahn. Doch sie werden ihr Ziel nicht erreichen. Nimm deine Zuflucht daher zu Gott. Er ist fürwahr der Hörende, der Sehende. (Quran, 40:56)
Noch wichtiger ist, dass hochmütige Menschen Gottes Liebe verlieren, da sie keine ihrer Ziele erreichen können. Gott drückt dies in einem Seiner Verse aus:
Und sei gegen die Menschen nicht hochfahrend und stolziere nicht eitel auf der Erden herum. Siehe, Gott liebt keinen eingebildeten Prahler. (Quran, 31:18)
Bescheidene Menschen andererseits erfahren niemals den Schmerz und Druck hochmütiger Menschen. Sicherlich würde jeder gerne das Beste von allem besitzen und der Beste in allem sein. Aber diejenigen, die diese Ziele anvisieren, um ihre weltlichen Begierden zu befriedigen, in den Augen der Menschen zu wachsen, und um Respekt zu erwerben, sind im schlimmsten Nachteil. Ein demütiger Mensch begehrt diese Dinge, um Gottes Zustimmung und Belohnung zu erhalten. Wenn er etwas erreicht oder eine Eigenschaft erwirbt, weiß er, dass nichts davon durch sein eigenes Zutun entstand, sondern das Ergebnis der Segnungen, die Gott ihm in seiner Güte gewährt hat, ist. Er dankt Gott, dass Er ihm diese gegeben hat, und durch Erfolg, Schönheit und Segen erweitert Er sein Schicksal. Folglich verspürt er keine Trauer, wenn er eines von ihnen verliert. Er weiß, dass dies eine Prüfung ist, und er vertraut Gott. Er beansprucht weder Erfolg, noch Niederlage, weder Schönheit, noch Hässlichkeit. Wissend, dass die geschah, um ihn in dieser Welt zu prüfen, lebt er in Wohlbehagen und Frieden.
Bediuzzaman definiert folgendermaßen den Unterschied zwischen dem Leben der hochmütigen und demütigen Menschen:
„Jemand, der sich selbst als zu hoch auffasst, wird von Schmerzen heimgesucht und stößt auf Schwierigkeiten. Jemand hingegen, der nicht auf sich selbst stolz ist, findet Glück und empfängt Gnade.“ (Bediuzzaman Said Nursi, Die Risale-i Nur Kollektion, Die Briefe Kollektion, 23ter Brief)