6.1. Frau im Islam
"O mein Volk, das Leben auf dieser Erde ist wahrlich nur ein vergänglicher Genuß ; und das Jenseits allein ist wahrlich die dauernde Heimstatt. Wer böses tut, dem soll nur mit Gleichem vergolten werden ; wer aber Gutes tut - sei es Mann oder Frau und dabei gläubig ist - , diese werden ins Paradies eintreten ; darin werden sie mit Unterhalt versorgt werden, ohne daß darüber Rechnung geführt wird ". ( Sure 40, Vers 39 ).
Nicht selten wird Muslimen und islamischen Gemeinschaften und Gesellschaften vorgeworfen, im Islam würden Frauen für minderwertiger erachtet als Männer und deshalb würden ihnen weniger Rechte und Freiheiten zugestanden als diesen.
Solche Vorwürfe kommen dadurch zustande, dass zweierlei miteinander verwechselt wird : Verhaltensmuster, Tradition und Einstellungen, die sich im Lauf der Zeit entwickelt haben und daraus resultierendes Gewohnheitsrecht in vielen sogenannten islamischen Ländern auf der einen Seite und die Rechtleitung, die Gott uns Menschen in Seiner Offenbarung an die Propheten gegeben hat, auf der anderen. Prophet Muhammad, Gott segne ihn und seine Familie, empfing in der Zeit zwischen 610 und 632 n.Chr. die letzte, uns vollständig im heiligen Qur'an überlieferte Verbaloffenbarung Gottes ; sie ist der unzweifelhafte Beweis für die göttliche Gnade und die beste Richtschnur für menschliches Handeln. Muslime, die gemäß dieser göttlichen Rechtleitung leben, unterdrücken nicht und sollen sich nicht unterdrücken lassen. Allah betont ausdrücklich :
".....Seht, Ich lasse kein Werk der Wirkenden unter euch verlorengehen, sei es von Mann oder Frau, die einen von euch sind von den anderen...." ( Sure 3, Vers 195 )
Muslimische Frauen sind der Meinung, dass die Quellentexte des Islam, nämlich der Qur'an und das, was uns über die Lebensweise des Propheten Muhammad bekannt ist, nur eine Tendenz verfolgen : Die Befreiung der Frau auf allen Gebieten unter Berücksichtigung ihrer speziell weiblichen Natur. Dieser Aspekt soll näher verdeutlicht werden.
6.2.Gleichheit vor Gott
Die Frau hat vor Gott den selben Stellenwert, wie der Mann. Sie ist ihm geistig völlig ebenbürtig. Sie ist in ihrer Fähigkeit sich zu vervollkommnen, d.h. die absoluten Eigenschaften Gottes wie Aufrichtigkeit, Schönheit, Weisheit, Großzügigkeit, Kreativität, Gerechtigkeit, Weisheit, Großzügigkeit, Wahrhaftigkeit, Lebendigkeit, Autorität, Mitgefühl, Geduld, Güte, Einzigartigkeit, Unabhängigkeit usw. anzustreben, genausowenig bzw. genausoviel eingeschränkt wie der Mann.
" Wahrlich, die muslimischen Männer und die muslimischen Frauen, Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer und die gehorsamen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die geduldigen Männer und die geduldigen Frauen, die demütigen Männer und die demütigen Frauen, die Männer, die Almosen geben, und die Frauen, die Almosen geben, die fastenden Männer und die fastenden Frauen, die Männer, die ihre Keuschheit wahren, und die Frauen, die ihre Keuschheit wahren, die Männer, die Allah häufig gedenken, und die Frauen, die Allah häufig gedenken - Allah hat ihnen allen Vergebung und großen Lohn bereitet. " ( Sure 33, Vers 35 ).
In zahlreichen quranischen Versen wird eindeutig die Ansicht vertreten, dass Frauen und Männer aus einen ihnen entsprechenden Wesen erschaffen worden sind. Über den ersten Menschen heißt es :
" ..Der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat, und aus ihm das ihm entsprechende andere Wesen, und aus ihnen beiden viele Männer und Frauen hat hervorgehen und sich über die Erde ausbreiten lassen..." ( Sure 4, Vers 1 )
Quranisch gesehen gibt es keine größere Anfälligkeit der Frau für Sünde. Der Islam lehrt uns, dass beide Urtypen des Menschengeschlechtes Adam und Eva, jeder selbstverantwortlich Gottes Gebot übertraten. Eva war nicht die Verführerin Adams !
" Doch Satan ließ beide daran straucheln und trieb sie von dort, worin sie waren. " ( Sure 2, Vers 37 )
Nicht nur Männer spielen Hauptrollen in quranischen Erzählungen, sondern der Qur'an nennt neben jedem großen Mann eine große Frau ; z.B. werden die Frauen Adams und Abrahams sowie die Mutter Moses und Jesus gepriesen, aber auch die Ehefrau Pharaos. Über Maria, deren Name die 19. Sure (Maryam) trägt, heißt es, sie habe eine solche Stellung erreicht, dass sie Zacharias, den Propheten ihrer Zeit, hinter sich ließ und ihn in Erstaunen versetzte.
Es gibt keinen Grund, warum nicht auch eine Frau aktiv bei der Gestaltung und dem Aufbau der Gesellschaft mitarbeiten könnte. In der echten islamischen Umma sind beide, sowohl Mann als auch Frau, engagierte vollwertige Mitglieder. Beide haben das Recht und die Aufgabe an der Bildung einer gerechten Ordnung mitzuwirken. Sie sind politisch gleichberechtigt.
" Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Freund. Sie gebieten das Gute und verwehren das Schlechte und verrichten das Gebet und zahlen die Zakat und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist allmächtig, allweise. " ( Sure 9 , Vers 71 )
Der Islam erkennt den Grundsatz der Gleichberechtigung der Menschen im Falle unterschiedlicher Geschlechter an, aber er richtet sich gegen die Identität der Rechte und Pflichten beider. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind komplementär. Sie haben mit der Unvollkommenheit des einen und der Vollkommenheit des anderen nichts zu tun.
Mann und Frau, die für ein gemeinsames Leben geschaffen worden sind, ergänzen sich durch diese Unterschiede gegenseitig. Wenn die Frau danach strebt, sich zu verändern, weiterzuentwickeln und die Attribute Gottes zu assimilieren, so bedeutet das, allen starren Normen zu verneinen und zum höchsten Ziel vorwärts zuschreiten. Es handelt sich dabei um einen immerwährenden Prozeß der Vervollkommnung, nicht um eine Zurechtstutzung in Schablonen und Stereotypen; es handelt sich aber auch nicht um eine Veränderung, die darauf hinausliefe zum das männliche und weibliche Prinzip vereinenden Einzelwesen zu werden.
Es bräuchte sonst keine Polarität in der Schöpfung zu geben.
6.3.Islamisches Frauenideal :
Sie ist eine Frau, die philosophische Gedanken nicht von der Sorge um ihre Mitmenschen ablenken. Ihr soziales Engagement führt nicht zu dem Hang, es den Leuten in jedem Fall recht machen zu wollen, Wissen raubt ihr nicht den Sinn für den Glauben, Gottesfurcht macht aus ihr kein Frömmchen, das zu nichts zu gebrauchen ist.
Sie ist eine Frau der Poesie ebenso wie des kritischen Eintretens für Gerechtigkeit. Sie hat wahre Menschlichkeit in sich vereint. Das Leben hat sie nicht zu einem eindimensionalen gebrochenen Geschöpf gemacht und sie nicht von ihrem Selbst entfremdet.
6.4.Sexualität und Ehe :
Sexualität ist eine natürliche Veranlagung der Menschen mit körperlichem und spirituellem Aspekt, doch wird sie im Islam durch festgelegte Eheformen reguliert. So wird gewährleistet, dass die natürliche Verbindung zwischen Mann und Frau nicht ihren gottgewollten Charakter verliert, nämlich das näherbringen der Partner zu Gott, unserem Schöpfer und Erhalter.
" Und von jedem Ding haben Wir Paare erschaffen, auf das ihr euch vielleicht doch besinnen möchtet.!" ( Sure 51, Vers 49 )
Unzählige Gegensatzpaare als wechselseitige Erscheinungsformen eines harmonischen Ganzen lassen sich finden im Tierreich, im Pflanzenreich, im Wechsel von Tag und Nacht, in Proton und Elektron, in dem das ganze Universum durchziehenden Gesetz der gegenseitigen Anziehung und Abstoßung. Jeder einzelne Teil für sich erfüllt seinen Zweck und leistet seinen Beitrag im wunderbaren Schöpfungsplan Gottes, doch erst in der gegenseitigen Ergänzung entfalten sie ihre Stärke. Gerade die Verbindung zwischen Mann und Frau in einem gottgewollten Bund verdeutlicht uns, wie schön und notwendig das Aufeinanderwirken, der Austausch beider Pole ist. Wenn sich beide erkennen und ergänzen, ist das die beste Voraussetzung für Harmonie und Frieden zwischen ihnen und allen anderen Geschöpfen, für das Einswerden mit Seiner Schöpfung und damit auch mit Ihm!.
6.5. Schutz der Familie :
Eine gesunde Gesellschaft wird in erster Linie von gesunden Familien getragen, und gerade deshalb genießt die Familie in einem islamischen System besonderen Schutz.
Das Idealbild der Ehegemeinschaft im Islam ist nicht ein egoistisches Nebeneinander der beiden Partner, sondern ein ergänzendes Mit- und Füreinander. Aus diesem Grunde sollten die Aufgaben sinnvoll geteilt und partnerschaftlich zusammengearbeitet werden. Jeder soll dem anderen so viel Freiraum zugestehen, wie dieser zur Entfaltung seiner Idealgestalt benötigt. Ein starr festgelegtes Rollenschema gibt es im Qur'an nicht; es geht jedoch klar aus ihm hervor, dass es die wertvollste Aufgabe einer Mutter ist, die Kinder nach der Geburt weiter zu versorgen. Sie hat durch ihren körperlichen Bezug zum werdenden Leben von Anfang an die innigste Beziehung, und in den ersten Lebensjahren ist sie die primäre Bezugsperson für das kleine schutzbedürftige Wesen. Vor allem in dieser Situation ist es wichtig, dass der Vater die Beschützer- und Versorgerrolle einnimmt und auf diese Weise dem Kind eine unbelastete Kindheit ermöglicht wird.
Eine muslimische Frau darf nicht ans Haus gebunden werden, aber sie soll ihre Aufgabe als erste Bezugsperson der Kinder verantwortungsvoll übernehmen, vor allem während der ersten Lebensjahre des Kindes. Das muß die gesellschaftliche Position einer Frau in keiner Weise beeinträchtigen, höchstens ihre Produktivkraft in anderen Bereichen, z.B. im Arbeitsleben. Wenn sie aber ihren Erziehungsauftrag gewissenhaft erfüllt, ihre Kinder ethisch erzieht, legt sie damit den Grundstein für eine ethischere und damit glücklichere Gesellschaft, und so gesehen erweist sich ihr Bemühen als von unschätzbarem Wert.
Nichtsdestoweniger darf das ihre eigene Vervollkommnung und Gottergebenheit nicht beeinträchtigen.
" Verschönert ist den Menschen die Liebe zu den Begehrten, Frauen und Kindern und aufgespeicherten Haufen von Gold und Silber...Das ist die Versorgung für dieses Leben; doch Allah ist es, bei dem die schönste Heimstatt ist. Sprich : Soll Ich euch von etwas Besserem Kunde geben als diesem ?. Für diejenigen, die Gott fürchten, sind Gärten bei ihrem Herrn..." ( Sure 3, Verse 14 und 15 )